1. FC Kaiserslautern - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1973/1974 - 3. Spieltag
1:4 (1:0)
Termin: Di 21.08.1973, 20:00 Uhr
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Walter Eschweiler (Euskirchen)
Tore: 1:0 Roland Sandberg (21.), 1:1 Roland Weidle (48.), 1:2 Jürgen Grabowski (74.), 1:3 Jürgen Kalb (77. , Foulelfmeter), 1:4 Peter Reichel (88.)
1. FC Kaiserslautern | Eintracht Frankfurt |
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Eiszeit in der Hölle Der Saisonauftakt verlief für die Eintracht mit einem Unentschieden in Köln und einem klaren Heimsieg gegen Duisburg vielversprechend. Heute gilt es, bei den "roten Teufeln" aus Kaiserslautern in der "Hölle" des Betzenbergs den gelungenen Start fortzusetzen und die Auswärtsschwäche der letzten Saison endgültig abzulegen. Die Lauterer sind dagegen bescheiden in die neue Saison gestartet. Einem 2:2 zum Auftakt gegen Bremen folgte eine 2:4-Niederlage bei Hannover 96. Nur ein Punkt aus zwei Spielen, da ist für den ehemaligen Trainer-Trainer Erich Ribbeck und seine Elf heute bereits ein Sieg Pflicht. Während mit Ribbeck auf der Bank der Pfälzer der Frankfurter Trainer der letzten fünf Spielzeiten sitzt, hat auf der Bank der Eintracht mit Dietrich Weise der Trainer Platz genommen, der die Lauterer nach Gyula Lóránts Entlassung vom 11. März 1971 bis 30. Juni 1973 betreut hat. Weise führte die Lauterer, die von einer ruhmreichen Vergangenheit Anfang der 50er zehren, aber in der Bundesliga, seit deren Einführung, bestenfalls Mittelmaß darstellen, 1972 zu ihren ersten Europacupspielen. Gedankt wurde es ihm schlecht: Wie in einer schlechten Posse entließen die Pfälzer den ohnehin scheidenden Trainer vor dem letzten Spieltag der vergangenen Saison wegen "vereinsschädigenden Verhaltens". "Das Spiel steht unter besonderen Vorzeichen", gibt Weise zu, "denn natürlich kenne ich Kaiserslautern ganz genau, und Erich Ribbeck kennt Frankfurt ganz genau." Ein weiterer alter Bekannter, der auf beiden Seiten aktiv war, fehlt heute: Jürgen "Atze" Friedrich. Ein schwerer Beinbruch, den er bei einem Freundschaftsspiel beim ASV Landau erlitten hat, zwingt ihn zum Zuschauen (und wird, wie sich herausstellt, seine aktive Karriere vorzeitig beenden). Auch auf die beiden torgefährlichsten Spieler der letzten Saison muss Trainer Ribbeck verzichten: Der jugoslawische Nationalspieler Idriz Hosic, der in 26 Spielen 10 Tore erzielte, verließ den Betzenberg in Richtung Wedau und ist nun beim MSV Duisburg unter Vertrag, während der mit 11 Treffern in 32 Spielen beste Pfälzer Torschütze, Wolfgang Seel, nach zwei Jahren in der Pfalz zu Fortuna Düsseldorf wechselte. "Ich hätte ihn damals für die Eintracht haben können, wollte mir aber von Kaiserslautern keine Abwerbung nachsagen lassen", erzählt Weise freimütig und antwortet auf die Frage, ob die Eintracht Seel auch hätte bezahlen können: "Ich bin sicher. Er hätte sich auch schnell amortisiert." Dem FCK blieb wenigstens der mit 8 Treffern drittbeste Torschütze, Josef "Seppl" Pirrung, erhalten. Pirrung traf auch am ersten Spieltag beim 2:2-Unentscheiden gegen Werder Bremen schon wieder. Ob der talentierte Nachwuchsmann Klaus Toppmöller, der in der letzten Spielzeit auf neun Einsätze kam, aber torlos blieb, die Lücken im Lauterer Sturm wird schließen können, bleibt abzuwarten. Als Nachfolger von Seel wurde der erfahrene zweimalige Nationalspieler Herbert Laumen verpflichtet. Der 30-jährige Rechtsaußen, der seine beste Zeit an einem anderen Berg – dem Bökelberg - erlebte, kam zu Saisonbeginn von der gescheiterten Bremer "Millionenelf" an den Betzenberg. Allerdings hat Laumen in den letzten beiden Spielzeiten an die Leistungen zu Gladbacher Zeiten bei weitem nicht mehr anknüpfen können. Am zweiten Spieltag bei der 2:4-Niederlage in Hannover konnte er sich aber bereits in die Torschützenliste eintragen. Laumen musste nach dem Spiel an der Leine zwar am Kopf genäht werden, sein Einsatz heute ist jedoch nicht gefährdet. Laumen ist es auch, der den Eintracht-Keeper Dr. Kunter gleich zu Beginn zu einer Glanzparade zwingt. Nur Sekunden später geht Pirrung durch die Frankfurter Abwehr, wie das sprichwörtliche Messer durch die warme Butter, und die Gäste können von Glück sagen, dass sie zu diesem Zeitzpunkt nicht schon im Rückstand liegen. Etwas von dem Höllentempo, das die roten Teufel in den ersten Minuten hinlegen, hätten sich die Zuschauer, die sich vor dem Spiel in einer kilometerlangen Autoschlange den Betzenberg hinaufquälen mussten, bei der Anfahrt auch gewünscht. Der Auftakt der Gastgeber bringt den Betzenberg trotz der angenehmen 20 Grad an diesem Dienstagabend sofort auf die von vielen Gastmannschaften gefürchtete Betriebstemperatur. Die Eintracht lässt sich jedoch von dem sprichwörtlichen Höllenspektakel nicht beeindrucken und versucht, mit eigenen Aktionen etwas die Hitze aus dem Spiel zu nehmen. Es wird rasch deutlich, dass die Frankfurter von ihrem Ausflug auf den Betzenberg mehr mitzunehmen gedenken als ein Satz heiße Ohren. Abwatschen lassen möchte man sich hier nicht. So gibt denn auch Reichel auf der Außenverteidigerposition einen gewohnt offensiven Part, während Hölzenbein im Mittelfeld unermüdlich rackert, um ebenfalls den Ball in den Sturm der Hessen zu tragen. Dort lauern rechts Grabowski und links Rohrbach, während im Sturmzentrum Nickel durch Weidle ersetzt wird, der sich aber schon recht früh ins Mittelfeld zurückfallen lässt. Dummerweise gießt ausgerechnet ein Frankfurter reichlich Öl ins langsam verlöschende Feuer der Pfälzer: Jürgen Kalb. Fiel Kalb bereits vorher durch einen Schnitzer auf, reitet ihn offensichtlich nun ein Lauterer Teufel. Als hätten die roten Teufel um ihn herum alle einen Pferdefuß, spielt er den Ball lässig mit der Hacke ab. Nicht nur der liebe Gott bestraft kleine Sünden sofort: Schwarz, der 1972 von Grün-Weiß Hochspeyer zum 1. FC Kaiserslautern kam, nimmt das Leder nach Kalbs verunglücktem Kunststück dankbar auf und flankt die Kugel in den Strafraum, wo Lauterns Neuerwerbung Sandberg den Ball an Kunter vorbei ins Eintracht-Tor drückt. 1:0 nach 21 Minuten. Es ist das erste Tor des schwedischen Nationalstürmers, der zu Saisonbeginn von Åtvidabergs FF zum 1. FC Kaiserslautern wechselte. Schade, denn der überragende Uwe Kliemann hatte Sandberg bisher sicher im Griff und schnappt ihm sonst alle Vorlagen am Boden und in der Luft weg. Sandberg wirkt trotz des Tores noch wie ein Fremdkörper in seinem neuen Team, man hat das Gefühl, dass er noch nicht so genau weiß, wo die Pässe seiner Mitspieler hinkommen. An Uwe Kliemann, dessen Nerven aus einem hitzebeständigen Material zu sein scheinen, richtet sich die Eintracht auf der anderen Seite in den nächsten Minuten auf. Kliemann ist der Orientierungspunkt in den hitzigen Gefechten, die sich Teufel und Adler nun liefern. Die ständigen Positionswechsel der Lauterer machen den Gästen das Verteidigen besonders schwer. Mal hat es Kalb mit Bitz, dann wieder mit Schwarz zu tun, während sich Körbel abwechselnd mit Schwarz und Laumen plagen muss und Hölzenbein entweder Laumen oder Bitz bekämpft. Vorstopper Reinhard Meier, der 1973 vom Nachbarn SV Alsenborn zum 1. FC Kaiserslautern kam, kurbelt das Lauterer Spiel in dieser Phase aus dem Mittelfeld heraus mächtig an. Erst als Weidle sich entschließt aus dem Mittelfeld wieder ins Sturmzentrum zu rücken und Meier so am eigenen Strafraum zu binden, wird dem Pfälzer das offensive Handwerk gelegt. Doch mehr als den knappen Rückstand in die Pause zu retten, ist für die sich tapfer wehrenden Frankfurter in der ersten Halbzeit nicht drin. "Diese Lauterer sind sehr stark. Hoffentlich haben wir auch noch etwas zuzusetzen", meint Eintracht-Vizepräsident Berger anerkennend. Dietrich Weise richtet seine Elf in der Pause wieder auf: "Mit 0:1 ist doch am Betzenberg nichts verloren." Er muss es schließlich wissen, so lange wie er hier als Trainer und Co-Trainer tätig war. Und richtig - als hätte Weise während des Pausentees beiläufig am Thermostaten gedreht - zieht kurz nach Wiederbeginn ein eisiger Wind in Form des Ausgleichtreffers über den Betzenberg und kühlt das Feuer auf den Rängen ein wenig ab: Jürgen Grabowskis Zuspiel scheint bereits verloren, als sich Kliemann das Leder doch noch erobern kann und den schnellen Außen Thommy Rohrbach im Lauterer Strafraum mit einem langen Pass bedient. Rohrbach köpft den Ball in die Mitte, wo die Kugel von Roland Weidle Stutzen ins Tor springt. 1:1 nach 48 Minuten. Nun wechseln sich die Torraumszenen auf beiden Seiten ab, brennt es einmal hüben, dann wieder drüben lichterloh. Lauterns Keeper Stabel beweist sich kurz nach dem Ausgleich gegen Reichel als Feuerwehrmann in höchster Not, während auf der Gegenseite Dr. Kunter den Brandherd löscht, den Sandberg gelegt hat.
Doch in der 51. Minute steigen die Temperaturen auf dem Betzenberg wieder bedrohlich an: Körbel hat Sandberg von den Beinen geholt und Schiedsrichter Eschweilers Pfiff holt die Eintrachtspieler in die Hölle zurück. Lothar Huber, der sichere Elfmeterschütze des 1. FCK, tritt an und ... tritt den Ball gegen die Innenkante des Pfostens. Höchstens zwei Zentimeter haben zum Torerfolg gefehlt, Kunter wäre chancenlos gewesen. Fast eine halbe Minute kauert der Schütze nach seinem Fehlschuss vor dem Frankfurter Tor, das Gesicht weinend gegen die Grasnarbe gepresst. Der Trost seines Kameraden Laumen hilft ihm ebenso wenig über sein Scheitern hinweg wie der Aufmunterungsversuch von Dr. Kunter. Hubers Trainer Ribbeck macht seinem Spieler indes keinen Vorwurf und versucht deutlich zu machen, wie eng Erfolg und Misserfolg bisweilen zusammen liegen: "Morgens beim Training hat der Lothar noch vier Stück reingehauen." Die Eintracht bemüht sich die Gunst der Stunde zu nutzen: Direkt nach dem verschossenen Elfmeter ergibt sich für Bernd Hölzenbein gegen die konsternierte Lauterer Hintermannschaft die große Chance zur Gästeführung, doch Stabel kann sie im letzten Moment vereiteln. In der 59. Minute legt die Lauterer Hölle noch ein paar Grad zu, als Pirrung an der Querlatte des Frankfurter Gehäuses scheitert und Sandberg zum Entsetzen der einheimischen Zuschauer den zurückprallenden Ball statt in den Kasten ins Toraus donnert. Drei Minuten später scheint die erneute Lauterer Führung allerdings endgültig beschlossene Sache zu sein. Pirrung stürmt alleine aufs Tor von Dr. Kunter zu, als ihn Weidle ebenso unsanft wie unfair stoppt. Schiedsrichter Eschweiler bleibt nichts anderes übrig als an diesem Abend ein zweites Mal auf Elfmeter zu entscheiden. Die brodelnde Stimmung ist auf dem Siedepunkt angekommen. Pirrung will sich den durch Weidles Foul vorerst vereitelten Torerfolg jetzt sichern und legt sich den Ball am Elfmeterpunkt zurecht. Kaum einer der 25.000 Zuschauer rechnet ernsthaft damit, dass sich die Gastgeber diese Chance ein zweites Mal entgehen lassen. Doch Dr. Kunter fliegt in die vom Schützen aus gesehen rechte Ecke und hat richtig spekuliert: Er pariert den knallhart, aber halbhoch geschossen Ball mit der rechten Hand bravourös. Längst hält es die beiden Trainer nicht mehr auf der Bank. Selbst der sonst so besonnene Weise springt immer wieder auf, um seiner Elf Anweisungen zuzurufen, die sie in diesem Lärm wahrscheinlich nicht hört und wenn, diese in dieser Hektik ohnehin nicht umsetzen könnte. Ribbecks Trumpfkarte Dietmar Schwager, der 1964 vom Lokalrivalen VfR Kaiserslautern als Nachfolger von Mittelläufer Werner Liebrich zum FCK kam und in den ersten beiden Spielen der laufenden Saison zwei der vier Lauterer Tore erzielt hat, sticht heute zwar nicht, dennoch schlagen die Flammen in der Pfalz in der 72. Minute noch einmal in die Höhe: Sandberg hat Kunter bereits überwunden, aber er vermag die Kugel wieder nicht im Tor der Frankfurter unterzubringen. Zwei Minuten später kühlen die Temperaturen auf dem bisher so feurigen Betzenberg dann spürbar ab: Gert Trinklein ist erneut aufgerückt und schlägt eine Flanke flach vor das Tor der Hausherren, wo Jürgen Grabowski zur Stelle ist und den Ball zur Frankfurter Führung ins Netz lenkt. 2:1 für die Eintracht. Es ist Grabowskis Art sich an seinem Gegenspiel Diehl zu rächen, der ihn das gesamte Spiel über verfolgt hat wie ein Korse bei einer Vendetta. Diehls Blutgrätschen ähneln tatsächlich einer Form der Blutrache, Grabowski muss stellvertretend für die überlegene Technik der Frankfurter Elf leiden. Bernd Hölzenbein steht seinem Kapitän auf seine Art zur Seite, in dem er den Platz seines zur Freude des einfach gestrickten Lauterer Publikums malträtierten Spielgestalters einnimmt und sich als kreativer Motor des furiosen Schlussspurts der Eintracht auszeichnet. Über ihren überraschenden Kampfgeist haben die Frankfurter nun auch zu ihrer spielerischen Klasse gefunden. Fünf Minuten nach dem Führungstreffer gönnt Diehl Jürgen Grabowski seinen zweiten Treffer an diesem Abend nicht und bringt ihn im Strafraum zu Fall. Eschweiler muss zum dritten Mal in dieser Halbzeit auf Elfmeter entscheiden. Weise winkt Körbel heran, der 18-Jährige soll den Strafstoß ausführen. Doch bevor Körbel den Ort des Geschehens erreichen kann, hat Kalb, den sein Trainer diese Nervenstärke nicht zugetraut hat, schon geschossen. Josef Stabel, der Josef "Jacco" Elting durch dessen vorübergehenden verletzungsbedingten Ausfall aus dem Spiel beim VfB vor zehn Monaten als Stammkeeper abgelöst hat, bewegt sich vom Schützen aus gesehen in die linke Ecke, doch Kalb hat sich für die andere Ecke entschieden und trifft zum 3:1 für die Eintracht. Von der Hölle auf dem Betzenberg bleibt nun nicht mehr viel übrig, ein gewöhnlicher Gartengrill könnte einen Tag nach seiner Benutzung nicht kühler sein. Die Eintracht beherrscht jetzt Spiel und Gegner und beschert den Lauterern zwei Minuten vor dem Spielende eine neue Eiszeit – mitten in der ehemaligen "Hölle": Peter Reichel macht sich ein weiteres Mal auf den weiten Weg aus der Abwehr in den Angriff und beendet seinen unaufhaltsamen Alleingang mit dem vierten Eintracht-Treffer. Reichel, Weidle und Grabowski haben somit am dritten Spieltag bereits ihren jeweils zweiten Saisontreffer erzielt. Die Lauterer Anhänger kümmert das herzlich wenig. Sie werden den Sommerabend, an dem sie sich in ihrer "Hölle" beinahe Frostbeulen geholt hätten, so schnell nicht vergessen.
Trainer Weise fühlt sich trotz des deutlichen Ergebnisses an alter Wirkungsstätte nicht als Triumphator und lässt es sich nicht nehmen, seinen ehemaligen Schützlingen nach dem Spiel in deren Kabine Trost zu spenden: "Der 1. FCK tut mir leid. Ein so hoher Sieg für uns war nicht verdient." "Eine Stunde lang war Kaiserslautern in einem Tempo- und Kraftspiel der Sonderklasse die bessere Mannschaft. Da haben wir Glück gehabt", meint Weise. Das sieht Trainer Ribbeck ebenso: "Ich bin ja nun schon seit einigen Jahren Trainer, aber ich habe noch nie ein Spiel erlebt, in dem eine Mannschaft so überlegen war wie heute der FCK und dann doch noch so hoch verlor." "Zwei vergebene Elfmeter, das war zuviel Pech", hadert Ribbeck, der sich offensichtlich zu einem Lob für den Gegner geradezu überwinden muss: "Als die Elfmeter verschossen waren, hat die Eintracht gezeigt, dass sie Fußball spielen kann. Das Glück aber, das sie heute Abend hier hatte, habe ich mir in meiner Frankfurter Zeit immer sehnlichst gewünscht." Der Stachel sitzt tief im Fleisch von Erich Ribbeck. Die Pille, die er zu schlucken hat, ist gallenbitter. Das gibt er auch zu, fügt aber an: "Auch damit wird man fertig. Ich bin allerhand gewöhnt. Nun geht es in Köln zur Sache." Wenn Ribbeck aber glaubt, ihm habe in Frankfurt lediglich das Glück gefehlt, übersieht oder unterschlägt einen Aspekt den Weise anspricht: "Allerdings hat die Eintracht bravourös gekämpft, was sonst gar nicht ihre Sache ist." Das sei ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft, meint Weise und fügt hinzu: "Für das Spiel gegen Stuttgart jedenfalls sind wir gerüstet." "Im hektischen Getriebe des offenen Schlagabtausches", erzählt Kalb, flatterten den Spielern beider Klubs die Nerven, auch seine: "Beim Gegentor war ich mitschuldig. Ich zitterte vor der Standpauke des Trainers zur Pause." "Und ich überlegte schon, ob ich den nervösen Jürgen nicht auswechseln sollte", berichtet sein Trainer. Zahnarzt Dr. Kunter, der jetzt an jedem Vormittag in seiner eigenen Bornheimer Praxis Patienten behandelt, berichtet derweil aus der Sicht des Torwarts, der einen Elfmeter gehalten hat. Allzu großes Lob für seine Tat wehrt der Frankfurter Schlussmann ebenso überlegen ab wie Pirrungs Geschoss: "Einen zweiten Elfmeter in einem Spiel zu halten, ist immer etwas leichter. Denn dann wird das Risiko und die Unsicherheit des gegnerischen Schützen automatisch größer. Dass Trinklein mir scheinbar noch etwas zurief, war nur ein Trick von uns, um den Schützen zu irritieren. Es ist uns gelungen." Zu Hilfe gekommen ist dem Torhüter auch ein Gespräch am Morgen des Spiels, in dem Weise Kunter auf die Eigenarten der FCK-Schützen hingewiesen hatte. Kurios: Trotz des deutlichen Erfolges auf fremden Platz verliert die Eintracht in der Tabelle Rang 3, weil der VFB zu Hause Hannover 96 mit 5:1 geschlagen hat und dank des einen mehr geschossenen Tores an den Frankfurtern vorbeizieht. Bei Platz vier hinter den Bayern, dem VfB und der Borussia aus Mönchengladbach besteht jedoch kein Grund zur Klage, zumal die Stuttgarter in vier Tagen im Waldstadion zu Gast sind. Bei einem Sieg wird die Eintracht nicht nur die Stuttgarter überholen, sondern sich auch in der oberen Tabellenhälfte festsetzen. Jürgen Grabowski analysiert die Lage trotz des guten Starts betont, aber auch gewohnt nüchtern: "Jetzt schwärmen Sie alle von uns! Hätten jedoch die Lauterer ihre Elfmeter verwandelt und wir das Spiel verloren, sähe man alles unter einem düsteren Blickpunkt." Frankfurt Pressewart Manfred Birkholz sieht jedoch selbst den unerwarteten Auswärtssieg nicht nur positiv: "Wir müssen unsere letzten Pfennige zusammenkratzen, um die Prämie hinzublättern. Der unverhoffte Sieg in Kaiserslautern leert unsere Kasse, denn bis jetzt haben wir ja noch nicht allzu viel eingenommen." Besonders schmerzt Birkholz das wegen des Umbaus zur Zeit nur eingeschränkte Fassungsvermögen des Waldstadions mit 32.000 Zuschauern, das erst zur Rückrunde den avisierten 63.400 Zuschauern Platz bieten wird: "Wir werfen das Geld zum Fenster hinaus, weil nun so mancher keine Karte mehr bekommen kann", sagt Birkholz mit Blick auf das Spitzenspiel gegen den VfB und wagt einen Ausblick: "Nicht auszudrücken, was uns verloren geht, wenn wir am 22. September noch immer einigermaßen dastehen und Gladbach aufkreuzt." Schatzmeister Jakobi ficht weder das zu zahlende noch das verloren gehende Geld besonders an. Er freut sich über das Geld, das in die leeren Kassen gespült wird: "... und am Samstag gegen Stuttgart gibt es jetzt ein volles Haus." (rs)
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