Hannover 96 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1973/1974 - 33. Spieltag

0:0

Termin: Sa 11.05.1974, 15:30 Uhr
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Hans-Joachim Weyland (Oberhausen)
Tore: ./.

 

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Hannover 96 Eintracht Frankfurt

  • Franz-Josef Pauly
  • Karlheinz Höfer
  • Georg Damjanoff
  • Peter Anders
  • Rainer Stiller
  • Peter Dahl
  • Hans Siemensmeyer
  • Roland Stegmayer
  • Rolf Kaemmer
  • Ludwig Denz
  • Bernd Wehmeyer

 


 

Wechsel
  • Gerd Kasperski für Ludwig Denz (46.)
  • Karl-August Herbeck für Karlheinz Höfer (81.)
Wechsel
Trainer
  • Helmut Kronsbein
Trainer

 

 

Ausgelitten

Unterschiedlicher könnten die Ausgangspositionen vor dem heutigen Spiel kaum sein: Während es für den Pokalfinalisten Eintracht Frankfurt um die endgültige Qualifikation für den UEFA-Cup geht, kämpft Hannover 96 um seine vielleicht letzte Chance auf den Klassenerhalt. Nur ein Sieg bei einer gleichzeitigen Heimniederlage des Wuppertaler SV gegen Kaiserslautern kann den Niedersachsen heute helfen. Dummerweise müssen die Hannoveraner auf ihren mit 14 Saisontreffern gefährlichsten Stürmer verzichten: Willi Reimann.


Raimund Krauth

Doch auch die Hessen plagen Verletzungssorgen: Mittelstürmer Krauth erhält wegen der Oberschenkelverletzung Grabowskis eine weitere Chance, Rohrbach fehlt ebenfalls, dafür rückt Kalb ins Team, während Weidle das Mittelfeld verstärkt und so aus dem 4-3-3 des letzten Spieltages ein 4-4-2-System wird. Die Eintracht läuft also in folgender Formation auf: im Tor Wienhold, in der Abwehr mit Trinklein, Kliemann sowie den beiden Außenverteidigern Reichel und Müller, im Mittelfeld mit Körbel, Kalb, Weidle und Nickel sowie im Sturm Hölzenbein und Krauth.

Allzu häufig waren Trainer Weise und seine Mannen mit diesem 4-4-2-System, das sie auswärts in der Rückrunde überwiegend praktiziert haben, nicht erfolgreich. Dennoch scheinen die Gastgeber mit der taktischen Ausrichtung der Eintracht große Probleme zu haben. Die Heimmannschaft wirkt fast ratlos und findet kein Mittel, das dichte Frankfurter Mittelfeld zu überbrücken. Gelingt dies doch einmal, stehen in Frankfurts Innenverteidigung mit Trinklein und Kliemann zwei exzellente Spieler, die jede Gelegenheit des Gegners im Ansatz zunichtemachen.

Hannover bekommt in der gesamten ersten Halbzeit nicht eine brauchbare Torchance, auf der Gegenseite genießt dagegen Hölzenbein die Freiheiten, die ihm die Deckung des Gegners unbegreiflicherweise gewährt. Ein Tor will aber auch dem "Holz" nicht gelingen, weil 96er Keeper Pauly in den entscheidenden Situationen erfolgreich Kopf und Kragen riskiert.


Körbel lässt
Damjanoff stehen

Die Frankfurter sind ihrem Gegner in allen Belangen überlegen. Die Gäste sind nicht nur geistig beweglicher, sondern im Vergleich mit den Niedersachsen auf fast allen Positionen besser besetzt. Jürgen Kalb mangelt es zwar etwas an der Grundschnelligkeit, doch wenn man beispielweise beobachtet, wie Karl-Heinz Körbel mit Ball Damjanoff im Laufduell abhängt, bekommt man einen ungefähren Eindruck vom Kräfteverhältnis zwischen beiden Mannschaften.

Zur Halbzeit kommt gute Kunde von der Wupper: Der WSV liegt gegen Kaiserslautern durch einen Hattrick des schwedischen Nationalstürmers Roland Sandberg 0:3 in Rückstand. Der Anhang der Niedersachsen ist begeistert und die 96er kommen mit frischem Mut aus der Kabine. Doch welcher Mut ist das? Der Mut der Verzweiflung? Das Anrennen der Hausherren erfolgt nun druckvoller, doch auch etwas kopf- und somit planlos. Immer wieder wird der Ball hoch in den Frankfurter Strafraum geschlagen, wo mit dem groß gewachsenen Kliemann ein dankbarer Abnehmer wartet.

Den Zuschauern mag es so vorkommen, als würden die Gastgeber eine Wand angreifen. Jeder Ball, der den 16er der Hessen erreicht, kommt postwendend zurück. Absender ist immer wieder Uwe Kliemann, der in seinem vorletzten Spiel für die Eintracht unter Beweis stellt, welchen Recken die Frankfurter mit ihm verlieren.


Wienhold hält seinen Kasten sauber

Geradezu katastrophal ist auch allerdings diesmal vor allem der Angriff Hannovers. Der für den verletzten Reimann spielende Wehmeyer torkelt auf Rechtsaußen herum wie ein geballtes Nervenbündel. Linksaußen Stegmayer hat glänzende Szenen, ist aber im Abschluss hilflos. Die Krönung der Harmlosigkeit ist aber die 300.000 Mark teure Neuverpflichtung von Lierse SK, Peter Dahl. Nachdem der Däne in der Saison 1971/72 in der Regionalliga West bei Rot-Weiss Essen mit 25 Toren in 28 Spielen auf sich aufmerksam machen konnte, beweist er nach seiner Zeit in Belgien an der Leine nur, dass die 1. Bundesliga eine Nummer zu groß für ihn ist.

Die Spielzeit läuft langsam aber sicher ab und die Hannoveraner haben lediglich zwei Holztreffer durch Siemensmeyer auf ihrer Habenseite, jedoch keinen zählbaren Erfolg. Zudem müssen sie fürchten, dass einer der über Weidle schnell vorgetragenen Konter zu einem Gegentor führen könnte. Andererseits wäre eine Niederlage für die Gastgeber auch nicht schlimmer als es das Unentschieden ohnehin schon ist.

Kurze Zeit später ist dieser vermeintliche Zwiespalt obsolet: Schiedsrichter Weyland aus Oberhausen beendet dieses Spiel und die letzte Hoffnung auf den Klassenerhalt. Ein Spieltag noch, dann ist die Erstklassigkeit der Hannoveraner Geschichte, nach zehn Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit hat es die 96er erwischt. "Wir hatten Chancen, um zwei Spiele zu gewinnen", ärgert sich Libero Damjanoff. "Der Film ist gelaufen", findet sich der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Kasperski ab, doch Torwart Pauly findet deutlichere Worte: "Scheiße! Es ist alles zum Kotzen." Viel Mitleid zeigt Eintrachttrainer Dietrich Weise: "Es ist bedauerlich, dass eine Mannschaft, mit einem solch herrlichen Stadion in die Zweitklassigkeit versinkt." "Ich könnte heulen", sagt Trainer Kronsbein, denkt aber gefasst an die Zukunft: "Wir müssen weiterhin auf Profikurs steuern. Sonst können wir den Laden dichtmachen."

Niedergedrückt und den Tränen nahe sitzt Hannovers Mannschafts-Kapitän Hans Siemensmeyer noch Minuten nach dem Spiel auf der Trainerbank und gab sein letztes Interview. Siemensmeyer lief heute zum letzten Mal in einem Pflichtspiel in Hannover auf und beendet am kommenden Sonnabend beim Saisonfinale in Köln gegen den dortigen FC seine aktive Laufbahn. "Einen schlimmeren Abschied hätte es für mich nicht geben können", sagt er, während Stadionsprecher Werner Seide die enttäuschten Zuschauer so verabschiedet "Wir haben ausgelitten."

Rettete die Niedersachsen in der Vergangenheit ihre Heimstärke, so waren es in dieser Saison die mageren 15 Punkte auf eigenem Platz, die den verdienten Abstieg herbeiführten. Hochverdient ist auch die Nominierung des "Kicker", der Uwe Kliemann zum vierten Mal in dieser Spielzeit in die "Elf des Tages" beruft. Frankfurt bleibt Tabellenvierter, kann sich jedoch am letzten Spieltag in der direkten Auseinandersetzung mit dem Tabellendritten aus Düsseldorf noch an der Fortuna vorbei schieben. Dazu ist allerdings ein Sieg mit mindestens zwei Toren Differenz notwendig.

Übrigens: Zwischen 50 Pfennig und zehn Mark erhöht die Frankfurter Eintracht die Eintrittskartenpreise für die kommende Bundesliga-Saison. Die Stehplätze kosten künftig 7 DM (statt früher 6), die Sitzplätze zwischen 12 und 30 DM (bisher 10 bis 20 DM). Ein Vorteil für die Zuschauer: Künftig wird es keine Vorverkaufsgebühren mehr geben. Die Karten sind gleich teuer, ob sie im Vorverkauf oder an der Stadionkasse erstanden werden. (rs)


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