Rot-Weiß Essen - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1976/1977 - 32. Spieltag
1:8 (0:5)
Termin: Sa 07.05.1977, 15:30 Uhr
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter: Herbert Lutz (Bremen)
Tore: 0:1 Wolfgang Kraus (19.), 0:2 Willi Neuberger (31.), 0:3 Rüdiger Wenzel (32.), 0:4 Bernd Hölzenbein (42.), 0:5 Rüdiger Wenzel (44.), 0:6 Rüdiger Wenzel (46.), 0:7 Jürgen Grabowski (69.), 0:8 Jürgen Grabowski (72.), 1:8 Horst Hrubesch (90., Handelfmeter)
Rot-Weiß Essen | Eintracht Frankfurt |
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Im Torrausch Nach der Punktejagd (30:8) Punkte bei 19 Spielen ohne Niederlage) sind die Schützlinge von Trainer Gyula Lorant nun offenbar im Torerausch. Nach dem 7:1 gegen Werder Bremen, dem 6:1 gegen Roter Stern Belgrad gab es nun in Essen den höchsten Auswärtssieg der Frankfurter in der Bundesliga. Der hoffnungslos unterlegene Absteiger wurde mit 8:1 (5:0) besiegt. Rotweiß machte es der Eintracht zwar so leicht wie noch keine Mannschaft zuvor, doch die Frankfurter unterstrichen auch erneut ihre derzeit großartige Form. Keines der acht Tore war ein sogenannter Abstauber oder Zufallstreffer, allen acht gingen traumhafte Kombinationen voraus. "Einfach zauberhaft", kommentierte Trainer Lorant die Leistung der Spieler und gab damit die Komplimente der Fans, die ihn mit begeisterten „Lorant-Lorant"-Rufen feierten, an die Mannschaft zurück. Aus einer insgesamt hervorragenden Mannschaft ragten diesmal noch die Torschützen Wolfgang Kraus (1), Rüdiger Wenzel (3) und Jürgen Grabowski (2) besonders heraus. Die übrigen Treffer erzielten Bernd Hölzenbein und Willi Neuberger. Das einzige Tor für Rotweiß schoß Horst Hrubesch, der einen Elfmeter verwandelte. Die Eintracht hat sich mit diesem Erfolg die Teilnahme am UEFA-Pokal wohl endgültig gesichert, während Rotweiß in der 2. Liga eine völlig neue Mannschaft aufbauen muß. Was zunächst wie Sommerfußball aussah, entpuppte sich im Essener Georg-Melches-Sladion nach etwa einer halben Stunde als eine geschickte Taktik. Die Rekordelf aus Frankfurt schläferte zunächst ihren Gegner mit langsamem Ballgeschiebe im Mittelfeld ein und schlug dann urplötzlich mit schnellen Pässen und Doppelpässen zu. So war die Begegnung nach einer halben Stunde bereits entschieden. Für das 1:0 der technisch weit überlegenen Eintracht sorgte in der 18. Minute Wolfgang Kraus, als er nach einem herrlichen Doppelpaß mit Rüdiger Wenzel allein durchkam und Blasey mit einem Flachschuß ins lange Eck keine Chance ließ. Dem 2:0 in der 31. Minute ging erneut ein schneller Doppelpaß ius dem Mittelfeld voraus. Neuberger — Nickel — Neuberger hieß diesmal die Staffette, und der Eintracht-Außenverteidiger verwandelte ebenso präzise ins lange Eck wie zuvor Kraus. „Zugabe, Zugabe", riefen die 500 Eintracht-Fans, und die Mannschaft ließ sich nicht lumpen. Schon der nächste Angriff brachte durch Rüdiger Wenzel das 3:0. Gert Trinklein schlug einen langen Paß aus dem Mittelfeld, Wenzel zog allein davon und traf aus 14 Metern. Erneut war es ein Flachschuß, und erneut hatte Blasey keine Abwehrmöglichkeit Nun wurde Rotweiß etwas stärker, beziehungsweise die Frankfurter Eintracht etwas leichtsinniger. Doch Dörre vergab die bis dahin beste Essener Chance, als er nach dem dritten Eckball frei stehend an Koitka scheiterte. Nach diesem kurzen Essener Intermezzo ging der Torreigen der Frankfurter weiter. Absteiger Rotweiß war nun nur noch ein Spielball der derzeit besten Bundesligamannschaft. Drei Minuten vor der Pause schlug Jürgen Grabowski einen 40-Meter-Paß auf Hölzenbein, der versetzte Bast und Wieczorkowski und traf aus zwanzig Meiern genau ins Eck. Weitere zwei Minuten später stand es schon 5:0. Wieder war es Grabowski, der aus der Abwehr heraus einen langen Paß schlug, der bis dahin blasseste Frankfurter, Nickel, setzte sich am linken Flügel durch, flankte mit viel Übersicht und uneigennützig zu Wenzel und der köpfte ein. Vom Innenpfosten sprang der Ball ins Netz. Die Eintracht hatte nun endgültig ein Heimspiel, die Frankfurter Fans träumten schon von einem ähnlichen Erfolg wie vor zwei Jahren in Frankfurt, als Essen 9:1 geschlagen wurde, und die letzten Essener Getreuen spendeten Beifall auf offener Szene für die Frankfurter Kombinationen, die bis zur Pause wie am Schnürchen liefen. "Zauberhaft", kommentierte Eintracht-Trainer Gyula Lorant die Leistung seiner Mannschaft. Kaum hatte er es gesagt, war Blasey schon wieder geschlagen. Weidle flankte — es war der erste Angriff der zweiten Hälfte —, und Wenzel hechtete den Ball per Kopf in den Torwinkel. Danach verflachte das Spiel zwischenzeitlich. Die Eintracht wollte die hilflosen Essener offenbar schonen. Doch als Rotweiß auch freundlichste Gastgeschenke nicht annahm — Lorant konnte im Fünf-Meter-Raum zweimal mutterseelenallein schießen, scheiterte aber an der Latte und an Koitka —. wurde es den Frankfurtern denn doch zu langweilig, und sie zogen noch einmal an. Jürgen Grabowski schickte seine Kameraden noch einmal nach vorn und begann selbst zu zaubern. Wahre Augenweiden für Fußballästheten waren die beiden Tore des Eintracht-Kapitäns zum 7:0 und 8:0. Dreimal spielte er mit Bernd Nickel in der 68. Minute Doppelpaß und vollendete dann ebenso lässig wie drei Minuten später, als ihn Wolfgang Kraus freigespielt hatte. Eine Minute vor dem Ende kamen die Essener dann doch
noch zu ihrem Gegentor. Hrubesch hatte geflankt. Torhüter Koitka
gefoult (Schiedsrichter Lutz, der sein letztes Bundesligaspiel pfiff,
wollte den Essenern offensichtlich diesen einen Treffer noch gönnen),
und Körbel konnte Wieczorkowskis Schuß auf der Linie nur mit
der Hand abwehren. Hrubesch verwandelte den Elfmeter.
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