Eintracht Frankfurt - Kickers Oxxenbach

Freundschaftsspiel 1971/1972

2:1 (0:0)

Termin: 01.04.1972
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Meuser (Ingelheim)
Tore: 1:0 Karl-Heinz Wirth (47.), 2:0 Lothar Schämer (54., Foulelfmeter), 2:1 Schäfer (82.)

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Eintracht Frankfurt Kickers Oxxenbach

 


 

Wechsel Wechsel
  • Egon Schmitt für Rainer Blechschmidt (46.)
  • Miodrag Petrovic für Walter Bechtold (46.)
Trainer Trainer
  • Kuno Klötzer

 

Klassenunterschied

Nach dem zweiten, wieder nur einjährigen Gastspiel des Vizemeisters von 1959 in der Fußballbundesliga gibt es Menschen, denen das Mainderby zu fehlen scheint. Nachdem eine gemeinsame Mannschaft gegen Real Madrid im September des letzten Jahres im Waldstadion ein 2:2 erspielte, treffen heute der Tabellenführer der Regionalliga Süd und der Tabellensiebte der Bundesliga aufeinander. Man könnte sich angesichts von nur 10.000 Zuschauern natürlich fragen, ob der Termin mit dem spielfreien Ostersamstag günstig gewählt war oder ob das Interesse an dieser Partie doch nicht so groß ist, wie einige geglaubt haben. Es wird ja wohl keiner mit Blick auf den Kalender die Ankündigung des Freundschaftsspiels zwischen Eintracht Frankfurt und Kickers Offenbach für einen Aprilscherz gehalten haben …

Die Offenbacher haben trotz des Abstiegs aus der Bundesliga ein überraschend gut besetztes Team zusammengestellt. Besonders der Sturm kann sich sehen lassen. Erwin Kostedde, der für den MSV Duisburg bereits in der Saison 1967/68 in der Bundesliga auf Torejagd ging, wurde nach drei Jahren bei Standard Lüttich nach Deutschland zurückgeholt, und mit Siegfried Held wechselte gar ein aktueller Nationalspieler von Borussia Dortmund zum Regionalligisten.

Im Tor der Offenbacher steht ein Spieler, der mit einem anderen Verein, aber zeitgleich mit den Offenbachern, abgestiegen ist: Fred-Werner Bockholt hütete in der letzten Saison noch den Kasten von Rot-Weiss Essen, die abgeschlagen Tabellenletzter wurden. Bockholt kassierte dort mit 68 Treffern nur ein Tor weniger als die schlechteste Bundesligaabwehr, die von Oberhausen gestellt wurde. In der Regionalliga ist der Keeper aber dennoch ein sicherer Rückhalt seines Teams, was beweist, das Zahlen nicht alles verraten.


Die Kapitäne Lutz und Weida

Die Eintracht tritt mit einer Elf an, die einer Rumpfmannschaft gleichkommt. Die verletzten Stammspieler Jürgen Grabowski, Horst Heese, Thomas Parits und Jürgen Kalb sind zwar vor Ort, sitzen aber oben auf der Ehrentribüne. Zudem kann der ebenfalls angeschlagene Nickel nur eine knappe halbe Stunde mitwirken, bevor Karl-Heinz Wirth für ihn eingewechselt wird. "Ich hoffe, dass in acht Tagen beim Punktspiel gegen Mönchengladbach alle wieder dabei sind", setzt Trainer Ribbeck den richtigen Schwerpunkt.

Dabei sind aber alle, als in der ersten Halbzeit das Spiel für eine Minute unterbrochen wird. Diese Minute gehört dem Gedenken an Christian Kiefer, dem am Dienstag verstorbenen einzigen Ehrenringträger der Frankfurter Eintracht.

Es ist eine Minute der Stille, eine Minute ohne Fußball, und es ist die bedeutendste Minute dieses Spiels, zu dem der Regionalligist nicht viel beizutragen imstande ist. Aus dem Mittelfeld kommen keine Impulse, der Angriff der Offenbacher kann sich gegen die Bundesligaverteidiger nicht durchsetzen, besonders der hochgelobte Kostedde ist eine einzige Enttäuschung. Der Offenbacher Mittelstürmer kommt überhaupt nicht zum Zug und bleibt gegen seinen ständigen Bewacher Friedel Lutz zumeist zweiter Sieger. Die Abwehr der Eintracht ist mit dem auch in der Offensive wirksamen Lothar Schämer stabiler geworden, allerdings stellen die Kickers mit ihren bescheidenen Kräften dieses Mal auch keine ernsthafte Herausforderung dar. Allein von "Sigi" Held geht Gefahr aus, Gecks steckt dagegen das mangelnde Selbstbewusstsein in den Knochen und in beiden Schussstiefeln.

Es ist nur der nachlässigen Art zuzuschreiben, mit der die Eintracht ihre Chancen verwendet, dass zur Halbzeit das torlose Unentschieden Bestand hat. Das ändert sich aber zwei Minuten nach der Pause, als "Kalla" Wirth alle Kraft in seinen Schuss legt und Bockholt zum ersten Mal überwinden kann. Nun gerät die Abwehr der Kickers in noch ernstere Schwierigkeiten, obwohl dort mit Schmidradner und Weida noch die besten Gästespieler postiert sind.

Die Auswechslungen, die Kuno Klötzer zur zweiten Halbzeit vorgenommen hat, zünden nicht. Egon Schmitt ist nicht besser als zuvor der gute Jugendnationalspieler Rainer Blechschmidt und Miodrag Petrovic stellt ebenfalls keine Verbesserung zu Walter Bechtold dar, obwohl Klötzer mit Bechtold einen der schwächsten Akteure aus dem Spiel genommen hat.

Bechtolds Auswechslung sehen viele Eintrachtfans mit Genugtuung, handelt es sich doch bei ihm um den Mann, der Jürgen Grabowski wegen eines - vor der 0:2-Niederlage der Kickers am vorletzten Spieltag der vergangenen Saison - im Scherz geäußerten Satzes der versuchten Bestechung beschuldigte. Im Zuge des vom Ex-Präsidenten der Offenbacher Canellas ins Rollen gebrachten Bundesligaskandals wurde Grabowski daraufhin vom DFB angehört, doch Bechtolds Vorwurf war dem Chefankläger Hans Kindermann zu abenteuerlich. Verständlich, dass Bechtold ein Interesse daran hat, dass niemand hinter seiner damaligen schwachen Leistung eine gelungene Bestechung vermutet, unverständlich jedoch, dass er zu diesem Zweck einen langjährigen ehemaligen Mannschaftskameraden mit Schmutz beworfen hat. Normalerweise bleibt dabei immer etwas hängen, Grabowski kommt zugute, dass jedermann in ihm den untadeligen Sportsmann sieht, der er tatsächlich auch ist. Grabowski hat aus diesem Vorfall dennoch seine Lehren gezogen, Bechtold selbst sich in Eintrachtkreisen zur unerwünschten Person gemacht.


Schämers Elfmeter sitzt

Unerwünscht im Offenbacher Strafraum ist Dieter Ungewitter, der heute von Beginn an eine Chance erhalten hat. Weida unterstreicht diese Tatsache, in dem er Ungewitter zu Fall bringt. Schiedsrichter Meuser entscheidet sofort auf Elfmeter und Schämer nutzt die Chance, seine Schussgewalt gewinnbringend einzusetzen. Hart und platziert trifft er vom Torwart aus gesehen in das linke untere Eck. Bockholt hat die Stelle, an der der Ball die Torlinie passiert, noch nicht erreicht, als der Ball schon im Netz zappelt.

Es ist kein Zufall, dass sich mit Schämer der zweite Abwehrspieler in die Torschützenliste einträgt, denn auch dem Sturm der Eintracht fehlt die Durchschlagskraft. Ender Konca nimmt sich in den letzten Wochen wieder einmal eine Formkrise. Die Chancen, die er hat, darf ein Stürmer von Rang einfach nicht auslassen. Und Weidle, zu Beginn ein unerschrockener Schütze, nutzt sein zweifellos vorhandenes Schussvermögen allzu selten.

Es kommt, wie es oft kommt, wenn eine Mannschaft ihre Tormöglichkeiten nicht zu nutzen versteht – der Gegner schlägt zu. Winfried Schäfer, der mit Borussia Mönchengladbach schon Deutscher Meister wurde, ist acht Minuten vor dem Ende mit dem Kopf zur Stelle und sorgt für den mehr als schmeichelhaften Anschlusstreffer. Das 2:1 gibt nicht einmal annähernd den Spielverlauf und die Überlegenheit der Eintracht wieder.

"Nun weiß ich, wo ich den Hebel anzusetzen habe", meint Offenbachs Trainer Kuno Klötzer nach dem Spiel. "Die Eintracht gewann die meisten Zweikämpfe, sie diktierte uns das Tempo. Wir kamen in der reinen Schnelligkeit einfach nicht mit. Die Eintracht war in den Zweikämpfen gefährlicher, cleverer." Klötzer hat in der Tat bis zu den Aufstiegsspielen noch einiges zu tun. Für höhere Aufgaben ist seine Mannschaft, wie sie sich im Waldstadion vorgestellt hat, noch nicht bereit. "Ein Sieg im Vorübergehen war es sicherlich nicht, das 2:1 der Frankfurter Eintracht gegen Nachbar Kickers Offenbach, und doch war es eine kleine Demütigung für den Spitzenreiter der Regionalliga Süd. So klar war zeitweise der Klassenunterschied", schreibt denn auch ein anwesender Sportjournalist über das Spiel der beiden Mannschaften.

Erich Ribbeck kommentiert den Sieg und das überlegene Spiel seiner Elf kurz, aber deutlich: "Es ist eben doch ein Unterschied, ob man in der Bundesliga oder der Regionalliga spielt." "Gegen Mönchengladbach am kommenden Samstag wird es für uns schwerer. Viel schwerer sogar", richtet Eintracht-Trainer Ribbeck den Blick auf ein wirklich wichtiges Spiel. Ribbeck hat mit der heutigen Partie bereits abgeschlossen, kann sich aber im Presseraum nur mit Mühe eines allzu aufdringlichen Fans erwehren, der lallend versucht, den Trainer in Beschlag zu nehmen: "Erich, ich bin ja so stolz auf dich!" Ribbeck, der den Journalisten noch etwas zum bevorstehenden Spiel gegen die Gladbacher sagen will, wird deutlich: "Lass’ mich jetzt in Ruhe, du hast ja den ganzen Abend noch Zeit, auf mich stolz zu sein!" "Bis auf Parits und Kalb werden alle Verletzten wieder dabei sein", kündigt der Trainer dann den Pressevertretern an: "Ich hoffe es wenigstens, denn wir alle wissen ja, wie stark die Truppe meines Freundes Hennes Weisweiler ist." (rs)


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