MSV Duisburg - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1976/1977 - 9. Spieltag

4:3 (2:1)

Termin: Sa 09.10.1976, 15:30 Uhr
Zuschauer: 21.000
Schiedsrichter: Hermann Schröder (Lahnstein)
Tore: 0:1 Rüdiger Wenzel (17.), 1:1 Kurt Jara (29.), 2:1 Herbert Büssers (34.), 2:2 Egon Bihn (47.), 2:3 Bernd Nickel (68., Foulelfmeter), 3:3 Ronald Worm (80.), 4:3 Kurt Jara (88.)

 

 

>> Spielbericht <<

MSV Duisburg Eintracht Frankfurt

  • Gerhard Heinze
  • Werner Schneider
  • Kees Bregman
  • Detlef Pirsig
  • Bernard Dietz
  • Michael Bella
  • Herbert Büssers
  • Kurt Jara
  • Theo Bücker
  • Rudolf Seliger
  • Klaus Thies

 


 

Wechsel
  • Klaus Bruckmann für Kees Bregman (60.)
  • Ronald Worm für Michael Bella (60.)
Wechsel
Trainer Trainer



Verpfiffen

Die Spieler der Frankfurter Eintracht verstanden die Welt nicht mehr: Da hatten sie den Sieg gegen den MSV Duisburg schon fast in der Tasche, mußten aber dennoch mit 4:5 (2:1) geschlagen das Duisburger Wedaustadion verlassen. Dem schwachen Schiedsrichter Schröder aus Lahnstein haben die Frankfurter die unnötige Niederlage zu verdanken, der drei Minuten vor Schluß mit einem völlig ungerechtfertigten indirekten Freistoß am Elfmeterpunkt den MSV zum vierten Tor und zum Sieg verhalf. Verteidiger Müller war danach so außer sich vor Wut, daß er sich auf den Schiedsrichter stürzen wollte und nur mit Mühe von Frankfurter und Duisburger Spielern zurückgehalten werden konnte. Grabowski hatte sich mit seinen Protesten gegen diese unmögliche Entscheidung die gelbe Karte eingehandelt.

„Eine unmögliche Entscheidung", schimpfte auch Eintracht-Trainer Hans-Dieter Roos. „Ein Schiedsrichter sollte sich in diesem Moment wirklich überlegen, was er damit einem Profi wegnimmt." Herr Schröder nahm einer durch Verletzung arg geschwächten Mannschaft den Lohn für eine anerkennenswerte technische Leistung, mit der die Eintracht vor allem in der zweiten Halbzeit ihre körperliche Schwäche kompensierte und den MSV Duisburg beherrscht hatte. In dieser Phase hatte sie auch genügend Torchancen zu einem klaren Sieg. Glanzpunkte bei der Eintracht waren Jürgen Grabowski, der im Mittelfeld wieder richtig Spaß am Fußball zu haben schien, Reichel, der den frischen Länderspiel-Lorbeer eines Rudi Seliger verblassen ließ, Trinklein, der eine solide Libero-Partie lieferte, und Bihn.

Von den angeschlagenen Eintracht-Spielern fehlte neben den Dauerverletzten Krobbach und Beverungen nur Karlheinz Körbel wegen seiner Gehirnerschütterung. Aber Neuberger und Hölzenbein spielten mit bandagierten linken Oberschenkeln, Trinklein mit verbundenen Fingern, Kraus und Müller mit gepolsterten Schuhen.

Dennoch begann die derart angeknackste Eintracht überaus munter. Das spritzige Sturmspitzenduo Wenzel—Hölzenbein verwirrte in der ersten Viertelstunde die Duisburger. Erst als Hölzenbein auf der linken Seite seinen Bewacher Schneider dreimal versetzt und im Strafraum spektakulär aufgetrumpft hatte, modelte MSV-Trainer Knefler die Wachordnung für die Frankfurter Stars um: Schneider von Hölzenbein zu Wenzel, Dietz von Wenzel zu Grabowski ins Mittelfeld und Pirsig von Grabowski zu Hölzenbein.

Da beide Mannschaften mit vier Mittelfeldspielern operierten, ballten sich die Aktionen am Mittelkreis, aus dem die Eintracht gelegentlich mit langen Pässen von Nickel und Grabowski auszubrechen trachtete. Das Führungstor in der 18. Minute war denn auch der Lohn für die spieltechnischen Anfangsvorteile der Frankfurter. Trinklein, der bis dahin als Libero eine große Partie lieferte, bremste Dietz in souveräner Manier und schlug einen herrlichen langen Paß auf die linke Seite zum alleingelassenen Grabowski. Dessen Vorlage quer vor das Duisburger Tor verpaßte zwar Hölzenbein — und verletzte sich dabei wieder — doch hinter ihm stand noch der bis dahin sehr aktive Wenzel und drückte den Ball ins Tor.

Doch der Silberstreif am Horizont verschwand nach zehn Minuten, nachdem Seliger und Thies bereits zwei dicke Duisburger Chancen ausgelassen hatten. Der Ausgleich jedoch war ein Geschenk der Frankfurter, denn Kraus verlor leichtfertig den Ball an der Mittellinie, und zu zweit stürmten Bücker und Jara in den völlig entblößten Eintracht-Strafraum. Den Schuß von Bücker wehrte Koitka zwar mit einer Glanzparade mit einer Hand noch ab, doch gegen den Nachschuß, den Jara aus vollem Lauf unter die Latte hämmerte, war auch der überragende Eintracht-Torwart machtlos.

Der Vorsprung war leichtfertig vertan. Resignation schien sich in die Eintracht-Reihen einzuschleichen. Kraus, von drei Wochen Trainingspause ohnehin geschwächt, war nun auch noch völlig geschockt. Duisburg kam immer mehr in Schwung, und der hünenhafte Büssers nutzte in der 34. Minute kaltschnäuzig und kurz entschlossen die Chance zum 2:1, als Nickel einen Ball abwehrte und der Ball ihm vor die Füße rollte. Kurz entschossen schlug Büssers zu und Neuberger, ohnehin nur ein „halber" Neuberger, konnte es nicht verhindern, obwohl er direkt neben dem Duisburger stand. Kurz vor dem Halbzeitpfiff hatte die Eintracht dennoch eine große Chance zum Ausgleich, als der ebenfalls leicht angeschlagene Wenzel Grabowski herrlich freispielte, dessen Torschuß jedoch an dem Verteidiger Schneider abprallte.

Was die Eintracht kurz vor der Pause noch versäumt hatte, holte sie sofort nach dem Wechsel nach. Einer von Bernd Nickels berühmten glasharten Eckstößen flatterte in den Duisburger Strafraum, und Bihn, gerade für den verletzten Wenzel eingewechselt, drückte den Ball über die Linie.

Mit Tempo versuchten die Duisburger, das Spiel zunächst wieder in den Griff zu bekommen, stellten sich aber dabei so umständlich und zerfahren an, daß die Eintracht nie in große Bedrängnis kam. Glück hatte sie allerdings, als Bücker in der 53. Minute den Ball vom Elfmeterpunkt aus Koitka direkt in die Arme hob.

Dann trumpften die spielerischen Vorteile der Eintracht auf, und wenn sie nur einen Zahn zugelegt hätte, anstatt das Tempo immer wieder zu verschleppen, hätte sie die Duisburger sicher im Griff gehabt. Denn Chancen hatte die Eintracht in Hülle und Fülle. Müller drosch einmal nach einem Alleingang den Ball in die Wolken, und dann wurde Bihn nach einem Superpaß von Grabwski im Strafraum von Bruckmann elfmeterreif gelegt. Doch der schwache Schiedsrichter Schröder versagte den Frankfurtern den fälligen Elfmeter.

Grabowski hatte erkannt, daß die Duisburger ausgelaugt waren und möbelte seine Kameraden auf. Wolfgang Kraus nahm sich als erster ein Herz und ging auf eigene Faust los. Er umspielte drei Duisburger und war auch schon am vierten, an Bruckmann, vorbei, da säbelte ihn der Duisburger Libero um. Diesmal mußte Schiedsrichter Schröder Elfmeter pfeifen. Nickel ließ sich mit einem knallharten Schuß in der 68. Minute diese Chance nicht nehmen: 3:2 für die Eintracht.

Mit einem Doppelwechsel hatte kurz zuvor Knefler versucht, seiner Mannschaft neuen Schwung zu verleihen. Bruckmann kam für Bregmann und Worm für Bella. Doch die Mühe war vorerst vergebens. Die Eintracht machte ihre körperlichen Schwächen mit ihrer großen Technik wieder wett und hatte nach dem 3:2 alle Chancen, das vierte Tor zu erzielen. So hielt Heinze einen herrlichen Kopfball von Reichel nach einer weiten Flanke von Hölzenbein, und ein Tor von Kraus nach einer Musterkombination wurde wegen Abseits nicht anerkannt. Ein herrlicher Schuß von Grabowski zischhte schließlich am Pfosten vorbei.

Doch anstatt in dieser Phase eindeutig spielerischer Überlegenheit Sieg endgültig zu sichern, mußte die Eintracht in der 80. Minute überraschend den Ausgleich durch den formschwachen Worm hinnehmen. Und dann schanzte Schiedsrichter Schröder den Duisburgern sogar den Sieg zu, als er drei Minuten vor Schluß dem MSV am Elfmeterpunkt einen völlig unbegreiflichen und ungerechtfertigten indirekten Freistoß gab. Nickel hatte lediglich Worm bei einem Fallrückzieher im Weg gestanden. Grabowski protestierte heftig und erhielt die gelbe Karte. Jara hämmerte den Ball durch die Mauer, wo der Ball ins andere Toreck abprallte, zum 4:3-Sieg ins Eintracht-Netz. Die Eintracht verstand die Welt nicht mehr.

 

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