Rot-Weiß Oberhausen - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1971/1972 - 26. Spieltag
1:0 (0:0)
Termin: Sa 25.03.1972, 15:30 Uhr
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Herbert Lutz (Bremen)
Tore: 1:0 Fred Hoff (81.)
Rot-Weiß Oberhausen | Eintracht Frankfurt |
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Wechsel | Wechsel
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Trainer
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Ein Heese ist nicht genug Bei den abstiegsbedrohten Oberhausenern will die Eintracht heute den Aufwärtstrend der letzten beiden Auswärtsspiele in Köln und Berlin bestätigen, wo man nach starken Abwehrleistungen je einen Punkt ergattern konnte. Oberhausen hat bisher zwei Bundesligaheimspiele gegen die Eintracht bestritten und keines verloren: 3:1 und 0:0 endeten diese Partien. Diese positive Bilanz soll heute nicht gefährdet werden. Die Frage ist nur, wer für Oberhausen die Tore schießt. Trainer Ribbeck scheint dennoch mit einer Niederlage zu rechnen. "Unentschieden? Schön war’s", sagt er auf die entsprechende Frage eines Journalisten. Erschwert wird die Aufgabe in Oberhausen durch den Ausfall etlicher wichtiger Spieler. So muss Trainer Ribbeck neben den bereits länger verletzten Grabowski und Kalb auch auf Thomas Parits und Bernd Nickel verzichten. Somit fehlen der Eintracht ihr dribbelstarker Kapitän (Grabowski), der sicherste Elfmeterschütze (Kalb), ihr gefährlichster Stürmer (Parits) sowie der schussstärkste und torgefährlichste Offensivspieler (Nickel). Nickel hat sich in dieser Woche bei einem Spiel der Bundeswehr gegen Rot-Weiss Essen einen Muskelfaserriss zugezogen, sein Einsatz an diesem Samstag in Oberhausen ist wie befürchtet nicht möglich. Ribbeck muss sein Team also notgedrungen umstellen. Vielleicht wirbelt er die Mannschaft dabei eine Idee zu sehr durcheinander. Er stellt etwas überraschend den bisher enttäuschenden Neuling Klaus-Peter Stahl in der Bundesliga erst zum zweiten Mal von Beginn an auf, nachdem Stahl am letzten Spieltag in den letzten vier Minuten gegen Braunschweig zu seinem zweiten Bundesligaeinsatz gekommen ist. An seiner Seite stehen im neu formierten Mittelfeld Horst Heese und Roland Weidle, der in der Rückrunde Jürgen Grabowski überwiegend als Außenstürmer vertreten hat. Den Platz von Weidle im Sturm nimmt dagegen Thomas Rohrbach ein, der bislang überwiegend in der Verteidigung eingesetzt wurde. Für Rohrbach spielt heute Wirth Außenverteidiger, neben Rohrbach stehen Ender Konca und Bernd Hölzenbein in vorderster Front. Ob die Oberhausener Defensive so in Schwierigkeiten zu bringen ist, wird man abwarten müssen. Zumindest Konca hat in dieser Saison noch nicht restlos überzeugen können. Nachdem "Jupp" Tenhagen in der ersten Minute ein Solo ins Nichts gestartet hat, droht der Eintracht in der vierten Minute der nächste Ausfall: Bei einem Kopfballduell rasselt Horst Heese mit dem Oberhausener Denz zusammen. Heese wird an die Seitenauslinie gebracht und dort behandelt. Die Diagnose: Nasenbeinbruch! Wenige Augenblicke später ist Heese als Sonderbewacher von Torjäger Kobluhn dennoch wieder auf dem Platz – der Mann ist einfach unverwüstlich. Die defensive Ausrichtung der Eintracht gestattet den Gastgebern zwar ein optisches Übergewicht, gefährlicher sind jedoch die Hessen mit ihren Kontern. Die Oberhausener können sich bei ihrem Torwart Scheid bedanken, dass Weidle und Hölzenbein die Gäste nicht in Führung bringen. Weidle und Hölzenbein sind auch sonst die auffälligsten Spieler der Eintracht. Bei dem fleißigen Weidle sind es die 30-Meter-Einwürfe und bei Hölzenbein die unwiderstehlichen Dribblings, die seinen Bewacher Wilbertz mehr als einmal schlecht aussehen lassen. Der von der Eintracht umworbene Oberhausener Kliemann macht dagegen eine gute Figur. Schon nach 28 Minuten müssen die Gastgeber das erste Mal wechseln: Gert Fröhlich kommt für Gerd Wörmer in die Partie. Wörmer, der zu Saisonbeginn von Tennis Borussia Berlin zu Oberhausen stieß, hat heute - wie auch in den letzten Wochen - keine gute Form, ist allerdings auch angeschlagen. Zehn Minuten später wird das Rückpassgeschiebe zum eigenen Torwart bei abgebrochenen und fehlgeschlagenen Angriffsversuchen unterbrochen: Denz wagt den ersten Torschuss, der allerdings an Dr. Kunters Fäusten endet. Kurz vor der Pause zieht sich dann Schiedsrichter Herbert Lutz den Unmut der Zuschauer zu, die sich ohnehin so langsam fragen, ob heute nicht ein schöner Spaziergang die bessere Wahl gewesen wäre, statt hier im Stadion zu sitzen und einem unterdurchschnittlichen Fußballspiel beizuwohnen. Lutz jedenfalls trägt nicht zur Entspannung der Oberhausener Fans bei, denn er verweigert einen möglichen Elfmeter für die Gastgeber. Mumme hat zu Schumacher geflankt, doch der wird im Strafraum von Rohrbach umgerannt. Torwart Dr. Kunter vermutet in der Halbzeitpause nicht nur deswegen: "In der zweiten Halbzeit wird’s schwerer für uns." In der liegt gleich wieder ein Elfmeter in der Luft, als Heese kurz nach der Pause bei einer Rückgabe der Ball an die Hand springt. Doch erneut bleibt die Pfeife von Lutz stumm. Reiner Hollmann will in der 55. Minute wohl endlich die Pfeife des Schiedsrichters hören, denn er senst in einer Art Amoklauf nacheinander Reichel, Trinklein und Weidle um. An der Härte Hollmanns in dieser Szene liegt es aber nicht, dass die Gäste nach vorne nun nicht mehr viel zu bieten haben. Das hat viel eher damit zu tun, dass die Frankfurter unverständlicherweise zunehmend darauf verzichten, den gefährlichen Hölzenbein anzuspielen. Auf der Gegenseite lassen im Laufe des Spiels die Kräfte der Gastgeber rapide nach. Trainer Brocker, sonst kein großer Freund von Wechseln, reagiert und nimmt Lothar Kobluhn aus dem Spiel. Lothar Kobluhn, in der letzten Saison noch mit 24 Treffern erfolgreichster Schütze bei Rot-Weiß, bleibt damit im achten Spiel hintereinander ohne Torerfolg – ein einziges Saisontor ist für den lange verletzten Stürmer zu wenig. Für Kobluhn kommt Fred Hoff, der zu Saisonbeginn von Tasmania Berlin zu Oberhausen stieß, zu seinem 15. Punktspieleinsatz. Mumme profitiert von der Einwechslung Hoffs, der das Angriffsspiel der Gastgeber neu belebt. Mummes Direktschuss findet seinen Meister jedoch im faustenden Dr. Peter Kunter, dem zuverlässigen Schlussmann der Eintracht. Es bedarf schon eines Missverständnisses zwischen Heese und Dr. Kunter, um Oberhausen in der 68. Minute zur größten Chance des Spieles zu verhelfen: Heese gerät eine Rückgabe auf seinen Schlussmann zu kurz, Schumacher erläuft sich den Ball und hebt ihn über Dr. Kunter... und über das Tor. Glück für die Eintracht, ein Elfmeter wäre schwerer zu verwandeln gewesen … Doch die Göttin Fortuna ist ein launisches Weib und wendet sich kurze Zeit später einem anderen zu: Fred Hoff. Immerhin hat die Göttin ein gutes Gedächtnis: Hoff erzielte sein bisher einziges Tor - am 12. Spieltag beim 2:0-Sieg gegen Düsseldorf - in der 80. Minute zum 1:0. Heute schreiben wir die 81. Minute, als die Frankfurter Defensive vier Ecken hintereinander abwehrt, aber nicht aus der Gefahrenzone bringen kann. Das Leder kommt zu Hoff, der den Ball mit einem Bogenschuss gefühlvoll über Freund und Feind ins lange Eck des Eintracht-Tores hebt – 1:0 für Oberhausen. Mumme und vier Frankfurter wollten eingreifen, aber der Ball landete auch so im Kasten. Die Eintracht bräuchte jetzt mehr Kerle vom Schlag eines Horst Heese. Heese, der ja bereits in der vierten Minute einen Nasenbeinbruch erlitten hat, hält nicht nur bis zum Ende durch, sondern schaltet sich in der Schlussphase sogar noch gefahrbringend in den Angriff der Frankfurter ein. Der Ausgleichstreffer, der ihm allein für seinen Willen und seinen Einsatz gebühren würde, will jedoch nicht mehr fallen. Oberhausen kann sich trotz des Sieges in der Tabelle
nicht verbessern und bleibt auf Rang 15. Die Eintracht verliert durch
diese Niederlage zwei Plätze und rutscht auf Rang 7 ab. Der Rückstand
auf Platz 5, den die heute siegreiche Hertha einnimmt, beträgt zwei
Punkte. Und beim nächsten Heimspiel ist der amtierende Deutsche Meister
aus Gladbach zu Gast im Waldstadion ... (rs)
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