FC St. Pauli - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1977/1978 - 29. Spieltag
5:3 (2:2)
Termin: Sa 11.03.1978, 15:30 Uhr
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Wolf-Dieter Ahlenfelder (Oberhausen)
Tore: 1:0 Klaus Beverungen (5.), 1:1 Peter Reichel (36.), 1:2 Ronald Borchers (44.), 2:2 Rudolf Sturz (45.), 2:3 Jürgen Grabowski (55.), 3:3 Rudolf Sturz (73.), 4:3 Walter Oswald (77.), 5:3 Franz Gerber (81.)
FC St. Pauli | Eintracht Frankfurt |
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Zweimal geführt und dennoch blamiert UEFA-Pokal 1978/79 ade! Das ist das Fazit aus der blamablen 5:5-(2:2-)Niederlage der Frankfurter Eintracht beim seit Ende November sieglosen Tabellenletzten FC St Pauli in Hamburg. Die Hessen zeigten am Millerntor wohl die schlechteste, lustloseste und schlimmste Leistung seit Jahren. St. Pauli war kaum besser, profitierte aber immer wieder von einer Eintrachtabwehr, die teilweise gar nicht vorhanden schien. Den entscheidenden Knacks bekam die Mannschaft, nachdem Jürgen Grabowski das 3:2-Führungstor erzielt und Dettmar Cramer wenig später Ronald Borchers gegen Roland Weidle ausgewechselt hatte. Im Gefühl, das Spiel bereits gewonnen zu haben, schaltete die Eintracht noch einen weiteren Gang zurück und befand sich plötzlich im Leerlauf. Fünf Minuten dauerte es, bis der FC St. Pauli zum erstenmal über die Mittellinie kam — und da stand es auch prompt 1:0. Das sagt eigentlich alles über die Verfassung der Eintracht-Abwehr. Torschütze war ausgerechnet der ehemalige Frankfurter Klaus Beverungen. Rolf Blau hatte die Vorlage zum Kopfball geliefert. Den zweiten Konter starteten die Hamburger in der 13. Minute, doch diesmal konnte Willi Neuberger in höchster Not gegen den freigespielten Franz Gerber retten. Die Eintracht spielte zunächst am Millerntor zwar feldüberlegen, ohne allerdings echte Torchancen herauszuspielen. Jürgen Grabowski war zwar die große Spielerpersönlichkeit auf dem unebenen Rasen, doch selbst seine besten Flanken konnten Borchers und Wenzel nicht verwerten. Dennoch: das Problem der Eintracht lag nicht im Angriff, sondern in der ungenügenden Deckungsarbeit bei den wenigen Kontern der Hamburger. Niemand schien sich für den ehemaligen Mannschaftskameraden Klaus Beverungen verantwortlich zu fühlen, der das weidlich ausnutzte und sich bald zum heimlichen Spielmacher der Gastgeber aufschwang. Erst in der letzten Viertelstunde der ersten Hälfte setzte sich dann immer mehr die spielerische Überlegenheit der Eintracht durch. Und jetzt fielen auch Tore. Den vierten Eckball wehrte St. Paulis Libero Jonny Winkler zu kurz ab, und Peter Reichel traf mit einem Linksschuß flach ins untere Eck zum Ausgleich. Es war die 36. Spielminute. In den beiden Nachspielminuten der ersten Halbzeit aber überschlugen sich dann die Ereignisse. Zuerst schlugen die Eintracht-Sturmspitzen zu. Rüdiger Wenzel setzte sich am linken Flügel durch, und der überraschend selbstbewußt aufspielende Ronald Borchers stieß in der Mitte freistehend den Ball mit dem Kopf zum 2:1 für die Eintracht ein. Während Dettmar Cramer an der Außenlinie noch gestikulierend eine Minute Spielzeit signalisierte, konterten die Hamburger erneut. Wieder war es Klaus Beverungen, der völlig frei an den Ball kam. Seinen harten Volleyschuß konnte Jupp Koitka noch abwehren, doch Außenverteidiger Sturz hob den Ball ins verlassene Tor zum Ausgleich für den FC St. Pauli. Sekunden später pfiff Schiedsrichter Ahlenfelder zur Pause. Was sich die Frankfurter Eintracht nach dem Wechsel
erlaubte, spottete jeder Beschreibung. Gegen einen Gegner mit mittlerem
Zweitliganiveau lullten sich die Frankfurter selbst ein und verschenkten
Tormöglichkeiten am Fließband. So grotesk es klingen mag
— der 3:2-Führungstreff er durch Jürgen Grabowski in
der 55. Minute gab der Eintracht den Rest. Von da ab schien die Mannschaft
überhaupt kein Interesse mehr zu haben, das Spiel zu gewinnen.
17 Minuten vor dem Ende nahm das Unheil dann seinen gerechten Lauf. Klaus Beverungen hob gefühlvoll den Ball zum völlig freistehenden Sturz, und der traf ins lange Eck zum Ausgleich 3:3. Nun brach die offensichtlich ohne konditionellen Unterbau spielende Eintracht völlig zusammen. Der Angriff verlor jeden Ball, das Mittelfeld spielte Standfußball, und die Abwehr irrte geradezu katastrophal herum. Logische Folge: Oswalds 4:3 in der 77. Minute und Gerbers 5:3 in der 81. Minute. Dettmar Cramer wurde auf der Bank nach diesen Nackenschlägen immer kleiner.
Dettmar Cramer (Eintracht Frankfurt): „Wenn man in einem Auswärtsspiel drei Tore schießt, muß das mindestens für einen Punkt reichen. Die prekäre Abwehrschwäche der Eintracht war letztlich entscheidend für diese Niederlage."
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