Fenerbahçe Istanbul
- Eintracht Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1971/1972
1:1 (0:1)
Termin: 22.11.1971
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Bernd Hölzenbein (15.), 1:1 (83.)
Fenerbahçe Istanbul | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Ein Nationalheld Erst schwieg er sich aus, nun babbelt er, als würde er Geld dafür bekommen: Wilhelm Pieper, der Liga-Obmann von Arminia Bielefeld. Am Wochenende sagte er vor dem Kontrollausschuss des DFB aus. So will er es gewesen sein, der den Hertha-Spielern Varga und Gergely vor dem Spiel gegen die Arminia 30.000 Mark übergeben hat. Außerdem sollen nach seinen Angaben bei der Geldübergabe an Schalke 04 auch deren Präsident Siebert und Schatzmeister Heinz Aldenhoven zugegen gewesen und beim gescheiterten Bestechungsversuch soll MSV-Trainer Fasnacht eingeweiht gewesen sein. Doch damit nicht genug, das Beste meint Pieper sich zum Schluss aufgehoben zu haben: "Der größte Knüller war überhaupt, dass Eintracht Frankfurt und wir Bielefelder ein Spiel gemeinsam manipuliert haben." Als sein Gesprächspartner, der ehemalige Kickers-Präsident Canellas nachfragt, welches Spiel das denn gewesen sein soll, schweigt der zuvor so redselige Pieper angeblich und lächelt. Die "Bild", die die Pieperstory brühwarm veröffentlicht, schreibt: "Es wird vermutet, dass es sich um das Spiel Kickers Offenbach - Eintracht Frankfurt (0:2) gehandelt hat." Wer es vermutet, darüber schweigt die "Bild" sich aus. Das Gerücht, der Vorwurf ist in der Welt, Eintrachts Präsident Zellekens muss reagieren. Er tut es, indem er eine öffentliche Erklärung abgibt: "Zu keiner Zeit hat das Präsidium der Frankfurter Sportgemeinde Eintracht oder dessen Beauftragte, Verbindungen mit anderen Vereinen zwecks Manipulationen von Bundesligaspielen aufgenommen." Trainer Ribbeck bringt es knapp auf den Punkt: "Wir haben damit nichts zu tun." Sportlich nicht viel gebracht hat der Ausflug der Eintracht in die Türkei, von dem sie am Dienstagnachmittag früher als ursprünglich geplant zurückgekehrt ist. Im Reisegepäck führte sie drei Gegentore und dieselbe Anzahl von verletzten Spielern. Jürgen Grabowski handelte sich erneut eine Bänderzerrung ein, Horst Heese verspürt seit dem Spiel gegen Fenerbahçe am Montag Schmerzen an der Achillessehne und Manfred Diehl, der Parits vertreten sollte, war gar nur 20 Minuten im Einsatz, bevor er sich ebenfalls eine Zerrung zuzog und ausscheiden musste. Schade, der junge Mann, der seit dem Sommer bei der Eintracht ist, kam so um seine Chance, sich endlich mehr in das Blickfeld Trainer Ribbecks zu spielen. Am Freitagnachmittag wird die Eintracht bereits wieder auf Reisen gehen, denn der nächste Bundesliga-Gegner, der Tabellenletzte Hannover 96, wartet mit dem neuen Trainer Hans Hipp und den wiedergenesenen Bandura und Bertl auf die Gäste aus Hessen. Bereits heute Nachmittag um 16 Uhr wird der Eintracht-Trainer deshalb seine Schützlinge am Riederwald wieder um sich versammeln. "Ich hoffe sehr, dass auch die drei ,Invaliden’ mitmachen können, denn bis Freitag müssen wir uns wieder akklimatisiert haben", meint Ribbeck nicht ohne Skepsis. Der Coach sieht die Tour in die Türkei im Rückblick durchaus mit gemischten Gefühlen: "Schön und gut, ich konnte die Reservisten einsetzen und beobachten, und ich war sehr zufrieden mit ihnen, aber dass das Programm kurzfristig geändert wurde, hat mir ganz und gar nicht gefallen. Das brachte uns völlig aus dem Rhythmus!" In der Tat. Nach der 1:2-Niederlage am Sonntag gegen Eskisehirspor, dem amtierenden türkischen Pokalsieger und ehemaligen Verein von Neuzugang Ender Konca, musste die Eintracht bereits am Montagabend - statt am Donnerstagabend - gegen Fenerbahçe Istanbul antreten. Das 1:1 gegen den sechsmaligen türkischen Meister ist ein Muster ohne besonderen sportlichen Wert, dem Ribbeck auch sonst nicht viel abgewinnen konnte, neue Erkenntnisse schon gar nicht, wie es scheint. Der Trainer will weder das Trainingsprogramm anpassen, noch die Mannschaft ändern. "Die Abwehr hat sich gut geschlagen, während im Mittelfeld und Angriff nicht alles nach Wunsch verlief. Gegen Fenerbahçe hatten wir acht dicke Chancen, doch allein Hölzenbein traf einmal ins Schwarze", moniert Ribbeck die schlechte Chancenverwertung, der seit der Verhandlung in der letzten Woche vor dem DFB-Sportgericht weiß, dass er zudem in zwei weiteren Pflichtspielen auf Bernd Nickel verzichten muss – im Pokalhinspiel in Schweinfurt und eben am Freitag in Hannover. Andererseits ist Bilanz der Hannoveraner so wenig furchteinflößend, dass selbst ein Teilerfolg der Niedersachsen schon fast einer Sensation gleichkommen würde. Zuletzt 0:12 Punkte in der Bundesliga und 1:5 Punkte in den letzen drei Heimspielen gegen Frankfurt sprechen eine deutliche Sprache und gegen einen Sieg der 96er. Ob Horst Heese dort mit von der Partie sein wird, ist noch unklar. Heese bekam von seiner Frau bei seiner Rückkehr am Flughafen eine traurige Nachricht überbracht: Heeses bester Freund wurde bei einem Lokalbummel durch die Düsseldorfer Altstadt erschossen. "Ich kannte Horsts Düsseldorfer Freund. Das ist natürlich ein schwerer Schlag für ihn und seine Frau. Hoffentlich kann er diesen Schock bis zum nächsten Spiel am Samstag in Hannover überwinden", fühlt Ribbeck mit dem Ehepaar Heese mit, das ihm privat nahe steht. Ins Schwärmen gerät der Eintrachttrainer aber dennoch, als Journalisten ihn nach der Begrüßung Ender Koncas in Eskisehir fragen. "Also, das können Sie sich nicht vorstellen, diese Begeisterung. Ich glaube, es gibt keinen einzigen Menschen dort, der unseren Ender nicht kennt. Der ist dort ja ein richtiger Nationalheld", ist Ribbeck immer noch beeindruckt. Denn entgegen der ersten Annahme hat der Trainer wohl doch eine neue Erkenntnis aus der Türkei mitgebracht und vielleicht, wenn auch etwas spät, etwas dazu gelernt: "Jetzt erst wird mir so richtig klar, wie unendlich schwer dem jungen Türken der Wechsel nach Deutschland, in eine Großstadt wie Frankfurt, gefallen sein muss. Das sind ja zwei grundverschiedene Welten …" (rs)
Ein 1:1 in Istanbul Die Eintracht fliegt heute zurück In ihrem zweiten und letzten Spiel der Türkei-Reise kam gestern abend die Bundesligamannschaft der Frankfurter Eintracht bei Fenerbahce Istanbul zu einem hochverdienten 1:1 (1:0). Vor 12000 Zuschauern gingen die Schützlinge von Trainer Ribbeck bereits in der 15. Min. nach einer famosen Einzelleistung von Hölzenbein in Führung. Erst sieben Minuten vor dem Abpfiff kamen die Türken, nachdem die Eintracht eine Fülle guter Möglichkeiten nicht genutzt hatte, zum Ausgleich. Auf regennassem, nicht eben leicht zu bespielendem Boden lagen die Frankfurter in der ersten Halbzeit nahezu stets im Angriff, hatten den Gegner im Griff. Wären die Aktionen in Strafraumnähe etwas zwingender vorgetragen worden, der Gast hätte zur Pause bereits hoch geführt. So aber blieb es bei dem einen Treffer, und Linksaußen Ender, in seiner Heimat auf Schritt und Tritt von den Fans verfolgt und auf dem Spielfeld etwas zu eigensinnig, konnte nach dem Abpfiff nur bekennen: „Drei Tore hätte ich heute mindestens schießen müssen." Aber nicht nur Ender wollte es ganz besonders gut machen, gegen einen Gegner, der, so Trainer Ribbeck, stärker schien als jene Mannschaft von Eskisehir Spor. Die Eintracht bestritt dieses Fußball-Testspiel in der Besetzung Feghelm; Reichel, Wirth, Lutz, Rohrbach; Stahl, Kalb; Grabowski, Diehl — der bereits nach 20 Minuten mit einer Zerrung ausschied und durch Heese ersetzt wurde —, Hölzenbein und Ender. Die Ankunft auf Rhein-Main wird am heutigen Dienstag zwischen 15.00 und 16.00 Uhr erwartet. ('Frankfurter Neue Presse' vom 23.11.1971)
Hasch-Häscher waren schon auf dem Sprung... Hirtenpfeifen, Kerzenständer, anatolische Waage — Eintracht-Heimkehr im Türkenlook „Mit 1:3 Punkten und hundemüde", so scherzten die Spieler, kehrte die Equipe der Frankfurter Eintracht am Dienstagnachmittag von ihrer Türkeireise zurück. Nachdem sie am Samstag bei Eskisehir Spor, dem Stammklub von Ender Konca, mit 1:2 verloren hatte, kam sie am Montag in Istanbul gegen Fenerbahce zu einem hochverdienten 1:1, wobei Hölzenbein nach Alleingang in der 15. Minute das Führungstor gelungen war und die Türken wenige Minuten vor Schluß ausglichen. Die Eintracht-Spieler grämten sich darüber nicht, denn im Reisegepäck lag allerhand verstaut, was für entgangene Siege entschädigte. Früher als erwartet, jedenfalls für die Türken, kam die Eintracht am Donnerstag in Istanbul an, so daß das für den gleichen Abend vorgesehene Spiel gegen den Spitzenklub Fenerbahce ausfiel und dann am Montag doch noch zustande kam. Früher als geplant landete die Eintracht auch am Dienstag wieder auf Frankfurts Flughafen. Die Spielerfrauen, erwartungsvoll und einträchtig beisammen — soweit Frühstarter —, schlossen ihre Recken freudig in die Arme; und sogar Tränen gab's. Der Rest der „besseren Hälften" kam zu spät, was beispielsweise Friedel Lutz sehr nachdenklich stimmte. Noch weitaus nachdenklicher wirkte Trainer Ribbeck, den die Häscher der Kripo auf Hasch untersuchen wollten. „Aha, die Eintracht kehrt aus der Türkei zurück. Jetzt werden wir mal Stichproben machen", sagten sich die Drogen-Wächter und wollten den Bundesliga-Coach visitieren, sahen dann aber doch davon ab. Hasch hatte die Eintracht nicht im Gepäck, dafür aber allerhand andere typische Mitbringsel vom Orient. „Ich habe mich immer an den Friedel Lutz gehalten, der handelte am besten", kommentierte Peter Knnter, den neuen Ledermantel um die Schulter und antike Waffen in der Tasche. Überhaupt, der türkische Bazar war Hauptanziehungspunkt für die Bundesliga-Cracks. Am Freitag, beim ersten Einkaufsbummel, war die Equipe ein gern gesehener Gast. Am Montag, des großen Erfolges wegen, hatten die Händler ihre Pappenheimer schon erkannt. Plötzlich war alles doppelt so teuer. Aber die cleveren Türken hatten die Rechnung ohne den noch clevereren Friedel Lutz gemacht — und freilich auch ohne Ender Konca, der überall umjubelte und umlagerte Fußballheld der Türkei. Er stand seinen Team-Kollegen mit Rat und Tat zur Seite, und wenn nichts mehr half, dann half das Image des Idols Ender. So kam Heese zu seinem stolzen Besitz: „Jetzt bin ich der erste Dietzenbacher mit einer anatolischen Waage." Thomas Rohrbach erwarb ein überlanges schwarzes Hemd und Hirtenpfeifen, die als Requisiten bei einer improvisierten „schwarzen Messe" im Hotel dienten. Allabendlich wurde im Hotel geflachst. So hatte Hölzenbein einen Ledermantel für die Gattin erworben, die die Größe 38 bevorzugt. Der Mantel aber hatte die stattlichen Maße eines 48er Athleten. Hoch hinaus wollte auch Peter Reichel mit einem riesigen Kerzenständer, und Trinklein heimste ein so umfassendes Sortiment türkischer Dinge ein. daß seine Wohnung zum Bazar verwandelt werden dürfte. „Kalla" Wirth hatte offensichtlich das meiste Geld, denn er mußte gegen Ende der Reise sogar dem Schatzmeister Jakobi finanziell aushelfen. Ribbeck, der Pfeifennarr, deckte sicn mit Meerschaum ein und machte die Erfahrung, daß ein guter türkischer Teppich pro Quadratzentimeter 144 Knoten aufweist. Aul einen Krummsäbel aber hieß es verzichten. Er kostete rund 800 Mark. Die sportlichen Erfahrungen waren minimal. Eskisehir Spor wurde unterschätzt. »Wir haben die am Samstag spielen sehen und uns dann so gut an das mittlere Regionalliga-Niveau angepaßt, daß wir prompt verloren. Fenerbahce war wesentlich stärker und wir dann eben auch", sagte Torhüter Peter Kunter. Stahl bot sich mit guten Leistungen für die Zukunft an. Die blaue Moschee, der Bazar, die Suche nach der Militärmaschine zum Rückflug von Eskisehir nach Istanbul, die „schwarze Messe" und die Original-Zisterne aus dem James-Bond-Film „Liebesgrüße aus Moskau" traten aber schon auf dem Flughafen in der Gedankenwelt der Eintracht-Crew in den Hintergrund. Das Bundesligaspiel am Samstag in Hannover mahnte. ('Frankfurter Rundschau' vom 24.11.1971)
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