Eintracht Frankfurt - Eintracht
Braunschweig |
Bundesliga 1976/1977 - 18. Spieltag
3:0 (2:0)
Termin: Di 01.03.1977, 20:00 Uhr (Nachholspiel, ursprünglich 15.01.1977)
Zuschauer: 35.000
Schiedsrichter: Wolf-Dieter Ahlenfelder (Oberhausen)
Tore: 1:0 Bernd Hölzenbein (12.), 2:0 Rüdiger Wenzel (15.), 3:0 Rüdiger Wenzel (61.)
Eintracht Frankfurt | Eintracht Braunschweig |
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Eintracht meisterhaft Nicht die Braunschweiger, sondern die Frankfurter Eintracht spielte wie ein Meisterschaftsanwärter und besiegte an einem kalten, aber klaren Winterabend im Waldstadion in einem erwärmenden Spiel den Titelkonkurrenten von Borussia Mönchengladbach auch in dieser Höhe verdient mit 3:0 (2:0) Toren. Bernd Hölzenbein und Rüdiger Wenzel (2), deren Einsatz wegen Grippe und geprellter Rippe bis zuletzt fraglich war, schossen die Tore. Unter der meisterhaften Regie von Jürgen Grabowski bestimmte die Frankfurter Eintracht 90 Minuten lang Spiel und Tempo mit solcher Zielstrebigkeit, daß die Braunschweiger in keiner Phase ins Spiel kamen, keine nennenswerte Torchance herausspielten und nie zum Torschuß kamen. 40.000 feierten die Frankfurter Eintracht und waren von der Braunschweiger Eintracht enttäuscht, deren schwache Vorstellung vom Platzverweis ihres Spielmachers Karl Heinz Handschuh „gekrönt" wurde. Bundestrainer Helmut Schön zum Spiel: „Die Frankfurter haben das richtige Rezept gegen die Braunschweiger gefunden und sich nicht auf deren langsame Spielweise eingelassen." Zwanzig Minuten Powerplay der Frankfurter brachte die Braunschweiger völlig durcheinander. Und nicht die Eintracht aus Niedersachsen, sondern die Eintracht aus Hessen spielte wie ein Meisterschaftskandidat. Der Grippe-Rippe-kranke Sturm sorgte dafür, daß das Frankfurter Powerplay nicht im Nichts verpuffte. Bernd Hölzenbein, vor zwei Tagen noch von starkem Fieber geschüttelt, schüttelte nach einem Preßschlag Neubergers die gesamte Braunschweiger Hintermannschaft ab und schob, völlig alleinstehend, den Ball von links mit dem rechten Fuß raffiniert an Franke vorbei flach ins lange Toreck. 1:0 nach zwölf Minuten. Rüdiger Wenzel, der kurz vor dem Spiel noch eine schmerzstillende Spritze in die Rippen bekommen hatte, trickste mit einer geschickten Körpertäuschung Zembski aus und wagte aus zwanzig Metern einen fulminanten Schuß. Der Ball schlug unhaltbar für den sonst vortrefflichen Franke im Tordreiangel ein. 2:0 nach 16 Minuten. Das Spiel der Frankfurter Eintracht besaß Rasanz, Kraft und Elan. Die Zerstörarbeit setzte schon am Braunschweiger Strafraum ein. Das einzige, was die Gaste in dieser Phase zustande brachte, war eine Serie von Fehlpässen. Im Mittelfeld drehte sich alles um Jürgen Grabowski, dessen Rivale Handschuh nur Statist war. Nickel an seiner Seite kämpfte, rackerte, rannte und war giftig, als wollte er Gyula Lorant dafür danken, daß er ihn trotz seiner schwachen Vorstellung in Saarbrücken nicht auf die Bank verbannt hatte (dort saß trotz guter Leistung in Saarbrücken Wolfgang Kraus). Peter Reichel und Roland Weidle rissen mit Doppelpässen die rechte Seite auf. Willi Neuberger stürmte über die linke Flanke, wie in seinen Glanztagen. Nur Dragoslav Stepanovic fiel ab. Er verhedderte sich meist, bei seinen Dribblings und sein Abspiel landete oft beim Gegner. Hinten hatten Körbel und Trinklein keine Mühe, dafür zu sorgen, daß Frank nicht freikam. Der Braunschweiger Mittelstürmer wartete ebenso vergebens wie Popivoda und Holzer auf Nachschub aus dem Mittelfeld. Günther Wienhold mußte nur in der 6. Minute einmal zupacken, als sich Grzyb durchgespielt hatte. Er bekam kalte Füße — und auch kalte Hände, denn bei der zweiten Braunschweiger Chance in der ersten Halbzeit nach 33 Minuten griff der Frankfurter Torwart bei einer hohen Flanke daneben, hatte aber Glück, daß Holzer den Ball verfehlte. Nach 25 Minuten drosselte die Frankfurter Eintracht ihr atemberaubendes Tempo, um Kräfte für den Rest des Spiels zu konservieren, hatte aber dennoch weiterhin das Spiel unter Kontrolle und durch Bernd Nickel noch zwei weitere gute Torchancen. Die Dynamik, mit der die Frankfurter das Spiel vorantrieben, die Verbissenheit, mit der sie selbst aussichtslos scheinende Zweikämpfe noch gewannen, ließen auch nach der Pause nicht nach. Selbst als Merkhoffer immer mehr marschierte. weil Hölzenbein die Krankheit in den Knien spürte und ihm die Kräfte schwanden, brachte dies allenfalls etwas Entlastung, aber keinen Umschwung — vor allem, weil Weidle sich Merkhoffer immer wieder erfolgreich entgegenstemmte. Die Entscheidung hätte schon in der 49. Minute fallen können, als Hölzenbein und Grabowski nur noch Hollmann gegen sich hatten, aber an ihm hängenblieben. Die Entscheidung fiel dann in der 61. Minute durch ein zweites Supertor von Rüdiger Wenzel, der nach einem herrlichen Sturmlauf von Willi Neuberger dessen mustergültige Flanke aus vollem Lauf kraftvoll ins Braunschweiger Tor hämmerte. Die Braunschweiger wußten sich nur noch mit häßlicher Härte gegen das Frankfurter Feuerwerk zu wehren. Ihre enttäuschende Vorstellung im Waldstadion erreichte ihren unrühmlichen Höhepunkt, als ihr an diesem Tag völlig versagender Spielmacher Karl Heinz Handschuh in der 77. Minute aus Wut über einen verlorenen Zweikampf dem am Boden liegenden Kraus (er war in der 71. Minute für Stepanovic ins Spiel gekommen) ins Gericht schlug. Hölzenbein, Weidle und Wenzel hatten in der Schlußviertelstunde,
als die Frankfurter die Braunschweiger noch einmal gehörig durcheinanderwirbelten,
Chancen zum 4:0. Und in der 85. Minute schien dann dieses 4:0 auch zu
fallen, doch Franke rettete mit einer bravourösen Flugparade nach
einem herrlichen Kopfball von Peter Reichel.
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