Eintracht Frankfurt - Hamburger
SV |
Bundesliga 1976/1977 - 22. Spieltag
2:1 (0:1)
Termin: Sa 12.02.1977, 15:30 Uhr
Zuschauer: 29.000
Schiedsrichter: Theo Antz (Wahlen)
Tore: 0:1 Georg Volkert (26.), 1:1 Bernd Hölzenbein (55.), 2:1 Rüdiger Wenzel (66.)
Eintracht Frankfurt | Hamburger SV |
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Trainer | Trainer
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Wende nach der Halbzeit Die Erfolgsserie der Frankfurter Eintracht unter Gyula Lorant hält weiter an: Nach zähem Ringen und schwerem Kampf besiegte sie den Hamburger SV vor 35.000 Zuschauern im Frankfurter Waldstadion letztlich verdient mit 2:1 (0:1) Toren. Erst nach der Pause gelang es der Eintracht durch eine enorme kämpferische Steigerung, dem routiniert und geschickt operierenden HSV die Vorherrschaft im Mittelfeld abzuringen. „Der Sieg der Eintracht ist verdient, denn sie hatte die größeren Spielanteile", urteilte Bundestrainer Helmut Schön. "Aber der HSV hat vor allem in der ersten Halbzeit sehr clever gespielt, ließ sich dann aber von seiner Linie abbringen", so Schön. Georg Volkert hatte den HSV in der 26. Minute in Führung gebracht, Hölzenbein und Wenzel hatten im Powerplay zu Beginn der zweiten Halbzeit Ausgleich und Siegtor für die Eintracht besorgt. Danach drängte der HSV mit aller Macht auf den Ausgleich, doch die Eintracht kämpfte verbissen und rettete den Sieg über die Zeit. Ihr überragender Spieler war Gert Trinklein, der oft Retter in höchster Not war. Neben ihm gehörten noch der reaktionsschnelle Jupp Koitka und der unermüdlich kämpfende Bernd Nickel zu den Besten.
„Wir spielen heute Eishockey", ulkte HSV-Sprachrohr Peter Krohn vor dem Spiel, „die Sturmreihen bringen wir erst, wenn wir hinten liegen." Derart begründete der HSV-Manager den Verzicht auf Mittelstürmer Willi Reimann. Beide Mannschaften praktizierten eine Art Abfangsystem, freilich mit unterschiedlichen Mitteln. Die Hamburger beschatteten die Frankfurter hauteng, die Frankfurter nur den Raum. Und da die Eintracht ihren Abschirmdienst selten über den eigenen Strafraum hinausverlegte, erspielte sich der HSV im Mittelfeld ein deutliches Übergewicht. Ihm kam dabei entgegen, daß Dragoslav Stepanovic erst nach einer guten halben Stunde aufzuwachen schien und daß Wolfgang Kraus' Eigensinn viele gute Spielzüge vermasselte. Seine Spielübersicht schien selten über seine Stiefelspitze hinauszureichen. Da auch Jürgen Grabowski nicht besonders glücklich spielte, lag die Hauptlast bei Bernd Nickel, der sich als Kämpfer mächtig ins Zeug legte. Wenn vorn im Eintracht-Sturm anfangs nichts zustande kam, so lag das an der Klasse der langen Kerls des HSV. Da hetzte Wenzel zwischen Kaltz und Nogly hin und her, da stießen sich Hölzenbein und der knochenharte Ripp permanent die Ellenbogen in die Rippen. Daß auch der HSV anfangs kein Unheil anrichtete, lag an der resoluten Art, mit der das Gespann Trinklein—Körbel im eigenen Strafraum dazwischen fegte, so in der 14. Minute, als Trinklein in höchster Not vor dem völlig freien Björnmose rettete. Es ging alles gut, bis dann in der 26. Minute Georg Volkert zuschlug. Der HSV-Linksaußen hatte sich gerade von einem schweren Foul Weidles erholt, da erhielt er an der Strafraumgrenze den Ball von Magath. Und aus dem Fußgelenk heraus, den Ball raffiniert angeschnitten, ließ er Koitka keine Chance. Nur zwei Minuten später leitete Volkert abermals eine brenzlige Situation vor dem Eintracht-Tor ein, die jedoch Koitka'mit einer tollen Reflexbewegung vor dem einschußbereiten Bertl bereinigte. Nach einer halben Stunde ging endlich ein Ruck durch die Eintracht, kam mehr Bewegung in ihr Spiel, wurde das Tempo verschärft. Bei drei kapitalen Schüssen von Grabowski, Stepanovic und Nickel innerhalb von fünf Minuten zeigte sich jedoch Rudi Kargus im HSV-Tor als wahrer Hexenmeister. „Eishockey" mußte nicht der HSV, sondern die Eintracht spielen, um das Spiel noch umzubiegen. Mit wahrem Powerplay zu Beginn der zweiten Halbzeit überfiel die Eintracht den HSV. In der 55. Minute fiel dann auch der Ausgleich durch ein herrliches Tor von Bernd Hölzenbein, der nach einer Flanke von Stepanovic den Ball raffiniert um seinen einen Moment zu lange zögernden Bewacher Ripp herum ins lange Toreck spitzelte. Das Spiel bekam nun Rasanz. Es wurde zum offenen Schlagabtausch, bei dem die Eintracht freilich die härteren Schläge führte. Vor allem, weil neben dem unermüdlichen Bernd Nickel nun auch Jürgen Grabowski wie gewohnt ins Spiel kam, Hölzenbein mit seinen Tricks gegen Ripp mehr Erfolg hatte. Die Strafraumszenen wechselten blitzartig. Eben noch hatte Kargus vor Nickel nach einer verunglückten Rückgabe Magaths gerettet, du mußte auf der anderen Seite Gert Trinklein einen Schuß von Steffenhagen von der Torlinie schlagen. Dann wiederum verfehlte Wenzel im HSV-Strafraum einen Musterpaß nach einem Supersolo Grabowskis nur um Zentimeter. Die Eintracht spielte mutiger und dynamischer. So fiel das 2:1 fast zwangsläufig, wenn das Tor auch ein halbes Geschenk der beiden besten HSV-Recken Kargus und Nogly war, die sich nicht einig waren, wer eigentlich für den Ball zuständig war. Lachender Dritter war Rüdiger Wenzel, der kurzentschlossen die Eintracht in der 66. Minute in Führung brachte. Um den Elan zu erhalten, wechselte Lorant in der 68. Minute Peter Reichel für den heute schwach spielenden und unglücklich agierenden Wolfgang Kraus ein. Fünf Minuten später schickte Kuno Klötzer Willi Reimann für Felix Magath in Spiel. Mit Macht drängte der HSV in den letzten 20 Minuten auf den Ausgleich, doch der überragende Trinklein hatte seine Abwehr gut organisiert. In der 76. Minute zeigte sich freilich Jupp Koitka als Retter in höchster Not, als er einen scharfen Schuß von Björnmose mit einem tollen Reflex parierte. Acht Minuten vor Schluß brachte der HSV mit Hans-Jürgen Sperlich für Klaus Zaczyk einen weiteren Stürmer, doch das Umschalten auf totale Offensive kam zu spät. Die letzte Chance hatte Bertl in der Schlußminute, doch Koitka war auf dem Posten. Stimme zum Spiel Gyula Lorant: "Es war das erwartet schwere Spiel,
der HSV die beste Bundesligamannschaft, die sich bisher in Frankfurt präsentiert
hat. Das Spiel wurde durch uns in den ersten 20 Minuten der zweiten Halbzeit
entschieden, wir hatten den größeren Willen. Aber auch ein
Unentschieden wäre nicht ungerecht gewesen. Eines steht fest, nach
diesem Sieg ist der fünfte Platz und damit die Teilnahme am UEFA-Cup
keine Utopie mehr."
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