Eintracht Frankfurt - Bayern München

Bundesliga 1976/1977 - 33. Spieltag

2:1 (1:1)

Termin: Sa 14.05.1977, 15:30 Uhr
Zuschauer: 60.000
Schiedsrichter: Winfried Walz (Waiblingen)
Tore: 0:1 Karl-Heinz Rummenigge (32.), 1:1 Bernd Nickel (34.), 2:1 Bernd Hölzenbein (52.)

 

 

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Eintracht Frankfurt Bayern München

 


  • Sepp Maier
  • Peter Gruber
  • Franz Beckenbauer
  • Georg Schwarzenbeck
  • Vesely Schenk
  • Ulrich Hoeneß
  • Jupp Kapellmann
  • Gerd Müller
  • Erhan Önal
  • Karl-Heinz Rummenigge
  • Conny Torstensson

 

Wechsel
Wechsel
  • Kjell Seneca für Erhan Önal (64.)
Trainer Trainer



Ein Arbeitssieg

Zum Schluß baute die Frankfurter Eintracht ab. Doch die Serie riß nicht: Mit einem schwer erkämpften, aber verdienten 2:1-(1:1-) Sieg im ausverkauften Frankfurter Waldstadion über den FC Bayern München schraubte die Eintracht ihre einmalige Serie auf zwanzig Spiele ohne Niederlage (33:7 Punkte) und hat sich damit die Teilnahme am UEFA-Pokal endgültig gesichert. In dem hektischen, zerfahrenen Spiel führten die Bayern nach einer halben Stunde durch Rummenigge 1:0, doch Nickel mit einem Freistoß nur zwei Minuten später und Bernd Hölzenbein in der 52. Minute sorgten noch für Ausgleich und Sieg. Die Eleganz eines Jürgen Grabowskis und Franz Beckenbauers konnte diesem Spiel nicht das Gepräge geben, in dem mehr Kampf als Kombinationen den Spielfluß eher hemmte als förderte. „Anfangs haben die Bayern sehr defensiv gespielt, da war es für die Eintracht sehr schwer, Tore zu schießen", sagte Bundestrainer Helmut Schön. „Dann hat die Eintracht jedoch in der zweiten Halbzeit den Faden verloren", kritisierte Schön. Die Bayern sind freilich längst nicht mehr, was sie einmal waren, sonst hätten sie gegen die rapide nachlassenden Frankfurter wenigstens noch den Ausgleich geschafft.

Interessante Kulisse, herrliches Sonnenwetter, zwei große Mannschaften, alle Voraussetzungen für ein großes Spiel. Doch nachdem Jürgen Grabowski Franz Beckenbauer bei der Begrüßung zum Abschied einen großen Ebbelwoibembel überreicht, die Eintracht „für seine zwanzig Spiele im Frankfurter Waldstadion gedankt", und das Publikum Beifall gespendet hatte, prägten Hektik und Härte, Fehlpässe und Fouls das Anfangsstadium.

Die Bayern praktizierten hautenge Manndeckung, wobei Dettmar Cramer seine Youngsters zu den Eintracht-Stars stellte: Önal zu Grabowski, Gruber zu Hölzenbein und Schenk zu Nickel. Sie kämpften mit großem, manchmal blindem Eifer, so der Türke Önal, der schon nach zwei Minuten Grabowski mit einem groben Foul ummähte. Als auch der alte Routinier Georg Schwarzenbeck nur mit einem plumpen Rempler Rüdiger Wenzel umwarf, erhielt er in der 12. Minute die gelbe Karte.

Die Eintracht bestimmte anfangs mit dem größeren Tempo und dem gefälligeren Ballkombinationen das Spiel, so lange es über Jürgen Grabowski lief. Wurde Bernd Nickel zum Mittelpunkt, geriet das Spiel ins Stocken, denn Nickel schwankte ständig zwischen lässig und überhastet hin und her. Für viel Unruhe sorgte Wolfgang Kraus mit seinen Dribblings, und er spielte auch in den ersten 20 Minuten zwei gute Torchancen heraus. Zweimal mußte darüber hinaus Sepp Maier retten: in der 8. Minute, als er einen fulminanten Schuß von Wenzel gerade noch mit dem Fuß abwehrte, und in der 18. Minute bei einem gefährlichen Freistoß von Hölzenbein.

Die Bayern verlegten sich nur aufs Kontern, wobei Gerd Müller sich völlig im Hintergrund hielt, mehr Vorstopper als Mittelstürmer spielte. Doch weniger die pfeilschnellen Hoeneß und Rummenigge sorgten für Kontergefahr, sondern die jungen Abwehrspieler bei ihren von Beckenbauer gestarteten Vorstößen. So stolperte Önal in der 16. Minute nach einem Traumpaß von Beckenbauer im Strafraum über Reichel und über den Ball. Die größte Münchner Chance gab es in der 24. Minute, als Neuberger in der Bayern-Hälfte den Ball verlor. Mit fünf Spielern stürmten die Bayern plötzlich auf den Eintracht-Strafraum zu, das Abspiel von Schenk schien der zurückgehastete Neuberger ins eigene verlassene Tor zu lenken, häkelte aber dann mit einem mächtigen Satz den Ball vor der Linie noch um den Pfosten herum. Erst ein Fehler, dann fast ein Eigentor, und dann diese Rettungstat.

Der dritte gefährliche Vorstoß der nun stärker spielenden Bayern führte dann in der 32. Minute zur 1:0-Führung. Rummenigge nutzte nach einem Zuspiel das Zaudern von Reichel, umspielte Koitka und schob den Ball ins Tor. Doch schon zwei Minuten später fiel der Ausgleich. Bei einem Strafstoß traf Bernd Nickel endlich einmal voll, Kraus löste sich aus der Bayern-Mauer — und durch diese Lücke zischte der Ball unhaltbar für Maier ins Tor.

Die drückende Schwüle drückte zu Beginn der zweiten Halbzeit auch aufs Tempo. Dennoch fiel bald das nächste Tor für die Eintracht durch Bernd Hölzenbein in der 52. Minute nach glänzender Vorarbeit von Grabowski. Nickel hatte einen Freistoß zu seinem Kapitän gelupft, der wand sich um seinen Bcwacher Önal, doch Grabowskis Schuß aus der Drehung fand in Maier seinen Meister. Im Getümmel vor dem Tor drückte Hölzenbein den abgewehrten Ball über die Linie.

Zwei Minuten später hätte es eigentlich 3:1 durch Bernd Hölzenbein stehen müssen, doch Hölzenbein donnerte nach einer Reichel-Flanke und einem Schwarzenbeck-Fehler den Ball vehement gegen die Querlatte. In der 62. Minute fiel das 3:1 durch Gert Trinklein, doch aus klarer Abseitsstellung, die Schiedsrichter Walz, sonst nicht gerade immer sehr treffsicher in seinen Entscheidungen, nicht übersehen konnte.

Die Bayern wurden nach einer Stunde Spielzeit wieder stärker, Müller tauchte gefährlich im Strafraum auf und wurde in letzter Minute von Reichel hart vom Ball getrennt. Trinkleins rigorose Aufräumarbeit und Jupp Kotkas Sicherheit bei hohen Bällen gaben der Eintracht-Abwehr Rückhalt, als vorne und im Mittelfeld das Spiel zerfahren wurde. Intermezzo in der 60. Minute: Gerd Müller und Grabowski erhielten die gelbe Karte, als sie sich be einem Bayern-Freistoß über den Abstand stritten.

In der letzten Viertelstunde bekam die Eintracht das Spiel nicht mehr in den Griff. Kräfte und Konzentration ließen in gleichem Maße nach, ohne daß die Bayern daraus Kapital zu schlagen verstanden. Als in letzter Sekunde die Bayern noch einen Eckball hatten, stürmte Sepp Maier aus seinem Tor in den Eintracht-Strafraum. Er hätte sich den Spurt sparen können. Der Schiedsrichter ließ den Eckball nicht mehr ausführen.

Stimmen zum Spiel

Gyula Lorant: „Es war ein typisches Spiel zum Saisonende. So wie es sein muß, die Spieler sind müde. Heute hat der plötzliche Wärmeeinbruch ein Übriges dazu getan. Dennoch haben wir verdient gewonnen. Wir hatten in der zweiten Halbzeit die Chance, noch ein, zwei weitere Tore zu erzielen. Ich bin erschrocken, wie schwach die Bayern geworden sind, wir hatten doch klare Lücken in der Abwehr, die aber von den Münchenern nicht genutzt werden konnten. Als ich hierher kam, habe ich gesagt, wir holen 35 oder 36 Punkte, heute haben wir den 40. gewonnen und außerdem das beste Torverhältnis. Wir haben die wenigsten Spieler gebraucht und in der Zeit, in der ich jetzt hier bin, keine ernsthaften Verletzten gehabt. Zum Schiedsrichter will ich noch sagen: Er hat sehr selbstbewußt seine Fehlentscheidungen getroffen."

Dettmar Cramer: „Wir haben noch ein wichtiges Spiel vor uns, und danach wollen wir diese Saison ganz schnell vergessen. Wir hatten einfach zu viele Verletzte und konnten deshalb nicht wie erwartet abschneiden. Unsere drei jungen Leute in der Mannschaft haben sich brav geschlagen, wie wir überhaupt unsere Haut teuer verkauft haben. Der Eintracht gratuliere ich zu ihrem verdienten Sieg, den wir ihr allerdings schwer gemacht haben. Es hat sich heute wieder gezeigt, daß junge Spieler sehr viel Zeit brauchen, bis sie sich in eine Bundesliga-Mannschaft eingeordnet haben. Das ist das Problem der Bundesliga in der Zukunft. Denn in der Bundesliga wird mehr trainiert als zuvor, bei der Jugend und den Amateurmannschaften aber nicht. Die Verpflichtung des Berliner Benny Wendt ist noch nicht perfekt. Wir stehen mit mehreren Spielern in Verhandlungen, die aber alle noch nicht abgeschlossen sind. Zum Spiel insgesamt muß ich sagen, daß für uns heute zu viel auf dem Spiel stand, als daß die Begegnung von uns aus gesehen gut hätte sein können."

 

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