1. FC Kaiserslautern - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1977/1978 - 27. Spieltag
2:0 (1:0)
Termin: Sa 25.03.1978, 15:30 Uhr
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Günter Risse (Hattingen)
Tore: 1:0 Benny Wendt (10.), 2:0 Klaus Toppmöller (53.)
1. FC Kaiserslautern | Eintracht Frankfurt |
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Hölzenbein wirkungslos Frankfurt bot zwar streckenweise ein für das Auge gefälliges Spiel, das aber von Drucklosigkeit vor dem Lauterer Tor gekennzeichnet war. Ronnie Hellström zeigte ein paarmal seine Klasse, wurde dabei aber ausschließlich von Bernd Nickel mit Weitschüssen und Freistößen herausgefordert. An der übrigen Eintracht-Front herrschte diesmal Waffenruhe . . . Nationalspieler Hölzenbein, der als Ankurbler aus dem hinteren Mittelfeld kommen sollte, blieb gegen den eine Stunde lang laufstarken Hannes Riedl über die gesamte Distanz ohne wirkungsvollen Effekt. Und Jürgen Grabowski sah sich durch den verbissen kämpfenden Jürgen Groh wesentlich in seinen Entfaltungsmöglichkeiten eingeengt. Dadurch war das Frankfurter Spiel an seinem Lebensnerv getroffen, wiewohl sich andere Eintracht-Akteure redlich bemühten, den Vorwärtsgang wirksam werden zu lassen. Gegen das frühe Stören der Gäste vom Main fand Kaiserslautern in der ersten Hälfte lange Zeit nicht zu seinem Offensivrhythmus, zeichnete sich aber schon da durch einen bravourösen kämpferischen Einsatz aus. Nach dem Seitenwechsel entwickelten die Pfälzer endlich den Druck, den ihre Fans zuvor vermißt hatten. Koitka und Neuberger, die Zuverlässigsten in der Frankfurter Abwehr, hatten viel Arbeit zu verrichten. Das 2:0 war der gerechte Ausdruck dieser Lauterer Überlegenheit, die in der Schlußphase jedoch noch einmal dahinschwand, als einige FCK-Spieler (Riedl, Pirrung, Wendt) den vorherigen Tempoeinsätzen kräftemäßig Tribut zahlen mußten. So gab es zwar noch ein paar Zitterminuten in Hellströms Hoheitsbereich, aber die Eintracht-Angreifer waren in ihrer Gesamtheit zu harmlos, um aus dem Nachlassen beim Gegner Nutzen ziehen zu können. Nicht unter Kontrolle bekamen die Frankfurter den Kaiserslauterer Außenverteidiger Hans-Peter Briegel.
Das Hoffen auf den Abstoß ist zu wenig Sah Erich Ribbeck, der Trainer des 1. FC Kaiserslautern, den 2:0-Sieg seiner Mannschaft im Nachholspiel der Fußball-Bundesliga gegen die Frankfurter Eintracht als ein „Mosaiksteinchen" auf dem Weg in den UEFA-Pokalwettbewerb, so war beim 0:2 für die Eintracht von Mosaik keine Spur, eher von einem Puzzle, in dem nicht ein Steinchen zum anderen passen will. Von daher erscheint es völlig unverständlich, wenn Dettmar Cramer davon spricht, beide Mannschaften hätten nur allzugut gewußt, worum es in diesem Spiel ging. Konnte die Leistung beider Mannschaften wahrlich niemanden der 22.000 Zuschauer von den Sitzen reißen, so hatten die Kaiserslauterer wenigstens die bessere Einstellung mitgebracht. Ribbeck und Cramer wußten ebenfalls, worum es ging, nur schien Ribbeck seiner Mannschaft dieses Bewußtsein weit besser vermittelt zu haben, als es Cramer konnte. Das beste Beispiel dafür lieferte die Spielanlage beider Teams. Das Umschalten von Abwehr auf Angriff geschieht nämlich bei den Frankfurtern inzwischen im Zeitlupentempo. Wenn eine Mannschaft 0:2 im Rückstand liegt und sich bei eigenem Abschlag mit sechs Spielern vor dem eigenen Strafraum aufbaut und nur auf den Abstoß des Torhüters hofft, kann es mit einer schnellen Offensive wohl nichts werden. Dazu kommt von der Trainerbank zu wenig. Mit zunehmender Spielzeit schien Cramer immer tiefer in sich zu versinken, während Ribbeck an der Linie auf und ab spazierte und sich kräftig echauffierte. Gut, das mag Temperamentssache sein, aber im Sinne der Mannschaft und des möglichen Erfolgs kann eine solche Zurückhaltung nicht liegen. Beim Stande von 0:2 spielte selbst die Mannschaft noch nicht einmal auf „Alles oder Nichts", eine Mannschaft, die ansonsten so großen Wert auf ihr Selbstverständnis legt. Streckenweise schien es, als warteten die Spieler (mit nur wenigen Ausnahmen, wie zum Beispiel, Nickel) auf den erlösenden Schlußpfiff, der nach des Tages Arbeit zum Feierabend überleiten sollte. Weitaus bissiger, auch in der Anzahl der Kämpfer, die Lauterer. Und da überraschte vor allem ein Mann: Peter Briegel. Einst Zehnkämpfer, dann ein — anfangs — belächelter Fußballspieler, hat sich der Modellathlet zu einem ansprechenden Kicker gemausert. Sehenswert seine langen Sprints als Außenverteidiger an der Linie entlang (eine Flanke nach einem solchen Sprint verwertete Toppmöller in der 52. Minute zum 2:0, in der 10. hatte der Schwede Benny Wendt einen Freistoß hoch ins Toreck „gejagt"), sehenswert auch sein Kopfball kurz vor Schluß, wobei der Ball allerdings an die Latte des von Koitka ansonsten prächtig gehüteten Tores prallte. Und so nebenbei beherrschte Briegel seinen Widerpart Borchers, der bis auf einige wenige spektakuläre Szenen zu Beginn des Spiels völlig im Schatten des „Langen" stand. „Was St. Pauli kann, müssen wir auch schaffen", sagte einer der engagierten Pfälzer Fans auf der Tribüne und zeigte damit schon auf, wie niedrig die Erwartungsschwelle nach den jüngsten Frankfurter Leistungen lag. Wer gegen St. Pauli nicht zu gewinnen vermag, hat in der Pfalz eh nichts verloren, oder besser: nichts zu gewinnen. Die Eintracht war am Betzenberg schon einmal ein weitaus unbequemerer Gegner, als sie ihn an Samstag abgeben konnte. Kopfschütteln herrscht allenthalben, wenn die Sprache auf den Nationalspieler Hölzenbein kommt. Hölzenbeins neue Rolle, quasi das Feld von Strafraum zu Strafraum „aufzurollen" und nach Hase-und-Igel-Vorbild mal hier, mal dort „Bin schon da" zu rufen, dürfte nicht der beste Dienst sein, den Cramer der Mannschaft, sich selbst und auch Hölzenbein angedeihen läßt. Als zweiter Mann neben Libero Neuberger und gleichzeitig dritter Mann an vorderster Front macht sich Hölzenbein zum Mann im letzten Glied. Statt Rettungstaten im eigenen Strafraum, lagen dem Nationalspieler Überraschungstaten im gegnerischen Strafraum weitaus besser; zumal Wenzel hierzu nach den jüngsten Erkenntnissen von Kaiserslautern nicht mehr und Borchers noch nicht in der Lage zu sein scheint. Und Grabowski hat alle Füße voll zu tun, mit einzelnen Glanzleistungen die Mannschaft vor der Paralyse zu bewahren. Allein Nickel zeigte am Samstag so etwas wie Initiative,
und Torhüter Hellström dürften heute noch die Fäuste
von Nickels Weitschüsse schmerzen. Aber wo der Ball war, war auch
Hellström, so oft Nickel sein Glück versuchte. Allein: Am
Ende stand ein 0:2, und damit dürften die Frankfurter ihre Träume,
im nächsten Jahr international vertreten zu sein, ausgeträumt
haben.
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