Werder Bremen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1973/1974 - 15. Spieltag

1:2 (0:1)

Termin: Sa 10.11.1973, 15:30 Uhr
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Paul Kindervater (Köln)
Tore: 0:1 Bernd Hölzenbein (9.), 1:1 Werner Weist (50.), 1:2 Bernd Hölzenbein (59.)

 

>> Spielbericht <<

Werder Bremen Eintracht Frankfurt

  • Dieter Burdenski
  • Horst-Dieter Höttges
  • Rudolf Assauer
  • Dieter Zembski
  • Mario Kontny
  • Werner Weist
  • Karl-Heinz Kamp
  • Werner Görts
  • Peter Dietrich
  • Uwe Bracht
  • Hans-Gerd Schildt

 


 

Wechsel
  • Franz-Josef Ripke für Hans-Gerd Schildt (78.)
Wechsel
Trainer
  • Josef Piontek
Trainer

 

 

Besser geht’s nicht

Die Frage, ob Wunder oder Reimann in naher Zukunft die Speerspitze des Angriffs von Eintracht Frankfurt sein wird, ist nicht mehr aktuell, wie Eintracht-Präsident Achaz von Thümen bestätigt: "In einer Präsidiumssitzung mit Trainer Weise kamen wir zu der einhelligen Meinung, dass es nur Zweck hätte, einen fertigen, überdurchschnittlichen Stürmer zu verpflichten. Dabei stehen jedoch zwei Schwierigkeiten im Weg: einmal die finanzielle Situation des Vereins. Zum anderen die Tatsache, dass Klubs wie Duisburg oder Hannover niemals Mittelstürmer vom Format eines Wunder oder eines Reimann abgeben. Das käme doch sportlichem Selbstmord gleich. Dennoch würden wir eine günstige Situation zum Eingreifen niemals auslassen. Andererseits muss jedoch auch gesagt werden, dass unsere Mannschaft auch trotz der Sturmschwächen bisher großartige Leistungen gezeigt hat!"

Leistungen, die die Eintracht auf Platz 1 geführt haben, was Trainer Weise wünschen lässt: "Wir wollen einmal länger als eine Woche an der Tabellenspitze bleiben." Das ist kein unerfüllbarer Wunsch, aber auch noch lange nicht ausgemacht. Der Tabellenführer aus Hessen ist an diesem Wochenende nämlich zu Gast beim Tabellenneunten, Werder Bremen. Und Werder ist kein leichter Gegner, nur eine einzige Heimniederlage mussten die Bremer in dieser Saison beim 2:3 gegen Mönchengladbach hinnehmen. Da nützt es der Eintracht wenig, dass die Bremer die höchste Auswärtsniederlage ihrer Bundesligageschichte die Bremer beim 0:7 in der Saison 63/64 in Frankfurt erlitten. Zumal die Gäste nur in der Saison 68/69 an der Weser gewinnen (1:0 durch Bellut nach Vorarbeit von Willi Huberts) konnten und lediglich in der Saison 64/65 ein kümmerliches Pünktchen holten, ansonsten setze es ausschließlich Niederlagen für die Riederwälder.

An der Weser hat sich zur neuen Saison einiges getan, die "Bremer Millionenelf" gibt es nicht mehr. Nach zwei enttäuschenden elften Plätzen und vier Trainern im ersten Jahr der Millionäre sind beispielsweise Herbert Laumen und Willi Neuberger nicht mehr dabei. Laumen verschlug es in die Pfalz zu Kaiserslautern, während es Neuberger nach Wuppertal zog, wo er bisher jedoch noch nicht sein Glück gefunden zu haben scheint. Den Kraftakt der Saison 1971/72 hat man an der Weser nicht verdaut. Damals versuchte man mit der finanziellen Unterstützung der Bremer Wirtschaft und der Stadt Bremen an erfolgreichere Tage anzuknüpfen. Es blieb beim Versuch, der wirkungs- aber nicht folgenlos verpuffte. Mit reichlich Geld, doch ohne erkennbares Konzept oder Absprachen zwischen Trainer und Vereinsführung, hatte man viele Stars aus der Bundesliga durch hohe Gehaltsangebote an die Weser gelockt - ein Wechsel Günther Netzers kam nur deshalb nicht zu Stande, weil dieser zusätzlich die Übernahme der Stadionzeitschrift Werder-Echo forderte. An diesen Käufen leidet Werder noch heute finanziell, ohne die gewünschten sportlichen Erfolge auch nur ansatzweise erzielt zu haben: Zwei elfte Plätze stehen für die teuer erkaufte Truppe zu Buche. Werder Bremen ist Ligamittelmaß geblieben.

Die Eintracht ist dagegen in dieser Saison auf dem besten Wege unter ihrem neuen Trainer Weise zur Spitzenmannschaft zu reifen. Heute vertraut Weise folgender Formation: In der Abwehr Vorstopper Kliemann, Libero Trinklein, die beiden Außenverteidiger Andree und Reichel, im Mittelfeld Hölzenbein, Körbel, Kraus und im Sturm Rohrbach, Grabowski und Parits im Zentrum sowie Wienhold im Tor. Günter Wienhold steht damit zum dritten Mal hintereinander im Kasten der Frankfurter, weil der Stammkeeper Dr. Kunter mit einem Fingerbruch ausfällt. Die letzten Monate waren sicher keine einfache Zeit für den Nationaltorwart der Amateure, der sich im letzten - seinem ersten - Jahr bei der Eintracht schon einmal in den Vordergrund und den Platz zwischen den Pfosten gespielt zu haben schien, als ihn eine Verletzung stoppte.

Sein Gegenüber Dieter Burdenski kam in der Saison 1972/73 von Arminia Bielefeld zu Werder. Bei seinem Wechsel gehörte er mit seinen 21 Jahren bereits zu den gefragtesten Talenten der Bundesliga und wird als Torhüter der Zukunft gefeiert. Sein Start war allerdings unglücklich, Burdenski brach sich nach wenigen Tagen in Bremen das Bein und konnte erst zum Saisonende eingesetzt werden. Mittlerweile ist er allerdings seinem exzellenten Ruf, der ihm voraus eilte, gerecht geworden. Burdenski glänzt mit überragenden Leistungen und ist im Gegensatz zu Wienhold die unumstrittene Nr. 1 in seinem Verein. Das Spiel beginnt für "Budde" aber ähnlich unglücklich wie seine Anfangszeit bei Werder. Burdenski verletzt sich zwar nicht, sieht jedoch beim Führungstreffer der Gäste in der 9. Minute ausgesprochen unglücklich aus. Nutznießer ist Bernd Hölzenbein, der nach Kraus’ scharfer Flanke von der rechten Seite aus 16 Metern abzieht und beim Nachsetzen den von Burdenskis Brust abprallenden Ball eiskalt zum 0:1 verwandelt.

Die Eintracht spielt geschickt mit den eifrigen Rohrbach und Parits als Spitzen und dem zurückhängenden Grabowski. Aus der Tiefe operiert Hölzenbein, der stark in der Defensive ist, aber auch immer wieder aufrückt. So verfehlt in der 18. Minute ein Kopfball Hölzenbeins Burdenskis Heiligtum nur knapp. Trinklein und Kliemann gewinnen zusehends an Sicherheit, Reichel hält allerdings Görts nicht ohne Schwierigkeiten und eine großzügige Auslegung des Regelwerks, der der Unparteiische nicht immer folgen mag. Andree kommt dagegen gut mit Schildt zurecht, Kraus kämpft gewohnt nüchtern und bissig, hat mit Dietrich aber auch einen starken Gegenspieler, der ihm viel Mühe bereitet. Nach 23 Minuten ist das 0:2 greifbar nahe: Grabowski wird von Parits auf dem Flügel bedient, flankt nach innen, wo Hölzenbein sofort schießt, aber nur den Pfosten trifft.

Die Bremer, die leichte optische Vorteile haben, sind bis hierhin gegen eine kämpferisch starke Eintracht noch zu keiner einzigen klaren Torgelegenheit gekommen. Und als Schildt in der 26. Minute endlich freie Bahn hat, lässt er den Ball vom Fuß in Torwart Wienholds Arme springen. Die Bremer Aktionen werden schon im Ansatz gestört oder verlieren sich im Dickicht der gegnerischen Abwehr.

Enorm die Wirkung, die der junge Kraus erzielt, geschickt und konsequent in der Abwehr sorgte er auch immer für Druck in der vorderen Reihe. Nach einer halben Stunde bringt Kraus jedoch vor dem eigenen Strafraum Weist zu Fall und erhält die Gelbe Karte. Den folgenden Freistoß knallt der heute mit roten Schuhen spielende Höttges auf den Kasten, doch Wienhold wehrt das Leder souverän zur Ecke ab. Weist hat als Nächster eine Schusschance, aber Wienhold macht sich lang und hält auch diesen Ball. Und noch einmal erhält Weist eine Chance, nachdem Grabowski ein übler Fehlpass unterläuft, doch der Bremer Mittelstürmer hebt die Kugel über die Latte des Frankfurter Tores.

Nach einem Fehler von Kraus kommen die Bremer ein weiteres Mal gefährlich vor das Gästetor, aber Wienhold pariert ein weiteres Mal bravourös. Die Bremer verstärken vor der Pause den Druck und die Defensive der Eintracht ächzt schwer unter dieser Last. Zu allem Übel wird kurz vor dem Halbzeitpfiff Wienhold an der Schulter angeschlagen, als er bei einem Eckball mit Assauer zusammenprallt, doch der Eintrachtkeeper bleibt auf im Spiel. Bei den Bremern machen in dieser Phase Dietrich, Höttges und Assauer den meisten Druck im Mittelfeld, auch Kamp versucht sich auf dem Wege nach vorne, hat dann aber immer wieder Schwierigkeiten, dem ausbrechenden Hölzenbein zu folgen.

Das Frankfurter Mittelfeld ist zwar immer in Bewegung und Jürgen Grabowski bemüht sich im Angriff nach besten Kräften, aber Thomas Rohrbach gelingt heute am Flügel zu wenig Effektives. Im Zentrum bleibt der einstmals so gefährliche Mittelstürmer Parits erschreckend harmlos, die Frankfurter Führung hat dennoch bis zur Pause Bestand. "Jedes Mal, wenn wir schlechte Witterungsbedingungen hatten, gab es Niederlagen gegen Essen und Offenbach", bemerkt Trainer Weise und lobt seine Elf: "Trotzdem aber muss ich sagen, dass meine Spieler unheimlich kämpfen, jedem verlorenen Ball nachsetzen."


Weist erzielt den Ausgleich

Nach der Pause drängen die Bremer mit Macht auf den Ausgleich. Und der lässt auch nicht lange auf sich warten: In der 49. Minute setzt sich Grabowski nach Doppelpass-Spiel mit Parits durch, doch der Kapitän der Eintracht schießt an Burdenskis Kasten vorbei. Im Gegenzug ist Kamp auf der linken Seite unterwegs, gibt Reichel und Körbel das Nachsehen und flankt. "Acker" Weist ist zur Stelle und erzielt fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff von Schiedsrichter Kindervater sein siebtes Saisontor – Wienhold fliegt bei dem Schrägschuss zum ersten Mal vergebens. Weist ist ein Mittelstürmer, der sich im Strafraum am wohlsten fühlt. Er schießt seine Tore mit Vorliebe aus dem Gewühl mit kurzer Drehung und wird deshalb auch gerne "Gerd Müller im Miniformat" genannt. Bei seinem ersten Bundesligaeinsatz für den BVB erzielte er bereits nach 120 Sekunden "sein" Tor. Nur finanziellen Zwänge bewegten die Dortmunder den jungen Torjäger nach der Saison 1970/71 an die Weser ziehen zu lassen. Weder Weist noch seine Kameraden geben sich mit dem Unentschieden zufrieden, und die in der ersten Halbzeit so überlegenen und abgeklärt spielenden Gäste geraten gehörig unter Druck. Ein Glück, dass Kliemann und Wienhold sich als wahre Türme in der Schlacht erweisen und die Übersicht behalten.


Wienhold hält den Elfmeter von Höttges

Die Übersicht behält zum Leidwesen der Hessen auch der Schiedsrichter, als er in der 58. Minute auf Elfmeter für die Hausherren entscheidet, weil zuvor Kliemann Weist nicht stoppen konnte und der Bremer Mittelstürmer über das Bein von Andree fiel. Höttges legt sich den Ball am ominösen Punkt zurecht. Vielleicht sollte besser Uwe Bracht schießen, der am 11. Spieltag in Wuppertal einen Elfmeter für Werder verwandelte. Der Linksfuß ist ein begnadeter Techniker, im Gegensatz zum eher brachial veranlagten Eisenfuß Höttges. Doch beim Elfmeterschuss sind ja vor allen Dingen gute Nerven gefragt und die kann man dem Bremer Verteidiger beim besten Willen nicht absprechen. Höttges läuft an und schickt den Ball – so hart und kaltblütig wie es nur geht – in das untere Eck des Gästetores. Doch wie durch Zauberhand ist Wienhold bereits im bedrohten Eck und wehrt den Schuss zum Erstaunen des Schützen und der Bremer Zuschauer ab. Was für eine Reaktion, welch ein Teufelskerl!

Damit nicht genug - die nächste böse Überraschung wartet bereits auf die Mannschaft von der Weser und ihre Anhänger. In der 58. Minute zieht Parits mit einem weiten Pass los, Burdenski wirft sich vor seine Füße, kann aber den Ball nicht festhalten und Hölzenbein ist erneut zur Stelle, trickst den Torwart aus und schießt zum 1:2 ein. Wie beim ersten Treffer der Gäste hat Burdenski auch beim zweiten Tor der Frankfurter keine allzu glückliche Figur gemacht.

Doch geschlagen geben sich die Gastgeber noch lange nicht. Besonders die "Hessen" Kamp und Dietrich geben im Mittelfeld ordentlich Druck auf den Kessel und treiben ihre Farben nach vorne. Freilich ist lediglich der Neu-Isenburger Dietrich gebürtiger Hesse, der Bingener Kamp spielte jedoch immerhin 5 Jahre für Opel Rüsselsheim in der Regionalliga, bevor es ihn 1970 an die Weser zog. Seine fußballerischen Anfänge erlebte der wendige und trickreiche Rheinpfälzer in seinem Geburtsort bei Hassia Bingen-Kempten. Über die Stationen SpVgg Fürth und Opel Rüsselsheim kam Kamp 1970 nach Bremen. Der damalige Werder-Coach Robert Gebhardt sah Kamp als 'Knipser' und lotse ihn an die Weser. Hier kamen seine wahren Qualitäten zum Vorschein: Kamp beeindruckt als unermüdlicher Renner im Mittelfeld.

Doch Kamps größte Schwächen teilt heute das gesamte Bremer Team: die mangelnde Schussstärke und die fehlende Kaltblütigkeit vor dem Tor. Vielleicht ist es aber auch nur der Tausendsassa zwischen den Pfosten des Frankfurter Tores, der den Bremen den Nerv und den Glauben raubt, dass sie ihn am heutigen Tage noch ein weiteres Mal überwinden könnten - Wienhold ist einfach nicht zu bezwingen! Dennoch muss die Frankfurter Mannschaft in der Defensive nun Schwerstarbeit verrichten. Dass allerdings tut sie - wenn schon nicht mit Hingabe, so doch - mit großem Einsatz und einer verblüffenden Selbstverständlichkeit, die manch einer dieser technisch so beschlagenen Elf kaum zugetraut haben dürfte. Selbst Jürgen Grabowski ist sich nicht zu schade und übernimmt gegen den oft ungestüm attackierenden Zembski Verteidiger-Aufgaben.

Die Eintracht kämpft und wehrt sich gegen den zunehmenden Druck der Bremer. Auch Trinklein sieht - wie zuvor Kraus im ersten Durchgang - den gelben Karton, außerdem rückt Wienhold immer mehr in den Blickpunkt des Geschehens. In der 61. Minute rettet der Torwart kühn vor den durchgebrochenen Görts und Schildt. Den Gastgebern fehlt das notwendige Glück, was sie aber nicht daran hindert, noch einmal alles auf eine Karte zu setzen.

Eine Viertelstunde vor Spielende lässt der Sturmlauf der Bremer jedoch nach, weil den Gastgebern die Kräfte ausgehen, die Zuspiele werden ungenauer, die Aktionen sind längst nicht mehr so zwingend. Aufseiten der Eintracht ist auch nicht mehr viel Benzin im Tank und so fehlt die Konzentration, um die Konter zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Bremens Trainer Piontek fehlen die personellen Alternativen, um seinem Team zu mehr Durchschlagskraft zu verhelfen. Er beklagt sich nicht, weiß er doch um die missliche finanzielle Situation seines Vereins – schließlich ist Piontek seit 1961 an der Weser. Als junger Verteidiger gewann er den DFB-Pokal mit den Bremern und spielte zwischen 1963 und 1972 in 203 Bundesligaspielen für Werder und erzielte 15 Tore. 1965 wurde er Deutscher Fußballmeister und auch deutscher Nationalspieler. Als er 1972 seine aktive Laufbahn beendete, wurde er sofort Trainer beim SV Werder Bremen. Piontek tut also an der Seitenauslinie, was in seiner Macht steht. Viel ist das nicht: In der 78. Minute bringt er Ripke für Schildt, der noch am letzten Spieltag in Hannover mit seinem dritten Saisontreffer für den 1:0-Auswärtssieg sorgte. Heute war ihm dieses Glück nicht beschieden - neigt sich die Glückssträhne des Neuzugangs von Bremerhaven 93 etwa bereits dem Ende zu?

Pionteks Maßnahme bleibt ohne das erhoffte Erfolgsmoment: Ripke, der von den eigenen Amateuren kommt, ist wie Schildt zu Saisonbeginn zu den Profis gestoßen; es ist sein erstes Bundesligaspiel, doch ein weiteres großes Erlebnis in Form eines Tores bleibt ihm verwehrt.

Insgesamt zeigt sich die Elf vom Main - auch wenn Reichel gegen den schnellen Görts manchmal zu nicht regelgerechten Mitteln greifen muss - gegenüber dem Vorjahr entscheidend gereift. Beweglich und clever fangen sie die Bremer Angriffe ab. Die Eintracht hat die Partie jetzt wieder unter Kontrolle. Nur als Wienhold kurz vor Schluss zum ersten Mal einen Ball verfehlt, könnte es noch einmal brenzlig werden, doch da ist Kraus zur Stelle und hilft seinem Keeper aus der möglichen Patsche. Die disziplinierte Eintracht hält Ball in den eigenen Reihen und spielte dabei ihre überlegene Technik aus. "Unser Trainer hat jeden Spieler dazu gebracht, seine persönlichen Interessen der Mannschaft unterzuordnen", lobt Rohrbach Dietrich Weise.

Die Eintracht gewinnt mit 2:1 und ärgert sich nun sicher nicht darüber, dass Schiedsrichter Kindervater weiterspielen ließ, als Rohrbach im Schlussspurt von Zembski im Strafraum gelegt wurde. Die Cleverness der Hessen lässt sich am Ende auch ganz einfach anhand von Zahlen belegen: Die Eintracht hat im Stile einer Klassemannschaft aus vier Chancen zwei Tore gemacht. Hölzenbein ist besonders froh: Er hat die letzten vier Tore der Frankfurter erzielt und mit seinen beiden Doppelpacks zwei Siege heraus geschossen.

Werders Trainer Piontek macht aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: "Ich habe das Ergebnis als nicht ganz gerecht empfunden. Wir waren spielerisch überlegen und hatten auch die größeren Chancen. Und schließlich spielten die Frankfurter ihre Tore nicht heraus, sondern profitierten von unseren Schnitzern." Ehrlich ist die Analyse des Trainers der Eintracht: "Wer vorne mitmischen will, braucht eben Glück", ist Weise in seiner Analyse gewohnt offen: "Zweifellos haben wir glücklich gewonnen, aber das braucht man, wenn man oben bleiben will."

Für seinen Schlussmann hat der Trainer ein Sonderlob: "Ich wusste schon immer, dass Günter Wienhold ein ausgezeichneter Torwart ist, und freue mich, dass er es heute endlich so nachdrücklich bewiesen hat. Das war überdurchschnittlich." "Ich habe halt die richtige Ecke gerochen", freut sich Wienhold über den gehaltenen Elfmeter und verrät: "Höttges lief so kraftvoll an, dass er bei dem rutschigen Boden als Rechtsfüßler nur nach links schießen konnte." Das Lob seiner Mannschaftskameraden wehrt er bescheiden ab: "Sie haben mir geholfen, dass ich schnell mein Selbstvertrauen wiederfand." Gemischte Gefühle könnte man dagegen nach diesem Spiel und der fehlerlosen Leistung seines Kontrahenten beim verletzten Stammkeeper Dr. Kunter erwarten. Aber der "fliegende Zahnarzt" erweist sich ein weiteres Mal als vorbildlicher Sportsmann: "Besser als Günter kann man gar nicht halten", gesteht Dr. Kunter, der Rivale und Freund des Hochgelobten, neidlos ein.

So sieht es auch der "Kicker" und stellt Wienhold neben Bernd Hölzenbein, der sich bereits über seine dritte Nominierung freuen kann, in die "Elf des Tages". Dass der "Kicker" den Torhüter außerdem zum "Mann des Tages" macht, dürfte für den Keeper das Sahnehäubchen dieses Spieltages sein. Frankfurt bleibt natürlich Tabellenführer, während Bremen von 9. auf den 12. Platz abrutscht; im Mittelfeld sind die Norddeutschen eben zu Hause. (rs)


"Zweiter Weg über die Auswechselbank"

Bernd Hölzenbein interviewt von Paul Palmert

Der 27-jährige Mittelfeldspieler vom Bundesliga-Spitzenreiter Eintracht Frankfurt ist mit acht Toren in dieser Saison besonders torgefährlich. Beim Länderspiel in Glasgow drückt er wieder die Ersatzbank.

Palmert: Machen Sie sich auf ein Dauerreservisten-Dasein in der Nationalelf gefasst?

Hölzenbein: Man muss es richtig sehen. Das Angebot an Mittelfeldspielern bei Helmut Schön ist riesengroß. Und dann gibt es da noch die Blöcke und Pärchen, wie Netzer / Wimmer oder Overath / Flohe.

Palmert: Also werden Sie nicht zum Zug kommen?

Hölzenbein: Ich verlasse mich auf das Wort des Bundestrainers, wonach die Leistung entscheidet. Und darauf, dass heute eine Mannschaft aus Spielern besteht.

Palmert: Sie wollen also der Auswechselspieler vom Dienst werden?

Hölzenbein: Man darf nicht aufgeben, und wenn ich sonst keine Chance habe, dann muss ich sie mir eben über diesen zweiten Weg suchen.

Palmert: Liegt Ihnen das?

Hölzenbein: Man sagt mir nach, ich sei ein Typ, der ein Spiel auch noch spät herumreißen kann.

 

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