Eintracht Frankfurt - Rot-Weiß Essen

Bundesliga 1976/1977 - 15. Spieltag

3:1 (2:0)

Termin: Sa 27.11.1976, 15:30 Uhr
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Volker Roth (Salzgitter)
Tore: 1:0 Bernd Hölzenbein (11.), 2:0 Bernd Hölzenbein (18.), 3:0 Helmut Müller (88.), 3:1 Frank Mill (90.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Rot-Weiß Essen

 


  • Ulrich Granzow
  • Frank Mill
  • Eberhard Strauch
  • Hartmut Huhse
  • Gerd Wörmer
  • Siegfried Bönighausen
  • Dieter Bast
  • Werner Lorant
  • Hans Krostina
  • Fleming Lund
  • Günter Fürhoff

 

Wechsel Wechsel
  • Hans Dörre für Werner Lorant (46.)
  • Gerd Wieczorkowski für Hans Krostina (46.)
Trainer Trainer
  • Hermann Erlhoff



Zweiter Sieg unter Lorant

Ein Sieg zwar, aber welch ein tristes Spiel: Die 6000 Zuschauer im Waldstadion hatten an dem 3:1-(2:0-)Erfolg der Frankfurter Eintracht über Rotweiß Essen wahrlich keine Freude. Zu kraß war der Leistungsabfall in der zweiten Halbzeit gegen einen völlig harmlosen Gegner. Dabei hatte dieses schwache Spiel mit zwei schnellen Toren durch Bernd Hölzenbein (11. und 18. Minute) noch recht verheißungsvoll begonnen. Doch als nach der Pause Hölzenbein und Grabowski nachließen, fiel auch gleich das ganze Eintracht-Spiel auseinander. Nur schleppendes Tempo, kaum Bewegung, Mißverständnisse und Fehlpässe am laufenden Band strapazierten die Geduld der Zuschauer, die erst in den drei Schlußminuten noch zwei Tore durch Müller und auf der anderen Seite durch Mill zu sehen bekamen.

Die Eintracht spielte ohne Peter Reichel (Ischias-Beschwerden), aber mit Karl-Heinz Körbel, der die Zähne zusammenbeißen mußte. Körbel: ,Ich habe Schmerzen im linken Sprunggelenk. Hoffentlich geht's gut", sagte er vor dem Spiel. Die Eintracht praktizierte abermals Gyula Lorants Abfangsystem nach Hallenhandballmuster. Das klappte auch recht gut, zumal der ungemein spritzige Bernd Hölzenbein seine Chancen fast in Gerd-Müller-Manier blitzschnell und konsequent nutzte. Bis zur 18. Minute sorgte er allein für einen beruhigenden 2:0-Vorsprung.

Da war Hölzenbein in der 11. Minute zur Stelle, als Essens Torwart Granzow einen glasharten Hinterhaltschuß von Roland Weidle nur abwehren konnte. Hölzenbein donnerte den zurückspringenden Ball unter die Latte. In der 18. Minute schien der Ball nach einem herrlichen doppelten Doppelpaß zwischen Bernd Nickel und Jürgen Grabowski im Essener Strafraum bereits verloren, doch Hölzenbein rannte dem Ball nach, schlug im Fallen zu, und zwischen Torwart Granzow und seinem Verteidiger Strauch flog der Ball flach ins Tor.

Mit mehr Sachlichkeit als Brisanz beherrschte die Eintracht ihren zahmen und doch recht harmlosen Gegner sicher. Die Essener boten nur hin und wieder gefällige Einzelaktionen, etwa durch ihren Spielmacher Bast. Er leitete auch die größte Essener Chance vor der Pause ein, als er Mill völlig frei in Schußposition brachte, doch Mill knallte in der 27. Minute den Ball nur an den Pfosten.

Die Eintracht, bei der abermals Jürgen Grabowski durch sein enormes Pensum gegen den Dauerläufer Lorant auffiel, startete ihre Vorstöße meist über die linke Seite über den schnellen Willi Neuberger und über den schwerfälligen Stepanovic, der oft sein eigenes Tempo zu überschätzen schien. Weniger, dafür aber gefährlichere Angriffe startete die rechte Seite., wo sich Verteidiger Weidle und der allgegenwärtige und trickreiche Hölzenbein blendend verstanden. Chancen zu weiteren Toren hatte die Eintracht in der ersten Halbzeit genug. So durch Weidle, vor allem aber durch Wenzel und Grabowski, die in der 27. Minute und 43. Minute aus kürzester Entfernung nur den Torwart anschossen.

Essen tauschte zur zweiten Halbzeit gleich zweifach aus. Wieczorkowski und Dörre kamen für Lund und Krostina. Auch die Eintracht mußte bald auswechseln, da bei Körbel die Beschwerden am linken Knöchel zu groß wurden. Für ihn kam in der 54. Minute Müller, und Stepanovic spielte jetzt Vorstopper. Verletzt wurde auch bald Gerd Trinklein, der aber mit einer Bandage am linken Oberschenkel weiterspielte.

Die Eintracht hatte zur zweiten Halbzeit erhebliche Startschwierigkeiten. Jegliche spielerische Brillanz war weg. Fehlpässe und Mißverständnisse häuften sich. Man schleppte sich im Zeitlupentempo über den schweren Boden. Es fehlte jegliche Frische und Spritzigkeit. Weidle verschusselte jetzt auf der linken Seite so ziemlich alles, was er vorher auf der rechten Seite gutgemacht hatte. Neubergers Vorstöße fehlten die nützlichen Abschlüsse. Die Mittelfeldachse legte Pausen ein. Von Kraus kam überhaupt nichts, von Nickel nur wenig.

Eine andere als diese kleinmütige Essener Mannschaft, bei der sich vor allem Lorant und Fürhoff um den Angriff bemühten, hätte mehr aus dem raschen Nachlassen der Frankfurter gemacht. Es dauerte bis zur 67. Minute, bis die Eintracht ihre erste nennenswerte Chance der zweiten Halbzeit herausspielte, als Granzow einen Schuß von Weidle meisterte.

Der junge Essener Torwart zeichnete sich auch aus, als er in der 70. Minute einen raffinierten Schuß Nickels aus der Drehung parierte und wenig später den Schuß des allein durchgebrochenen Neuberger abwehrte. Den zurückprallenden Ball drosch der schwache Wenzel jedoch über das leere Tor. Die Angriffe der Essener waren harmlos, und was hoch in den Strafraum kam, wurde eine sichere Beute des sehr fangsicheren Koitka.

Leben in diese erschreckend schwache Halbzeit kam erst noch einmal in den letzten Minuten, als Müller einen Alleingang mit dem 3:0 abschloß (88.), und in der Schlußminute Mill die Schlafmützigkeit in der Eintracht-Abwehr (Stepanovic) zum Gegentor nutzte.

Stimmen zum Spiel

Essens Trainer Hermann Erlhoff: „Wir haben in der zweiten Halbzeit gut ausgesehen und zeitweise das Spiel bestimmt, aber es fehlte der Abschluß. Ich habe keinen Spieler, der die Chancen nutzen kann. Die Tore, die wir vorne verpassen, müssen wir selbst hinnehmen. Ich habe hoch gepokert und bei Halbzeit zwei neue Leute gebracht, das ging schief, weil Strauch verletzt wurde und nur noch Statist war. Sonst hätten wir vielleicht sogar diese Partie gewonnen. Ich habe die Eintracht in Bochum gesehen, seitdem ist sie zwar vom kämpferischen, aber nicht vom spielerischen her etwas besser geworden. Mit dieser Leistung kommt die Eintracht nicht so schnell aus dem Keller heraus."

Eintracht-Trainer Lorant: "Es war ein schweres Spiel für uns, in der zweiten Halbzeit wurden die Spieler müde, das kommt daher, daß wir in dieser Woche zwei Spiele gemacht haben, und härter trainiert haben und außerdem wieder auf neue verletzte Spieler verzichten mußten. Ich habe aber geglaubt, gegen Rotweiß Essen kann ich das riskieren und das ist auch geglückt. Es war unser zweiter Sieg mit der Brechstange und solange wir unten stehen, können wir auf andere Art und Weise nicht gewinnen."

 

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