Eintracht Frankfurt - MSV Duisburg |
Bundesliga 1976/1977 - 26. Spieltag
3:1 (1:1)
Termin: Sa 19.03.1977, 15:30 Uhr
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Herbert Lutz (Bremen)
T ore: 1:0 Bernd Hölzenbein (8.), 1:1 Ronald Worm (10.), 2:1 Bernd Hölzenbein (87.), 3:1 Rüdiger Wenzel (89.)
Eintracht Frankfurt | MSV Duisburg |
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Sturmlauf nach der Pause In der Halbzeit gab es Pfiffe für die Frankfurter Eintracht, am Ende jubelnden Beifall. Nach schwachen 45 Minuten zeigten die Lorant-Schützlinge, daß sie nicht nur spielerisch, sondern auch mit unbändigem Kampfgeist ein Spiel gewinnen können. Die 25.000 Zuschauer im Waldstadion hatten jedenfalls ein gutes Gespür dafür, wie schwer der 3:1-Sieg gegen den MSV Duisburg erkämpft wurde, welche Leistungen die Mannschaft gebracht hatte, und verabschiedete die Eintracht mit „Zugabe-Zugabe-Rufen". Mit einem einzigen Sturmlauf nach der Pause hatten die Frankfurter den MSV eingeschnürt, Chancen über Chancen herausgespielt, ehe die verdienten Tore in den letzten drei Minuten fielen. Der überragende Bernd Hölzenbein krönte seine länderspielreife Leistung mit einem Solo zum 2:1 in der 87. Minute, und der an diesem Tage glücklose Rüdiger Wenzel stieß nach einer Flanke von Hölzenbein in der 89. Minute den Ball gar zum 3:1 ins Tor. Schon die 1:0-Führung hatte Hölzenbein besorgt. Die einzigartige Serie der Eintracht blieb also auch im 13. Spiel bestehen, 22:4 Punkte hintereinander und der 5. Tabellenplatz sind der Lohn für eine Mannschaft, der man nach der Pause den unbedingten Willen zum Sieg anmerkte. Wie unterlegen der MSV in dieser Phase war, zeigt die Tatsache, daß Eintracht-Torwart Jupp Koitka in den zweiten 45 Minuten nicht einen gefährlichen Ball abwehren mußte. Ganz anders sein Gegenüber Gerhard Heinze, der seinem Namen „Flieger" alle Ehre machte und die Eintracht lange zur Verzweiflung brachte. Neben Hölzenbein ragte bei der Eintracht noch Karlheinz Körbel heraus. „Gut warmlaufen", hatte Gyula Lorant seiner Mannschaft in der Spielersitzung befohlen, „damit wir von Beginn an voll da sind." Voll da war allerdings nicht die Eintracht, sondern vom Anpfiff weg die Gäste. Schon beim ersten Angriff, es waren noch keine 30 Sekunden gespielt, mußte Willi Neuberger für seinen bereits geschlagenen Torwart Jupp Koitka eine scharfe Bücker-Flanke von der Linie schlagen. Die erste Schrecksekunde kaum überstanden, blieb Trainer Lorant schon wieder fast das Herz stehen. Die zweite Minute war kaum angebrochen, da flankte erneut Bücker. Büssers kam an den Ball, und Koitka war erneut überwunden. Doch zum Glück für ihn und die Eintracht stand diesmal Karlheinz Körbel auf der Linie und klärte. Danach fand die Eintracht sehr langsam zu ihrem Spiel, die Angriffe schleppten sich, immer wieder von Fehlpässen, unterbrochen, nur ganz gemächlich dem MSV-Tor entgegen. Schon jetzt fiel die fehlende Bewegung im Spiel auf, weder Stepanovic, Grabowski und Nickel im Mittelfeld, noch Wenzel im Angriff schienen so spritzig wie zuletzt. Überraschend ging die Eintracht dann doch in Führung. Nach einem Gewühl im Strafraum kam Bernd Hölzenbein in der 8. Minute zwölf Meter vor dem Tor zum Schuß, der Ball wurde von Bernhard Dietz abgefälscht, und Heinze flog in die falsche Ecke. Zeit zur Freude über die Führung gab es allerdings kaum, denn schon im Gegenzug erzielte Ronny Worm den Ausgleich. Es war ein kurioses Tor. Schneider hatte aus halbrechter Position eine weite Flanke aus halblinks geschlagen. Bücker hechtete in abseits verdächtiger Position nach dem Ball, während die Eintracht-Abwehr konsterniert stehenblieb. Sie hatte offenbar auf einen Pfiff aus dem Publikum reagiert. Koitkas Abwehr blieb so wirkungslos, Worm konnte den Abpraller aus zwei Metern ins leere Tor schieben. Alle Proteste, auch Trainer Lorant und Assistent Tippenhauer bestürmten den Linienrichter, halfen nichts. Schiedsrichter Lutz erkannte den Treffer an. 1:1 nach neun Minuten. Das Spiel der Frankfurter wurde nach diesem Gegentreffer natürlich nicht besser, die Frühjahrsmüdigkeit schien um sich gegriffen zu haben. Anders waren die mangelnde Laufarbeit und die daraus resultierenden Fehlpässe nicht zu erklären. Ganz unglücklich spielte in dieser Phase Mittelstürmer Rüdiger Wenzel, dem gegen den knochenharten Pirsig rein gar nichts gelang. Selbst einfache Pässe landeten beim Gegner, so daß Bernd Hölzenbein in der Spitze fast auf sich allein gestellt war. Der Nationalspieler lieferte sich mit Bernhard Dietz verbissene Duelle, die bis zur Pause ebenso wie das Spiel unentschieden endeten. Das 1:1 war gerecht, da auch die Duisburger aus den Schwächen der Eintracht kein Kapital schlagen konnten. Nach der Pause — endlich — schien die Eintracht aufgewacht. Sie drückte aufs Tempo, schnürte den MSV in dessen Strafraum ein und erspielte sich auch gute Chancen. Besonders Bernd Hölzenbein unterstrich nun, in welch blendender Verfassung er zur Zeit ist. Bernhard Dietz sah nun ein ums andere Mal nur die Hacken des Frankfurter Dribbelkünstlers. Doch der Eintracht-Torjäger hatte zunächst viel Pech beim Abschluß. Gleich dreimal stand er allein vor dem hervorragenden Heinze und brachte den Ball doch nicht über die Linie. Dem Verzweifeln nahe war Hölzenbein in der 75. Minute. Erst spielte er drei Mann aus, dann schob er den Ball knapp am Tor vorbei. 30 Sekunden später war er wieder durch — und wieder ging der Ball vorbei. Doch während einige seiner Kameraden schon fast resignieren wollten, zeigte Hölzenbein ungebrochenen Kampfgeist und wurde schließlich dafür belohnt. Drei Minuten vor dem Ende spielte der Duisburger Jara einen fatalen Fehlpaß, Hölzenbein spritzte dazwischen, spielte Dietz aus, spielte Heinze aus und schob ins leere Tor. Der beste Frankfurter hatte seine Leistung mit dem 2:1 gekrönt. Die 25.000 Zuschauer, die an diesem Tag auch in schlechten Phase wie ein Mann hinter der Eintracht standen, jubelten dem Weltmeister zu und forderten begeistert „Zugabe, Zugabe". Und Bernd Hölzenbein ließ sich nicht lumpen. Eine Minute vor dem Ende zeigt er Dietz erneut die Hacken, flankte herrlich nach innen, und Rüdiger Wenzel hechtete den Ball ins Netz. Das Stadion stand kopf und feierte frenetisch die Eintracht, mehr als es nach dem großen Sieg gegen Braunschweig der Fall war Stimme zum Spiel Gyula Lorant: „Was wir in den fünf Minuten
gespielt haben, hatte nichts mit unserem System zu tun. Dann haben wir
gut mitgemischt und waren nachher überlegen. Beim Ausgleichstreffer
blieb Koitka stehen, weil er einen Pfiff gehört hatte. Der muß
von den Zuschauern gekommen sein und ich kann überhaupt nicht verstehen,
wie das Publikum der eigenen Mannschaft durch solche Dinge schaden will.
Duisburg brachte in der zweiten Halbzeit Härte ins Spiel und uns
vorübergehend aus dem Rhythmus. Hölzenbein und Reichel konnten
Spiel schon früher entscheiden. Wir haben aus Saarbrücken und
Uerdingen gelernt und dürfen mit einem 1:1 einfach nicht zufrieden
sein. Was Hölzenbein gezeigt hat, war einmalig. Helmut Schön
könnte in ihm einen ausgezeichneten Mittelstürmer haben."
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