Karlsruher SC - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1976/1977 - 7. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: Sa 25.09.1976, 15:30 Uhr
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Theo Antz (Wahlen)
Tore: 1:0 Wilfried Trenkel (43.), 2:0 Norbert Janzon (87.)

 

 

>> Spielbericht <<

Karlsruher SC Eintracht Frankfurt

  • Rudolf Wimmer
  • Jürgen Kalb
  • Hermann Bredenfeld
  • Rainer Ulrich
  • Gerd Komorowski
  • Wilfried Trenkel
  • Winfried Schäfer
  • Martin Kübler
  • Karl Berger
  • Ove Flindt-Bjerg
  • Norbert Janzon

 


 

Wechsel
  • Roland Vogel für Ove Flindt-Bjerg (46.)
  • Raimund Krauth für Karl Berger (79.)
Wechsel
Trainer
  • Carl-Heinz Rühl
Trainer



Vierte Niederlage im vierten Auswärtsspiel

Die Frankfurter Eintracht wurde ihrem Ruf als „Lieblingsgegner" des KSC einmal mehr gerecht. Analog den beiden Partien der Vorsaison lieferten die Hessen auch diesmal das Punktepaar ab, blieb der Eintracht-Angriff ohne Torerfolg.

Mit Ausnahme eines Warnschusses nach 40 Sekunden — Reichels Spitzler traf den Pfosten — verbreiteten die Frankfurter trotz ihrer geschliffeneren Technik nur selten Gefahr. Hauptverdienst daran hatte Struth-Vertreter Hermann Bredenfeld auf dem ungewohnten Liberoposten. Er wurde zum Eckpfeiler der KSC-Deckung, die keine Bruchstelle aufwies.

Wimmer krönte seine tadellose Leistung mit einer tollen Reaktion, als er Bihns Gewaltschuß aus dem Winkel fischte, Kalb ließ dem zaghaften Borchers keine Chance und Komorowski hatte Stradt trotz dessen Tatendurst fest im Griff. Grundsteinlegend für den zweiten KSC-Heimerfolg war auch, daß Schäfer erneut das Duell gegen Grabowski zu seinen Gunsten entschied und Kübler die Lauffreudigkeit Weidles im Keim erstickte. Obwohl der KSC diesmal drei Spitzen auffuhr, erwies sich der Angriff als stumpfester Mannschaftsteil. Der über Gebühr strapazierte Flindt (Länderspiele für Dänemark) war mit seiner Kraft vorzeitig am Ende.

Die Eintracht verkaufte mit vierfacher Ersatzgestellung ihre Haut so teuer als möglich. Imponierend das Pensum von Müller, der nicht nur bester Abwehrspieler war, sondern sich auch als wirkungsvoller Angreifer beteiligte. Von Frankfurts junger Garde zog sich Talent Simons am besten aus der Affäre. Schlußmann Koitka war an beiden Treffern schuldlos.

"Jetzt hilft nur noch beten"

Helmut Müller und Roland Weidle neben Torhüter Jupp Koitka die besten Frankfurter, schüttelten nach dem 0:2 beim Karlsruher SC ratlos die Köpfe. Die vierte Niederlage im vierten Auswärtsspiel hat nun aber auch die größten Optimisten der Frankfurter Eintracht auf der Boden der Wirklichkeit zurückgeholt. Der Sturz im Wildparkstadion war heftig, deckte die augenblicklichen Schwächen der Mannschaft und die Fehler der Verantwortlichen in der Vergangenheit schonungslos auf.

Ein Kader von 18 Spielern genügt den heutigen Ansprüchen der Bundesliga nicht mehr. Besonders deutlich wird das, wenn der zweite Anzug auch nicht annähernd in der Lage ist, den Ausfall von Stammspielern wettzumachen. Das Wissen um dieses Manko veranlaßte Trainer Hans-Dieter Roos in Karlsruhe einen noch nicht wieder gesunden Spieler einzusetzen. Folge: Libero Willi Neuberger verletzte sich erneut am Oberschenkel und wird nun eine längere Pause einlegen müssen. Für ihn kam Trinklein — ebenfalls verletzt.

Das von Vorstand und Trainern häufig gebrauchte Argument „im Notfall können wir ja auch auf unsere Amateure zurückgreifen" erwies sich in Karlsruhe als Bumerang. Sowohl Stradt als auch Borchers blieben trotz großen Einsatzes und viel Laufarbeit völlig wirkungslos. Sie könnten nur mit viel Geduld und noch mehr Spielpraxis an das Bundesliga-Niveau herangeführt werden. Doch dafür ist jetzt keine Zeit. Trainer Roos: „Wir können nicht fünf Spiele warten, bis endlich einmal der Knoten platzt" Am ehesten dazu in der Lage wäre Vorstopper Gerd Simons, der im Wildparkstadion eine überzeugende Leistung bot.

Einige Leistungsträger der Mannschaft sind meilenweit von der Form der vergangenen Jahre entfernt. So zeigt Kapitän Jürgen Grabowski nur noch zu Hause große Leistungen und Torjäger Rüdiger Wenzel schoß nicht ein einziges Mal aufs Tor. Bezeichnend Präsident von Thümens resignierendes Fazit der „Schlußoffensive": „Man hatte nie das Gefühl, daß unsere Mannschaft noch ein Tor schießt."

Die Abwehr der Eintracht ist nicht in der Lage, des Trainers sehnlichsten Wunsch „zu null" zu spielen, zu erfüllen. Und das, obwohl jeder einzelne in Karlsruhe im direkten Duell mit dem Gegner überlegen war. So stoppte Simons Flindt und später Vogel, beherrschte Müller Berger und neutralisierte Reichel Janzon. Am Ende stand es wieder 0:2. „Schrecksekunden", die alle Mannschaften haben, werden bei der Eintracht zu „Schreckminuten".

Doch mit Beten und Hoffen auf die Gesundung von Nickel, Hölzenbein, Beverungen und Kraus allein werden die Probleme nicht zu lösen sein. Auch wenn die Eintracht von „Panikeinkäufen" nichts wissen will, es wird langsam Zeit zu handeln. Den Spielern wäre ihr ehemaliger Mannschaftskamerad Uwe Kliemann (Hertha BSC) am liebsten. Günter Wienhold: „Er wäre bei der Eintracht der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Platz."

 

 

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