KSV Baunatal - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1976/1977

0:2 (0:1)

Termin: 22.01.1977
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter: Grütter (Niestetal)
Tore: 0:1 Jürgen Grabowski (37.), 0:2 Grawunder (84., Eigentor)

 

 

>> Spielbericht <<

KSV Baunatal Eintracht Frankfurt

  • Uhl
  • Kastl
  • Diehl
  • Grawunder
  • Prantschke
  • Blacha
  • Ziegert
  • Siegfried Bronnert
  • Bliska
  • Maciossek
  • Hofeditz

Wechsel Wechsel
Trainer
  • Peter Velhorn
Trainer

 

Auf dem Hockeyplatz

„Dieses Urteil ist eine Unverschämtheit. Am 1. FC Kaiserslautern ist ein Exempel statuiert worden“, erregt sich Lauterns Trainer Erich Ribbeck. Grund für seinen Zorn, ist die Bestätigung, dass das auf dem Betzenberg Ende November des letzten Jahres abgebrochene Bundesligaheimspiels gegen Fortuna Düsseldorf mit 0:2 Toren und Punkten gegen die Lauterer gewertet wird, die auch wegen der Gegenstände, die aus der Westkurve auf den Platz geflogen sind, zudem mit einer Geldstrafe von 8.000 DM belegt wurden. Die Pfälzer sehen den Schuldigen in der Person des Schiedsrichters, der den Unmut der Zuschauer mit seiner schwachen Leistung provoziert und die Partie ohne Not vorzeitig beendet habe. Dass das Urteil auch in der Berufung stand hielt, hat für Ribbeck, der von 1968 bis 1973 auch die Frankfurter Eintracht trainierte, nur einen einzigen Grund: „Gegen die Gerichtsbarkeit des DFB kommt niemand an, weil er sich bedingungslos vor seine Schiedsrichter stellt.“

Mit den Schiedsrichtern insgesamt hadert derweil Eintracht-Präsident Achaz von Thümen, weil nach dem 7. Februar 1975 kein Elfmeter mehr für ein Foul an Bernd Hölzenbein verhängt wurde: „Seit zwei Jahren, seit der Elfmeter-Geschichte beim Weltmeisterschaftsfinale gegen Holland, liegt so etwas wie ein Bann auf Hölzenbein. Die Verteidiger wissen es, gegen ihn dürfen sie im Strafraum härter zulangen, ohne bestraft zu werden.“ „Ich hab’s verdammt schwer“, sagt Hölzenbein, der juristisch erfolgreich gegen das von der „Bild“ verbreitete angebliche „Geständnis“ vorgegangen ist, er habe sich beispielsweise im WM-Finale vor dem Elfmeterpfiff fallen lassen. Genutzt hat ihm das freilich nichts. „Ich möchte es gern noch als Funktionär erleben, dass ein Schiedsrichter den Mut hat, bei einem Strafraumfoul an Hölzenbein auf Elfmeter zu pfeifen“, wünscht sich von Thümen.

Sorgen hat aber auch Eintrachttrainer Gyula Lorant, der mit seiner neuen Elf nur im ersten Punktspiel am 13. Spieltag in Bremen unterlegen war. Der Siegeszug der Eintracht wird in diesem Jahr aber aufgehalten, was jedoch nicht an den Gegnern liegt. Nach dem 2:2 nach Verlängerung im DFB-Pokal-Achtelfinale in Schalke am 8. Januar ist das erste Rückrundenspiel gegen den Namensvetter aus Braunschweig dem winterlichen Wetter zum Opfer gefallen. „Jetzt kann ich es ja sagen: Wir hätten bestimmt gewonnen. Im Training war die Mannschaft eine Augenweide“, trauert Lorant der verpassten Gelegenheit nach. Andererseits ist er der Meinung, dass bei solchen Platzverhältnissen überhaupt nicht gespielt werden sollte: „Wir haben ja gesehen, was in Kaiserslautern los war. Das hatte mit Fußball nichts zu tun. Schiedsrichter Ahlenfelder hatte recht, dass er bei uns nicht anpfiff.“

Doch auch das nächste Bundesligaspiel gegen den Aufsteiger Tennis Borussia Berlin ist gefährdet. TeBe-Manager Heinz Opitz hält es am Montag für sehr unwahrscheinlich, dass gespielt werden kann: „Der Platz ist völlig vereist und die Temperaturen sinken weiter.“ „Nur eine Tauwetter-Periode von mindestens 24 Stunden könnte Spiel Tennis Borussia gegen Eintracht Frankfurt am Samstag noch retten“, erklärt am Dienstag ein Sprecher der Verwaltung des Berliner Olympiastadions. Zwei Drittel der Spielfläche sind völlig vereist, so dass ein Bundesligaspiel zurzeit unmöglich ist. Und die Wettervorhersage prophezeit für die nächsten Tage nicht Gutes: Frost.

Berlin liegt in der 1. Bundesliga bei Spielausfällen weit vorne: 18 Begegnungen mussten bereits abgesagt werden. Kurz darauf sind es 19 und die Eintracht sucht händeringend einen Partner für ein Testspiel am nun pflichtspielfreien Samstag, um vor dem Wiederholungsspiel gegen die Schalker am Dienstagabend nicht gänzlich aus dem Wettkampfrhythmus zu kommen: „Trainieren ohne Ziel, das ist das Schlimmste, was es gibt“, klagt Trainer Lorant: „Seit drei Wochen spielen wir nur gegeneinander. Jeder schwitzt und kämpft dabei, aber das ist doch Roboter-Fußball. Deshalb brauchen wir unbedingt ein Freundschaftsspiel.“ Seit sich am Montag angedeutet hat, dass die Partie gegen TeBe abgesagt werden könnte, hat sich die Eintracht um einen Gegner bemüht und dabei telefonisch halb Europa abgegrast: „Von Athen bis Sevilla haben wir angerufen“, berichtet Lorant, „und Spielgegner gesucht, und von Berger bis Ukrainczyk alle Vermittler gefragt.“ Doch kein Verein in Spanien, Jugoslawien, Griechenland und Italien ist am Samstag noch frei. Die letzte Hoffnung ist nun, dass ein Spiel in der 2. Liga ausfällt.

Die Frankfurter haben Glück. Die Begegnung des KSV Baunatal gegen den FV Würzburg 04 findet nicht statt, weil der Rasen im Kasseler Aue-Stadion, wo die Baunataler ihre Heimspiele austragen, nicht bespielbar ist. Auf dem eigenen Platz in Baunatal ist dagegen ein Spiel möglich und so einigen sich die beiden hessischen Vereine, gegeneinander zu spielen und das das finanzielle Risiko zu teilen. Die Kosten für die Eintracht belaufen sich auf rund 5.000 Mark für Fahrt und Prämien und „außerdem haben wir mindestens noch 1.000 Mark vertelefoniert“, wie Geschäftsführer Gerhardt erläutert.

In Baunatal treffen die Bundesligaspieler auf einen alten Bekannten: Siegfried Bronnert, der von 1966 bis 1968 für die Eintracht auf Torejagd ging. Durchsetzen konnte sich der schussgewaltige Stürmer letztendlich nicht und so ging er nach Norddeutschland in die Zweitklassigkeit zurück. In dieser Klasse reüssierte er, verpasste aber erst mit dem VfB Lübeck und dann mit dem FC St. Pauli in den Aufstiegsrunden den Sprung in die Eliteliga.

Nach einem Abstecher bei Göttingen 05 ist Bronnert seit 1974 beim KSV Baunatal und mit diesem 1976 in die 2. Liga aufgestiegen. Bronnert ist neben Erhard "Beppo" Hofeditz mit bisher sieben Treffern, von denen er allerdings vier per Elfmeter erzielt hat, der erfolgreichste Torschütze bei den Nordhessen. Es wären vielleicht noch ein paar mehr, doch Bronnert wurde Ende Oktober vom Platz gestellt und fehlte an den Spieltagen 14 bis 18 seiner Mannschaft, für die er auch in den letzten vier Punktspielen nicht treffen konnte. Beim 1:5 in Nürnberg am letzten Wochenende konnte er ebenfalls keinen Stich machen und heute ergeht es ihm nicht besser.

Die Eintracht kommt dagegen auf dem mit nassem Schnee bedeckten Boden viel besser zu Recht als die Gastgeber. Der Erstligist erspielt sich eine Reihe von Chancen, die aber allesamt nicht genutzt werden können. Dabei macht Hans-Dieter Diehl, der zu Saisonbeginn von Kaiserslautern zum KSV gekommen ist, in der Abwehr nicht den sichersten Eindruck. So kennen ihn die Frankfurter aus der letzten Spielzeit, als er bei einem seiner neun Erstligaspiele auch im Waldstadion auflief, das 1:0 nicht verhindern konnte und bei einem Foul an Wenzel einen Elfmeter verursachte. Immerhin wird er im Gegensatz zu damals heute nicht ausgewechselt.

In der 37. Minute ist es dann vor den 2.000 im 6.000 Zuschauer fassenden Stadion soweit und die überlegenen Gäste aus Frankfurt gehen endlich in Führung. Kapitän Jürgen Grabowski nutzt seine plötzliche Freiheit und läuft unbedrängt bis zum Elfmeterpunkt und lässt von dort Torwart Uhl keine Abwehrchance.

Dass die Baunataler nach dem Wechsel aufkommen, verdanken sie nicht eigener Stärke, sondern in erster Linie dem Umstand, dass Eintrachttrainer Lorant nicht nur im Tor einen Wechsel vornimmt, sondern auch Krobbach und Reichel für Stepanovic und Nickel ins Spiel gebracht hat. Der Spielfluss des zweifachen Pokalsiegers wird dann ab der 65. Minute vollends unterbrochen, nachdem der Frankfurter Coach gleich drei Spieler austauscht: Müller, Beverungen und Bihn kommen für Neuberger, Hölzenbein und Grabowski. Aufseiten des KSV ersetzt lediglich Reinbold Bronnert.

Den Zuschauern, die bis dahin durchaus auf ihre Kosten gekommen sind, wird jetzt nichts mehr geboten. Und auch über das Tor, das die Gastgeber in der 84. Minute erzielen, können sie sich nicht freuen. Kraus’ Flanke vom linken Flügel gehen Wenzel und Grawunder entgegen, doch es ist der Kopf des Baunatalers, der das Leder ins eigene Netz lenkt.

„Das Gelände ist ja viel zu klein“, entschuldigt Lorant das magere 2:0 und meint, von allen eingesetzten Eintrachtakteuren eine zufrieden stellende Partie gesehen zu haben: „Das Ergebnis ist doch nur zweitrangig. Hauptsache, die Mannschaft hat eine ordentliche Leistung geboten.“ „Keiner hat enttäuscht, alle haben sich viel Mühe gegeben.“ „Auf diesem Hockey-Platz haben wir ganz gut gespielt“, ätzt Lorant, der über die harte Spielweise des Zweitligisten verärgert ist: „Die haben manchmal ganz schön zugelangt. Die Nummer 11 (Hofeditz) hat zweimal nachgetreten. Das hätte für unsere Spieler schlimm enden können.“ (rs)


>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg