1. FC Köln - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1976/1977 - 3. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: Sa 28.08.1976, 15:30 Uhr
Zuschauer: 50.000
Schiedsrichter: Günter Linn (Altendiez)
Tore: 1:0 Roger van Gool (10.), 2:0 Klaus Kösling (86.)

 

 

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1. FC Köln Eintracht Frankfurt

  • Harald Schumacher
  • Wolfgang Weber
  • Herbert Zimmermann
  • Harald Konopka
  • Jürgen Glowacz
  • Heinz Simmet
  • Wolfgang Overath
  • Heinz Flohe
  • Roger van Gool
  • Dieter Müller
  • Hennes Löhr

 


 

Wechsel
  • Klaus Kösling für Hennes Löhr (73.)
Wechsel
Trainer
  • Hennes Weisweiler
Trainer


Fehlende Frische und ein spätes Tor

Die Frankfurter Eintracht konnte die Erfolgsserie der letzten Jahre beim 1. FC Köln nicht fortsetzen. Nach mehreren Unentschieden erlitt sie diesmal gegen die keinesfalls groß aufspielende Weisweiler-Mannschaft vor 51.000 Zuschauern im Kölner Stadion gegen den 1. FC Köln eine 0:2-(0:1-)Niederlage. Weisweilers alte Mannschaft, der FC Barcelona, hatte dem Startrainer Schützenhilfe geleistet und nachträglich einen Dienst erwiesen. Denn die Kräfte, die die Eintracht in der Schlammschlacht am vergangenen Mittwoch in Barcelona gelassen hatte, fehlten ihr. Das war offensichtlich. Man merkte es vor allem an Willi Neuberger, der obendrein noch angeschlagen war und wohl eines seiner mattesten Spiele bei der Eintracht lieferte. Spielerisch waren beide Mannschaften ebenbürtig, doch die Frankfurter besaßen nicht die Frische und nicht den Druck der Kölner, die wirklich nicht wie der kommende Meister aufspielten. Beide Tore, durch van Gool und Kößling in der 9. und 86. Minute, entsprangen schweren Abwehrfehlern der Frankfurter. Die besten Eintracht-Spieler waren allen voran Torwart Koitka sowie dann Reichel, Körbel und Nickel. Bei Köln imponierten vor allem Flohe durch sein enormes Laufpensum und der ungemein trickreiche und gefährliche van Gool.

Die Eintracht begann mit der gleichen Formation wie in den beiden Spielen in Barcelona. Die Order von Trainer Hans-Dieter Roos: "In keiner Weise reine Defensive. Den Kölnern in jeder Position Paroli bieten." Die Aufgabe, Müller-Tore zu verhindern, fiel Peter Reichel zu. Helmut Müller und Willi Neuberger sollten als Außenverteidiger wechselweise offensiv spielen. Neuberger sollte sich dabei nicht nur um van Gool kümmern. Körbel spielte gegen Overath, weil Roos den Kölner Kapitän weiter vorn erwartete als Flohe, dem der in der Defensive nicht so starke Kraus zugewiesen wurde.

Kummer machte es Roos ein wenig, daß Herbert Zimmermann, zur Zeit Kölns stärkster und offensivster Abwehrspieler, auf den Vorstopperposten rückte. Jürgen Grabowski hatte daher Anweisung, wie zuletzt in Frankfurt gegen Tennis Borussia vorderste Spitze zu spielen, um Zimmermann an sich zu binden. So sah die Theorie vor dem Spiel aus. Die Praxis in den ersten zwanzig Minuten war jedoch ganz anders. Die Angriffswucht der Kölner zwang die Eintracht anfangs in die Defensive. Dennoch war der schnelle Rückstand nach nur neun Minuten überflüssig, denn drei Frankfurter Abwehrspieler sahen untätig zu, wie der Ball nach einem Flohe-Einwurf hoch in ihren Strafraum zum völlig freien Verteidiger Glowacz flog. Ein Schrecken fuhr den Frankfurter Abwehrspielern In die Glieder, als Glowacz' gewaltiger Schuß an die Querlatte donnerte, und der Belgier van Gool nutzte die Konfusion, um den zurückspringenden Ball ins Tor zu jagen.

Einen weiteren harten Schuß des Belgiers parierte Koitka in der 17. Minute meisterhaft. Die Kölner hatten klare Vorteile, weil Wolfgang Kraus seinem Gegner Heinz Flohe viel zu viele Freiheiten und immer wieder auf und davonrennen ließ. Weil Neuberger, von Barcelona her noch angeschlagen, mit dem trickreichen, flinken, scharf schießenden und ständig angespielten van Gool nicht zurechtkam und weil Zimmermann trotz Grabowski immer wieder in die Offensive ging und dann Simmet seinen Job als Grabowski-Sonderbewacher übernahm.

Mitte der Hälfte der ersten Halbzeit wendete sich jedoch das Bild. Roos ließ seine beiden Verteidiger die Plätze tauschen. Müller nahm sich jetzt van Gools an. Bernd Nickel wurde im Mittelfeld immer stärker und versuchte mit langen Pässen die Kölner Abwehr zu übertrumpfen. Die Folge: die Eintracht tauchte immer gefährlicher vor dem Kölner Tor auf. Einen Hinterhaltschuß von Helmut Müller konnte Schumacher erst im Nachfassen gerade noch vor der Torlinie packen. Nickel, völlig frei, nahm eine Flanke von Neuberger direkt und schoß den Ball neben das Tor. Hölzenbein verfehlte dann nach einem herrlichen Paß von Körbel mit seinem raffinierten Schuß das Tor nur knapp.

Zwar hatten die Kölner in der 40. Minute noch eine große Chance durch Müller, der ansonsten bei Peter Reichel aber gut aufgehoben war. Dennoch hinterließ die Eintracht gegen Ende der ersten Halbzeit den etwas stärkeren Eindruck.

Schock für die Eintracht zu Beginn der zweiten Halbzeit. Von einem häßlichen Tritt Heinz Flohes wurde Kraus derart schwer verletzt, daß er auf einer Trage in die Kabine getragen wurde. Flohe kam mit der gelben Karte davon. Für den verletzten Kraus kam Weidle ins Spiel, der sich nun zu Overath stellte, während Körbel zu Flohe wechselte.

Die Kölner spielten druckvoller dank eines enormen Laufpensums von Flohe und hatten in der 63. Minute eine große Chance zum 2:0 durch Dieter Müller, der jedoch nach einem herrlichen Zuspiel von van Gool den Ball neben das Tor schoß. Nach den beiden Spielen in Barcelona fehlte den Frankfurtern die nötige Frische. Das merkte man vor allem in den vielen Zweikämpfen und beim Wettlauf um den Ball. Vor allem aber auch bei der Mühe, die die Abwehrspieler manchmal hatten, den Ball aus der Gefahrenzone zu schlagen.

Doch bei allem Druck — die Kölner Angriffe hatten auch viel Leerlauf, weil Overath trotz aller Mühe nichts gelang, und weil van Gool im Gegensatz zur ersten Halbzeit nun nur noch wenig angespielt wurde und sich die Bälle meist selbst aus dem Mittelfeld holen mußte. Auch Müller, obwohl immer wieder gefährlich, kam gegen Reichel, der vor allem meist im Kopfballduell Sieger blieb, nicht wie sonst zur Geltung. Und auch Flohes Rennerei brachte nicht immer etwas ein.

Hennes Weisweiler sprang denn auch bald schimpfend von seiner Bank auf und schickte in der 74. Minute Kößling für Löhr ins Spiel. Der Neuling schoß in der 75. Minute zwar den Ball ins Tor, hatte ihn jedoch vorher mit der Hand im Strafraum mitgenommen. Wieder reklamierten die Eintracht-Spieler, sahen zum Linien- und Schiedsrichter und ließen den Kölner Spieler ziehen. Ein Glück, daß der Linienrichter das Handspiel bemerkt hatte und auch sofort die Fahne hob.

In den letzten zwanzig Minuten mobilisierte die Eintracht noch einmal ihre letzten Kräfte, drängte die Kölner zeitweise in die Defensive und hatte auch eine ganze Menge Chancen zum Ausgleich durch Wenzel, der in der 67. Minute für Bihn ins Spiel gekommen war und vor allem durch Hölzenbein, der zweimal mit Kopfbällen riesiges Pech hatte.

In der 86. Minute fiel dann die Entscheidung. Trinklein und Neuberger brachten wieder einmal den Ball nicht weg, stocherten herum, stolperten über ihre eigenen Beine, und Kößling war der lachende Dritte. Er schoß den Ball zum 2:0 ein. Koitka mußte danach noch zweimal Glanzparaden zeigen, um zwei knallharte Schüsse von Müller zu parieren.

Stimme zum Spiel

Hans-Dieter Roos (Eintracht Frankfurt): „Ich bin mit dem Spiel zufrieden. Köln war ein, zwei Tore besser. Die Kölner waren mehr in Bewegung ohne Ball und besaßen mehr Spielfreudigkeit. Wir hatten die Chance zum 1:1, haben aber zwei dusslige Tore kassiert. Meine Order, in der Abwehr noch konsequenter zu spielen, ist noch nicht richtig befolgt worden. Die Schwäche von Neuberger ist vor allem auf das Turnier in Barcelona zurückzuführen, wo er sehr viel geleistet hat. Kraus hat an dem operierten Sprunggelenk eine Knöchelprellung erlitten."

 

 

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