Eintracht Frankfurt - Bayern
München |
Bundesliga 1971/1972 - 15. Spieltag
3:2 (1:0)
Termin: Sa 13.11.1971, 15:30 Uhr
Zuschauer: 64.000
Schiedsrichter: Klaus Ohmsen (Hamburg)
Tore: 1:0 Thomas Parits (3.), 1:1 Gerd Müller (56.), 1:2 Gerd Müller (58.), 2:2 Bernd Hölzenbein (61.), 3:2 Friedel Lutz (70.)
Eintracht Frankfurt | Bayern München |
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Slalomläufer und Rekordversuche Schalke 04 und Bayern München kämpfen um die Tabellenführung in der Bundesliga, doch der Bundesligaskandal wirft auch auf den siebenmaligen Deutschen Fußballmeister aus Gelsenkirchen seinen dunklen Schatten. Gegen Spieler des FC Schalke 04 werden im Bestechungsskandal schwerste Anschuldigungen erhoben und nun hat der Bielefelder Lizenzspieler Waldemar Slomiany vor Zeugen dem Bielefelder "Geldboten" Jürgen Neumann gestanden: "Ich habe für 40.000 Mark den Bielefelder Sieg über Schalke 04 am 17. April 1971 gekauft. Mit Ausnahme von Torwart Burdenski haben alle Spieler Geld bekommen." Die Schalker weisen die Vorwürfe erneut umgehend zurück, doch längst ist den Fußballfans nicht mehr klar, wem man noch glauben darf. Einen Tag nach Bekanntwerden der Anschuldigungen Slomianys gibt der fristlos entlassene ehemalige Hertha-Spieler Jürgen Rumor zu, dass er bei seinem ersten Geständnis gelogen hat. "Ich habe von Neumann 165.000 Mark für mich allein erhalten", hatte er behauptet, jetzt stellt Rumor klar: "Ich weiß selbst, dass ich 220.000 Mark erhalten habe. Und die anderen Spieler von Hertha haben auch davon bekommen." Man mag es kaum glauben, aber es gibt auch noch Sportliches zu berichten. So hat Bundestrainer Helmut Schön den Münchner Olympia-Amateur Uli Hoeneß für das entscheidende EM-Qualifikationsspiel gegen Polen in Hamburg nominiert. Und Hoeneß Verein, der FC Bayern München, schickt sich derweil an, einen Rekord zu brechen. Der 1. FC Köln (1964), Borussia Dortmund (1965), Werder Bremen (1968) und Bayern (1971) haben nämlich eines gemeinsam: Sie alle blieben 14 Spiele in Serie ohne Niederlage. Heute wollen die Bayern den alleinigen Rekord und im 15. Spiel ungeschlagen bleiben. Ihnen im Wege steht die im Augenblick viertstärkste Heimelf der Bundesliga: Eintracht Frankfurt. Die Eintracht ist aber nicht nur die Macht vom, sondern besonders die Macht am Main: Seit dem 28. November 1970 verloren die Frankfurter in 17 Heimspielen nur eine einzige Partie, am 5. Juni 1971 gegen den Deutschen Meister Borussia Mönchengladbach. "Wir verlieren in Frankfurt nicht", prophezeit Bayern-Vorstopper Georg Schwarzenbeck ungerührt, "denn gegen die Eintracht haben wir schon immer gut gespielt." Erich Ribbeck gibt sich dagegen zurückhaltend: "Wir müssen in Topform sein, wenn wir gewinnen wollen." Das Fehlen der gesperrten Gert Trinklein und Bernd Nickel bedeutet allerdings eine empfindliche Schwächung der Hessen. Zudem macht ihrem überragenden Kapitän Jürgen Grabowski die in Stuttgart erlittene Verletzung ebenso zu schaffen wie eine verschleppte Grippe. An Training war für Grabi unter der Woche nicht zu denken. Der Himmel ist grau wie Granit, doch das Waldstadion ist an diesem trüben Novembertag restlos ausverkauft, selbst in den Flutlichtmasten sind einige furchtlose junge Leute zu finden. Die leere Vereinskasse der Hessen kann sich über Einnahmen in Höhe von rund 400.000 DM freuen.
Noch größer ist allerdings die Freude der Eintrachtfans, als die Hausherren nach nur drei gespielten Minuten in Führung gehen! Als Hoeneß den Ball verliert und Beckenbauer und Schwarzenbeck die Übersicht, funkt Thomas Parits erfolgreich dazwischen, umkurvt auch noch den am Boden liegenden Maier und schießt zum 1:0 ein. Sepp Maier ist über das Tor recht erbost und schimpft in Bezug auf die Freiheiten der Frankfurter Stürmer: "Die können ja hier Slalom laufen." "Ich hatte noch ganz schön Arbeit damit, bis ich ihn mit letzter Kraft und mit dem letzten Zentimeter Schuh noch ins Tor schieben konnte", will Torschütze Parits seine Leistung aber nicht unterbewertet wissen. Die ursprüngliche Taktik des Tabellenführers aus München ist damit bereits nach knapp 180 Sekunden über den Haufen geworfen. Jetzt müssen die Bayern selbst kommen und das tun sie auch. Führungen der Gegner sind die Gäste in dieser Saison gewohnt, derlei wirft sie nicht aus der Bahn. Nahezu ohne Unterbrechung rollen die wütenden Angriffe des Pokalsiegers auf das Tor der Eintracht. Die Bayern versuchen, ihr Spiel zu finden. Beckenbauer treibt seine Truppe nach vorn, sie wollen den Ausgleich. Roth und Schwarzenbeck probieren, aus der Distanz zum Ziel zu kommen. Dr. Kunter ist jedoch heute mit Fernschüssen nicht zu bezwingen, wie es scheint. Im Zentrum geht ohnehin wenig für die Gäste, denn dort hängt Thomas Rohrbach zäh und verbissen an Gerd Müller, von dem fast die ganze Halbzeit hindurch nicht viel zu sehen ist. Als sich "Bulle" Roth dann doch einmal nur wenige Meter vor dem zudem leeren Tor die Einschusschance bietet, vergibt der sonst so verlässliche Kanonier der Münchner. Aber auch die Eintracht sammelt Chancen, trotz der leichten Unterlegenheit, was die Spielanteile anbelangt. Grabowski kommt beispielsweise in eine gute Schussposition, sein Versuch geht nur ein paar Handbreit neben Maiers Tor. Die Partie erweckt beileibe nicht den Eindruck, hier würde der Tabellenerste gegen den Tabellenneunten antreten. Ein Unterschied zwischen beiden Mannschaften ist nur schwer auszumachen. Die größte Überraschung ist vielleicht die, dass die in der Vorrunde so oft schwächelnde Abwehr der Frankfurter dem Münchner Dauerfeuer bis zur Pause unbeschadet standhalten kann. Leider bringt Schiedsrichter Ohmsen die Eintracht um die Chance, die Führung auszubauen. Knapp fünf Minuten vor der Pause wird Hölzenbein von Breitner im Strafraum zu Boden gerissen – ein glasklares Foul, keine Frage. Doch Ohmsen verweigert der Eintracht den fälligen Strafstoß, obwohl der Unparteiische unmittelbar neben der Szene seinen Platz gefunden und beste Sicht hatte. "Normal ein klarer Elfmeter", meint selbst Bundestrainer Helmut Schön. Schiedsrichter Ohmsen bleibt jedoch bei seiner Meinung, auch wenn er mit ihr alleine steht: "Hölzenbein war schon im Fallen. Da konnte ich nicht pfeifen." In der Halbzeit bringt Bayern-Trainer Udo Lattek Hoffmann für Sühnholz, um den Druck weiter zu erhöhen. Allerdings kann man weder Sühnholz noch Hoffmann eine besondere Torgefährlichkeit nachsagen. Die treibende Kraft der Münchner Offensive ist ohnehin Paul Breitner, den der "Kicker" wie den famos haltenden Dr. Kunter in die "Elf des Tages" berufen wird. In der zweiten Halbzeit sieht es so aus, als sei der Ausgleich nur eine Frage der Zeit, so konzentriert spielen die Gäste nun auf. Gerd Müller entzieht sich jetzt öfter seinem Bewacher und scheitert nur knapp an der Latte des Frankfurter Tores. Nicht nur das Eckenverhältnis erhöht sich zugunsten der Münchner, auch der Druck auf die von Libero Lutz bislang vortrefflich organisierte Abwehr nimmt stetig zu. Eben noch vergibt Edgar Schneider aus knapp drei Metern eine große Chance, doch nach einer knappen Stunde schlägt dann dieselbe des "Bombers der Nation". In der 56. Minute überlistet Gerd Müller nach Beckenbauers Vorarbeit Rohrbach und besorgt das 1:1. Drei Minuten später trifft "kleines, dickes
Müller" per Kopf nach einer Flanke von Hoffmann erneut. Müller
ist in der Form seines Lebens und von keinem Stopper der Welt über
90 Minuten auszuschalten. Kein Vorwurf also an Rohrbach, der trotz der
beiden Tore des Mittelstürmers ein gutes Spiel macht.
Und die Eintrachtfans, die ihre Lieblinge selbst bei eigener Führung zuweilen gnadenlos mit Pfiffen bedenken, wenn die Leistungen nicht mit dem Frankfurter Selbstverständnis von Spielkultur im Einklang sind, feuern ihre Eintracht ohne Unterlass an und peitschen sie nach vorne. "Eintracht! Eintracht!" schallt es nun pausenlos unter rhythmischem Händeklatschen von den Rängen des Waldstadions. Ob der erfahrene Sepp Maier sich von der Kulisse oder dem Frankfurter Siegeswillen beeindrucken lässt, ist nicht auszumachen. Sicher ist nur: Der Nationaltorhüter kann sich in der 61. Minute eine Flanke von Kalb nicht greifen, weil Bernd Hölzenbein sich angeschlichen hat und vor ihm an den Ball kommt. "Holz" köpft zum umjubelten Ausgleich ein. In die jetzt wankende Abwehr der Bayern stoßen neue Angriffe der Gastgeber, kommandiert vom geradezu ausgelassen spielenden Parits. Schwarzenbeck, der schon in der ersten Hälfte wegen seiner übertriebenen Härte gegen Parits die Gelbe Karte gezeigt bekam, wird mit dem Österreicher mehr als einmal nicht fertig.
In der 70. Minute schickt dann Parits den weit aufgerückten Friedel Lutz mit einem mustergültigen Pass in halbrechter Position in Richtung des Münchner Heiligtums. Franz Beckenbauer versucht in letzter Sekunde zu retten, kommt aber einen halben Schritt zu spät: Aus wenigen Metern und spitzem Winkel schießt Lutz den Ball am herausstürzenden Sepp Maier vorbei zum 3:2 ein. Kein Rand und kein Band halten die 64.000 im Waldstadion jetzt noch. Es bleibt aufregend. Parits köpft den Pfosten an, Krauthausen schickt einen wilden Schuss los, den Kunter in einer fantastischen Parade zur Erde bringt. Im Endspurt sind die Bayern mehr als einmal dem Ausgleich nahe, aber auch die Eintracht findet Lücken beim Tabellenführer. Das "Eintracht! Eintracht!" wirkt auf die Frankfurter wie eine Peitsche, die sie zu besonderer Leistung antreibt. Ender Konca, der mit einem Kopfball leider nur den Pfosten trifft, lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen und auch Kalb hält im letzten Drittel der Partie endlich mit dem emsig schaffenden Krauthausen mit. Der von der Grippe deutlich geschwächte Grabowski gibt gegen Ende der Partie noch Kostproben seiner Dribblerqualitäten und hilft die Führung ins Ziel zu retten. Entscheidend ist jedoch, dass Friedel Lutz endlich wieder seine Schnelligkeit und die Erfahrung ausspielt, die man von dem früheren Nationalspieler bei seiner guten Kondition immer noch erwarten kann. Wirth, der knallharte Außenverteidiger, und Reichel fügen sich gut in die Viererkette ein, in der Rohrbach gegen Müller weiterhin sein Bestes gibt. Horst Heese gibt Hoeneß zudem nicht allzu viel Spielraum, dafür aber reichlich Kontra.
Bis zum erlösenden Schlusspfiff lassen weder die Eintrachtspieler noch ihre Fans nach und so bedeutet der erste Treffer von Friedel Lutz seit 25 Monaten den Sieg für die Eintracht. Einem Sieg, der dem nie erlöschenden Kampfgeist der Eintracht, der fantastischen Unterstützung durch ihre Fans und einem Dr. Kunter in Weltklasseform zu verdanken ist. Fußball-Frankfurt bereitet den verdienten Siegern eine stehende Ovation, im sich nur langsam leerenden Stadion brennen Freudenfeuer. Die Bayern kassieren zum ersten Mal seit 24 Spielen mehr als zwei Gegentore und müssen ihren Traum vom Rekordstart begraben. Außerdem muss der Pokalsieger aus München die Tabellenführung an Schalke 04 abgeben. Die Eintracht, die in den letzten 4 Spielen 14 Tore erzielt hat, klettert in der Tabelle trotz des großen Sieges nur um einen Platz auf den 8. Rang. Friedel Lutz ist uneingeschränkt zuzustimmen, wenn er feststellt: "In dem Spiel hat wohl nichts gefehlt. Dramatik, Tempo, Tore. Die Leute haben was gesehen für ihr Geld!" "Wenn der Beckenbauer richtig angreift, habe ich doch gar keine Chance", kritisiert Lutz seinen berühmten Kollegen bei der Schilderung des Siegtores: "Und der Maier sah auch nicht gut aus!" "So ein Mist", schimpft Sepp Meier nach dem Spiel über seinen Fehler beim 2:2 und verspricht für das Länderspiel: "In Hamburg werde ich alles wiedergutmachen." Seinen Treffer zum Ausgleich schildert Bernd Hölzenbein so: "Sepp Maier wollte Kalbs Flankenball ganz lässig abfangen, so wie früher Hans Tilkowski. Der Sepp hat mich gar nicht kommen sehen." "Von meinen bisherigen vier Toren waren drei mit dem Kopf", freut sich der "Holz" und fügt lächelnd hinzu, während er auf die zweimal gebrochene Nase zeigt: "Seit meine Nase krumm ist, habe ich keine Angst mehr vor Kopfbällen." "Der Mann ist so stark aufgrund seiner Anatomie. Bei seinem ersten Tor wartete er, mit dem Rücken zu mir, auf welcher Seite ich reingehen würde, dann stieß er sein bajuwarisches Hinterteil nach hinten, und mich damit weg, drehte sich nach der anderen Seite, schoss aus der Bewegung, und schon war der Ball drin", schildert Thomas Rohrbach das erste Tor seines Gegenspielers Gerd Müller. "Beim zweiten war unsere ganze Abwehr unsicher, ich war eine Idee zu weit weg von Müller, und schon war es passiert!" "Vielleicht war ich da nicht ganz so konzentriert, so konsequent", vermutet Rohrbach, der Müller bis auf die Gegentore gut im Griff hatte, aber ihn natürlich nicht gänzlich ausschalten konnte. Rohrbach gerät fast ins Schwärmen über seinen Kontrahenten: "Ein fairer, einfacher Spieler, der dennoch hart ist und seine Knochen einsetzt. Er ist der gefährlichste Mann, gegen den ich in dieser Saison spielte. Es gibt Elegantere, aber keinen, der so wie er nie aufsteckt, der so im Spiel aufgeht. Und er kehrt nie den Star heraus!" "Der fairste Vorstopper, gegen den ich je gespielt habe", gibt Gerd Müller ein Kompliment zurück. "So wild einsteigen kann ich auch gar nicht", entgegnet Rohrbach. "Dr. Kunter war heute nationalmannschaftsreif", findet Schiedsrichter Ohmsen, während Bundestrainer Schön die Mannschaftsleistung der Frankfurter hervorhebt: "Mein Kompliment der Eintracht. Sie hat auch nach dem 1:2-Rückstand nicht aufgesteckt. Das ist eine neue Eintracht, die sich hier ihren begeisterten Zuschauern bot." Und auch Ender Konca ist Schön positiv aufgefallen: "Nun findet er sich doch prima 'rein." Ein einzelnes Lob hat der Bundestrainer jedoch auch zu verteilen und zwar in Richtung Gerd Müllers "Solche Tore schießt nur er. Die Tore waren herrlich." "Aber man kann sich nicht auf Müller allein verlassen", kommentiert Schön kritisch an die Adresse der Bayern: "Müller war wieder Müller. Aber sonst war zu wenig los im Münchner Angriff. Das Spiel wurde nach der Pause besser, weil sich die Bayern steigerten und starke 15 Minuten hatten. Aber dann verfielen sie doch wieder in den alten Trott der ersten Halbzeit." "Mein Kompliment der Eintracht", gibt sich Udo Lattek als fairer Verlierer: "Großartig, der Kampfgeist der Frankfurter." Außer von Parits ist der Bayerntrainer ganz besonders von Hölzenbein angetan, der "Bulle" Roth in den Rückwärtsgang gezwungen hat. "Nur mit Breitner war ich zufrieden", sagt Lattek über seine Defensive und bemängelt: "Unsere Abwehr wurde schon nach dem ersten Tor nervös." "Die Abwehr", sagt Lattek resignierend, "sie ist sonst unsere Stärke, und sie war heute unser schwacher Punkt." "Da hätten wir vorn noch zehn Tore schießen können, und wir hätten doch nicht gewonnen", schimpft Gerd Müller und Beckenbauer knurrt: "Wenn man drei Eigentore zulässt, und so etwas Ähnliches waren sie doch, dann kann man nicht siegen." Der Präsident der Eintracht, Albert Zellekens, jubelt hingegen: "Tolles Spiel vor toller Kulisse! Wir stoßen noch weiter vor!" Das sollte auch im DFB-Pokal möglich sein, obwohl nach der vom DFB heute in Frankfurt vorgenommenen Auslosung für die erste DFB-Pokal-Hauptrunde, die Frankfurter Eintracht noch nicht weiß, bei wem sie anzutreten hat. Sie muss die letzte Südrunde am nächsten Samstag abwarten, ihr Gegner wird dann in der Partie des FC Villingen gegen Schweinfurt 05 ermittelt. Beide sollten aber zu schlagen sein, zumal der Pokal in dieser Saison erstmals in Hin- und Rückspielen ausgetragen wird. "Auf die verbesserte Moral" ist Erich Ribbecks Antwort auf die Frage der Journalisten, worauf er in erster Linie den prachtvollen Sieg über den Tabellenführer zurückführt. Der Trainer freut sich: "Das war ein sehr gutes Spiel, und die Bayern waren für mich sehr stark. Ich freue mich, dass unsere Mannschaft diesmal die Kraft hatte, nach dem 1:2 zurückzuschlagen, und es zeigte sich, dass auch die Bayern-Abwehr zu verwirren ist, wenn der Gegner nach vorn marschiert." Ribbeck hat allen Grund, auf seine Mannschaft stolz zu sein, wurden doch nunmehr beide bisherigen Spitzenreiter - Schalke und Bayern - im Waldstadion geschlagen. "Wir konnten uns im Sturm wesentlich verstärken. Parits fand sich auf Anhieb gut zurecht. Mit ihm haben wir endlich eine gefährliche Spitze in der Mitte. Nachdem auch Ender Fuß gefasst hat, ist der Eintracht-Angriff für jeden Gegner eine echte Gefahr - selbst gegen eine Hintermannschaft vom Format des FC Bayern ", sieht Ribbeck die Gründe für den Aufschwung bei der Eintracht, wobei er diesen nicht allein an den Neuzugängen Parits und Ender festmachen will: "Unsere Spieler sind technisch reifer geworden. Ich denke an Hölzenbein oder an Nickel, der diesmal leider fehlte. Außerdem hat die Mannschaft endlich das als Voraussetzung zum Erfolg nötige Selbstvertrauen." Dieses zeige sich "in erster Linie dann, wenn wir in Rückstand geraten. Dann reißen wir die Spiele aus dem Feuer. In der letzten Saison wäre unsere Mannschaft nach der Tordoublette von Gerd Müller auseinandergefallen und Bayern hätte klar gewonnen." "Noch nie, seitdem ich vor drei Jahren aus Essen an den Main kam, standen die Zuschauer so treu und wie ein Block hinter uns. Das stärkt den Rücken. Diese Kulisse im Waldstadion putscht uns auf. Da bekommen die Spieler Mut, und sie kämpfen und kämpfen und kämpfen …", lobt Ribbeck die Unterstützung von außen und gibt einen Ausblick auf die nächsten Wochen: "Wir bleiben mit beiden Beinen fest auf der Erde. Ich hoffe, dass unsere erfolgreiche Heimbilanz mit sechs Siegen und zwei Unentschieden nicht abreißt. Sie war so wichtig für unser Selbstvertrauen." Jürgen Grabowskis Vorstellung von der Zukunft kommt etwas offensiver daher: "Unser ursprüngliches Ziel, nicht in Abstiegsgefahr zu geraten, haben wir praktisch erreicht. So wie es momentan läuft, und bei gesteigertem Selbstvertrauen, rechne ich mir ohne weiteres einen Platz in der oberen Tabellenhälfte aus." Seinen Optimismus begründet er so: "In dieser Saison kommt zu der ein oder anderen guten Leistung noch die Beständigkeit. Wir müssen wieder für voll genommen werden. Parits und Ender haben gut eingeschlagen, und beleben unser Sturmspiel. Ansonsten ist das Mannschaftsgerippe zusammengeblieben. Dies trägt nun Früchte. Negativ sind nur noch die Abwehrschwächen, aber solange wir immer ein Tor mehr schießen als reinbekommen, kann dieser Zustand ruhig anhalten." "Ich möchte Breitners gute Leistung keineswegs schmälern. Aber ich habe in der vergangenen Woche mit einer Grippe und der in Stuttgart erlittenen Knieverletzung im Bett gelegen und deshalb überhaupt nicht trainiert. Aus diesem Grund war ich nicht in bester Verfassung. Denn ohne Training geht es nicht", erklärt "Grabi" seine ordentlich, aber diesmal nicht überragende eigene Leistung. Für das am Mittwoch stattfindende und für den Gruppensieg entscheidende Europameisterschaftsspiel gegen Polen fühlt sich Grabowski fit: "Die Partie gegen den FC Bayern war mein erster Test für das Polenspiel. Ich glaube schon, dass ich den Trainingsrückstand bis zum Mittwoch aufholen und in Hamburg dabei sein kann!" Dabei ist Jürgen Grabowski am selben Abend im Aktuellen Sportstudio des ZDF. Und ab 22:30 Uhr darf sich der Frankfurter Kapitän als ein wahrer Präzisionsschütze fühlen. Dabei verfehlen seine ersten beiden Schüsse auf die Torwand im Studio ihr Ziel und Moderator Dieter Kürten flachst in Anspielung auf die Bestmarke des Schweizers Anton "Toni" Alleman: "Jetzt können Sie immer noch Allemans Rekord einstellen." Und das tut "Grabi" auch: Drei Treffer nacheinander folgen und beim letzten Versuch legt sich der vom Ehrgeiz gepackte Nationalspieler den Ball á la Günter Netzer beschwörend zurecht und … trifft. Grabowski lächelt und Kürten ordert den Sekt für den Mann, mit dem sich Alleman zukünftig seinen Rekord teilen muss. Es ist wohl kein guter Tag für alleinige Rekordhalter … (rs)
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