Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln

Bundesliga 1975/1976 - 31. Spieltag

2:2 (2:0)

Termin: Sa 15.05.1976, 15:30 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Jan Redelfs (Hannover)
Tore: 1:0 Bernd Nickel (4.), 2:0 Willi Neuberger (33.), 2:1 Hennes Löhr (60.), 2:2 Herbert Hein (84.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt 1. FC Köln

 


  • Harald Schumacher
  • Harald Konopka
  • Gerhard Strack
  • Wolfgang Weber
  • Heinz Simmet
  • Dieter Müller
  • Herbert Hein
  • Hennes Löhr
  • Jürgen Glowacz
  • Heinz Flohe
  • Wolfgang Overath

 

Wechsel Wechsel
  • Dieter Prestin für Heinz Flohe (39.)
  • Herbert Neumann für Gerhard Strack (62.)
Trainer Trainer
  • Georg Stollenwerk



Erste Halbzeit hui …

Die Eintrachtfans, die 15.000, die trotz der letzten Enttäuschung noch ins Waldstadion gekommen waren, verstanden die Welt nicht mehr: Da spielten die Frankfurter eine Halbzeit den 1. FC Köln regelrecht an die Wand, und mußten sich nach einer 2:0-Pausenführung am Ende doch noch mit einem enttäuschenden 2:2 begnügen. Die Eintracht, die vor allem in der ersten Halbzeit groß auftrumpfte, hatte Chancen, um drei Spiele zu gewinnen. Aus einem ganzen Dutzend klarster Möglichkeiten auch nach der Pause noch, als die Kölner konditionell stärker waren, sprangen zwei Tore heraus. Die Kölner hatten zwei Chancen und machten ebenfalls zwei Treffer. Kein Wunder, daß die Enttäuschung im Eintrachtlager groß und die Gesichter lang waren. Die Hoffnung auf einen UEFA-Platz ist nun wohl endgültig geschwunden. Nickel und Neuberger für die Eintracht, Löhr und Hein für Köln waren die Schützen. Bester Spieler auf dem Platz: Bernd Hölzenbein, der in wahrer Länderspielform aufspielte.

Die Eintracht spielte nicht nur mit neuer Variante gegenüber den letzten schwachen Partien mit Jürgen Grabowski als echte Sturmspitze zwischen Bernd Hölzenbein und Rüdiger Wenzel, sondern mit geballter Energie und vielfältigen Einfällen wie seit Wochen nicht mehr. Ohnmächtig stand der 1. FC Köln diesem Eintracht-Elan gegenüber. Die Kölner verloren nahezu jeden Zweikampf und eine Fülle leichter Bälle an die mit hartem körperlichem Einsatz zur Sache gehenden Frankfurter, und aus solchen Szenen resultierten auch die beiden Tore der ersten Halbzeit.

3. Minute: Da erkämpfte sich Bernd Nickel in der Kölner Hälfte mit einem harten Rempler von dem herumtändelnden Konopka den Ball, fackelte nicht lange und ließ mit einem seiner berüchtigten „Flattermann-Weitschüsse" ins untere linke Eck Schumacher keinerlei Chance.

33. Minute: Willi Neuberger eroberte sich mit hartem Körpereinsatz von Heinz Flohe den Ball, stürmte los und zog aus vollem Lauf ab. Wieder keine Chance für Kölns sonst guten Torwart.

Bei der Eintracht gab es keinen schwachen Punkt. Vorne trickste Hölzenbein gegen Hein, daß Helmut Schön auf der Tribüne seine Freude gehabt haben dürfte. Da spielte Jürgen Grabowski mit einer Lust und Laune, die an seine große Saison als Mittelstürmer in der letzten Saison erinnerte. Da sprühte Rüdiger Wenzel vor Dynamik und rannte alles um, am meisten seinen Gegner Konopka, der mehr am Boden lag, als daß er auf den Füßen stand.

Im Mittelfeld war Overath mehr damit beschäftigt, Kraus zu stören als umgekehrt, führte Bernd Nickel meist ungedeckt Regie, da sich die Kölner Simmet und Strack nie einig waren, wer denn nun wen decken sollte. Das gleiche galt von Glowacz und Flohe, die ständig zwischen Beverungen und dem überragenden Neuberger hin und her irrten, und dennoch war einer der beiden Frankfurter stets frei. In der 38. Minute entschloß sich Kölns Trainer Stollenwerk, den schwachen Flohe gegen Prestin auszutauschen.

Die Eintracht-Abwehr mit Trinklein als umsichtigem Libero stand gegen den Kölner Zwei-Mann-Sturm sicher. Reichel ließ Lohr und der endlich wieder einmal überzeugende Körbel Kölns Mittelstürmer Müller nicht zur Entfaltung kommen. Und Dr. Kunter brauchte erst in der 29. Minute den ersten Schuß auf sein Tor (von Hein) zu halten. Er tat's sicher und unter lautem Beifall der Zuschauer.

Daß diese enttäuschend schwache und lahme Kölner Truppe zur Halbzeit nicht bereits fünf Tore kassiert hatte, verdankt sie einer gehörigen Portion Glück und einigen Glanztaten Harald Schumachers. Die Eintracht hatte Chancen und Schüsse, um drei Spiele zu entscheiden. Kraus zog in der 5. Minute den Ball nur knapp übers Tor. Körbel schoß in der 8. Minute nach einem herrlichen Alleingang Schumacher an, und nach einer ähnlichen großen Szene Körbels lenkte Schumacher dessen Schuß mit den Fingerspitzen gerade noch um den Pfosten. In der 28. Minute ließ Hölzenbein nach einem wie mit dem Lineal gezogenen Trinklein-Paß seinen Bewacher Hein mit einer raffinierten Körpertäuschung stehen. Doch auch er zielte direkt auf den Kölner Torwart. Ein Kopfball Wenzels, ein Alleingang Neubergers und ein Volleyschuß Nickels waren bis zur Pause weitere dicke Tormöglichkeiten.

Nach der Pause drosselte die Eintracht das Tempo unter der drückenden Sonne und im gleichen Maße wurden die Kölner auf einmal munterer. Mit viel Glück hatten die Rheinländer gerade eine weitere Cahnce von Hölzenbein überstanden, da gelang ihnen der Anschlußtreffer. Overath, der auf einmal groß ins Spiel kam, bediente Löhr mit einem herrlichen Paß. Mit all seiner Routine drängte Lohr Reichel ab und lupfte den Ball unhaltbar für Kunter ins Tor. Die erste echte Kölner Chance und gleich das erste Tor.

Mit einem Tausch, Neumann für Strack, versuchte Stollenwerk in der 62. Minute den Aufschwung weiter zu stärken, während Dietrich Weise mit einem Wechsel Weidle für Kraus, der Overath nicht mehr wirkungsvoll zu stören vermochte, versuchte, das Kräfteverhältnis zu wahren. Die Eintracht geriet unter Druck, der so nah scheinende Sieg in Gefahr. Neumann wurde zur treibenden Kraft.

Freilich stand den Kölnern bei den schnellen Kontern der Frankfurter weiterhin das Glück und die Tüchtigkeit Schumachers zur Seite. In der 69. Minute hatte Hölzenbein wieder einmal Hein mühelos überlaufen. Doch seinen raffinierten Weitschuß lenkte Schumacher über die Latte, ebenso wie er nur eine Minute später einen strammen Schuß von Nickel an den Pfosten lenkte. Und dann half den Kölnern auch noch Schiedsrichter Redelfs. Denn wenn das kein Elfmeter war, als Bernd Hölzenbein beim schon gelungenen Versuch, Schumacher auszuspielen, von hinten von Hein die Beine weggezogen wurden, was ist denn dann ein elfmeterreifes Foul?

Die größte Chance, das Spiel endgültig zu entscheiden, vergab dann Bernd Nickel kläglich. Von Weber hatte er sich den Ball erkämpft, doch anstatt den Ball dem völlig freistehenden Hölzenbein zuzuschieben, versuchte er Schumacher zu umspielen, und der angelte ihm prompt den Ball vom Fuß. Die Strafe für so viel Schusseligkeit folgte auf dem Fuß, als Hein im Gegenzug in der 85. Minute Dr. Kunter mit einem strammen Flachschuß aus einem Spielerknäuel heraus bezwang.

Stimmen zum Spiel

Georg Stollenwerk (1. FC Köln): „Wir sind mit diesem schwer erkämpften Punkt sehr zufrieden. Bevor wir richtig wach waren, lagen wir schon 0:1 im Hintertreffen Wir hätten uns nicht beklagen dürfen, wenn wir in der ersten Halbzeit noch mehr Gegentreffer kassiert hätten. Die zweite Halbzeit brachte dann ein ganz anderes Bild. Die Mannschaft hat gezeigt, was sie bringen kann, wenn sie richtig kämpft."

Dietrich Weise (Eintracht Frankfurt): „Tausend Mal haben wir im Training geübt, wie man sich verhalten soll, wenn man allein auf den Torwart zugeht. Heute hatten wir zweimal den Ernstfall und beide Malle versagten die Betreffenden plötzlich. Sowas kann man nicht mehr mit Pech erklären, das ist Unvermögen. Wir wollten das Spiel genauso konzentriert zu Ende führen, wie wir es begonnen hatten, doch Kölns Auswechselmaßnahme, zu der ich meinem Kollegen ein großes Kompliment machen muß, machte den 1. FCK in den zweiten Halbzeit weitaus stärker. Neumann war der große Match-Gewinner der Gäste."


Dietrich Weise geht

Dietrich Weise (41) verläßt die Frankfurter Eintracht. „Ich habe Präsidium und Verwaltungsrat gebeten, meinen bis zum 30. Juni 1977 laufenden Vertrag ein Jahr früher, also bereits zum 30. Juni 1976, zu lösen,", teilte der Trainer mit. Das Präsidium der Frankfurter Eintracht — Präsident Achaz von Thümen, Vizepräsident Ernst Berger und Schatzmeister Gerhard Jakobi — hat bereits am Montagabend Weises Wunsch entsprochen. Weise: „Ich habe lange mit mir gekämpft, aber es scheint mir das beste, für beide Seiten zu sein, wenn ich nach dreijähriger Arbeit in Frankfurt einem anderen Trainer Platz mache."

Als ersten Spieler der Mannschaft informierte Dietrich Weise am Dienstag Kapitän Jürgen Grabowski. Der ehemalige Nationalspieler: „Ich bin zwar im Moment etwas überrascht, aber es hat ja schon seit einigen Monaten Probleme gegeben, wobei auch ich immer versuchte zu kitten. Aber jetzt, wo die sportlichen Erfolge ausblieben, war wohl nichts mehr zu retten." Bernd Hölzenbein indes verschlug's die Sprache: „Das gibt's doch gar nicht."

 

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