FC Barcelona - Eintracht Frankfurt

Copa Joan Gamper 1976 - 1976/1977 - Finale

2:0 (2:0)

Termin: 25.08.1976 in Barcelona
Zuschauer: 90.000
Schiedsrichter: Antonio Sanchez Rios (Spanien)
Tore: 1:0 Neeskens (41.), 2:0 Clares (43.)

 

 

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FC Barcelona Eintracht Frankfurt

  • Mora
  • Ramos
  • Migueli
  • Olmo
  • De la Cruz
  • Neeskens
  • Rexach
  • Macizo
  • Cruyff
  • Asensi
  • Clares

 


 

Wechsel
Wechsel
Trainer
  • Agusti Montal Jr.
Trainer



Im Schlamm steckengeblieben

Barcelonas Doppelschlag kurz vor der Pause durch Neeskens und Clares
Körbels Duelle mit Cruyff

Es war nichts mit nochmals „Eintracht Olé" in Spanien: Im Finale des Juan-Gamper-Turniers in Barcelona verlor die Frankfurter Eintracht gegen den CF Barcelona mit 0:2 (0:2) Toren. Die Kulisse von 90.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion „Nou Camp" erinnerte an ein Europapokalfinale, nicht aber das Spiel. Die katastrophalen Platzverhältnisse ließen es nicht zu. Der Schlamm nach einem einstündigen Wolkenbruch und der Schiedsrichter aus Spanien waren nichts für die Frankfurter, die in der ersten Hälfte zu einer kräftezehrenden Abwehr- und Schlammschlacht gezwungen wurden.

Auf dem knöcheltiefen Morast hatten die Frankfurter Filigrantechniker und ihr am Vortage noch so begeisterndes Kombinationsspiel gegen das in den ersten 45 Minuten kraftvolle Powerplay des CF Barcelona keine Chance.

„Mit Anstand verlieren", gab Trainer Hans-Dieter Roos zur Pause die Devise aus, nachdem ein Doppelschlag in der 41. und 43. Minute die Eintracht zurückgeworfen hatte. „Und vor allem keinen Platzverweis riskieren", mahnte Roos.

Die teilweise krassen Benachteiligungen durch Senor Antonio Sanchez Rios brachten die Frankfurter in Rage. „Ich sehe noch rot und drehe durch", schimpfte Bernd Nickel zur Pause. Damit er wirklich nicht rot sah, ließ ihn Roos in der Kabine. In helle Empörung hatte die Eintracht das zweite Tor versetzt, denn Asensi hatte den Ball fast einen halben Meter hinter der Torauslinie geangelt und vor das Eintracht-Tor gezogen, wo Clares die unverhoffte Vorlage direkt zum 2:0 verwandelte. Torwart Koitka stürmte derart vehement auf den Schiedsrichter zu und packte ihn, daß er froh sein konnte, daß sich der Schiedsrichter nur mit der gelben Karte wehrte.

Nur eine Minute vorher war das 1:0 gefallen. Linksaußen Rexach, gegen den schon nach zehn Minuten angeschlagenen Willi Neuberger bester Mann Barcelonas, hatte sich wieder einmal an der linken Seite durchgespielt, und Neeskens hatte seine Vorlage direkt verwandelt.

Die Pluspunkte der Eintracht: Koitka, Trinklein, Reichel und Körbel waren die Türme in der Abwehrschlacht. Körbel wurde zum unermüdlichen Schlammkämpfer gegen Cruyff, der sich immer mehr ins Mittelfeld und auf die rechte Seite zurückzog und nur mit gelegentlichen Soli sein großes Können demonstrierte.

Die Minuspunkte: Grabowski stand vorne allein auf weiter Flur und hatte mit Macizo einen wilden Aufpasser zur Seite, der ständig mit Grabowski eine Art Catch-as-catch-can vorführte. Auf dem Morast hatte Grabowski kaum eine Chance, ihn auszutricksen, und schon gar keine Gelegenheit zu Doppelpässen mit Nickel. Bernd Hölzenbein brachte — im Gegensatz zu Bihn auf der rechten Seite überhaupt nichts und wurde auch bald gegen den weitaus dynamischeren Stradt ausgetauscht. Neuberger, nach zehn Minuten angeschlagen, hatte bis zu seiner Auswechslung seine Mühe mit Rexach und hatte keine Gelegenheit zu seinen sonstigen Vorstößen. Kraus schließlich konnte im Mittelfeld den Aktionsradius von Neeskens selten eindämmen.

In der zweiten Halbzeit, als sich die Eintracht neu formierte, vor allem Reichel nahm sich des gefährlichen Rexach an, war die Mannschaft den Spaniern ein gleichwertiger Gegner. Zumal sich der FC Barcelona mit dem Vorsprung begnügte und auch nicht mehr die Kräfte besaß, mehr hinzulegen. Doch mehr als zwei große Chancen durch Grabowski und Weidle hatte die Eintracht nicht.

Zweikämpfe und Zwiegespräche

Johan Cruyff gegen Karl-Heinz Körbel — das war nicht nur ein hartes Duell im Schlamm. Die beiden hielten auch ihr Schwätzchen, in aller Freundschaft, dann, wenn der Ball weit weg war. Cruyff: "Auf diesem Acker kann man vielleicht Kartoffeln pflanzen, aber nicht Fußball spielen, meinst du nicht auch?" Körbel antwortete brav: „Ja, da bin ich ganz deiner Meinung." Von den neunzig Minuten, so berichtete Körbel, habe Cruyff wenigstens 70 Minuten ununterbrochen gequatscht, wenn nicht mit ihm, dann mit seinen Mitspielern oder dem Schiedsrichter.

„Die Schiedsrichter", klagte Cruyff, „sind immer gegen uns. Drei Elfmeter hätte er schon gegen euch pfeifen müssen." Da blieb Körbel die Spucke weg, denn Senor Sanchez Rios war nun wirklich alles andere als gegen Barcelona und gegen Cruyff.

Körbel, der nach zehn Minuten die Bewachung des großen Stars von Peter Reichel übernommen hatte, bot gegen Cruyff eine Klassepartie, ohne diesen Super-Fußballer freilich ausschalten zu können. Körbel: „Das ist schon einmalig, wie er den Ball annimmt und ihn sofort an einem vorbeischiebt. Seine Ballführung ist perfekt, sein Antritt so schnell wie der eines Sprinters."

Imponiert hat Körbel auch, daß Cruyff ihn nicht einmal beschimpft oder sich bei ihm über ein Foul beschwert hat. „Dabei habe ich ihn ein paarmal ganz schön hart genommen. Wenn ich daran denke, wie sich da etwa die Kölner Stars Overath und Flohe aufführen, wenn man sie einmal ein bißchen hart angeht..."

Cruyff schimpft nur mit dem Schiedsrichter und seinen Mitspielern. Kam ein Paß nicht an, dann rannte er zu dem Übeltäter und belehrte ihn wild gestikulierend: Mir muß man den Ball flach und nicht hoch zuspielen. Cruyff ist nun einmal der Boß des FC Barcelona. Kein Wunder, daß selbst ein Hennes Weisweiler an ihm gescheitert ist. „An dem Dreier (Migueli) hatte er ständig etwas auszusetzen", sagte Körbel.

Körbel machte die Unterhaltung zwischen den Zweikämpfen offenbar Spaß. „Warum pfeifen die Zuschauer eigentlich ständig, wenn eurem Siebener (Rexach) etwas mißlingt", wollte Körbel wissen. Cruyff: „Weiß ich auch nicht. Dabei spielt der Rexach heute sehr gut. Das ist eben ein verrücktes Publikum hier in Barcelona."

Nach dem Schlußpfiff humpelte Cruyff, und Körbel spürte einen höllischen Schmerz am linken kleinen Fußzeh. So hart waren ihre Duelle. Cruyff ging auf Körbel zu, schüttelte ihm die Hand und sagte: „Viel Glück bei eurer Meisterschaft."

Die Blessurenbilanz von Barcelona

Willi Neuberger hat einen dicken Knöchel und ein lädiertes Knie, Karl-Heinz Körbel einen blauen Zeh (möglicherweise angebrochen), Reichel Schmerzen im Sprunggelenk und im Oberschenkel, Trinklein Beschwerden im Oberschenkel. Die Diagnose von Doktor Degenhardt: Die Blessuren sind sicher alle schmerzhaft und unangenehm, aber ich glaube nicht, daß deswegen einer nicht am Samstag gegen den 1. FC Köln spielen kann."

Der Donnerstag war nach der Rückkehr der Mannschaft am frühen Nachmittag allein der Pflege vorbehalten. Alle Spieler fuhren direkt vom Flughafen zur Behandlung an den Riederwald, wo Masseur Dirk alle Hände voll zu tun hatte und durch einen Kollegen verstärkt wurde.

Für Freitag hat Trainer Hans-Dieter Roos nur leichtes Training angesetzt, „Ich hoffe, daß wir durch die zwei Tage der Pflege und Ruhe den Kräfteverschleiß von Barcelona einigermaßen wieder aufholen können." Positive Erkenntnisse aus beiden Spielen: „Wir können die Abwehr noch mehr verändern als bisher. Reichel war auch als Vorstopper gut. Stradt hat überraschend selbstbewußt aufgespielt."

Nicht alle waren freilich bereit, sich gleichermaßen im Dreck zu schinden. „Ich habe im Unterbewußtsein schon an das Spiel in Köln gedacht", entschuldigte sich Bernd Hölzenbein, der nach 36 Minuten bereits gegen Stradt ausgetauscht wurde. Da muß ja nun von Bernd Hölzenbein in Köln einiges zu erwarten sein. Roos: „In Köln muß Hölzenbein ran. Darüber werde ich mit ihm noch unter vier Augen sprechen."


In einer Woche vor 220.000 Zuschauern

Die Frankfurter Eintracht stellt in dieser Woche einen wohl einzigartigen Rekord auf: Denn welche Mannschaft kann schon von sich behaupten, innerhalb von fünf Tagen vor 220.000 Zuschauern zu spielen? Die Eintracht kann's: zum ersten Spiel des Juan-Gamper-Turniers in Barcelona gegen Z.S.K.A. Moskau (5:3) kamen 60.000 Zuschauer. 90.000 Zuschauer füllten das ausverkaufte Stadion „Nou Camp" bei der Schlammschlacht und dem 2:0-Sieg des FC Barcelona. Und am kommenden Samstag, wenn die Eintracht beim 1. FC Köln antritt, wird das Stadion aller Voraussicht nach mit 60.000 Zuschauern ebenfalls vollbesetzt sein. Grinste Jürgen Grabowski: „Wir sind eben eine Klassemannschaft und füllen jedes Stadion — nur das Frankfurter nicht!"

Sicherlich werden die Spieler das Spanien-Abenteuer in Köln in den Knochen spüren. „Der Schlamm war schlimm. Das werden wir in der zweiten Halbzeit merken", sagte Trainer Hans-Dieter Roos. Dennoch gab es niemanden, dem Spanien nicht Spaß gemacht hätte oder den nun Zweifel plagten, ob der Ausflug vor dem schweren Auftritt in Köln nicht besser unterblieben wäre.

Die Eintracht hat in Barcelona viel für ihr internationales Renommee getan, und das kann selbst zwei Bundesligapunkte (für die es auch ohne Spanien-Reise ja keine Garantie gegeben hätte) aufwiegen. Trainer Roos: „Wir haben die Zuschauer beim ersten Spiel begeistert. Schade, daß der Schlamm im Finale kein besseres Spiel zuließ. Auf diesem Boden hatten wir keine Chance. Dennoch rechne ich, daß nun weitere internationale Angebote auf uns zukommen."

Interessiert daran ist die Eintracht. Bereits für den 22. November (Montag) hat sie eine Einladung nach Birmingham angenommen. In den nächsten Wochen wird Manager Julius Ukrainczyk in Frankfurt zu Gesprächen über weitere Auslandsstarts erwartet. Denn Bayern und Borussia sind nach ihren häufigen schwachen Vorstellungen im Ausland (erst in dieser Woche wieder beim 1:3 in Zürich und 0:5 in Paris) international immer weniger gefragt.

Der erstaunliche Zuschauerzuspruch bei Privatspielen im Ausland ist einfach zu erklären: Dort werden Freundschaftsspiele nicht als Ferienspiele betrachtet. In den spanischen August-Turnieren wird fast so verbissen wie in der Meisterschaft oder im Europa-Pokal um den Sieg gekämpft. Und an diese Spielregel hielt sich die Eintracht, die nach ihrem brillanten Spiel gegen Moskau dann im Finale gegen Barcelona unverdrossen kämpfte, wenn auch eine Halbzeit lang mit dem Rücken zur Wand. Die Sportzeitung „4-2-4" bescheinigte den Frankfurter Spielern, daß sie sich „in keiner Phase des Spiels geschlagen gegeben haben."

 

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