Fortuna Düsseldorf - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1976/1977 - 34. Spieltag
1:2 (0:1)
Termin: Sa 21.05.1977, 15:30 Uhr
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Klaus Ohmsen (Hamburg)
Tore: 0:1 Bernd Hölzenbein (8.), 0:2 Klaus Beverungen (76.), 1:2 Egon Köhnen (78.)
Fortuna Düsseldorf | Eintracht Frankfurt |
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Trainer | Trainer |
Mit halber Kraft zum Sieg Ende gut, alles gut. Nach einem katastrophalen Saisonstart mit Monaten von Abstiegsangst beendete die Frankfurter Eintracht im Düsseldorfer Rheinstadion die Saison 76/77 als erfolgreichste Bundesligamannschaft 1977 und behauptete den vierten Tabellenplatz. Der 2:1-Sieg vor nur 8000 Zuschauern bedeutete für die Schützlinge von Gyula Lorant das 21. Spiel hintereinander ohne Niederlage, ein Rekord, der in naher Zukunft wohl kaum zu überbieten sein wird. Gegen Fortuna Düsseldorf brauchten sich die Frankfurter „kein Bein mehr auszureißen um die Punkte unter Dach und Fach zu bekommen. Dazu war die Mannschaft ihres ehemaligen Trainers Dietrich Weise einfach zu schwach. So genügten der Eintracht Tore von Bernd Hölzenbein und Klaus Beverungen bei einem Gegentreffer von Egon Köhnen, um die Siegprämie von mehr als 4000 Mark zu verdienen. Gute Leistungen zeigten im Eintracht-Dreß besonders Torhüter Jupp Koitka, Vorstopper Karlheinz Körbel und eine Stunde lang Wolfgang Kraus. Die äußeren Bedingungen des Saisonfinales im Düsseldorfer Rheinstadion waren alles andere als erwärmend: die nur 8000 Zuschauer gaben bei strömendem Regen eine deprimierende Kulisse ab. Dennoch zeigte die Eintracht bereits in der ersten Spielminute, daß sie nicht gewillt war, sich ihre sensationelle Serie von Fortuna Düsseldorf kaputtmachen zu lassen. Vom Anstoß weg zog Rüdiger Wenzel davon, paßte zu Wolfgang Kraus, der ganz allein im Strafraum auftauchte. Doch Woyke konnte den Schuß noch abwehren. Danach spielten die Frankfurter, wie in den vergangenen Wochen gewohnt, selbstbewußt, ruhig und ballsicher. Überraschend einzig, daß diesmal die meisten Angriffe nicht über Kapitän Jürgen Grabowski, sondern über Wolfgang Kraus liefen. Wolfgang Seel, der ihn eigentlich zu bewachen hatte, kümmerte sich wenig um Deckungsaufgaben, versuchte dagegen selbst den Angriff anzukurbeln. Und Kraus nutzte seine Freiheiten weidlich aus, war Spielgestalter im Mittelfeld und gleichzeitig gefährliche Angriffsspitze. Durch seinen Einsatz kamen die Frankfurter dann auch in der 8. Spielminute zur Führung. Ganz allein ging der „Scheppe" durch, Hickersberger zog zwei Meter vor dem Strafraum die Notbremse. Den fälligen Freistoß schoß Bernd Hölzenbein flach ins linke untere Toreck. Nur zwei Minuten später hätte die Vorentscheidung fallen können. Karlheinz Körbel wurde im Mittelfeld nicht angegriffen, ging alleine durch und war plötzlich frei am Strafraum. Bernd Hölzenbein hatte seinen Gegenspieler Baltes geschickt zur Seite gezogen und so den Weg für seinen Vorstopper freigemacht. Pech für Körbel und die Eintracht, daß der flache 16-Meter-Schuß vom Pfosten ins Feld zurücksprang. Danach, es hatte immerhin 15 Minuten gedauert, fand auch die Fortuna zu ihrem Spiel, nachdem die Mannschaft vorher mit ihren eigenen Fehlpässen immer wieder die Eintracht eingesetzt hatte. Und prompt hatten die Fortunen eine Riesenchance. Rainer Geye, der sein letztes Spiel für Düsseldorf bestritt, flankte hoch nach innen, und Rudi Bommer konnte frei köpfen. Der Ball strich um Zentimeter über die Latte. Dann war im Reigen der vielen Torchancen wieder einmal die Eintracht dran. Erneut ging Kraus alleine durch, diesmal zog Bommer die Notbremse am Strafraum. Den Freistoß schoß Jürgen Grabowski in die Abwehrmauer. Die Eintracht wurde nun etwas leichtfertig, im Mittelfeld gab es Leerlauf, die Sturmspitzen Hölzenbein und Wenzel hingen „in der Luft". Verzweifelt forderte Hölzenbein mit eindeutigen Gesten lange, steile Pässe, doch auf dem nassen Rasen war das leichter gezeigt als getan. Bernd Nickel gelangen die Pässe jedenfalls nicht. Zweimal rutschte der Ball ins Aus, einmal stand Hölzenbein abseits. Fortuna Düsseldorf profitierte nun von der laschen Spielweise der Eintracht und hatte gute Ausgleichschancen. Die besten vergaben in der 31. Minute Zewe mit einem Flachschuß und zwei Minuten später Rudi Bommer. Völlig allein kam er zum Schuß, Jupp Koitka lag bereits geschlagen am Fünfmeterraum, doch der Ex-Offenbacher Jugendspieler brachte das Kunststück fertig, den auf der Linie stehenden Willi Neuberger zu treffen. Pfiffe der Zuschauer waren die Quittung für dieses Mißgeschick. Bernd Hölzenbein blieb in der Kabine, für ihn kam Klaus Beverungen. Der Nationalspieler hatte sich am Dienstag in Wolfgang Overaths Abschiedsspiel eine Prellung zugezogen, die ihn zum Ausscheiden zwang. Die erste Gelegenheit nach dem Wechsel hatte dennoch wieder die Eintracht. Willi Neuberger bediente Rüdiger Wenzel, doch der scheiterte, bedrängt von Zimmermann, an Torhüter Woyke. In der 55. Minute war dann auch für Willi Neuberger das Spiel zu Ende. Zum wiederholten Mal tat sich Fortunas Libero Hickersberger durch Foulspiel hervor und traf Neuberger so am Bein, daß der Frankfurter Verteidiger verletzt vom Feld mußte. Für ihn kam dann Helmut Müller. Die Begegnung wurde nun immer schwächer, da sich die Eintracht dem mäßigen Niveau der Gastgeber anpaßte. Fortuna war zwar leicht feldüberlegen, die Frankfurter hatten die Begegnung jedoch weiter sicher in der Hand. Chancen sprangen für die Düsseldorfer kaum heraus, lediglich einige Fernschüsse mußte der hervorragende Jupp Koitka abwehren. Plötzlich, 15 Minuten vor dem Ende, wurde dann aus dem langweiligen Spielchen noch eine hektische Partie. Klaus Beverungen ging mit einem herrlichen 40-Meter-Paß von Bernd Nickel allein in die Düsseldorfer Hälfte und traf dann aus 16 Meter volley zum 2:0 ins Netz. Doch was 14 Minuten vor dem Ende wie die Entscheidung aussah, entpuppte sich als der Auftakt zu einer verbissenen Schlußphase. Denn schon fast im Gegenzug gelang den Düsseldorfern der Anschlußtreffer und der Ehrgeiz der Gastgeber war wieder geweckt. Köhnen war der Torschütze, der Koitka mit einem Flachschuß keine Abwehrmöglichkeit ließ. In den letzten zehn Minuten hatten dann beide Teams Chancen zuhauf, um Tore zu erzielen. Doch jeweils alleine von den Torhütern vergaben Bommer auf der einen und Beverungen auf der anderen Seite die besten. So blieb es beim letztlich verdienten 2:1 der Eintracht.
Die Entscheidung um den Meistertitel fiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Schalke 04. Gefeiert wurde schließlich bei den Borussen. Deutschlands „heimlicher Meister" aber heißt Eintracht Frankfurt. Während die beiden Topteams — und auch Braunschweig — vom Punktepolster des letzten Jahres zehrten, in den letzten Wochen aber teilweise katastrophales und wenig meisterwürdiges Spiel boten, darf sich die Eintracht als beste Mannschaft von 1977 bezeichnen. Die Adlerträger sind ohne Zweifel momentan das Nonplusultra des deutschen Fußballs. Die Elf aus der Main-Metropole, mit zwei Punkten Rückstand auf Gladbach Tabellenvierter, sorgte für die Superlativen der Saison 1976/77.
Kurios: Trainer Gyula Lorant, „Vater" des
raketenartigen Höhenfluges, darf einen Scheck über 100.000 Mark
als Nichtabstiegsprämie in Empfang nehmen. Denn als der Ungar die
Elf übernahm, war das Abstiegsgespenst Stammgast im Waldstadion,
mit der Verpflichtung Lorants erhoffte sich der Vorstand den Klassenerhalt.
Zur Nichtabstiegsprämie kommen nochmals 5000 DM für die Erreichung
des UEFA-Cups. Eine nicht alltägliche Kombination.
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