Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1977/1978 - 4. Spieltag

0:2 (0:2)

Termin: Sa 27.08.1977, 15:30 Uhr
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Ferdinand Biwersi (Bliesransbach)
Tore: 0:1 Rüdiger Wenzel (24.), 0:2 Rüdiger Wenzel (42.)

 

>> Spielbericht <<

Borussia Dortmund Eintracht Frankfurt

  • Horst Bertram
  • Werner Schneider
  • Helmut Nerlinger
  • Amand Theis
  • Herbert Meyer
  • Mirko Votava
  • Burkhard Segler
  • Manfred Burgsmüller
  • Peter Geyer
  • Wolfgang Vöge
  • Siegfried Held

 


 

Wechsel
  • Lothar Huber für Herbert Meyer (46.)
  • Hans-Werner Hartl für Peter Geyer (63.)
Wechsel
Trainer
  • Otto Rehhagel
Trainer


 

Ein bisschen Glück und viel Können

Die Frankfurter Eintracht hat zu ihrer alten Form zurückgefunden: Mit klugen Kontern, überlegener Spieltechnik und zwei Toren von Rüdiger Wenzel gewann sie vor 55.000 Zuschauern im Dortmunder Westfalenstadion das Schlüsselspiel gegen Borussia Dortmund mit 2:0 (2:0) Toren. Es war nicht nur ein Sieg für das Punktekonto, sondern nach den jüngsten Enttäuschungen auch ein Sieg für das Selbstvertrauen der Schützlinge von Gyula Lorant, die nun mit gestärkter Brust dem deutschen Meister Borussia Mönchengladbach am kommenden Mittwoch im Frankfurter Waldstadion gegenübertreten können. Jupp Koitka und Karlheinz Körbel als Bollwerk in der Abwehr, Grabowski und Nickel als Spielgestalter im Mittelfeld und Wenzel als kaltblütiger Vollstrecker waren die besten Frankfurter. Borussia Dortmund enttäuschte, weil es die sonstige Kampfkraft vermissen ließ, und mußte sich bei der Heimpremiere Pfiffe der enttäuschten Fans gefallen lassen. Der älteste war noch ihr bester Spieler: der 35jährige Sigi Held.

Borussia Dortmund spielte doch ohne Erwin Kostedde, und die Fans auf den Rängen nahmen den Verzicht auf den formschwachen „braunen Bomber" mit Beifall auf. „Erwin hat eine alte Zehenverletzung, und für dieses Spiel kann ich nur hundertprozentig gesunde Leute brauchen." So lautete die offizielle Version von Trainer Otto Rehhagel, der, gemäß alter Offenbach—Frankfurter Derby-Kampfparolen („Blut muß aus den Stiefeln spritzen") zwei altbewährte harte Kickers-Kämpfer auf die Eintracht-Stars ansetzte: Amand Theis gegen Bernd Hölzenbein, Herbert Meyer gegen Jürgen Grabowski.

Bei schwülem Sonnenwetter dauerte es, bis die Dortmunder Kampfmaschine auf Touren und die Frankfurter Technik zum Tragen kam. Die Nervosität führte zu vielen Abspielfehlern hüben wie drüben, bei der Eintracht vor allem auf der rechten Seite bei Reichel, bei Weidle und bei Kraus.

Die Dortmunder rannten an, nicht blindwütig wie sonst, sondern versuchten mit Technik zum Erfolg zu kommen. Doch da waren sie gegen die Frankfurter nur zweiter Sieger. Sie vergaben durch große Hektik eine Menge guter Chancen, zumal die Eintracht-Abwehr alles andere als souverän war. Die Bälle wurden oft blindlings weggedroschen. Die Konter der Eintracht wurden jedoch gefährlich, wenn sie Jürgen Grabowski, der Meyer oft schwindlig spielte, aus der eigenen Hälfte einleitete. In der 18. Minute hätte so ein von Grabowski mit einem Superpaß zu Weidle eingeleiteter Gegenstoß eigentlich zur Frankfurter Führung führen müssen, doch Wenzel schoß aus sechs Meter den Ball Bertram lasch in die Arme.

Die zweite große Eintracht-Chance nur fünf Minuten später, als Bertram erst im Nachfassen auf der Linie einen Volley-Schuß von Nikkei zu packen bekam. Der dritte gefährliche konstruktive Eintracht-Angriff führte dann zum Frankfurter Führungstreffer. Neuberger ist wie ein Windhund auf der linken Seite nach vorn gestürmt, nutzte das Zögern von Borussia-Libero Nerlinger und bediente Wenzel mit einem herrlichen Rückpaß. Aus vollem Lauf hämmerte Wenzel den Ball unter die Querlatte.

Die Dortmunder rannten weiterhin unentwegt an, hatten aber auch viel Pech. Die größte Chance hatte Burgsmüller, dessen herrlichen Fallrückzieler Koitka in der 28. Minute von der Linie boxte und der in der 40. Minute aus vollem Lauf den am Boden liegenden Eintracht-Torwart anschoß. Die Eintracht brauchte nur auf Konter zu warten, um die alles andere als sattelfeste Dortmunder Abwehr zu überrumpeln. In der 42. Minute hatte sie damit abermals Erfolg. Wenzel, der trotz der Bewachung von Schneider immer selbstbewußter aufspielte, nahm eine Flanke von Reichel aus der Luft und überraschte Bertram mit einem tückischen Aufsetzer.

Zur zweiten Halbzeit zog Otto Rehhagel die Konsequenzen aus den Schwächen in seiner Hintermannschaft und brachte für Meyer, der trotz aller Härte gegen Grabowski keine Chance gehabt hatte, seinen Stammverteidiger Huber, trotz einer leichten Oberschenkelverletzung. Auch Gyula Lorant wechselte bald aus und schickte für den schwachen und wirkungslosen Wolfgang Kraus den Jugoslawen Dragoslav Stepanovic ins Spiel.

Die Dortmunder stürmten anfangs weiter, aber mit einer Umständlichkeit, die der Eintracht Tore und brenzlige Situationen ersparten. Wenn die Borussen einmal nicht am eigenen Unvermögen scheiterten, dann bestimmt an dem unerbittlichen Zweikämpfer Karl-Heinz Körbel oder an dem sehr sicheren und reaktionsschnellen Jupp Koitka. Diese beiden gaben der Eintracht-Abwehr den Rückhalt.

Die Übersicht von Grabowski und Nickel im Mittelfeld, der Druck den Dragoslav Stepanovic entfachte und die Entschlossenheit, mit der sich der bis dahin etwas ängstliche Bernd Hölzenbein endlich aus der Bewachung von Theis löste, führten bald dazu, daß die Eintracht mit ihrer überlegenen Technik das Spiel und den Gegner sicher beherrschte. Die Dortmunder versuchten nun ihrerseits ihr Glück nach 20 Minuten mit zaghaften Kontern, und einen dieser Gegenstöße konnte Trinklein nur mit einem gelbekartereifen Foul an Geyer bremsen. Sonst standen Rehhagels Recken dem Frankfurter Kombinationsspiel doch recht ratlos gegenüber.

Und bei etwas mehr Entschlossenheit hätte die Eintracht weitere Tore schießen können. So scheiterte Bernd Hölzenbein zweimal mit seinen Schüssen. Grabowski und Nickel zauberten — und die Eintracht konnte eigentlich nur noch verlieren, wenn ihre spielerische Überlegenheit durch verhängnisvolle Überheblichkeit abgelöst würde. Doch das war nicht der Fall. Bei den verschüchterten und verstörten Dortmundern bemühte sich allein noch Sigi Held, zum Finale die Ärmeln hochzukrempeln. Da aber Burgsmüller rapide abbaute und die Schritte des langen Segler immer kürzer wurden, bestand für die Eintracht bis zum Schlußpfiff keine Gefahr. Bei Dortmund lief nur noch der Leerlauf.

 

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