Eintracht/Kickers - Nationalmannschaft Österreich

Freundschaftsspiel 1972/1973

1:2 (1:1)

Termin: 20.03.1972 in Oxxenbach
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Held (15.), 1:1 Gallos (40.), 1:2 Krieger (90.)

 

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Eintracht/Kickers Nationalmannschaft Österreich

 

1. Halbzeit
  • Wilhelm Harreither
  • Schmidradner
  • Sturmberger
  • Krieger
  • Pumm
  • Hickersberger
  • Starek
  • Hattenberger
  • Köglberger
  • Thomas Parits (21. Gallos)
  • Jara

 

Wechsel 2. Halbzeit
  • Koncilla
  • Sara
  • Horvath
  • Schmidradner
  • Krieger
  • Hattenberger
  • Hof
  • Gallos
  • Hickersberger
  • Köglberger
  • Jara
Trainer Trainer
  • Leopold Stastny

 

"Scheiberlnschießen"

Eintracht-Trainer Erich Ribbeck fehlt mit Grabowski, Hölzenbein und Nickel seit Wochen die Klasse in der Mannschaft, doch mittlerweile geht ihm auch die Masse aus. "Jetzt habe ich noch 14 Mann zur Verfügung für das Samstagspiel in Bremen, denn zu meinem Lazarett ist inzwischen auch noch Hofmeister gekommen, dessen Knie nach dem Samstagspiel gegen Oberhausen mit einer Gipsschale geschützt werden musste", sagt Ribbeck vor dem Spiel der Kombination Kickers-Eintracht gegen die österreichische Nationalmannschaft am Dienstagabend auf dem Bieberer Berg in Offenbach, das gut 4.000 Zuschauer sehen wollen. Mit Dr. Kunter, Kliemann, Schämer und Weidle stehen nur vier Eintrachtspieler in der Anfangself der Kombination.

Die Partie gegen die Auswahl des ÖFB ist gerade mal 24 Minuten alt, als Ribbeck seine Mannschaft in Gefahr sieht, eines weiteren Spielers verlustig zu gehen: Thomas Parits, der als Mittelstürmer der Österreicher angetreten ist, humpelt vom Platz. Sein rechtes Knie ist geschwollen. "Hoffentlich kann er am Samstag in Bremen spielen", hofft Ribbeck, den es jetzt noch weniger interessiert, dass sich die Kombination aus Frankfurter und Offenbachern Spielern erstaunlich schnell gefunden hat.

Sie haben sich sogar so gut gefunden, dass es - als Parits den Platz verlassen muss – 1:0 für die Kombination steht: Siegfried Held hat nach einer Viertelstunde mit einem Freistoß die Führung erzielt. Auch wenn es ein Testspiel ist, kann dieses Zwischenergebnis den österreichischen Bundestrainer Leopold Stastny natürlich nicht zufrieden stellen. Stastny, den man wegen seiner ergrauten Haare und seiner Körpergröße auch den "weißen Riesen" nennt, ist ein etwas grummeliger, aber leistungsorientierter Typ, der seinen Spielern immer wieder predigt: "Ein Länderspiel ist ein Länderspiel, selbst wenn wir gegen die Messner vom Vatikan spielen, es ist ein Länderspiel!"

Die Worte des Trainers, der seit 1968 die Auswahl des ÖFB betreut, klingen den Männern in den rot-weißen Trikots wahrscheinlich umso lauter in den Ohren, als es auf die Halbzeitpause zugeht. Die zu erwartende Ansprache würden sie sich gern ersparen. Sie haben Glück: Dem Rapidler Geza Gallos, Österreichs "Fußballer des Jahres" 1972, gelingt in der 40. Minute der Ausgleich zum 1:1, mit dem es auch in die Pause geht.

Aber bei Freundschafts-, Test- und Trainingsspielen ist das Resultat natürlich dennoch nicht viel mehr als eine Randerscheinung. Das ist hier nicht anders. Eine Spielbewertung ist zudem im zweiten Durchgang nicht mehr sinnvoll, denn dafür wird nun auf beiden Seiten zu viel ausgewechselt.

"Die Entwicklung zum athletischen Fußball ging bei uns zu weit. Wir sollten wieder mehr spielen", hat Stastny gefordert. In der Tat wirken seine Schützlinge aber so, als würden sie zum "Stehgeigen-Fußball" zurückkehren, für den die Österreicher lange Jahre so berüchtigt waren. Das "Scheiberln" liegt ihnen eben doch im Blut, sie können es nicht verleugnen. Dennoch ist zu erkennen, dass Stastny da eine feine Truppe zusammen hat, die in ihrer Gruppe den Schweden die Qualifikation zur Weltmeisterschaft nicht einfach machen werden. Dass der Austria-Spieler "Edi" Krieger, der noch nie ein Tor für die Nationalmannschaft erzielt hat, Sekunden vor dem Schlusspfiff das "Scheiberlnschießen" mit dem 2:1 für die Österreicher beendet, geschieht jedoch eher zufällig und hat mit der vorgehenden Einschätzung nichts zu tun.

"Er hat einen Tritt unter das Kniegelenk bekommen. Ich glaube nicht, dass Parits bis zum Samstag wieder fit ist", nimmt Ribbeck nach dem Spiel die Verletzung seines Stürmers verständlicherweise weit schwerer als die erwartete Niederlage der Kombination. Denn Außenverteidiger Peter Reichel, den der Trainer als 13. Mann einkalkuliert hat, ist nach seiner Verletzung vorläufig nur bedingt einsatzbereit und auch Körbels Nasenbein wurde im Spiel gegen Oberhausen in Mitleidenschaft gezogen. Zwölfter und letzter Mann für das Spiel in Bremen ist übrigens Ersatztorwart Wienhold ... Ribbeck wird nichts anderes übrig bleiben, als den Amateur Markert mitzunehmen.

Hätte man diese Entwicklung vorausgeahnt, dann wären Heese und Konca nicht während der Saison abgegeben worden. Heese reüssiert mittlerweile beim HSV, während Konca in seine türkische Heimat zurückgekehrt ist. Doch am Riederwald gibt es wie andernorts keine Glaskugel, die die Zukunft sichtbar machen kann. Außerdem konnte der Verein die finanziellen Mittel, die die beiden Transfers eingebracht haben, nur allzu gut gebrauchen. Das Problem ist aber, dass die Eintracht beides benötigt – Geld und einsatzbereite Spieler.

So gesehen wird man mit der beabsichtigten weiteren Verkleinerung des Lizenzspielerkaders für die nächste Saison vorsichtig sein müssen, zumal "Kalla" Wirth ohnehin zum Hessenligaverein Bad Homburg abwandern wird. Ein Verbleib des seit Monaten verletzten Friedl Lutz ist ebenfalls auszuschließen: Lutz lag zuletzt mit den Verantwortlichen über Kreuz und beide Seiten führten diese Auseinandersetzung öffentlich. Außerdem spielt Lutz mit dem Gedanken, seine Karriere als Spielertrainer bei einem kleinen Verein ausklingen zu lassen. (rs)



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