Eintracht Frankfurt - 1. FC
Kaiserslautern |
Bundesliga 1976/1977 - 14. Spieltag
2:0 (1:0)
Termin: Sa 20.11.1976, 15:30 Uhr
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Walter Eschweiler (Euskirchen)
Tore: 1:0 Bernd Hölzenbein (19.), 2:0 Bernd Hölzenbein (54.)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Kaiserslautern |
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Trainer | Trainer |
Methode Lorant Mit kernigen Sprüchen untermalt Gyula Lorant seine markanten Methoden, mit denen der neue Trainer die Frankfurter Eintracht aus dem Schlamassel ziehen will. Kartenspiele sind ab sofort verboten. Derlei Kurzweil schadet offenbar der Konzentration. Lorant: „Kein Alkohol, kein Kartenspiel, keine Roulette und kein Hasch." Das heißt natürlich nicht, daß die Eintracht-Spieler all diesen Lastern verfallen wären. Als ein „Weihnachtsgeschenk" betrachtet Lorant den Entschluß der Eintracht, das geplante Hallen-Fußballturnier ausfallen zu lassen. Lorant: „Das hätte die gesamte Vorbereitung auf die Rückrunde über den Haufen geworfen." Doch die Absage ist kein „Weihnachtsgeschenk für die Spieler. Lorant: „Wir werden in dieser Zeit, hart arbeiten." Für das so bedeutende Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern am Samstag im Waldstadion hat Lorant den Poker gegen seinen Rivalen Ribbeck eröffnet. Lorants Poker geht um Ribbecks Joker: Vom Einsatz Wolfgang Metzlers will es Lorant abhängig machen, wer linker Verteidiger spielt, ob Stepanovic oder Neuberger. Bleibt Metzler draußen, soll auch Stepanovic zuschauen. Erstmals unter Lorants Regie ist Mathematiklehrer Peter Reichel dabei, der nach bestandenem zweitem Staatsexamen (Note „sehr gut") nun auch gegen Roland Sandberg „sehr gut" spielen will.
Na, endlich! Nach sieben mageren Spielen nun wieder der erste Sieg für die Frankfurter Eintracht Vor 18.000 Zuschauern feierten die Frankfurter ein verdientes 2:0 (1:0) im Waldstadion über den 1. FC Kaiserslautern. Der neue Aufschwung nach nur zwölf Tagen Training unter Gyula Lorant war unverkennbar. Er macht sich vor allem im unbändigem Kampfeswillen bemerkbar, gemäß Lorants Losung: "Kämpfen und siegen, egal wie". Symptomatisch für die Stilwandlung: Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein, sonst die brillanten Techniker, gingen zusammen mit dem ungemein energisch dazwischenfahrenden Gert Trinklein als leuchtendes Kampfbeispiel voran. Da darunter Bernd Hölzenbeins Torgefährlichkeit aber nicht litt, der beide Tore zum Sieg erzielte, wurde er zum Star dieser Begegnung. Kaiserslautern verpaßte seine Chancen, wenigstens einen Punkt mitzunehmen, als er in der ersten Halbzeit ein halbes Dutzend bester Tormöglichkeiten ungenutzt ließ. Roland Sandberg vermasselte hier allein vier klare Torchancen. Enttäuscht waren die Kaiserslauterer Schlachtenbummler ebenso wie die Frankfurter Fans von Wolfgang Metzler. Kaiserslauterns beste Spieler waren Torwart Hellström und das Talent Groh, das gegen Grabowski eine eindrucksvolle Partie lieferte. Weder von der neuen Eintracht-Begeisterung durch Gyula Lorant noch vom neuen Kaiserslauterer Auftrieb durch den 7:1-Sieg über Rotweiß Essen war anfangs viel zu sehen. Mit tollem Tempo sollte die Eintracht nach Lorants Order den Gegner von der ersten Minute an erdrücken. Doch Kaiserslautern verschleppte das Tempo und geriet nicht unter Druck. Hüben wie drüben wurde mehr der Raum abgeschirmt als der direkte Gegner bewacht. Hektik und Nervosität waren unverkennbare Anzeichen dafür, daß sich hier zwei Mannschaften gegenüberstanden, denen die Angst vor dem Abstieg bereits im Nacken saß. Drei plumpe, wenn auch gewiß nicht bös gemeinte Fouls hintereinander brachten Wolfgang Kraus bereits in der 4. Minute die gelbe Karte ein. Ständige Sticheleien störten zusätzlich den Spielfluß. Auch Riedl wurde später mit der gelben Karte verwarnt. So kam kein schönes Spiel zustande. Doch die weiträumige Spielanlage bei der Eintracht von Neuberger, bei Kaiserslautern von Toppmöller meist inszeniert, führte vor beiden Toren zu einer Fülle von Chancen. Vier faustdicke Torgelegenheiten versiebte allein Roland Sandberg in der ersten Halbzeit. Auf der anderen Seite entpuppte sich der eifrige Bernd Hölzenbein als ungemein torgefährlich und nutzte in der 19. Minute auch kaltschnäuzig einen krassen Abwehrfehler des unsicher wirkenden Liberos Metzler zur 1:0-Führung für die Eintracht. Melzer hatte den Ball am Fünf-Meter-Raum vertändelt. Gemessen an den Torchancen hätte der Halbzeitstand gut und gerne 5:5 lauten können. Denn da wehrte Ritschel in der 10. Minute einen Schuß von Wenzel auf der Linie ab. Da schoß Roland Sandberg in der 16. und 18. Minute zweimal hintereinander allein vor Koitka über das Eintracht-Tor. Da verpaßte Toppmöller vor Koitka um Zentimeter einen Paß von Sandberg (23.), und da schoß Bernd Hölzenbein im Gegenzug, von einem Musterpaß Nickels freigespielt, nur knapp neben das Tor. Da verstolperte der Schwede den Ball in der 32. Minute am Elfmeterpunkt, und da traf Jürgen Grabowski mit einem vehementen Schuß in der 43. Minute nur das Lattenkreuz. In der letzten Minute vor dem Pausenpfiff hatte Sandberg dann den Ausgleich abermals auf dem Fuß, als er allein auf und davon rannte, aber an dem blitzschnell reagierenden Koitka scheiterte. „Was will man machen", stöhnte Ritschel verzweifelt, „wenn wir alle diese Chancen nicht nutzen." Beide Mannschaften wechselten zur zweiten Halbzeit aus. Bei der Eintracht kam Weidle für Stepanovic, der wenig gebracht hatte, obwohl sein Gegenspieler Metzler alles andere als Bäume ausgerissen hatte. Und bei Kaiserslautern spielte Schwarz für Diehl Vorstopper. Der Kapitän der Pfälzer hatte sich kurz vor der Pause bei einem Zusammenprall mit Koitka offenbar verletzt. Die Eintracht forcierte jetzt das Tempo, und kaum hatte Ritschel eine Dauerkanonade abermals mit einer Rettungstat kurz vor der Linie beendet, da fiel doch das 2:0 für die Eintracht durch einen neuen Freistoßtrick. Denn alles konzentrierte sich bei Kaiserslautern auf einen knallharten Nickel-Freistoß aus rund zwanzig Metern. Doch Nickel schob den Ball weit in die Mitte, wo Bernd Hölzenbein mit einem wahren Raketenschuß aus vollem Lauf flach ins Toreck Ronny Hellström überraschte. Der schwedische Torwart war derart konsterniert, daß er überhaupt nicht reagierte. 2:0 in der 54. Minute. Jürgen Grabowski war mehr mit unermüdlichem
Kampfgeist als mit brillanter Spieltechnik Vorbild, hatte aber mit seinen
Torschüssen kein Glück. Sein Gegenspieler, das Kaiserslauterer
Talent Groh, macht gegen den Eintracht-Kapitän obendrein eine sehr
gute Figur. Bernd Nickel und Karl-Heinz Körbel war der Formanstieg
nach zwölf Tage Training unter Lorant am deutlichsten anzumerken.
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