1. FC Saarbrücken - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1976/1977 - 23. Spieltag
2:2 (0:2)
Termin: Sa 26.02.1977, 15:30 Uhr
Zuschauer: 24.000
Schiedsrichter: Gerd Hennig (Duisburg)
Tore: 0:1 Jürgen Grabowski (31.), 0:2 Dragoslav Stepanovic (45.), 1:2 Harry Ellbracht (80.), 2:2 Roland Stegmayer (85.)
1. FC Saarbrücken | Eintracht Frankfurt |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer
|
Trainer |
Fast wie in Uerdingen Wenn die 80. Minute naht, fängt man auf der Eintrachtbank an zu zittern. Nach dem 3:6 in Uerdingen, nach einer 3:1-Führung, reichte es nach einem 2:0-Vorsprung beim 1. FC Saarbrücken gerade noch zu einem 2:2-Unentschieden. Nach einer souveränen Leistung über 80 Minuten, bei der eine Resultatserhöhung offensichtlich erneut „vergessen" wurde, mußten sich die Frankfurter zum Schluß sogar noch bei Torhüter Günther Wienhold für das Unentschieden bedanken, der mit einer tollen Reflexbewegung das 3:2 durch Denz in der Schlußminute verhinderte. Besonders enttäuschend bei der Eintracht spielten an diesem Tag Jürgen Grabowski und Bernd Nickel. Sie allein hatten mehrere Möglichkeiten, das Spiel klar zugunsten der Frankfurter zu entscheiden. Gut bei der Eintracht waren Wienhold, Trinklein, Reichel, Weidle und Wenzel. Doch ihr Einsatz reichte auch nur bis zur 80. Minute. Plötzlich war alles vorbei. Erschreckt und wütend stürmte zum Schluß Eintracht-Präsident Achaz von Thümen von der Tribüne zur Trainerbank und zitterte um den einen Punkt. Ob er nachher froh darüber war, wird er wohl selbst nicht sagen können, denn sein Team hatte keinen Punkt gewonnen, sondern einen verloren. Als „Stunde der Wahrheit" bezeichnete Eintracht-Trainer Gyula Lorant die Partie im Saarbrücker Ludwigspark-Stadion. Nach dem Pokalschock von Uerdingen mußte seine Mannschaft nun auch noch den Ausfall ihres Nationalspielers Bernd Hölzenbein verkraften, der mit einer schweren Grippe zu Hause im lag. Für ihn spielte Bernd Nickel neben Rüdiger Wenzel zweite Sturmspitze, und Wolfgang Kraus erhielt im Mittelfeld erneut eine Chance. Im Tor stand nach fast einem Jahr Pause wieder Günther Wienhold, der vor dem Spiel die Ruhe selbst zu sein schien. Wienhold: „Ich habe heute um elf Uhr erfahren, daß ich spiele, nervöser hat es mich nicht gemacht. Ich habe ja eigentlich nichts zu verlieren." Und Wienhold begann tatsächlich, als hätte es nie eine Pause gegeben. Mit Ruhe und Übersicht fing er Flanken ab, und seine Faustabwehren brachten immer wieder Luft für die Abwehr. Und die stand in der ersten Halbzeit hervorragend. Peter Reichel, Karlheinz Körbel, Gert Trinklein hatten kaum Probleme mit den langsamen und daraus folgend auch harmlos vorgetragenen Angriffen der Gastgeber. Typischer Vertreter dieser Spielart war der jugoslawische Nationalspieler Jovan Acimovic, der das Spiel immer wieder verzögerte, dann zwar gute Pässe schlug, die aber in der dicht gestaffelten Eintrachtabwehr hängenblieben. Für Acimovic kam auch noch Pech hinzu, denn nach einem Preßschlag mit Trinklein mußte er verletzt vom Platz getragen werden. Für ihn kam in der 33. Minute Hayduck, der auch sofort für frischen Wind am rechten Flügel sorgte. Zu diesem Zeitpunkt führte die Eintracht allerdings durch ein Tor von Jürgen Grabowski bereits verdient mit 1:0. Mit einem scheinbar harmlosen Roller aus zwanzig Metern überwand Grabowski Torhüter Ferner, der offenbar auf dem „falschen" Fuß erwischt wurde. Vom Innenpfosten trudelte der Ball ins Tor (32.). Verdient war die Führung für die Eintracht vor allem wegen des überlegenen Mittelfeldspiels, in das sich die beiden rechten Abwehrspieler Weidle und Reichel ebenso oft und geschickt einschalteten wie Vorstopper Karlheinz Körbel, und der glänzenden Leistung von Mittelstürmer Rüdiger Wenzel. Er beschäftigte nicht nur seinen direkten Gegenspieler Cremer, sondern auch Libero Egon Schmitt. Doch Wenzel hatte vor der Pause dreimal großes Pech. Erst (15.) scheiterte er mit einem Flugkopfball am großartig reagierenden Ferner, dann rettete Semlitsch (35.) für seinen schon geschlagenen Torwart auf der Linie, und schließlich schoß Wenzel in der 38. Minute eine Flanke von Weidle nur um Zentimeter über das Tor. Daß die Eintracht zur Pause dennoch 2:0 führte, hat sie einem „Supertor" von Dragoslav Stepanovic zu verdanken. Nach einem Flankenlauf von Neuberger nahm der jugoslawische Nationalspieler den flachen Rückpaß 25 Meter vor dem Tor direkt und traf genau den Torwinkel des Saarbrückener Tores. Da klatschten selbst die Saarbrückener Fans Beifall. Sekunden später, der Schiedsrichter hat gar nicht mehr angepfiffen, verabschiedeten die Zuschauer ihre Mannschaft mit einem Pfeifkonzert in die Kabinen. Sie hatte wie ein Absteiger gespielt, ohne Ideen, ohne Biß und mit mangelnden technischen Fähigkeiten. Die Zuschauer wurden auch nach der Pause von ihrer Mannschaft bitter enttäuscht. Sie spielte pomadig, einfach, ohne Druck und brachte die Eintracht nie in Gefahr. Bis zur 80. Minute plätscherte das Spiel vor sich hin, die Eintracht scherbelte, spielte, kombinierte, und vergaß, ähnlich wie in Uerdingen, früh alles klar zu machen. Grabowski, und Nickel vergaben die Chancen reihenweise. Wie in Uerdingen wurde auch diesmal der Schlendrian bestraft, als Eilbracht in der 81. Minute eine Flanke von Denz mit einem Volley-Schuß verwandelte. Nur drei Minuten später glich der Ludwigspark einem Tollhaus, als Siegmayer sogar noch der Ausgleich gelang. Das Eintracht-Gespann Trinklein—Körbel, sonst hervorragend, hatte einmal geschlafen und der kleine Saarbrücker Linksaußen den Ball an Wienhold vorbeigeschoben. Die Szene erinnerte nun fatal an Uerdingen, als der Eintracht
in acht Minuten ein 3:l-Vorsprung noch entrissen wurde. Saarbrücken
drückte noch einmal aufs Tempo, die Frankfurter schienen völlig
weggetreten, brachten kein Bein mehr vor das andere und waren einfach
nicht in der Lage, den Ball zu halten. In der 89. Minute dann die große
Siegchance für Saarbrücken, als Ellbracht mit einem Kopfball
Denz freispielte. Doch mit einer Glanzparade lenkte Wienhold den Ball
um den Pfosten und rettete seiner Mannschaft das 2:2.
|