Eintracht Frankfurt - 1. FC
Köln |
Bundesliga 1977/1978 - 14. Spieltag
2:2 (2:1)
Termin: Sa 05.11.1977, 15:30 Uhr
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Peter Gabor (Berlin)
Tore: 0:1 Dieter Müller (19.), 1:1 Jürgen Grabowski (24.), 2:1 Bernd Hölzenbein (36.), 2:2 Heinz Flohe (60.)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Köln |
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Wechsel
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Trainer | Trainer
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Zwei große Regisseure und ein großes Spiel Klassefußball im Frankfurter Waldstadion: Eintracht Frankfurt und der 1. FC Köln traten wie zwei echte Spitzenmannschaften auf und boten den 38.000 Zuschauern 90 Minuten lang ein begeisterndes, spannendes und tempogeladenes Spiel, das völlig zu Recht unentschieden 2:2 (2:1) endete. Das Spiel wurde geprägt von zwei großartigen Persönlichkeiten und Regisseuren: hier Jürgen Grabowski und dort Heinz Flohe. Die Eintracht spielte vor der Pause überlegen, Köln hatte nach dem Wechsel das Spiel im Griff. Hier konnte sich erstmals Jupp Koitka zu Hause von seiner besten Seite zeigen, als er nacheinander drei riesige Torchancen der Kölner zunichte machte. Die Eintracht und der 1. FC Köln spielten wirklich wie zwei Titelkandidaten, die die Zuschauer 90 Minuten lang in Atem hielten und begeisterten. Der schwächste Mann auf dem Platz war Schiedsrichter Gabor, der der Extraklasse, dem unerbittlichen Kampf und dem nimmermüden Tempo dieses Spiels nicht gewachsen war. Die Anfangsnervosität, gekennzeichnet von einem schweren Abspielfehler Heinz Flohes und einem folgenden überhasteten Torschuß Bernd Hölzenbeins, hatte sich schnell gelegt. Zwischen diesen beiden technisch versierten Mannschaften entwickelte sich schnell ein begeisterndes Tempospiel mit spannenden Szenen und fließenden Kombinationen. Die Frankfurter rannten, spielten und kombinierten wie lange nicht mehr. Die Kölner zogen hingegen ihr Spiel aus einer bedächtig operierenden Abwehr heraus mit langen Pässen auf. Hier Jürgen Grabowski, dort Heinz Flohe dirigierten das Spiel ihrer Mannschaft, wobei Grabowski mit Neumann einen direkten Gegenspieler hatte, während Flohe sich viel freier bewegen konnte. Die Eintracht hatte in der ersten Halbzeit klare Vorteile. Sie spielte elanvoller und auch giftiger, was am deutlichsten in zwei gelben Karten für den ungemein emsigen Bernd Nickel und Willi Neuberger, der mit dem schnellen Prestin seine Last hatte, zum Ausdruck kommt. Viel für die Eintracht-Offensive taten neben Neuberger vor allem Skala und Reichel, die beide manch gefährliche Torszene bei ihren Vorstößen heraufbeschworen. Im Mittelfeld war Krobbach stets anspielbar, und vorne konnte Hölzenbein nur durch Catchergriffe von Konopka gebremst werden. Dennoch gingen die Kölner, die stets gefährlich wurden, wenn Flohe seine Pässe schlug und Bernd Cullmann nach vorne stürmte, in der 19. Minute in Führung. Nach einem Freistoß an der Strafraumgrenze — Körbel hatte ihn gegen Müller verursacht — schob Neumann den Ball zu Dieter Müller, gegen dessen glasharten Flachschuß Koitka keine Chance hatte. Der Ausgleich, sechs Minuten später, hatte seinen Ursprung ebenfalls in einem Freistoß. Nickel schob den Ball zu Grabowski, der mit einem raffinierten Schuß aus dem Fußgelenk Schumacher überraschte. Das 2:1 der Eintracht in der 36. Minute verdanken die Frankfurter der schwächsten Stelle in der Kölner Abwehr, Harald Konopka, der nach einer Flanke von Neuberger über den Ball trat. Der hinter ihm lauernde Hölzenbein drückte den Ball an Schumacher vorbei ins Tor. Die übrigen tollen Torszenen der ersten Halbzeit vor dem Kölner Tor: In der 5. Minute meisterte Schumacher einen Schuß von Skala, der sich nach einem Doppelpaß mit Kraus herrlich durchgespielt hatte. In der 16. Minute wurden hintereinander gefährliche Schüsse von Wenzel, Grabowski und Krobbach gerade noch abgewehrt. Krobbach scheiterte abermals in der 21. Minute nach einem herrlichen Nickel-Paß allein an Schumacher. Und die Torszenen vor dem Frankfurter Tor: In der 12. Minute rettete Reichel am Elfmeterpunkt in letzter Sekunde, als Cullmann zu lange mit dem Schuß zögerte. Zwei Minuten später bereinigte Reichel abermals eine brenzlige Situation nach einer herrlichen Kombination Cullmann —Flohe—Müller. Nach der Pause kamen die Kölner, das Spiel wurde zum offenen Schlagabtausch. Flohe packte nun energischer zu, und Neumann kümmerte sich mehr um die Offensive als um Grabowski. Jupp Koitka verhinderte zweimal hintereinander den möglichen Kölner Ausgleich, als er mit tollen Reflexparaden erst einen scharfen Schuß von Müller (51.) und dann von Strack (57.) mit der Faust abwehrte. Endlich konnte Koitka einmal zu Hause zeigen, was er wirklich kann. Machtlos war er allerdings gegen den Schuß, den Heinz Flohe nach Zuspiel von Prestin ihm in der 60. Minute in den Torwinkel setzte. Flohe konnte völlig frei aus 16 Metern zum Schuß ansetzen. Vorher hatte Hölzenbein einen Treffer erzielt, allerdings aus klarer Abseitsstellung. Schiedsrichter Gabor gab denn auch das Tor nicht. Und in der 59. Minute hatte Wolfgang Kraus eine Chance, als er im „Formationsflug" mit Cullmann einer herrlichen Flanke von Grabowski durch die Luft entgegensegelte, den Ball aber knapp verfehlte. Die Eintracht kämpfte verbissen und unverdrossen gegen die Kölner Überlegenheit an, obwohl die Kräfte zusehends nachließen. Die Kölner spielten frischer, athletischer, druckvoller und wurden zusehends gefährlicher. Koitka stand nun im Mittelpunkt und verhinderte abermals ein mögliches Kölner Tor, als er in der 72. Minute einen fulminanten Schuß von Neumann gerade noch zur Ecke boxte. Mit Stepanovic für Krobbach (70.) und Weidle für Kraus (75.) brachte Gyula Lorant für die Endphase neue Kräfte ins Spiel. Das Spiel wurde zusehends hektischer und die Entscheidungen von Schiedsrichter Gabor immer merkwürdiger. Wann immer Konopka und Hölzenbein im Kölner Strafraum zu Boden gingen, er pfiff stets für den 1. FC Köln. Und als Grabowski, der nahezu 70 Minuten lang von Neumann traktiert worden war, auch einmal ein Foul beging, erhielt er prompt die gelbe Karte. Und als dann elf Minuten vor Schluß van Gool im Kölner Strafraum wie ein Eishockeyspieler Nickel auflaufen ließ, blieb sein Pfiff aus. In der 81. Min. hatte Rüdiger Wenzel das Frankfurter Siegtor auf dem Kopf, doch der Ball flog über die Querlatte. Und auch die Kölner hatten noch eine große Siegchance, doch in der letzten Minute verfehlte Müller im Torraum der Frankfurter den Ball. „Ich glaube", so befand Trainer Lorant am
Ende der tollen 90 Minuten, „die Zuschauer in Deutschland wissen
gar nicht, welch großartigen Fußball sie hier zu sehen bekommen."
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