Eintracht Frankfurt - Karlsruher
SC |
Bundesliga 1976/1977 - 24. Spieltag
3:2 (1:1)
Termin: Sa 05.03.1977, 15:30 Uhr
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Manfred Wichmann (Gelsenkirchen)
Tore: 1:0 Bernd Hölzenbein (37.), 1:1 Karl-Heinz Struth (39., Handelfmeter), 2:1 Bernd Hölzenbein (56., Foulelfmeter), 3:1 Bernd Nickel (68.), 3:2 Norbert Janzon (73.)
Eintracht Frankfurt | Karlsruher SC |
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Sieg gegen den "Angstgegner" Die Erfolgsserie der Frankfurter Eintracht (17:5 Punkte, seit 10 Spielen ungeschlagen) hält weiter an. Auch der Angstgegner Karlsruher SC konnte sie nicht stoppen, wenn er auch die 20.000 Zuschauer im Frankfurter Waldstadion bis in letzter Sekunde in Angst hielt. 3:2 (1:1) besiegte die Eintracht den KSC, doch war dieser Sieg schwer erkämpft. Das Spiel der Eintracht erreichte bei weitem nicht die Brillanz der Fußballdemonstration vom letzten Dienstag gegen Eintracht Braunschweig. Nur Reichel, Trinklein, Körbel, Neuberger und Hölzenbein spielten so beschwingt wie vor vier Tagen. Das große Manko der Eintracht war ihr Torwart Günther Wienhold, der bei hohen Bällen große Schwächen zeigte, was prompt zu den beiden Gegentoren führte. Der KSC überzeugte im Waldstadion zwar mit großem Kampfgeist, konnte damit aber die vielen Anspielfehler nicht wettmachen. Bernd Hölzenbein (2, davon ein Elfmeter) und Bernd Nickel für die Eintracht, Struth (Elfmeter) und Janzon für den KSC schossen die Tore. Beim KSC fehlte Jürgen Kalb, der am Vortag plötzlich 39 Grad Fieber bekam. „Ausgerechnet in Frankfurt muß ich zuschauen", bedauerte der ehemalige Eintracht-Spieler. Dafür war Winfried Schäfer dabei, dessen Einsatz wegen einer Bänderdehnung in Frage gestanden hatte. Und das war ein großes Glück für den KSC. Denn der Schwung der Eintracht der nur entfernt an das große Spiel vom letzten Dienstag gegen Eintracht Braunschweig erinnerte, war schon nach zwanzig Minuten erst einmal weg. Das mag auch daran gelegen haben, daß die Karlsruher nach anfänglicher Ängstlichkeit und Zaghaftigkeit, die sich in einer Flut von Fehlpässen und leicht verlorenen Zweikämpfen ausdrückte, bald keck und munter wurden. In der Anfangsoffensive der Eintracht sorgten vor allem Vorstöße von Gert Trinklein und Flankenläufe von Willi Neuberger für Schwung. In der 5. Minute hatte sich der Eintracht-Libero bis in die Höhe des Elfmeterpunktes durchgekämpft, doch sein Abspiel zu Bernd Hölzenbein verhinderte in letzter Sekunde Ulrich. Ein Schuß von Grabowski und ein Kopfball von Hölzenbein, die beide nur ganz knapp ihr Ziel verfehlten, waren weitere Chancen. Doch die Eintracht fand ihren Rnythmus nie so recht. Vor allem Weidle vergab mit alter Schusseligkeit vieles, was er sich mühsam erarbeitet hatte. Und dann kamen die Karlsruher auf, deren Mittelfeld praktisch nur aus Winfried Schäfer bestand, der aber, obwohl er Grabowski bewachte, immer und überall zu finden war. Die Konter des KSC. die oft mit vier Spitzen — Berger, Balevski, Flindt und Janzon — angriffen, wurden immer gefährlicher und schworen eine ganze Reihe brenzliger Situationen herauf — vor allem, weil Günther Wienhold bei hohen Bällen erschreckende Unsicherheiten zeigte. So hatte Balevski unter anderem eine riesige Chance, als Wienhold in der 29. Minute eine Flanke von Janzon verfehlte. Doch der Jugoslawe trat den Ball über das Tor. Gerade hatte Reichel mit einer elfmeterverdächtigen Rettungstat Flindt im Strafraum gebremst und damit eine weitere Karlsruher Chance vereitelt, da fiel in der 37. Minute im Gegenzug das 1:0 für die Eintracht. Ulrich trat über den Ball, der sich in den Strafraum senkte, und Bernd Hölzenbein ließ sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen. Doch die Freude währte nur zwei Minuten. Dann griff Wienhold bei einem Eckball abermals daneben, Bredenfeld köpfte, und Bernd Nickel konnte den Ball nur noch mit der Hand aus dem Tor schlagen. KSC-Libero Struth verwandelte den Elfmeter sicher zum Ausgleich. In der letzten Spielminute der ersten Halbzeit hatte Bernd Hölzenbein noch mal eine große Chance, doch Wimmer wehrte ab. Weitaus energischer packte die Eintracht das Spiel in der zweiten Halbzeit an. Trinkleins Rettungstaten und Vorstöße, Körbels Erfolge im Zweikampf und seine ständigen Märsche nach vorn, Neubergers Flankenläufe, meist von langen Pässen Bernd Nickels auf die linke Seite gestartet, und Bernd Hölzenbeins Spritzigkeit und Torgefährlichkeit sorgten vor allem dafür, daß die Eintracht das Spiel in die Hand bekam. Ein Gewaltschuß von Stepanovic, den Wimmer prächtig parierte, und ein Dribbling von Grabowski, das Schäfer nur mit einem elfmeterreifen Foul beendete (wie vorher bei Reichel blieb der Pfiff von Schiedsrichter Wichmann jedoch aus), waren das Signal für die Eintracht-Offensive, die in der 55. Minute auch zum Führungstreffer führte. Bernd Hölzenbein hatte sich raffiniert um seinen Rivalen Ulrich gewunden, wurde von ihm aber zu Boden gerissen, als er allein vor Wimmer zum Torschuß ansetzte. Den Elfmeter schoß Hölzenbein selbst knallhart ins Tordreieck. Die Karlsruher Ausgleichschance kurz darauf verhinderte Trinklein oder vermasselte Janzon, je nachdem, wie man es sieht, als der Eintracht-Libero allein zwischen zwei Karlsruhern mit einer Grätsche den Schuß Janzons abblockte. Hätte Janzon den Ball zum völlig freistehenden Schäfer geschoben… Das Spiel schien gelaufen, als Nickel nach einem glänzenden Zuspiel von Hölzenbein in der 68. Minute das 3:1 erzielte, hätte nicht Wienhold fünf Minuten später wieder einmal einen hohen Flankenball (von Flindt) über sich hinwegfliegen lassen. Schulbuchmäßig stieß Norbert Janzon den Ball ins Tor zum Anschlußtreffer. So wurde das Spiel noch einmal zu einem nervenaufreibenden Schlagabtausch, in dem Wienholds Schwächen bei hohen Bällen — wohl die Folge mangelnder Spielpraxis — für Zittersekunden sorgte, und in dem Hölzenbein (er traf mit einem herrlichen Schuß nur die Querlatte) und Grabowski (er trickste im Strafraum Schäfer aus, verfehlte aber das Tor um Zentimeter) das vierte Tor auf dem Fuß hatten. Stimme zum Spiel Trainer Gyula Lorant: „Das Spiel ist nicht so gelaufen,
wie ich geglaubt hatte. Anfangs hatten wir Temposchwierigkeiten, das waren
wohl die Nachwirkungen vom Dienstag-Spiel, und außerdem war der
KSC ja unser Angstgegner. Darüber hinaus hat der Schiedsrichter uns
ein paarmal mit seinen Pfiffen aus dem Rhythmus gebracht. In der zweiten
Halbzeit spielten wir hervorragenden Fußball, nur waren Weidle,
Reichel und Wenzel vor dem Tor zu eigensinnig. Hätten sie abgespielt,
dann hätten wir noch zwei oder drei Treffer erzielen können.
Der beste Spieler war heute Körbel, dann folgt Hölzenbein, obwohl
er mit einer Spritze für das verletzte Knie ins Spiel gehen mußte."
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