Eintracht Frankfurt - 1860 München

Bundesliga 1977/1978 - 25. Spieltag

1:0 (1:0)

Termin: Sa 11.02.1978, 15:30 Uhr
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Walter Niemann (Hamburg)
Tore: 1:0 Bernd Hölzenbein (4.)

 

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Eintracht Frankfurt 1860 München

 


  • Bernhard Hartmann
  • Herbert Scheller
  • Ahmet Glavovic
  • Wilhelm Bierofka
  • Hans Haunstein
  • Erhard Hofeditz
  • Klaus Vöhringer
  • William Hartwig
  • Georg Metzger
  • Anton Nachreiner
  • Wolfgang Metzler

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer
  • Heinz Lucas  

 

Holz trifft, Holz verschießt

Nach drei Spielen ohne Tor und Punkt genügte der Frankfurter Eintracht im Heimspiel gegen 1860 München ein Treffer, um zwei Punkte zu holen. Bernd Hölzenbein hatte nach vier Minuten den Bann gebrochen und das alles entscheidende 1:0 erzielt. Trotz des Erfolges mußte sich die Eintracht im Verlauf des Spiels einige Mißfallenskundgebungen des Publikums anhören, besonders, als nach der Pause Chancen wie am Fließband vergeben wurden. Immer wieder war der überragende Münchner Torwart Bernd Hartmann Endstation, selbst einen Elfmeter des wiedererstarkten Bernd Hölzenbein konnte er abwehren. Es war das Pech der Eintracht, ausgerechnet an diesem Tag auf einen so starken Gästetorhüter zu treffen, sonst wäre der Erfolg gegen den Tabellenvorletzten höher ausgefallen, auch wenn die Sechziger nach der Pause selbst einige gute Möglichkeiten hatten. Beste Spieler auf dem Feld waren neben Hartmann die drei Frankfurter Hölzenbein, Neuberger und Lothar Skala.

Die Frage nach dem richtigen Schuhen für den hartgefrorenen Boden im Waldstadion bestimmte vor dem Anpfiff die Diskussionen der Spieler. Die Münchener entschieden sich dann für Nockenschuhe, die Eintracht zum Teil für kurze Lederstollen und den für den amerikanischen Kunstrasen entwickelten „Astroturf"-Schuh.

Die Frankfurter schienen besser gewählt zu haben, denn von Anfang an bestimmten sie das Tempo und drückten die Sechziger in ihre eigene Hälfte. Unter den Augen von Bundestrainer Helmut Schön tat sich dabei besonders Bernd Hölzenbein hervor. Er hetzte seinen Gegenspieler Bierofka von einer Platzhälfte zur anderen, gewann Zweikämpfe wie in alten, besseren Zeiten, schlug präzise Flanken und war torgefährlich.

Der Lohn blieb nicht aus. Schon in der zweiten Minute konnte Hartmann nur mit einer großen Parade retten, bevor zwei Minuten später das 1:0 fiel. Nach drei Spielen ohne Treffer war Bernd Hölzenbein der Schütze, Wolfgang Kraus und Jürgen Grabowski hatten die Vorarbeit geleistet.

Wieder zwei Minuten später fast das 2:0: Erneut setzte sich Hölzenbein durch, doch seine Flanke verpaßte Rüdiger Wenzel zwei Meter vor dem Tor. 1860 München brauchte fast eine Viertelstunde, um etwas besser ins Spiel zu kommen, und genau zwanzig Minuten, um erstmals gefährlich vor Koitkas Tor aufzutauchen. Doch Hofeditz verstolperte nach einem Paß von Metzler die erste und einzige Chance für die Münchner.

Die Eintracht mußte nach ihrer guten Anfangsphase nicht nur gegen die elf „Löwen", sondern auch gegen die eigenen Zuschauer spielen. Schon beim kleinsten Fehlpaß gab es Pfiffe, vor der Pause sogar ein völlig unverständliches und unbegründetes Pfeifkonzert. Stepanovic hatte einen Ball zu Torhüter Koitka zurückgespielt — es war die einzige Möglichkeit, sicher abzuspielen — und erntete dafür die Mißfallenskundgebungen des Publikums. Und das, obwohl die Eintracht auf dem sehr schwer bespielbaren, steinhart gefrorenen und holprigen Boden eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber den letzten Spielen erkennen ließ und weitaus besser spielte als der Gast aus München.

Mangelhaft war lediglich wieder die Chancenauswertung und einige Deckungsschwächen bei Roland Weidle sowie Dragoslav Stepanovic. Die beiden besten Möglichkeiten zum 2:0 vergab Kapitän Jürgen Grabowski. Nach einer Vorlage von Wolfgang Kraus, der kurz zuvor nach einem Foul an Vöhringer die gelbe Karte erhalten hatte, scheiterte Grabowski in der 27. Minute ebenso an Hartmann wie vier Minuten vor der Pause, als er dem Münchner Torwart völlig allein gegenüberstand.

Nach dem Wechsel wurde die vorher so einseitige Partie zu einem dramatischen Schlagabtausch. Die nun offensivere Einstellung der Münchener eröffnete der Eintracht gute Konterchancen. Doch nun wuchs plötzlich Münchens Torwart Bernd Hartmann über sich selbst hinaus. Die Eintracht konnte sich noch so gute Chancen herausspielen, Hartmann hielt alles.

Selbst einen Elfmeter von Bernd Hölzenbein — Glavovic hatte Kraus in der 57. Minute gefoult — hielt der Mann im grünen Pullover. Doch damit nicht genug. Neuberger mit einem halbhohen 20-Meter-Schuß, Nickel mit zwei gefühlvollen Hebern und Bernd Hölzenbein mit einem Kopfball aus kurzer Distanz, keiner konnte Hartmann überwinden. Zu allem Eintracht-Pech kam dann noch ein Pfostenschuß von Wolfgang Kraus.

Doch auch die Sechziger hatten nach dem Wechsel einige gute Chancen. So nach einer Stunde, als Hartwig den Ball übers Tor zog, oder in der 67. Minute, als Nachreiner Scheller freigespielt hatte. Doch der ehemalige Mainzer schoß weit übers Tor. Die Zuschauer waren nun etwas zufriedener mit dem Spiel, bekamen spannende Torszenen auf beiden Seiten zu sehen. Doch erneut zog sich Dettmar Cramer den Unmut des Publikums zu. Acht Minuten vor dem Ende tauschte er den fleißigen Wolfgang Kraus gegen Peter Reichel aus und mußte sich dafür minutenlange „Cramer raus, Cramer raus"-Rufe anhören.

Zum Schluß spielte die Eintracht nur noch auf Sieg, versuchte den Ball in den eigenen Reihen zu halten und zog sich weit in die eigene Hälfte zurück. Und es gelang: der erste Sieg nach drei Wochen kam unter Dach und Fach.

Stimmen zum Spiel

Heinz Lucas: „Sicher haben die Bodenverhältnisse beide Mannschaften benachteiligt, doch die Eintracht hat ein Plus, da sie schon tagelang auf solchem Boden trainiert hat, während wir auf Schnee trainieren mußten. Ein zweites Handikap war für uns, daß Kohlhäufl und Nielsen fehlten. Ich muß meiner Mannschaft ein Lob aussprechen, denn sie wurde mit zunehmender Dauer frecher. Unsere Konter wurden zum Schluß gefährlicher, doch die besseren Chancen hatte natürlich die Eintracht. Sie scheiterte an unserem guten Torwart Hartmann, aber er gehört eben zur Mannschaft. Wenn man alles abwägt, wäre ein Unentschieden sicher nicht unverdient gewesen. Ich bin weiter fest überzeugt, daß wir uns noch die nötigen Punkte zum Klassenerhalt holen werden."

Dettmar Cramer: „Die Eintracht wollte und mußte mit allen erlaubten Mitteln gewinnen. Das Ziel ist erreicht, und es waren noch genug Chancen da, um höher zu gewinnen. Es ist schade, daß man auf solchen Plätzen spielen muß. Es tut mir leid, daß Bernd Hölzenbein den Elfmeter nicht verwandelt hat, denn er hat heute deutlich besser gespielt als in den letzten Wochen."


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