Eşkisehirspor - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1971/1972

2:1

Termin: 21.11.1971
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 1:0., 2:0, 2:1 Jürgen Grabowski (75.)

 


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Eşkisehirspor Eintracht Frankfurt

 


 

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Trainer
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Die alte Stadt

Nach dem beeindruckenden Sieg in Warschau reicht der DFB-Auswahl im Heimspiel gegen die polnische Elf ein Unentschieden. Die deutschen Fans erwarten an diesem 17.11.1971 allerdings deutlich mehr. Für gute Unterhaltung soll beispielsweise Reinhard "Stan" Libuda sorgen.

Der Schalker Libuda hat im September 1963 im Frankfurter Waldstadion beim 3:0 gegen die Türkei sein erstes A-Länderspiel bestritten, als Uwe Seeler in der zweiten Halbzeit ein Hattrick gelang. "Uns Uwe", der in dieser Saison seine Abschiedstour durch die deutschen Stadien gibt, ist nicht mehr dabei, dafür wird aber "Stan" im Hamburger Volksparkstadion mit derart lauten Sprechchören empfangen, als sei er das Hamburger Fußballidol. Die Fans haben nicht vergessen, dass Libuda hier im WM-Qualifikationsspiel am 22. Oktober 1969 mit seinem tollen Tor zum 3:2 gegen Schottland die DFB-Auswahl nach Mexiko geschossen hat.

Der Schalker spielt wie gehabt Rechtsaußen, so dass dem Eintrachtkapitän Jürgen Grabowski nur der linke Flügel bleibt. Während "Grabi" links nicht zu überzeugen weiß, gelingen Libuda im ersten Durchgang wenigstens einige gute Flanken. In der zweiten Halbzeit wird das bereits mediokre Spiel von Schöns Truppe unterdurchschnittlich, der Schalker bekommt weniger Anspiele und geht mit dem Rest unter. Wobei es Grabowski noch ein wenig mieser ergeht, denn der Frankfurter dribbelt sich nicht nur immer wieder fest, er vergibt auch eine der raren guten Chancen, als er in der 75. Minute einen Flankenball Libudas über das Tor der Polen hebt …

Das Wetter ist deutlich abwechslungsreicher als die Partie und bietet Regen, Sonne, Schnee und Hagel, garniert mit starken Windböen. Viele der 62.000 Zuschauer haben bereits kurz vor dem Ende genug gesehen und geben ihrem Wunsch lautstark kund: "Aufhören, Aufhören" schallt es durch das Stadion. Aber der schottische Schiedsrichter Mullen, schlechtes Wetter und verbissen geführte Fußballkämpfe von zu Hause gewohnt, beendet das Spiel erst nach den regulären 90 Minuten. Mullen kann, wie die Polen, nach Hause fahren, während sich Jürgen Grabowski in der Nationalmannschaft weiterhin nur selten heimisch fühlt …

"Lass’ die Fremde dir zur Heimat werden, doch niemals die Heimat zur Fremde." Zumindest der erste Teil dieses Spruches fällt vielen Einwanderern und ausländischen Arbeitnehmern überall auf der Welt nicht leicht. Ender Konca, der türkische Nationalspieler, der zu Saisonbeginn aus der anatolischen Provinzhauptstadt Eşkisehir nach Frankfurt wechselte, ist am Main bisher so wenig zu Hause wie Jürgen Grabowski in der DFB-Auswahl. Die sportlichen Leistungen sind bislang noch deutlich hinter den hochgesteckten Erwartungen zurückgeblieben, die der junge Stürmer in den beiden Spielen gegen die deutsche Nationalmannschaft und im Freundschaftsspiel gegen den Europapokalsieger Ajax Amsterdam geweckt hat.

Für die anderen Eintrachtspieler sind die beiden Freundschaftsspiele in der Türkei gegen Eşkisehirspor und Fenerbahce Istanbul eine schöne Auslandsreise an einem punktspielfreien Wochenende, für Ender Konca ist es eine Heimkehr. Auch eine Heimkehr in die "alte Stadt", denn das bedeutet Eşkisehir übersetzt. Hier werden nicht nur die berühmten Meerschaumpfeifen hergestellt, hier hat Konca vor seinem Wechsel nach Frankfurt auch gespielt.

Gleich im ersten Vergleich treffen die Frankfurter auf Koncas letzten Verein Eşkisehirspor, der 1965 durch die Fusion dreier Vereine entstanden ist. Nach einem Jahr in der 2. türkischen Fußballliga gelang dem neuen Klub der direkte Aufstieg in die 1. Liga. Nach zwei 2. Plätzen 1969 und 1970 sowie der Finalteilnahme im türkischen Pokalwettbewerb, wo man gegen Göztepe Izmir mit 2:1 und 1:3 knapp den Kürzeren zog, wurde man in diesem Jahr 4. und errang den türkischen Pokal, indem Bursaspor nach einer 0:1-Niederlage im Rückspiel mit 2:0 bezwungen werden konnte.

Drei erfolgreiche Jahre und eine Zeit, die eng mit dem Namen Ender Konca verbunden ist, denn 1968 kam der damals 20jährigen von Istanbulspor AS zu Eşkisehirspor. Auf europäischer Ebene hat sich nach dem Abgang Koncas nichts verändert. Wie in der letzten Saison, als man den FC Sevilla ausschalten konnte, dann aber dem FC Twente im Rückspiel mit 1:6 deutlich unterlagen war, schied man auch in dieser Spielzeit in der zweiten Runde aus. Dynamo Moskau behielt in beiden Spielen mit 1:0 die Oberhand.

In der Partie gegen die Eintracht können die Türken nun einen weiteren Erfolg gegen einen internationalen Gegner feiern, wenn auch nur in einem Freundschaftsspiel. Die Begegnung kann aber leider nicht einmal ansatzweise mit der Begeisterung der einheimischen Fans mithalten.

Die Eintracht enttäuscht vor allen Dingen in der Offensive, kann aber immerhin eine Viertelstunde vor dem Ende die Führung der Gastgeber durch den mit Abstand besten Akteur ausgleichen – und das ist wieder einmal Jürgen Grabowski. Die Niederlage der Frankfurter kann jedoch auch ihr Kapitän nicht verhindern, denn Eşkisehirspor trifft zur Freude seiner Anhänger noch ein zweites Mal. Anstelle von Rot-schwarz-weiß sind Rot und Schwarz die Farben, die den Sieg davon tragen – die Farben von Eşkisehirspor.

Die Hessen schmerzt diese Niederlage aber sicher weniger als die, die sie vor wenigen Tagen vor dem Sportgericht im Frankfurter DFB-Haus erlitten haben. Aussagen stand gegen Aussage bei der Verhandlung wegen der Roten Karte, die Bernd Nickel im Spiel beim VfB Stuttgart erhalten hat. "Der Schiedsrichter verwarnte mich zu Unrecht, da griff ich mir an den Kopf", behauptete Bernd Nickel, während der Schiedsrichter Karl-Heinz Fork dabei blieb: "Nickel hat mir den Vogel gezeigt."

Wenig überraschend schenkte das Sportgericht dem Unparteiischen mehr Glauben als dem Spieler. Fork kassierte lediglich eine Ermahnung des Vorsitzenden Werner Kirsch zu mehr Sachlichkeit, als der Schiedsrichter seine Aussage zu einem Auftritt umfunktionieren wollte und seine Aussage mit einer allzu flapsigen Schilderung der Szene begann: "So wie der Milchmann läutet!"

"Schutz für die Schiedsrichter", forderte Kontrollausschussvorsitzender Hans Kindermann erwartungsgemäß und beantragte eine Sperre für vier Pflichtspiele. Eintracht-Geschäftsführer Gerhardt, der Nickels Interessen vertrat, plädierte auf zwei Wochen. Das Gericht entschied sich für die Mitte: "Dr. Hammer" wird den Frankfurtern in drei Pflichtspielen fehlen und kann erst im letzten Vorrundenspiel am 11. Dezember gegen den MSV Duisburg wieder auflaufen.

Bereits morgen wird dagegen die Eintracht spielen, die aus der "alten Stadt" nach Istanbul reist, wo Fenerbahce auf sie wartet. Das zweite Freundschaftsspiel wurde entgegen den ursprünglichen Planungen von Donnerstag- auf Montagabend verlegt. (rs)

 

 


 

 

Eintracht unterlag 1:2

Schwache Form gegen Eskisehir

1:2 unterlag die Lizenzspieler-Mannschaft Frankfurt Eintracht in ihrem ersten Spiel ihrer Reise nach der Türkei bei Eskisehir-Spor, dem Stammverein ihres Linksaußen Ender Konca. „Wir haben nicht gut gespielt!", bekannte ihr Trainer Erich Ribbeck, „normalerweise hätten wir gewinnen müssen!"

Aber die Verlegung dieses Spiels von Donnerstag auf den Sonntag hatte die Riederwälder Fußballer aus dem Tritt gebracht, und als die Mannschaft in der letzten halben Stunde endlich voll aufdrehte, war es zu spät. Es reichte nur noch zum Anschlußtreffer, den Kapitän Grabowski eine Viertelstunde vor dem Abpfiff erzielte.

Eintracht: Dr. Kunter; Wirth, Trinklein, Lutz, Reichel (46. Aust); Heese, Hölzenbein, Kalb; Grabowski, Rohrbach, Ender.

Heute tritt die Eintracht bei Fenerbahce Istanbul an. Dabei sollen auch Spieler aus der zweiten Reihe zum Zug kommen. Ribbeck plant mit der Aufstellung Feghelm; Reichel, Rohrbach, Lutz, Wirth; Stahl, Kalb; Grabowski, Diehl, Hölzenbein, Ender zu beginnen. Später sollen noch Heese, Trinklein und Aust eingesetzt werden.

Mit dem Wetter hatte die Eintracht bisher Glück. Seit ihrer Ankunft schien die Sonne. In Ekisehir war der Himmel zwar bedeckt, der Boden aber trocken. Erst nach ihrer Rückkehr nach Istanbul am Sonntagabend regnete es. ('Frankfurter Neue Presse' vom 22.11.1971)


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