VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1977/1978 - 11. Spieltag

2:1 (0:1)

Termin: Mi 12.10.1977, 20:00 Uhr
Zuschauer: 68.000
Schiedsrichter: Paul Kindervater (Köln)
Tore: 0:1 Willi Neuberger (27.), 1:1 Hermann Ohlicher (48.), 2:1 Hermann Ohlicher (66.)

 

>> Spielbericht <<

VfB Stuttgart Eintracht Frankfurt

  • Helmut Roleder
  • Bernd Martin
  • Dragan Holcer
  • Karlheinz Förster
  • Markus Elmer
  • Dieter Hoeneß
  • Erwin Hadewicz
  • Walter Kelsch
  • Hermann Ohlicher
  • Hans Müller
  • Ottmar Hitzfeld

 


 

Wechsel
Wechsel
Trainer
  • Jürgen Sundermann
Trainer



 

Müde und matt

Es ist nicht mehr viel los mit der Herrlichkeit der Frankfurter Eintracht, die nach einer müden und matten Vorstellung vor 65.000 Zuschauern im Neckarstadion gegen den Neuling VfB eine völlig verdiente 1:2-(1:0-)Niederlage hinnehmen mußte. Entscheidend für die Niederlage war vor allem die erschreckende Schwäche der Eintracht-Abwehr bei hohen Bällen. Mit dieser an sich so primitiven Spielweise, die Bälle einfach hoch in den Strafraum zu dreschen, kam der VfB Stuttgart letztlich zu seinen Torerfolgen. Ohlicher besorgte auf diese Weise nach dem Frankfurter Führungstor durch Neuberger Ausgleich und Siegestreffer. Doch der VfB besaß auch die weitaus geschlossenere Mannschaft. Jeder lief mehr und kämpfte verbissener, und er besaß in dem Supertalent Hansi Müller auch den überragenden Spielregisseur.

Peter Krobbach für den noch kranken Wolfgang Kraus — das war die einzige Änderung, die Gyula Lorant vorgenommen hatte. Krobbach kam damit erstmals seit zwei Jahren zu einem Bundesligaeinsatz von Anbeginn. Doch er konnte die fehlende Praxis und das mangelnde Selbstvertrauen in keiner Phase verbergen und mußte zur Pause dann Dragoslav Stepanovic seinen Platz räumen.

Der VfB Stuttgart schien zu wissen, daß die Eintracht am verwundbarsten ist, wenn man ihr die Offensive überläßt und sein Heil im Kontern sucht. Danach richtete er anfangs seine Taktik. Und sobald Nickel Endstation Frankfurter Ballpassagen war, startete dessen Gegenspieler Hansi Müller, dieses begnadete Talent, die gefährlichen Gegenschläge. Er sorgte für das Tempo, war ständig anspielbar und leitete mit herrlichen Pässen die Konter ein. Ein halbes Dutzend Chancen erspielten sich so die Stuttgarter während der ersten 25 Minuten. Doch sie wurden entweder von dem sehr sicheren Jupp Koitka vereitelt oder von Kelsch und Hoeneß vermasselt.

Es schien schon, als würde der junge Star seinem routinierten Gegenüber Grabowski vollends die Schau stehlen. Doch plötzlich stürmten die Stuttgarter so leidenschaftlich, daß sie nun selbst anfällig für Konter wurden. Und nun schlug Grabowski zu. Er kam aus der Tiefe und leitete jenen Angriff ein, der zu diesem Zeitpunkt den Spielverlauf auf den Kopf stellte. Ein Paß zu Wenzel, der jedoch von seinem hartnäckigen Rivalen Förster vom Ball gedrängt wurde. Im Fallen schob Wenzel den Ball zu Grabowski zurück, dessen Zuspiel Willi Neuberger mit einem fulminanten Direktschuß in der 27. Minute zur Frankfurter Führung verwandelte. Drei Minuten später hatte Wenzel nach einem Superpaß von Hölzenbein die Chance zum 2:0, wurde aber in letzter Sekunde von Martin vom Ball gedrängt.

Die Stuttgarter aber stürmten bald wieder voller Leidenschaft und nutzten die erschreckende Schwäche der Frankfurter Abwehrspieler bei hohen Bällen. So wehrte Koitka in der 35. Minute mit einem tollen Reflex einen Kopfball von Martin ab, und in der 41. Minute stieß Hoeneß den Ball mit dem Kopf gegen die Latte.

Waren die Frankfurter vor der Pause noch einmal davongekommen, so mußten sie vier Minuten nach dem Wechsel für diese Schwäche bitter büßen. Ungehindert von Torwart und Abwehrspielern der Frankfurter konnte Ohlicher eine weite und hohe Flanke von Müller mit der Stirn ins Frankfurter Tor zum Ausgleich stoßen. Das 2:1 der Stuttgarter in der 66. Minute war abermals das Produkt der Hilflosigkeit der Eintracht bei hohen Bällen in ihrem Strafraum. Ohlicher schlug den Ball hoch vor Koitkas Tor. Hitzfelds Kopf verfehlte den Ball, der dann neben dem irritierten Frankfurter Torwart ins Netz flog. Bei diesem Treffer sah der vorher so sichere Koitka noch schlechter als beim ersten aus. Freilich: die Frankfurter Abwehrspieler, ohne Ausnahme, schienen alles, was hoch vor ihr Tor geflogen kam, der Zuständigkeit Koitkas zuzuordnen.

Bis zum Schlußpfiff war die Eintracht mehr damit beschäftigt, ein drittes Tor zu vermeiden, als — von einigen Flankenläufen Neubergers abgesehen — in die Nähe des Ausgleichs zu kommen.

Stimmen zum Spiel

Eintracht-Trainer Gyula Lorant: „Wir sind vom VfB Stuttgart überlaufen worden. Die Stuttgarter waren lauffreudiger und haben mehr gekämpft Bei uns war es ein Handikap, daß Bernd Hölzenbein schon früh eine Zerrung an der Wade erlitt und ich niemanden hatte, um ihn auszutauschen. In der Hintermannschaft hat sich gezeigt, daß wir noch zwei, drei fertige Leute brauchen. So kann es nicht weitergehen, denn wir haben uns anderes vorgenommen."

VfB-Trainer Jürgen Sundermann: „Anfangs hatten wir mit der Raumdeckung der Frankfurter große Schwierigkeiten. Aber in der zweiten Halbzeit haben wir dann das Spiel völlig beherrscht. Die Frankfurter sind uns mit ihrer Spielweise sehr entgegengekommen, indem sie Hansi Müller völlige Bewegungsfreiheit überlassen haben."

 

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