VfR Bürstadt - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1976/1977

4:0 (3:0)

Termin: 14.09.1976
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Geier (15., Foulelfmeter), 2:0 Egon Bihn (17., Eigentor), 3:0 Jordan (25.), 4:0 Jordan (54.)

 

 

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VfR Bürstadt Eintracht Frankfurt

  • Böhs
  • Gleim
  • Reinhardt
  • Weigel
  • Eidmann
  • Grimm
  • Geier
  • Köhle
  • Schmiedl
  • Stetter
  • Jordan

 


 

Wechsel
  • Humm für Grimm (59.)
  • Nathmann für Geier (65.)
Wechsel
Trainer Trainer



Armleuchter und ein Berufsgeheimnis

Vier Tage nach der 1:3-Niederlage beim HSV darf die Eintracht in einem Freundschaftsspiel beim VfR Bürstadt einen neuen Versuch starten, auf fremden Platz ein Spiel zu gewinnen. Auf solch ein Erfolgserlebnis warten die Frankfurter in der Bundesliga seit nunmehr neun Gastspielen. Der VfR Bürstadt, der 1975 die Deutsche Meisterschaft der Amateure erringen konnte und in diesem Sommer erst in der Nachspielzeit des Finales dem SV Holzwickede mit seinem Spielertrainer „Hoppi“ Kurrat unterlegen war, sollte eine lösbare Aufgabe für die Profis sein.

Nebenbei treffen die Frankfurter auf einen alten Bekannten: Der VfR-Trainer Wolfgang Solz hat in den 60er Jahren erfolgreich für die Eintracht gespielt und sich dort als der „Brasilianer“ einen heute noch gut klingenden Namen gemacht. Ein Comeback feiert außerdem Torhüter Günter Wienhold, der erstmals seit seinem am 13.3. in Gladbach erlittenen Knöchelbruch wieder bei einem Spiel seiner Elf im Kasten steht.

Die 2.000 Zuschauer staunen allerdings nicht schlecht, als die Amateure bereits nach einer Viertelstunde in Führung gehen. Trinklein hat Schmidl im Strafraum gefoult, den fälligen Strafstoß verwandelt Geier sicher. Und nur zwei Minuten später steht es bereits 0:2, nachdem Wienhold beim Herauslaufen Schwächen offenbart und der Offenbacher Neuzugang Bihn – bedrängt von drei Bürstädtern – das Leder ins eigene Netz lenkt.

In der 25. Minute lassen sich die Gäste, die sich von der aggressiven Gangart der Bürstädter völlig überrumpelt zeigen, ein weiteres Mal düpieren. Die Mannschaft von Trainer Solz lässt erneut die gesamte Frankfurter Hintermannschaft aussteigen, und Torjäger Jordan hat keine Mühe, zum 3:0 zu vollstrecken.

Die Bürstädter werden von ihren euphorisierten Fans unentwegt mit Sprechgesängen gefeiert, aber es ist eine traurige Rückkehr für Torwart Günter Wienhold, der wie zuvor verabredet nach 45 Minuten gegen Koitka ausgewechselt wird. „Wenn mich alle so im Stich lassen ...“, ärgert er sich laut der Abendpost/Nachtausgabe über seine Vorderleute, die „Bild“ dagegen hat deutlichere Worte des nach halbjähriger Verletzungspause bitter enttäuschten Rekonvaleszenten vernommen: „Die Armleuchter haben mich im Stich gelassen!“

Auch Koitka schimpft übrigens, weil er keine Gelegenheit bekommen hat, sich warm zu machen. Trainer Roos wechselt nicht nur den Torhüter aus, sondern bringt mit Borchers für Trinklein und Stradt für Bihn auch noch zwei weitere neue Spieler. Borchers übernimmt an Stelle des unsicher wirkenden Trinkleins die Liberoposition, während Stradt für den Linksaußen Bihn in den Sturm geht.

Die Partie hat kaum wieder begonnen, das bleibt Reichel beim Grätschen mit der Fußspitze im Rasen hängen und zieht sich eine Bänderblessur im Knie zu. Simons kommt in der 47. Minute für den Nationalspieler in die Begegnung. Der Druck der Bürstädter lässt trotz der Wechsel nicht nach und die Amateure belohnen sich bereits nach wenigen Minuten ein viertes Mal für ihre engagierte Leistung. Als Koitka in der 54. Minute einen Schuss nach vorne abprallen lässt, ist Jordan erneut zur Stelle und netzt eiskalt zum 4:0 ein. Welche Blamage für die Bundesligaprofis! Koitka schiebt unterdessen die Schuld am Gegentreffer darauf, dass er sich nicht warmmachen konnte.

Das Spiel ist von Beginn an nur auf dem Papier ein freundschaftliches gewesen, doch jetzt ziehen die vergrätzten Profis in Sachen Härte nach und gleich. Kraus und der Bürstädter Klein erhalten die Gelbe Karte. Zudem muss Grimm wegen einer Platzwunde am Bein, die genäht werden muss, in der 59. Minute gegen Humm und Geier mit einer Beinverletzung sechs Minuten später gegen Nathmann ausgetauscht werden.

Bei der Eintracht stimmt es im Team einfach nicht, die Spieler helfen sich nicht gegenseitig, sondern meckern sich auf dem Platz nur an. Kein Wunder also, dass VfR-Keeper Böhs einen geruhsamen Tag verlebt. Dabei hätte der Torhüter, der in der Saison 1973/74 für Rot-Weiss Essen 12 Mal in der Bundesliga am Ball war, gerne etwas mehr von seinem Können gezeigt.

4:0 gewinnt der VfR Bürstadt auch in der Höhe verdient und Trainer Solz jubelt: „Auf diesen Tag habe ich lange gewartet.“ „Am liebsten würde ich demnächst noch mal gegen Bürstadt spielen, dann aber anders ...“, ärgert sich Trainer Roos noch am nächsten Tag über „solche Freundschaftsspiele, wo der Gegner heiß gemacht wird und die uns nichts bringen. Hoffentlich fällt Reichel im Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken nicht auch noch aus ...“

Mit der Leistung von Wienhold ist Roos einverstanden, nicht aber mit der von Libero Trinklein, der sich auch beim neuen Eintrachttrainer mit seinen unkonstanten Leistungen unbeliebt macht. „Der Gert hat mich wieder sehr enttäuscht“, sagt Roos, der vor wenigen Monaten für die Vertragsverlängerung des von seinem Vorgänger Weise zum zweiten Mal aussortierten Trinkleins verantwortlich zeichnete. Einen Grund zur Freude hat Roos: Die Leistung des 19-jährigen Ronald Borchers, der nach der Pause Trinkleins Posten einnahm, hat dem Trainer gefallen

Verhalten optimistisch stimmen auch die Nachrichten, die von den in Hamburg verletzten Libero Willi Neuberger und Bernd Hölzenbein kommen. Neuberger, der bei der Niederlage gegen den HSV schon früh mit einer Muskelzerrung im linken Oberschenkel ausscheiden musste, und Hölzenbein, bei dem ein Muskelriss in der Leistengegend befürchtet worden war, sind am Dienstag bei Nationalmannschaftsmasseur Erich Deuser in Düsseldorf vorstellig geworden. Wie Mannschaftsarzt Dr. Degenhardt bereits am Montag vermutete, handelt es sich bei Hölzenbein nicht um einen gerissenen Muskel, obgleich der Nationalspieler einen Bluterguss aufweist. Hölzenbein hofft jetzt, bereits in der kommenden Woche wieder trainieren zu können, Erich Deuser ist dagegen nicht zu einer Prognose zu bewegen: „Ich kann dazu gar nichts sagen, schließlich gibt es ein Berufsgeheimnis.“ Auch Trainer Roos lässt sich keine Stellungnahme entlocken: „Kein Kommentar.“

Fest steht dagegen, dass Neuberger am heutigen Donnerstag das Training wieder aufnehmen kann. Klaus Beverungen, der seit Saisonbeginn mit einer Leistenverletzung ausgefallen ist, wird laut Roos, „wenn es keinen Rückschlag gibt, am Samstag bereits zum Kader gehören“. Und auch Reichel, der gestern in Bürstadt eine Innenbandverletzung am Knie erlitten hat, wird gegen Saarbrücken dabei sein können: „Ich werde ständig behandelt und verspüre allenfalls noch Schmerzen, wenn ich in die Hocke gehe. Doch das wird am Samstag kein allzu großes Handicap mehr sein.“ (rs)

 

 

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