Eintracht Frankfurt - FC Schalke 04

DFB-Pokal 1976/1977 - Achtelfinale, Wiederholungsspiel

4:3 (2:0)

Termin: 25.01.1977
Zuschauer: 27.000
Schiedsrichter: Günter Linn (Altendiez)
Tore: 1:0 Bernd Hölzenbein (9., Elfmeter), 2:0 Bernd Nickel (17.), 3:0 Bernd Hölzenbein (52.), 3:1 Branko Oblak (62.), 3:2 Rolf Rüßmann (68.), 4:2 Jürgen Grabowski (71.), 4:3 Klaus Fischer (78.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Schalke 04

 


  • Enver Maric
  • Jürgen Sobieray
  • Klaus Fichtel
  • Rolf Rüßmann
  • Helmut Kremers
  • Manfred Dubski
  • Branko Oblak
  • Hannes Bongartz
  • Ullrich Bittcher
  • Klaus Fischer
  • Rüdiger Abramczik

 

Wechsel Wechsel
  • Bernd Thiele für Jürgen Sobieray (30.)
Trainer Trainer



Zittern bis zum Abpfiff

Gegen Schalke 04 bietet die Frankfurter Eintracht im Waldstadion immer eine Schau: Nach dem berauschenden 6:3 im letzten Herbst erlebten 27.000 Zuschauer diesmal einen packenden Pokalfight mit allen Höhepunkten eines Fußballspiels — mit Traumkombinationen, verbissenem Kampf, viel Spannung und zahlreichen Toren. 4:3 (2:0) siegte die Eintracht im Wiederholungsspiel und erreichte damit das Viertelfinale des Pokals, in dem sie am 19. Februar bei Bayer Uerdingen antreten muß. Die Eintracht führte nach einer Superleistung in den ersten 51 Minuten bereits mit 3:0, mußte aber dennoch bis zum Schlußpfiff um den Sieg, der bereits zu leicht herausgespielt schien, verbissen kämpfen und zittern. Grabowski als großartiger Kämpfer und Spielregisseur, Trinklein als souveräner Libero, Körbel als erfolgreicher Bewacher von Torjäger Fischer und der eminent trickreiche und torgefährliche Bernd Hölzenbein waren die überragenden Spieler der Eintracht. Hölzenbein (2), Nickel und Grabowski sowie Oblak, Rüßmann und Fischer erzielten die Tore. Der Kommentar von Hennes Weisweiler, dessen 1. FC Köln am nächsten Samstag ins Waldstadion kommt: „Die Reise hat sich gelohnt. Die Eintracht ist wie der eine geordnete Mannschaft."

Von den befürchteten Anlaufschwierigkeiten war bei der Eintracht wahrhaftig nichts zu sehen. Nach zweiwöchiger Zwangspause rannten die Frankfurter drauflos wie ungeduldige Rennpferde, die man zu lange auf einer Koppel eingesperrt hatte. Die Schalker kamen überhaupt nicht zur Besinnung. Ein fulminanter Weitschuß von Stepanovic in der 5. Minute, den Maric, sein Landsmann auf der anderen Seite, nur abklatschen, aber vor dem heranpreschenden Hölzenbein gerade noch retten konnte, war gewissermaßen das Signal, daß der furiose Anfangsansturm nicht lange fruchtlos bleiben würde.

Als dann Sobieray im Strafraum Rüdiger Wenzel bei einem Kopfballversuch von hinten aus der Flugbahn stieß, entschied Schiedsrichter Dieter Linn sofort auf Elfmeter. Bernd Hölzenbein hämmerte den Ball ins Tordreieck — sein erstes Pokaltor in dieser Saison. Das war in der 9. Minute. Das 2:0 - Koitka hatte bis dahin noch nicht zupacken müssen - war in seiner Entstehungsphase typisch für den Elan und die Verbissenheit, mit der die Frankfurter um jeden Ball kämpften. Rüdiger Wenzel eroberte sich in der Schalker Hälfte von den Schalkern den Ball. Und was dann Jürgen Grabowski daraus machte, war schon meisterhaft. Der Eintracht-Kapitän kurvte durch den Schalker Strafraum, schüttelte alle Gegner ab, spähte mit Feldherrnblick nach der günstigsten Möglichkeit — ein Rückpaß zum völlig frei heranlaufenden Nickel, und Maric war wieder geschlagen (17.).

Überhaupt Jürgen Grabowski: Er schaltete und waltete in dieser Phase, in der die Eintracht die Zuschauer in Stimmung und Begeisterungsstürme versetzte, nach Belieben, spielte mal Libero, wenn Trinklein seine Vorstöße startete, ging energisch zur Sache und ließ einen Hannes Bongartz über sein gestrecktes Bein stolpern, oder zwang mit Hinterhaltschüssen und Freistößen Maric zu wahren Glanzparaden. Stepanovic' Spielwitz und Raffinessen, Weidles erstaunliche Übersicht, mit der er sich über die rechte Seite immer wieder in die Angriffe einschaltete, und Gert Trinkleins Supergrätsche als Bollwerk für die Schalker trugen ferner am auffälligsten zum Tempospiel der Eintracht bei.

In der 24. Minute freilich war auch Trinklein machtlos, als nach einem blitzschnellen Konter Oblak allein vor dem Eintracht-Tor auftauchte. Doch mit einer herrlichen Parade machte Koitka Schalkes größte Torchance vor der Pause zunichte. Obwohl die Eintracht, läuferisch stärker und in den Zweikämpfen resoluter, nach einer halben Stunde ihr höllisches Anfangstempo etwas drosselte, hatte sie durch Nickel und vor allem Hölzenbein (er traf nur den Innenpfosten) doch Chancen zum dritten Tor. Bei Schalke, das Sobieray in der 30. Minute durch Verletzung verlor, kam Torjäger Fischer in der ersten Halbzeit gegen den energischen Körbel nicht zum Zug, rieb sich Bongartz in einer Privatfehde mit Weidle auf und machte Oblak, der andere Schalker Spielmacher, nicht gerade den spielfreudigsten Eindruck.

Die Frage zur Halbzeit freilich war, ob die Eintracht auf dem vom tagelangen Dauerregen aufgeweichten, kräftezehrenden, aber doch gut bespielbaren Platz ihr Anfangstempo nicht überdreht hatte. Gyula Lorant gab sich denn auch zur Pause noch äußerst vorsichtig: „Es wird noch schwer. Auch wir haben gegen Schalke 0:2 zurückgelegen!" Sein Kollege Milovan Beljin vom FSV Frankfurt hingegen sagte siegessicher: „Da passiert nichts mehr." Schon nach sechs Minuten schien das 3:0 dem FSV-Trainer recht zu geben. Eckball von Grabowski, Kopfball Stepanovic (Maric griff daneben), kurze Abwehr eines Schalker Abwehrspielers — da schlug Bernd Hölzenbein im Gewühl in Müller-Manier zu.

Doch es wurde dennoch noch einmal kritisch und spannend bis zum Schluß. Schalkes Gegentor durch Oblak in der 62. Minute (Koitka hatte einen harten Schuß von Abramczik nur abwehren können), und der Anschlußtreffer von Rüssmann sechs Minuten später nach einem Eckball (der beim Herauslaufen unsichere Koitka hatte die Flugbahn des Balles falsch berechnet), brachten die Eintracht noch einmal in arge Bedrängnis — zunächst nur für drei Minuten.

Dann zauberten Nickel und Grabowski den Ball zum in dieser Phase psychologisch wichtigen 4:2 ins Schalker Tor. Ein harter Freistoß von Nickel, Grabowski riß das rechte Bein fast in Schulterhöhe hoch und lenkte den scharfgeschossenen Ball ins andere Toreck. Das sah so leicht und lässig aus, als hätten sie es tausendmal geübt.

Lorant schickte in der 75. Minute Bihn für den vielgetretenen und schwer angeschlagenen Wenzel ins Spiel, doch der Spielfluß stockte. Dagegen erhielt Schalke in der 78. Minute noch einmal Auftrieb, als Fischer nach einem Einwurf eine Unaufmerksamkeit der Eintracht-Hintermannschaft nutzte und abermals den Anschlußtreffer erzielte.

Obwohl mit ihren Kräften sichtlich am Ende, retteten sich die Frankfurter über die letzten Minuten bis zum Schlußpfiff. In der 89. Minute stockte den Zuschauern jedoch noch einmal der Atem, als Schalkes Torjäger Fischer allein losmarschierte, in letzter Sekunde aber an der Strafraumgrenze von Trinklein und Koitka gebremst wurde.

 

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