Inter Bratislava
- Eintracht Frankfurt |
Intertoto-Cup 1977/1978 - Gruppe 3
2:5 (0:3)
Termin: 23.07.1977
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Jarsa (Bratislava)
Tore: 0:1 Rüdiger Wenzel (7.) , 0:2 Rüdiger Wenzel (11.), 0:3 Bernd Hölzenbein (44.), 1:3 Hudec (63.), 1:4 Bernd Hölzenbein (78.), 1:5 Bernd Hölzenbein (83.), 2:5 Simon (88.)
Inter Bratislava | Eintracht Frankfurt |
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Eintracht-Fazit: Intertoto-Runde sportlich und finanziell unrentabel Um den Gruppensieg und damit um die von der UEFA als Anreiz gedachte Prämie von 15.000 Schweizer Franken geht es für die Frankfurter Eintracht am heutigen Samstag im Spiel bei Inter Bratislava zwar nicht mehr, weil dies durch die Mittwoch-Niederlage beim FC Zürich bereits unmöglich geworden ist: Aber dennoch beschäftigt der internationale Fußball-Cup, die Verantwortlichen des Frankfurter Bundesligisten. Unmittelbar vor Abschluß dieses umstrittenen Wettbewerbs kommt man zu dem Schluß, daß die Teilnahme sich weder sportlich noch finanziell gelohnt hat. Trainer Guyla Lorant machte in Bratislava, wo die Eintracht sich drei Tage bis zum Sonntag aufhält, keinen Hehl daraus, daß man nicht wieder an der Intertoto-Runde teilnehmen würde. „Vor ein paar Jahren war das noch eine gute Sache. Niemand nahm es so bitter ernst, und man konnte sich spielerisch und konditionell auf den Saisonstart vorbereiten. Heute wird das von manchen zu ernst genommen. Es wird brutal gespielt und getreten, die Trainer machen ihre Spieler scharf", lautete die Wertung von Lorant. Geärgert hatte der Eintracht-Trainer sich im Verlauf der Runde wahrhaftig genug. Zuletzt in Zürich, nachdem Krobbach durch ein böses Foul mit einer tiefen Rißwunde am Knie ausscheiden mußte und wohl für viele Wochen ausfallen wird. Lorant beschimpfte, wie zuvor auch den Innsbrucker Trainer Kessler, diesmal Zürichs Coach Konietzka als Scharfmacher. Prompt machten die verbalen Ausfälle anderntags Schlagzeilen im angesehenen „Sport Zürich", wo Lorants Kritik, „die gegnerischen Akteure seien Schweine aufgrund ihrer Spielweise", den Autor vermuten ließen, daß der Eintracht-Trainer im Galopp durch die Kinderstube gesaust sei. Derartige unersprießliche Randerscheinungen machen die Bilanz der Intertoto-Spiele für die Eintracht noch trister als sie sportlich ohnehin schon ist: Mitten in der harten Konditionsarbeit an einem Wettbewerb teilzunehmen, bei dem es um tabellarisch erfaßte Wertungen geht, macht sich für das Image oft schlecht. So waren auch die Anhänger und Zuschauer der Frankfurter mit ihrer Mannschaft zu Recht unzufrieden, was für die Saison ein zusätzliches Handikap sein kann. Die diskutierte Alternative sollen zukünftig internationale Freundschaftsspiele gegen „passende" Mannschaften sein. Lorant hat da feste Vorstellungen. Auch Hauptgeschäftsführer Wolf, der am Freitag in Bratislava zur Mannschaft stieß, sowie Vizepräsident Kunter neigen dazu, zukünftige Intertoto-Spiele zu meiden. Wolf gestand zwar, daß ein „paar Mark" dabei herauskamen, doch das war mager genug. In diesem Zusammenhang mußte der neue Hauptgeschäftsführer
auch zugeben, daß es tatsächlich versäumt wurde, den
Vertrag mit dem im November des letzten Jahres gefeuerten ehemaligen
Eintracht-Trainer Dieter Roos fristgemäß zu kündigen
und dieser pro forma nun bis zum 30. Juni 1978 weiterläuft. Wolf,
vor dessen Amtszeit dieser Fauxpas unterlief, hofft dennoch auf eine
gütliche Einigung mit dem ehemaligen Eintracht-Trainer. Die Stammbesetzung bleibt das Paradestück Bei der Frankfurter Eintracht blickt man seit Samstagabend wieder optimistischer in die Zukunft. Die aufgrund mäßiger Leistungen in der Intertotorunde aufgekeimte Furcht vor dem in zwei Wochen anstehenden Start in die Bundesligasaison ist verflogen. Grund dafür war eine imponierende Partie im letzten Intertoto-Spiel beim tschechoslowakischen Vizemeister Inter Bratislava, dem auf eigenem Platz regelrecht das Fell über die Ohren gezogen wurde. Die bis auf eine Ausnahme (Skala für Trinklein als Libero) altbekannte Stammformation erbrachte den Beweis, daß sie in der Lage ist, an die prächtige Form der letzten Saison anknüpfen zu können. „Heute müssen wir sehen, wo wir stehen", hatte Eintracht-Vizepräsident Peter Kunter vor dem Spiel gegen die bereits als Intertotorunden-Gruppensieger feststehenden Tschechoslowaken in Richtung Trainer und Mannschaft gesagt. „Gott sei Dank. Jetzt wissen wir mehr. Es wurde aber auch Zeit", quittierte Kunter unmittelbar nach dem Spiel das Geschehen. Trainer Lorant blieb kühl. „Heute habe ich gewußt, daß wir gewinnen. War schon richtige Leistung. Nur noch ein bißchen mehr Konzentration", kommentierte er. Der Auftritt der Frankfurter Mannschaft fand in der CSSR relativ große Beachtung. Als „eine der führenden Mannschaften Europas" wurde die Eintracht in den Medien angepriesen, das eigentlich belanglos gewordene Spiel original im Fernsehen übertragen und dennoch 5000 Zuschauer ins Stadion gelockt. Hinterher gab es viel Lob von allen Seiten, Es hatte sich in den Gemütern der Eintrachtler durch die mageren Resultate allerhand angestaut, so daß die Motivation in ihren Reihen nahezu optimal war. Das führte zu einer Entladung und Rekreation vieler alter Tugenden. Voll überzeugend agierte der Angriffszweizack mit Hölzenbein und Wenzel, der alle fünf Treffer markierte und fast noch einmal so viele hätte erzielen können. Gegen die ständig rochierenden beiden Frankfurter fand die Bratislava-Abwehr um Nationalspieler Barmos nie ein wirksames Gegenmittel. Hölzenbein, der in glänzender Spiellaune war und das meiste Lob einheimste, und Wenzel profitierten von der Vorarbeit eines streckenweise reibungslos spielenden und kombinierenden Mittelfeldes, in dem Grabowski versiert Regie führte, Nickel weitaus effektiver als zuletzt Anspielpunkt und Schaltstation war, Kraus seinen Wert als Zweikämpfer mit Mut und Durchschlagskraft erneut bewies, Weidle und Reichel wechselweise sich geschmeidig mal als Ballschlepper nach vorne, mal als Absicherer im Defensivbereich verdient machten. Im Abwehrzentrum bestand Neuzugang Lothar Skala seinen ersten Härtetest als Libero durchaus. Bis auf einen Lapsus beim zweiten Gegentor bot er eine Leistung, die für einen Neuling in dieser Umgebung zu Hoffnungen berechtigt. Die Souveränität eines Abwehrchefs und den Mut zu wohldosierten Vorstößen konnte man ohnehin noch nicht erwarten. Sehr gut spielte auch Vorstopper Körbel, der sich immerhin mit dem erfahrenen und trickreichen Nationalspieler Petras herumzubeißen hatte. Torhüter Koitka bereinigte mit Glück, Gespür und Können so manche dennoch entstandene brenzlige Situation. Neuberger lieferte als enormer Flitzer auf der gesamten linken Spielhälfte, vor allem in der ersten Halbzeit, den Beweis seines Könnens. Inter Bratislava, ohne drei Strammspieler, drückte freilich zeitweise auch die weiterhin vorhandenen Mängel im Eintracht-Spiel, wie zeitweise rapides Nachlassen der Konzentration, Überhandnähme des Klein-Klein-Spiels und der Lässigkeit auf. Dazu gehörten bei Anlegung des strengen Maßstabes der von Grabowski verschossene Foulelfmeter (71. Minute), Nickels Fehlpässe, die Pausen von Kraus, Reichels Zaudern bei Vorstößen, Wenzels Übereifer, Neubergers Abschlußschwäche und Weidles Fehlzündungen.
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