Eintracht Frankfurt - Bayern München

UEFA-Cup 1977/1978 - Achtelfinale, Hinspiel

4:0 (2:0)

Termin: 23.11.1977
Zuschauer: 26.000
Schiedsrichter: Rainea (Rumänien)
Tore: 1:0 Jürgen Grabowski (23.), 2:0 Bernd Hölzenbein (37.), 3:0 Wolfgang Kraus (66.), 4:0 Lothar Skala (67.)

 

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Eintracht Frankfurt Bayern München

 


  • Sepp Maier
  • Wolfgang Rausch
  • Kurt Niedermayer
  • Georg Schwarzenbeck
  • Peter Gruber
  • Bernd Dürnberger
  • Jupp Kapellmann
  • Gerd Müller
  • Karl-Heinz Wohland
  • Karl-Heinz Rummenigge
  • Norbert Janzon

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer

 

 

Eintracht überrennt die Bayern

Bayern München ist am Ende, und Eintracht Frankfurt bleibt weiter im internationalen Geschäft. Das ist das Fazit des ersten UEFA-Cup-Spiels der dritten Runde im Frankfurter Waldstadion. Mit 4:0 (2:0) schlug die Frankfurter Eintracht den amtierenden Weltcupsieger auch in dieser Höhe verdient. So groß die Freude bei der Eintracht ist, sie sollte nicht verkennen, daß Bayern München kein Bundesliga-Niveau mehr besaß. In dieser Form gehören die Münchner zweifelsohne zu den Abstiegskandidaten der Bundesliga. Die Eintracht aber hat wieder Land in Sicht und dürfte mit ihrer überzeugenden Leistung auch die Zuschauer zurückgewonnen haben. Angetrieben von den hervorragenden Mittelfeld-Trio Grabowski — Nickel — Kraus beherrschten die Lorant-Schützlinge ihren Gegner von der ersten bis zur letzten Minute. Bis auf zwei Unsicherheiten in den Schlußminuten zeigte auch die Abwehr um den umsichtigen Libero Lothar Skala eine überzeugende Partie. Im Angriff taten sich Rüdiger Wenzel gegen Schwarzenbeck und Bernd Hölzenbein gegen Gruber zwar sehr schwer, sie sorgten aber dennoch für ständige Verwirrung in der Bayern-Abwehr. Die Tore für die Eintracht erzielten Grabowski, Hölzenbein, Kraus und Skala, dessen Schuß von Gruber noch abgefälscht worden war.

Für die erste Überraschung sorgte schon vor dem Anpfiff Bayern-Trainer Dettmar Cramer. Er verbannte Nationalspieler Uli Hoeneß und Udo Horsmann aus der Mannschaft und brachte dafür Norbert Janzon und den jungen Amateur Wohland. Was die Bayern danach zeigten, spottete jeder Beschreibung. Sie spielten „Antifußball" und kamen in den ersten 45 Minuten lediglich einmal vor Jupp Koitkas Tor.

Auf der Gegenseite glich die Begegnung oft einem Rugbyspiel, das Gedränge am und im Bayern-Strafraum war beängstigend. Nicht mit acht Mann, wie es Gyula Lorant erwartet hatte, sondern gleich mit zehn Mann verbarrikadierten sich die Münchener vor ihrem Tor. Die Eintracht spielte dadurch zwangsläufig überlegen, hatte aber zu Beginn mit dem schmierigen und schwer bespielbaren Boden große Probleme. Häufig rutschten die Bälle bei gutgemeinten Pässen und Schüssen an ihrem Bestimmungsort vorbei, eine Tatsache, die den Bayern entgegenkam.

Daß das Münchener Mauerwerk nicht halten konnte, war nach zwanzig Minuten abzusehen. Fehlpässe wie bei einer Amateurmannschaft, mangelndes Verständnis und geradezu katastrophale Raumaufteilung brachten die Eintracht immer wieder in Ballbesitz. Nach 23 Minuten fanden dann die drei besten Frankfurter die Lücke. Wolfgang Kraus erkämpfte sich im Mittelfeld den Ball, paßte zu Bernd Nickel, der direkt zum freigelaufenen Jürgen Grabowski weiterleitete. Grabowski lockte Maier geschickt aus dem Tor und schob den Ball unhaltbar flach ins kurze Eck. Überspitzt kann man formulieren: Im Spiel Eintracht gegen Sepp Maier stand es 1:0. Denn lediglich der Münchner Nationaltorwart zeigte eine überzeugende Partie in der Bayern-Mannschaft. Mit prächtigen Paraden rettete er gegen Bernd Hölzenbein und Rüdiger Wenzel, und mit weiten Abschlägen sorgte er wenigstens ab und zu für Luft.

Aber auch Maier konnte nichts mehr machen, als der überragende Jürgen Grabowski in der 37. Minute den Ex-Offenbacher Wolfgang Rausch versetzte und scharf nach innen flankte. Bayern-Verteidiger Gruber lenkte den Ball an die Querlatte, und Bernd Hölzenbein hatte keine Mühe, den Ball ins leere Tor zu schieben. Fast mit dem Pausenpfiff dann lähmendes Entsetzen auf der Eintracht-Bank. Ohne Einwirkung eines Gegners fiel Jürgen Grabowski plötzlich zusammen und mußte in der Kabine behandelt werden. Bei einem Spreizschritt hatte sich der Frankfurter eine Zerrung in der Leistengegend zugezogen. Doch Aufatmen nach dem Wechsel. Grabowski konnte weitermachen.

Wer erwartet hatte, die Bayern würden nach dem 0:2-Rückstand offensiver, wurde bitter enttäuscht. Offensichtlich steckt in dieser Mannschaft zur Zeit nichts mehr drin. Sie ist völlig am Ende und war nur ein Spielball der hervorragend eingestellten Eintracht. Ab der 50. Minute zeichnete sich der endgültige Untergang der Bayern ab, fast jeder Angriff der Eintracht entwickelte sich zu einer klaren Tormöglichkeit. Doch schienen die Frankfurter Angreifer erneut an Sepp Maier zu verzweifeln. Innerhalb von 30 Sekunden scheiterte Bernd Hölzenbein zweimal, dann zog Jürgen Grabowski den Ball ganz knapp am langen Eck vorbei.

Doch wie schon vor der Pause konnten Maier und das Glück auch nach dem Wechsel die Bayern nicht mehr retten. 66 Minuten war die Partie alt, als Wolfgang Kraus seiner tollen Leistung die Krone aufsetzte. Mit einem Abwurf von Jupp Koitka zog er am linken Flügel allein davon, umkurvte zwei Gegner und schoß aus 20 Metern flach ein. Maier streckte sich vergebens.

Die Zuschauer hatten nach diesem 3:0 kaum ihre „Zugabe-Zugabe"-Rufe angestimmt, da schlug die Eintracht schon wieder zu. Diesmal überwand Libero Lothar Skala, ohne angegriffen zu werden, das Mittelfeld und zog aus 20 Metern ab, und Maier war erneut geschlagen.

Nun endlich, 20 Minuten vor dem Ende, deuteten die Bayern zumindest so etwas wie Offensive an, während Gyula Lorant die Zeit zu Experimenten nutzte. Für die aufopferungsvoll kämpfenden Wolfgang Kraus und Bernd Nickel wechselte er nacheinander Peter Krobbach und Egon Bihn ein.

Am Spielverlauf wie am Spielende änderte dies nichts mehr. Lediglich einmal kamen die Bayern wirklich zu einer echten Chance. Hoeneß, der für Wohland gekommen war, flankte genau auf den Kopf von Gerd Müller, doch dessen Kopfball wurde eine sichere Beute von Jupp Koitka.


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