Borussia Mönchengladbach
- Eintracht Frankfurt |
Ligapokal 1972/1973 - Halbfinale, Hinspiel
3:1 (2:0)
Termin: 03.04.1973
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Jupp Henckes (36.), 2:0 Dietmar Danner (40.), 3:0 Herbert Wimmer, 3:1 Bernd Hölzenbein (60.)
Borussia Mönchengladbach | Eintracht Frankfurt |
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Ein unangenehmer Gegner In der Bundesliga hat die Borussia aus Mönchengladbach keine Chance, den enteilten Bayern den Titel noch streitig zu machen, obwohl man sich nach zwei Siegen wieder auf den 3. Platz schieben konnte. Doch bei neun Punkten Rückstand auf den Tabellenführer und sieben noch ausstehenden Partien glauben selbst die größten Optimisten nicht mehr an den Titelgewinn der Elf von Hennes Weisweiler. Im Pokal ist die Borussia dagegen noch in allen Wettbewerben im Rennen. Im DFB-Pokal reichte im Rückspiel Mitte März zu Hause ein 1:1 gegen Schalke 04, um ins Viertelfinale einzuziehen, das der Eintracht nach dem Ausscheiden gegen Braunschweig verwehrt bleiben wird. In diesem Viertelfinale treffen die Gladbacher übrigens auf den 1. FC Kaiserslautern, den sie - sechs Tage nach dem Remis gegen Schalke - im UEFA-Cup ausgeschaltet haben. Nach einem 2:1-Sieg auf dem Betzenberg fegte die "Fohlenelf" die von Dietrich Weise trainierten Lauterer mit 7:1 vom Platz und zogen in das Halbfinale des UEFA-Cups ein, wo nun der FC Twente Enschede wartet. Bemerkenswert ist, dass zwischen dem 1:1 gegen Schalke und dem Kantersieg gegen die Pfälzer das Heimspiel gegen Bayern München deutlich verloren ging: Die Münchner erteilten dem Ex-Meister beim 0:3 geradezu eine Lehrstunde. Von der haben sich die Weisweiler-Schützlinge aber wie man sieht gut erholt. Und im Ligapokal gibt es für die Gladbacher zum Erreichen des Finales nur noch eine Hürde aus dem Weg zu räumen: die Frankfurter Eintracht. Der andere Finalist steht bereits schon länger fest: Es ist der Hamburger SV, der im Halbfinalrückspiel Schalke 04 nach Verlängerung mit 4:1 bezwungen hat. Borussia Mönchengladbach nimmt den neu eingeführten Liga-Pokal durchaus ernst. Bei einem Sieg im heutigen ersten Halbfinalspiel kassiert jeder Spieler eine vierstellige Prämie, die so hoch sein soll, wie sie in den Meisterschaftsjahren für den ersten Platz gezahlt worden war – meldet jedenfalls die "Bild". Gesichert ist dagegen, dass die im Liga-Pokal siegreiche Mannschaft 12.500 Mark erhält, der unterlegene Finalist immerhin noch 7.500 Mark. "Wir peilen das Endspiel gegen den HSV an", bekräftigt Trainer Weisweiler, während seinem wiedergenesenen Kapitän Günter Netzer die Partie gerade recht kommt: "Ich freue mich auf das Spiel, weil ich es als weitere Bewährungsprobe brauche." Doch auch die Frankfurter sind gerüstet, denn die lange verletzten Stammspieler sind wieder an Bord. "Aber topfit sind Hölzenbein, Nickel und ich noch nicht", schränkt Jürgen Grabowski ein. Auf dem Platz merkt man davon aber erst einmal wenig. "Ein unangenehmer Gegner, diese Frankfurter", runzelt Gladbachs Trainer Weisweiler schon in den ersten Minuten die Stirn. Dabei kann er sich in der Anfangsviertelstunde nicht einmal darüber beklagen, dass seine Elf keine Chancen herausspielen würde, doch Heynckes, Bonhof, Jensen und Simonsen vergeben einer nach dem anderen ihre Möglichkeit zum Torerfolg zu kommen. Die Eintracht macht den Gladbachern dennoch in der ersten halben Stunde das Leben schwer und spielt erstaunlich gut mit, versäumt es aber ebenfalls einen Treffer zu markieren. 20 Uhr ist gerade ein paar Minuten vorbei, als sich den Gastgebern eine glänzende Gelegenheit bietet. Schiedsrichter Redelfs hat auf Strafstoß entschieden. Heynckes schießt, scheitert an Dr. Kunter, aber im Nachschuss ist er dann doch noch erfolgreich. Nach 36 Minuten steht es 1:0. Dieses Ergebnis hat allerdings nur vier Minuten Bestand. Dann nimmt Danner einen Pass von Netzer auf und erzielt das 2:0. Dieser Doppelschlag kurz vor der Pause ist natürlich bitter für die Gäste aus Frankfurt. Nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit kommt es allerdings noch schlimmer. Wimmers Geschoß zischt unter die Querlatte und Dr. Kunter ist zum dritten Mal geschlagen. 3:0 - alles scheint entschieden und das Rückspiel nur noch eine Formalität zu sein. Eintrachttrainer Ribbeck will sich jedoch ebenso wie seine Mannschaft noch nicht geschlagen geben. In der 57. Minute wechselt er den jungen Kraus für Kalb ein, um den Druck auf die Gladbacher wieder zu erhöhen. Tatsächlich dauert es keine 180 Sekunden und den Frankfurtern gelingt der Treffer zum 1:3. Von Vorstopper Sieloff ist der Ball abgeprallt und Hölzenbein ist im rechten Augenblick zur Stelle gewesen. Eine halbe Stunde ist noch zu spielen, die Eintracht kommt noch einmal auf und ihrem zweiten Treffer gefährlich nahe. Bei den Gladbachern, insbesondere bei ihrem Kapitän und Spielmacher Netzer, lassen die Kräfte nach. Trainer Weisweiler reagiert in der 71. Minute mit zwei Auswechslungen: Kulik kommt für Netzer und Rupp für Jensen. Der Versuch der Gladbacher, diesen Vorsprung spielerisch über die Zeit zu bringen, ist gescheitert. Aber Weisweilers Elf hat den Kampf angenommen und bringt ihn zu einem Ende, das beiden Mannschaften im Rückspiel Chancen aufs Finale lässt. Denn wer die Eintracht in ihrer starken zweiten Halbzeit am Bökelberg gesehen hat, wird den Hessen im Waldstadion einen Sieg mit zwei Toren Unterschied durchaus zutrauen, der zumindest für eine Verlängerung ausreichen würde. Von entscheidender Bedeutung könnte die Frage sein, in welcher Verfassung Grabowski aufseiten der Frankfurter und Netzer bei den Gladbachern sein wird. Beide haben eine lange Verletzungspause hinter sich gebracht. "Es läuft wie lange nicht nach meiner Verletzung. Vor allem die Wettkampf-Praxis kommt wieder", hatte Netzer in der Pause noch zufrieden festgestellt. Tatsächlich gelangen ihm auch einige seiner unnachahmlichen Pässe, bei der Ballannahme geriet er aber manchmal in Schwierigkeiten, was bei ihm sicher nichts mit technischen Unzulänglichkeiten zu tun hat. "Daran merkt man, dass er noch nicht ganz fit ist", bemerkt Trainer Erich Ribbeck richtig. Ob er es bis zum Rückspiel sein wird, bleibt abzuwarten. (rs)
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