AS St. Etienne - Eintracht
Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1976/1977
0:0
Termin: 24.07.1976 in St. Etienne
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Martin (Lyon)
Tore: ./.
AS St. Etienne | Eintracht Frankfurt |
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0:0 in St. Etienne: Die Idealformation gefunden „Safety first", Sicherheit zuerst, heißt das neue Konzept der Frankfurter Eintracht für die kommende Saison. Trainer Hans Dieter Roos: „Was nutzt es uns, wenn wir jedes Jahr in der Bundesliga die meisten Tore schießen, aber hinten oft den Laden voll kriegen?" In St. Etienne machte der neue Coach mit seiner Mannschaft die Probe aufs Exempel und war hinterher „sehr zufrieden". Die Eintracht hatte beim letzten Europacup-Finalisten AS St. Etienne (0:1 gegen Bayern München) ein verdientes 0:0 erreicht und dabei aus einer stabilen Abwehr heraus mit schnellen Kontern den französischen Meister, der immerhin seit zwei Jahren auf eigenem Platz ungeschlagen ist, einige Male in Verlegenheit gebracht. Und das in einer Atmosphäre, die nichts mit einem Freundschaftsspiel gemein hatte. Vor allem nach dem Wechsel feuerten die Zuschauer ihre Mannschaft frenetisch an (Trainer Roos: „Ich dachte, was ist denn hier eigentlich los?"), es kam viel Hektik und Härte ins Spiel, doch die Eintracht behielt die Nerven, und das war für den Trainer die „wichtigste Erkenntnis". Herausragend dabei Libero Willi Neuberger, der kritische Phasen meist mit kühlem Kopf und klugen Pässen aus der Abwehr heraus klärte, sich aber auch in einzelnen Situationen nicht zu „fein" war, den Ball weit in die Zuschauerränge zu dreschen und somit Luft zu schaffen. "Der optimale Libero", charakterisierte Roos Neuberger. Doch auch die anderen Spieler erfüllten ihre Aufgaben hundertprozentig, deckten konsequent und spielten diszipliniert wie selten. Roos' Arbeit trug erste Früchte. Am kommenden Mittwoch sollen sie erstmals dem eigenen Publikum beim Spiel im Waldstadion gegen die Tottenham Hotspurs präsentiert werden. Beispiel Karlheinz Körbel: Etiennes Star Herve Revelli (im Europacup-Finale von Glasgow hatte Bayern-Vorstopper Schwarzenbeck gegen ihn ganz schlecht ausgesehen) bekam keinen Stich. Freute sich Dieter Roos: „Der Karlheinz hat sich wieder auf seine eigentliche Aufgabe, den gegnerischen Mittelstürmer auszuschalten besonnen. In der vergangenen Saison stand er zu oft zwischen Abwehr und Angriff und wußte nicht, was er überhaupt zu tun hatte." Daß die Abwehr dicht blieb, ist zu einem großen Teil auch dem taktischen Geschick des neuen Trainers zuzuschreiben. Schon nach 15 Minuten erkannte er, daß Helmut Müller im Mittelfeld und Klaus Beverungen als Verteidiger zu sehr zur Offensive neigten und damit dem großen Talent Bathenay und Patrick Revelli zuviel Spielraum ließen. Ein Tausch der beiden Eintracht-Leute bannte die Gefahr in der Abwehr und brachte mehr Druck in den Angriff. Und Torwart Jupp Koitka bestand an diesem Abend seine erste internationale Bewährungsprobe. Fehlte ihm in der Anfangsphase bei einigen Flanken noch der Mut zum Herauslaufen, beherrschte er später den Strafraum im Stile eines Sepp Maiers. Begründete der Ex-Wattenscheider seine anfängliche Nervosität: „Vor drei Monaten spielte ich noch gegen Gütersloh und Erkenschwick, jetzt gegen Etienne und Tottenham. Da hat man schon ein bißchen Bammel." Daß Jupp Koitka die Umstellung von der 2. Liga zur Bundesliga noch immer nicht ganz verkraftet hat, wird bei den Worten „Wenn ich morgens aufwache frage ich mich noch oft, ob ich träume" deutlich. Koitka: „Gerade solche Spiele wie in Etienne helfen mir aber sehr viel weiter." Der 24jährige wußte wohl, warum er nach dem Spiel die Arme hochriß... In das rundherum runde Bild der strapaziösen Frankreich-Reise paßten auch Wolfgang Kraus, der Etiennes Spielmacher Larque neutralisierte, Jürgen Grabowski, der immer im richtigen Moment das Tempo drosselte, und Neuling Egon Bihn, der eine Halbzeit mit erstaunlichem Selbstbewußtsein mitspielte (Grabowski: „Er paßt zu uns.") Fazit: Schon nach der ersten harten Bewährungsprobe hat Hans-Dieter Roos die Idealformation gefunden. Umstritten ist lediglich der Linksaußenposten. Da hat Roos die Qual der Wahl: Bihn oder Wenzel. Denn nicht jedesmal ist Bernd Hölzenbein verletzt.
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