Eintracht Frankfurt - Hamburger SV

DFB-Pokal 1973/1974 - Finale

3:1 n.V. (1:1,1:0)

Termin: Sa 17.08.1974 16:00 Uhr, Rheinstadion Düsseldorf
Zuschauer: 53.000
Schiedsrichter: Hans-Joachim Weyland (Oberhausen)
Tore: 1:0 Gert Trinklein (40.), 1:1 Ole Björnmose (75.), 2:1 Bernd Hölzenbein (95.), 3:1 Wolfgang Kraus (115.)

 

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Eintracht Frankfurt Hamburger SV

 


  • Rudolf Kargus
  • Manfred Kaltz
  • Peter Nogly
  • Klaus Winkler
  • Hans-Jürgen Ripp
  • Ole Björnmose
  • Klaus Zaczyk
  • Peter Krobbach
  • Hans-Jürgen Sperlich
  • Horst Bertl
  • Georg Volkert

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer
  • Kuno Klötzer

 


Vor dem Endspiel in Düsseldorf. Von links: Rohrbach, Nickel, Hölzenbein,
Reichel, Kalb, Weidle, Beverungen, Körbel, Trinklein, Dr. Kunter, Grabowski.

 

Auszug aus der Radioreportage

 

Und wir haben den Pokal ...

Im August 1974 wird die Eintracht im Endspiel gegen den HSV erstmals Pokalsieger

Vor dieses Finale hatten die Terminplaner allerdings zunächst einmal die WM gesetzt. Mit dem eher trögen Eröffnungsspiel samt langatmigem Rahmenprogramm im Waldstadion, dem von den Spielern höchst mittelmäßigen, von Fanseite aber erstklassigen Auftreten der Schotten in Frankfurt, dem legendären Wasserspiel gegen Polen und dem WM-Sieg, an dem Grabowski, der am Endspieltag seinen 30. Geburtstag feierte, und Hölzenbein (es war keine Schwalbe, sondern ein herausgespielter Elfer) maßgeblich beteiligt waren, gab es reichlich Höhepunkte aus Frankfurter Sicht. Der nächste Höhepunkt sollte dann am 17. August '74 folgen - aufgrund der durch die Weltmeisterschaft bedingten Terminprobleme eine Woche vor dem Start in die Bundesligaspielzeit 74/75.

Austragungsort des Pokalfinals ist das Düsseldorfer Rheinstadion, das sich fest in Frankfurter Hand befindet: 20.000 Karten hatte der DFB über die Eintracht abgesetzt, mehrere Tausend Adlerfans sich Karten aus anderen Quellen besorgt. So dominieren die Anhänger der Eintracht das mit rund 53.000 Zuschauern gefüllte weite Rund akustisch wie mit Hunderten schwarzweißer Fahnen optisch.

Derart unterstützt marschiert die Mannschaft von Trainer Dietrich Weise von Anpfiff an auf das von Kargus gehütete Tor des HSV. Hölzenbein ackert im Strafraum, Rohrbach lässt Verteidiger Manfred Kaltz am Flügel ein ums andere Mal schlecht aussehen, Nickel führt im Mittelfeld Regie, und Grabowski leitet die Angriffsreihen. So ergeben sich reichlich Möglichkeiten für die Frankfurter, in Führung zu gehen. Die Hamburger haben diesem Wirbel hauptsächlich Einsatz und Härte entgegenzusetzen, allen voran 'Eisenfuß' Peter Nogly, der den Eintrachtstürmern ein ums andere Mal eher rustikal in die Parade fährt.

Bis zur 40. Minute hält dieser hanseatische Sperrriegel. Dann ist es der Frankfurter Mittelfeldspieler Weidle, der in der Höhe der Mittellinie Gert Trinklein anspielt. Der schlacksige Abwehrspieler, der von Weise die strikte Anweisung erhalten hatte, die Mittellinie nicht zu überqueren, vergisst die Anordnung seines Trainers und nimmt sein Herz in beide Hände. Trinklein durchquert, nur halbherzig von Winkler angegriffen, mit dem Ball am Fuß die Hamburger Hälfte im Eiltempo bis in den Strafraum, zieht ab und lässt Kargus im Tor mit seinem Schuss aus zwölf Metern keine Chance. Es steht 1:0 für die Eintracht, und mit diesem Ergebnis geht es auch in die Pause.


Kunter machtlos: das 1:1

Nach dem Seitenwechsel bestimmen zunächst weiter die Frankfurter das Spiel. Doch dann nimmt die Dominanz der Adlerträger mehr und mehr ab, die Hamburger ergreifen die Initiative und drängen auf den Ausgleich. Hamburgs Trainer Klötzer bringt mit Reimann und Eigl frische Kräfte ins Spiel, auch Weise wechselt aus und lässt Wolfgang Kraus für Roland Weidle aufs Feld. Im Mittelpunkt der Ereignisse aber steht Dr. Peter Kunter, der sich ein ums andere Mal das Lob seiner Mitspieler verdient. In der 75. Minute ist dann aber auch Kunter machtlos. Als sich der dänische Mittelfeldspieler in Diensten des HSV Ole Björnmose den Ball in der Frankfurter Hälfte schnappt, einige Meter läuft und aus gut 25 Metern knallhart abzieht, schlägt die Kugel zum 1:1 im Torwinkel ein.


Trinklein rettet auf der Linie, Kraus Dr.
Kunter und Körbel schauen gespannt zu

Und die Hamburger legen nach, die Minuten bis zum Ende der regulären Spielzeit entwickeln sich für die Eintrachtspieler auf dem Rasen und ihre Anhänger auf den Tribünen zur Nervenprobe. Aber obwohl es den Anschein hat, als würde die Eintracht nun dem hohen Tempo des bisherigen Spiels Tribut zollen müssen, hält Peter Kunter seinen Kasten sauber. Und wenn der heute gut aufgelegte Doktor im Tor geschlagen scheint, sind seine Mannschaftskollegen Körbel, Trinklein und Kraus da und schlagen den Ball von der Linie. In der 88. Minute zeichnet sich dann auch Kargus, Kunters Konterpart im HSV-Tor, aus und hechtet einen Volleyschuss von Bernd Nickel aus dem Torwinkel. So bleibt es beim 1:1, zweimal 15 Minuten Verlängerung stehen nun auf dem Programm.

Gerade mal fünf Minuten sind in der ersten Hälfte der Verlängerung gespielt, da brandet Jubel durchs Stadion. Vorausgegangen war eine Freistoßentscheidung des Schiedsrichters Weyland, der sich zunächst in der Richtung irrt. Von Frankfurter Spielern darauf hingewiesen, korrigiert der Unparteiische seinen Fehler. Während sich die Hamburger noch neu sortieren müssen, reagiert Nickel blitzschnell und schickt den Ball zu Weltmeister Hölzenbein, der ihn, von Nogly bedrängt, spitzbübisch über Kargus hinweg zur erneuten Führung für die Eintracht ins HSV-Tor hebt.


3:1 durch Wolfgang Kraus

Ein Pfostenschuss von Volkert lässt dann noch einmal den Blutdruck der Eintrachtler steigen, ehe der eingewechselte Wolfgang Kraus fünf Minuten vor dem Spielende einen Konter erfolgreich abschließt und eine Flanke des rechts durchgebrochenen Hölzenbein mit einem Kopfballtorpedo im Netz versenkt. 3:1 - Schlusspfiff. Die Eintracht ist Pokalsieger, das Rheinstadion schwarz und weiß beflaggt.


Zehntausende feiern die siegreiche Eintracht
am Sonntag nach dem Finale auf dem Römer

Eine Anekdote am Rande: Durch die Verlegung des Pokalendspiels auf den Anfang der Saison 74/75 treten die Spieler erstmals mit nun vom DFB goutierten werbebeflockten Trikots an. Mannschaftskapitän Jürgen Grabowski sorgt daher beim Eintracht-Werbepartner Remington für etlichen Verdruss, als er nach dem Anpfiff den Sponsor des unterlegenen HSV per Trikottausch ins Kameralicht rückt. Es erfolgt ein erneuter Triokotwechsel, und Grabowski lässt sich nachträglich nochmals, nun 'korrekt' bekleidet, in Jubelpose ablichten. (fg)



So sehen Sieger aus: Kraus, Grabowski,
Trinklein (verdeckt), Weidle, Trainer Weise, Nickel

 

 

 

 

Dreimal auf den letzten Drücker

Der Weg der Eintracht ins Finale

Vier Siege hatten der Eintracht 1974 den Weg ins Pokalfinale in Düsseldorf geebnet. Fast immer ging es dabei knapp zu - das bessere Ende konnten aber stets die Mannen um Kapitän Jürgen Grabowski für sich verzeichnen.

Ein klare Sache ist das Spiel der ersten Hauptrunde im DFB-Pokal, das die Eintracht Anfang Dezember '73 nach Berlin zum dortigen Tabellenführer der Regionalliga Tennis Borussia führt. Schnell zerstört man die Träume der "Veilchen", nach Toren von Parits (2), Weidle (2), Grabowski (2), Rohrbach und Krauth wird an der Spree ein nie gefährdeter 8:2-Sieg eingefahren.

Deutlich knapper gestaltet sich allerdings schon das folgende Achtelfinale, zu dem die Eintracht erneut auf Reisen gehen muss. Als Gegner war der KSV Hessen Kassel zugelost worden, ebenfalls ein Regionalligist, der ungleich engagierter auftritt als die Berliner. Zwar können die Frankfurter auf dem schneebedeckten Boden kurz vor der Pause durch einen Kopfball Hölzenbeins in Führung gehen. Doch schon kurz nach Wiederanpfiff gleicht Ernst Martin für den KSV aus. Just dieser Martin ist es auch, der die von Thomas Parits in der 60. Minute erzielte erneute Führung der Eintracht kurz vor dem Spielende egalisiert. 18.000 Zuschauer stellen sich bereits fröstelnd auf die Verlängerung ein, als wiederum Parits - quasi mit dem Schlusspfiff - der Siegtreffer zum 3:2 für die Mainstädter gelingt.

Mitte Februar '74 erwartet die Eintracht dann zum Viertelfinalspiel ein anderes Kaliber im heimischen Waldstadion: den 1. FC Köln, der in der Liga als Fünfter nur zwei Plätze hinter der Eintracht rangiert. Eine gute Stunde brauchen die Frankfurter, um nach Toren von Hölzenbein (25.) und Thomas Rohrbach (61.) einen 2:0-Vorsprung herauszuspielen; ganze vier Minuten die Kölner, um das Ergebnis durch Treffer von Overath (69.) und Flohe (73.) auf das 2:2 zu stellen, das auch nach 90 Minuten noch Bestand hat. In der Verlängerung ist es erneut Hölzenbein, der mit seinem 3:2 in der 93. Minute für die Führung der Heimelf sorgt, die Overath sechs Minuten später allerdings egalisiert. Für den Einzug ins Halbfinale sorgt schließlich 'Holz' zu Beginn der zweiten Halbzeit der Verlängerung mit seinem dritten Treffer in dieser Partie zum 4:3, der den schwer erkämpften, aber auch verdienten Sieg sicherstellt.


Das 1:0 durch Hölzenbein im
Pokalhalbfinale gegen Bayern München

Wiederum im Waldstadion wird dann das Halbfinale ausgetragen. Am 13. April ist kein geringerer als der aktuelle Tabellenführer FC Bayern München zu Gast. Illustre Namen präsentiert der amtierende Deutsche Meister, die Elf ist mit Nationalspielern wie Sepp Maier, Georg Schwarzenbeck, Franz Beckenbauer, Paul Breitner, Jupp Kapellmann, Uli Hoeneß und Gerd Müller gespickt. Nutzt ihnen aber nichts, denn nach einer torlosen ersten Hälfte vor ausverkauftem Haus schafft es Torgarant Hölzenbein in der 49. Minute, die Adlerträger in Führung zu schießen. Doch die Eintracht macht es spannend. Wie schon gegen Köln folgen nun zwei Treffer der Gäste, und zwar durch Uli Hoeneß (60.) und Paul Breitner (62.), der Kunter mit einem Elfmeter bezwingt. Die Chance zum Ausgleich hat zunächst Grabowski, der jedoch einen Strafstoß vergibt. Besser macht es Rohrbach mit seinem 2:2 in der 68. Minute. In der letzten Spielminute bereitet wiederum Bernd Hölzenbein die Entscheidung vor, als er in seiner unnachahmlich Art im Strafraum der Bayern gegen Hansen einen weiteren Elfmeter herausspielt. Dieses Mal tritt der Strafstoßschütze vom Dienst, Jürgen Kalb, an, düpiert Sepp Maier im Tor der Bayern und erzielt das 3:2.

Wenige Sekunden später erfolgt der Schlusspfiff - die Eintracht hat gesiegt. Zehn Jahre nach dem Pokalfinale gegen 1860 München im Juni 1964 in Stuttgart erreicht die Eintracht so zum zweiten Mal ein DFB-Pokalendspiel, bei dem man es besser machen will, als bei der damaligen 0:2-Niederlage gegen die 'Löwen'.

Für den Verlierer des Halbfinals hält sich die Trauer in Grenzen: Bayern wird sich für diese Niederlage später mit der Deutschen Meisterschaft sowie dem Gewinn des Europapokals der Landesmeister gegen Atletcio Madrid entschädigen. (fg)

 




Des einen Freud', des anderen Leid


Nach zwei Jahren in Frankfurt
kehrt Kliemann - hier gegen
den Gladbacher Rupp - zurück
in seine Heimatstadt Berlin.

Der kuriose Termin des Pokalendspiels 73/74 nur eine Woche vor dem Saisonstart 74/75 hat schon im Vorfeld Verlierer und Gewinner aufzuweisen, da beide Mannschaften bereits mit den Kadern der neuen Saison antreten.

So nimmt 'Funkturm' Uwe Kliemann, der in den beiden letzten Spielzeiten kein einziges Pflichtspiel der Eintracht versäumt hatte, im nominal letzten Spiel der Saison 73/74 auf der Tribüne Platz. Er war zurück nach Berlin zu Hertha BSC gewechselt. Auch Thomas Parits (zum FC Granada), der die Eintracht mit seinem Tor in Kassel den Weg ins Endspiel bereitet hatte, gehört nicht mehr zu Kader.

Perfekt dagegen ist der Einstieg für Klaus Beverungen. Eigentlich erst zur Saison 74/75 von Schalke zur Eintracht gewechselt, kann der Mittelfeldspieler in Düsseldorf auflaufen und mit seinem ersten Pflichtspiel für die Adler gleich Pokalsieger werden. (fg)


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