VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt
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Bundesliga 1971/1972 - 14. Spieltag
4:4 (1:2)
Termin: Sa 06.11.1971, 15:30 Uhr
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Karl-Heinz Fork (Unna)
Tore: 0:1 Bernd Hölzenbein (5.), 0:2 Bernd Nickel (39.), 1:2 Horst Haug (40.), 2:2 Karl-Heinz Handschuh (65.), 3:2 Hans Ettmayer (71., Handelfmeter), 4:2 Hans Ettmayer (78.), 4:3 Jürgen Kalb (82., Foulelfmeter), 4:4 Jürgen Kalb (86.)
VfB Stuttgart | Eintracht Frankfurt |
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Trainer | Trainer |
Vogel und Verstand War der Sieg auf der Alm lediglich ein positiver Ausrutscher oder wird sich der Aufwärtstrend der Hessen in der Fremde im Schwabenland fortsetzen? Diese Frage stellen sich vor dem Spiel beim VfB Stuttgart nicht nur die Anhänger der Frankfurter Eintracht. Trainer Ribbeck dürfte seine gerade auswärts oft wacklige Abwehr die größten Sorgen bereiten. Diese Sorgen sind durch die Rote Karte gegen Trinklein vor zwei Wochen nicht geringer geworden. Mit Spannung erwartet deswegen der Trainer drei Tage vor dem Gastspiel im Neckarstadion die mündliche Verhandlung vor dem Sportgericht, in der über die Dauer der Sperre entschieden wird. Das Sportgericht des DFB verhandelt in dieser Woche außerdem gegen drei weitere Rotsünder im schriftlichen Verfahren: Klaus Wunder (MSV Duisburg) erhält eine Sperre von vier, Willi Reimann (Hannover 96) und Theo Bücker (Borussia Dortmund) je eine Sperre von zwei Wochen. Gert Trinklein erscheint zur mündlichen Verhandlung mit der Unterstützung durch seinen Vereinspräsidenten Albert Zellekens. Auf das Strafmaß hat die gemeinsame körperliche Präsenz keine Auswirkung: Trinklein wird wegen unsportlichen Verhaltens im Heimspiel gegen Kaiserslautern zu vier Wochen Sperre verurteilt. Allerdings bleibt das Gericht damit deutlich unter den vom Ankläger geforderten acht Wochen. "Das wäre entschieden zu hart gewesen, denn Trinklein hat seinen Kontrahenten lediglich mit der Brust weggeschoben", weist auch Trainer Ribbeck den vom Ankläger erhobenen Vorwurf einer Tätlichkeit zurück. Ribbeck muss nun auch so zwei weitere Punktspiele ohne seinen etatmäßigen Libero auskommen. Andere Spieler werden jedoch nie mehr in der Bundesliga auflaufen, denn die Gerichtsbarkeit des DFB hat es noch mit ganz anderen Verfehlungen zu tun, als nur mit banalen Feldverweisen. Der Bundesligaskandal ist noch lange nicht zu Ende, er hat erst begonnen. Der Bielefelder Spieler Jürgen Neumann erklärt gegenüber der "Bild", dass er "im Auftrag von Arminia Bielefeld das für den Abstieg entscheidende Spiel gegen Hertha BSC für 250.000 Mark gekauft" hat. 220.000 DM will er dem Spieler Jürgen Rumor nach der 0:1-Niederlage der Hertha übergeben haben, die Herthaner Varga und Gergely sollen bereits vor dem Spiel je 15.000 DM kassiert haben. Den Auftrag haben ihm nach seiner Darstellung Arminias Fußballobmann Wilhelm Pieper und der Funktionär Franz Greif erteilt. Rumor wird auf Antrag von DFB-Ankläger Kindermann auf dem Wege der einstweiligen Verfügung vom Sportgericht des DFB sofort gesperrt. Arminia Bielefeld legt derweil dem DFB eine Quittung vor, auf der von Schalke der Empfang von 40.000 Mark bestätigt wird. Mit diesem Geld hat Bielefeld den 1:0-Sieg in Schalke erkauft. "Mir war davon nichts bekannt", versichert Schalkes Präsident Siebert. Und alle Fußballfans können sich nur einer Sache sicher sein: Fortsetzung folgt. Auch wenn man es in diesen Wochen kaum glauben möchte: Fußball wird weiterhin gespielt. Doch auch beim nächsten Gegner der Eintracht sind drei Spieler in den Bundesligaskandal verwickelt. Hans Arnold wurde gerade lebenslang gesperrt und zu 15.000 DM Geldbuße verurteilt. Das Verfahren wurde mit Einverständnis von Hans Arnold, der gestanden hatte, von Arminia Bielefeld zum Zwecke der Spielmanipulation 45.000 Mark erhalten zu haben, schriftlich abgewickelt. Die Geldstrafe will der DFB wohltätigen Zwecken zuleiten. Die Verfahren gegen die von Arnold belasteten ehemaligen VfB-Spieler Hans Eisele und Hartmut Weiß laufen noch, doch sie werden zu keinem anderen Ergebnis kommen. Das Ergebnis des Testspiels, das der VfB und die Eintracht kurz vor dem Saisonstart in Mömlingen auf Kunstrasen bestritten, lautete übrigens 4:0 für den VfB. Die Hessen sind auch sonst in Stuttgart ein gern gesehener Gast, liefern sie doch immer schön artig ihre Pünktchen ab. Seit sechs Jahren hat Frankfurt beim VfB nicht mehr gewonnen. Eintracht-Trainer Ribbeck baut schon für den Fall vor, dass sich auch im siebten Anlauf nichts an diesem Zustand ändert: "Mit unserer Abwehr stimmt es im Moment sowieso nicht ganz." Ähnliche Sorgen allerdings auch beim VfB: Die Entscheidung, dass der angeschlagene Libero Entenmann nicht spielen kann, fällt erst kurz vor dem Anpfiff. Die Abwehr der Eintracht wird erst einmal nicht gefordert. Die Frankfurter gehen sofort in die Offensive und bringen die VfB-Abwehr um Egon Coordes in arge Bedrängnis. Jürgen Grabowski stellt sein phänomenales Können unter Beweis und narrt zuweilen drei, vier Stuttgarter nacheinander. "Grabi" ist von der biederen Schwaben-Defensive einfach nicht zu stoppen. Die frühe, aber angesichts der spielerischen Überlegenheit folgerichtige Gästeführung erzielt Bernd Hölzenbein, der ebenfalls ein starkes Spiel macht, schon nach 5 Minuten. Heese hat den Ball im Mittelfeld vor seinem Gegenspieler erreicht und wieder nach vorne gewuchtet, wo Hölzenbein das Leder am Strafraum nicht sofort unter Kontrolle bekommt, doch unbedrängt genug Zeit hat, den Ball auf den linken Flügel zu legen, wo ihn der gestartete Nickel noch vor der Auslinie erläuft und eine angeschnittene Flanke in der Sechzehner schlägt. Dort findet er den aufgerückten Hölzenbein als dankbaren Abnehmer, der am Fünfmeterraum mit ausreichend Platz zwischen zwei Abwehrspielern die Kugel per Kopf neben den rechten Pfosten setzt. Torwart Skoric macht bei diesem Gegentreffer keine allzu glückliche Figur - er hat die Flanke falsch berechnet und faustet nur die Luft hinter Hölzenbeins Kopf beiseite … Skoric kann sich etwas rehabilitieren, als er einen Freistoß im Flug aus dem rechten Winkel fischt und auch bei Grabowskis 20-Meter-Schuss rechtzeitig in der bedrohten Ecke liegt, doch die Schwaben bekommen das Spiel einfach nicht in den Griff. Das liegt unter anderem auch daran, dass Hans "Buffy" Ettmayer sein Trikot in den ersten 45 Minuten geradezu spazieren trägt. Nichts zu sehen ist auch von Horst Köppel, der bei Mönchengladbach und in der Nationalmannschaft seine fußballerische Klasse unter Beweis stellte. Doch hier und heute zeigt ihm der junge Frankfurter Rohrbach die Grenzen auf.
In der Stuttgarter Hintermannschaft fehlt dagegen jemand, der Grenzen zieht. Es herrscht keine Ordnung, die Defensive ist so gesehen die Rumpelkammer unter den Stuttgarter Mannschaftsteilen. Gerd Regitz kann gegen Ender Konca in etwa soviel ausrichten wie Egon Coordes gegen Jürgen Grabowski – nichts. Grabowski ist es auch, der den Treffer von Bernd Nickel in der 39. Minute vorbereitet. Nickel selbst hat Grabowski vor dem Strafraum angespielt und der Kapitän mit enger Ballführung im Sechzehner zwei Stuttgarter auf sich gezogen, bevor er das Leder kurz nach rechts zum nachstoßenden Nickel spielt, dessen Schuss einer Kanonenkugel gleich an des machtlosen Skorics rechter Hand vorbei ins Netz fliegt. Für kurze Zeit scheint eine Vorentscheidung gefallen zu sein. Doch dann spielt Bernd Nickel eine noch größere Rolle, als er es bislang ohnehin schon getan hat. Fast eine Halbzeit lang glänzte er mit einem großen und zielgerichteten Aktionsradius sowie durch kluge Pässe und gefährliche Freistöße. Dieser Nickel im Großformat stößt in der 41. Minute nach einer Flanke von links und der Kopfballablage eines Schwaben im eigenen Strafraum dem Leder entgegen, der bislang überforderte Stuttgarter Mittelfeldstratege Haug unterläuft den Frankfurter, manövriert Nickel damit auf unfaire Art aus und nutzt die freie Bahn zu einem herrlichen Drehschuss mit links in die rechte Torecke zum 1:2. Schiedsrichter Fork will kein Foul des Torschützen erkannt haben. Drei Minuten spielen Fork und Nickel erneut die Hauptrollen. Die Ausführung eines Freistoßes für die Frankfurter verhindert Friedel Lutz, der selbst schießen will und sich so platziert, dass Nickel nicht schießen kann. Von den Rängen ertönen ob der Spielverzögerung grelle Pfiffe, die einen Spurt von Fork in Richtung der uneinigen Eintrachtspieler begleiten. Fork zieht die Gelbe Karte und … verwarnt Nickel! Das will einem vernunftbegabten Menschen nicht in den Kopf gehen und an den fasst sich Nickel auch mit den Worten: "Das gibt es doch nicht!" Schiedsrichter Fork freilich deutet die Geste des Frankfurters anders, fühlt sich beleidigt und zückt die andere Karte, die ihm zur Verfügung steht. Die ist leider rot und für Nickel ist die Partie damit vorzeitig zu Ende. Die Empörung der Eintracht, Ribbecks lautstarkes Engagement, Grabowskis leise Verzweiflung, verpuffen, der Pausenpfiff verlagert die Diskussionen in die Kabine. "Er zeigte mir den Vogel", begründet Schiedsrichter Fork seine Entscheidung, während sich Nickel erwartungsgemäß verteidigt: "Ich hab’ doch nur die Hand an die Stirn gelegt, weil ich meine Verwarnung nicht verstehen konnte." Der Platzverweis wegen angeblicher Schiedsrichterbeleidigung ist erst einmal ähnlich umstritten wie der von Horst Heese an gleicher Stelle in der Vorsaison. Seinerzeit war Heese in der 30. Minute vom Platz gestellt worden, nachdem Bernd Nickel 5 Minuten vorher das 1:0 erzielt hatte. In der 82. und 85. Minute drehte der VfB dann das Spiel durch Tore von Willi Entenmann und Jan Olsson und ging als Sieger vom Platz. Kein gutes Omen für die Eintracht ... "Mein Gott, wir spielen ja wie eine Dorfmannschaft", schimpft Stuttgarts Trainer Zebec vor dem Gang in die Kabine und verlässt sich nicht auf solch unsichere Dinge wie Omen. Er wechselt den Torhüter aus. Zlatko Skoric muss seinen Platz zwischen den Pfosten für Gerhard Heinze räumen, weil der Trainer mit der Leistung von Skoric unzufrieden ist. Oder hat er doch dem Druck der Zuschauer nachgegeben, die lautstark und unmissverständlich die Entfernung Skorics aus dem Kasten den VfB gefordert hatten. Immerhin hätte Zebec in seiner Abwehr oder auch im Sturm mit Horst Köppel leicht geeignetere Kandidaten für einen Wechsel aufgrund schwacher Leistungen gefunden.
Was mag im Pausentee der Gastgeber gewesen sein? In den zweiten 45 Minuten wird das ohnehin bereits aufgeregte Spiel jedenfalls zu einer hektischen Angelegenheit mit explosiver Atmosphäre. Fünf Minuten nach Wiederbeginn Coordes betätigt sich der im Zweikampf mit Grabowski hoffnungslos unterlegene Stuttgarter als eine Art Wadenbeißer, denn nur diesen Körperteil seines wieder mal enteilenden Gegenspielers trifft er. Der Tritt zeigt Wirkung. "Grabi" muss – getragen von Trainer Ribbeck und dem Mannschaftsarzt – den Platz verlassen und wird behandelt. Mit schmerzerfüllter Miene verfolgt er aufgestützt auf dem Boden liegend gemeinsam mit seinem hinter ihm knieenden Trainer das Spiel, während der Masseur der Eintracht versucht, der malträtierten Wade des Kapitäns Linderung zu verschaffen. Grabowski kommt zwar wieder zurück in die Partie, doch der Kapitän ist nicht mehr im Vollbesitz seiner körperlichen Kräfte - nur der Wunsch seiner Mannschaft zu helfen und sein Wille lassen ihn vorerst durchhalten. Während Grabowski gegen die Schmerzen kämpft, geht ein anderer in der hitzigen Atmosphäre auf wie eine Blüte im Sonnenlicht: "Buffy" Ettmayer hat nun die Bühne, die er schätzt und vielleicht auch braucht, um groß aufzuspielen. Zeigte der Österreicher vor der Pause nur Standfußball, weil ihm Heese den Spaß am Flanieren genommen hatte, geht er nun auf große Tour in der Frankfurter Hälfte, ohne dass sein Schatten aus der ersten Halbzeit ihm weiter wirksam folgen könnte. Wäre Ettmayer ein Naturereignis, könnte man von der Eruption eines vormals untätigen Vulkans sprechen. Sein Ausbruch auf dem linken Flügel, den Heese ebenso wenig unterbinden kann wie die nachfolgende Flanke, bereitet Handschuhs 2:2 nach 65. Minuten vor. Dr. Kunter stürzt Handschuh zwar noch entgegen, doch der Stuttgarter kann aus kurzer Distanz den Ball am Frankfurter Torwart vorbei legen. Bis hierhin hat Dr. Kunter seine dezimierte und geschwächte Eintracht mit glänzenden Paraden im Spiel gehalten und die mangelnde Standfestigkeit von Friedel Lutz ausgeglichen. Doch der Ausgleich und die zahlenmäßige Überlegenheit heizen die Stuttgarter weiter an und zudem geht drei Minuten nach dem Ausgleich beim Frankfurter Mannschaftsführer nichts mehr, Jürgen Grabowski muss den Rasen vorzeitig verlassen. Angeschlagen kann er seiner in Unterzahl kämpfenden Eintracht nicht helfen, das versucht nun an seiner Stelle Jürgen Kalb. Aber Ettmayers Festspielminuten sind noch nicht zu Ende. Weitere drei Minuten nach Grabis Auswechslung wird Kunter nach einer Flanke von der rechten Seite vor dem Fünfmeterraum im Duell in der Luft von einem Stuttgarter Angreifer bedrängt und kann den Ball nur mit einer Faust aus der Gefahrenzone boxen. Die Abwehr gerät ihm zu kurz, denn am Strafraumrand lauert Ettmayer, der die Kugel volley postwendend zurück schickt, bevor Kalb intervenieren kann. Der Ball droht sich unter die Latte ins Tor zu senken, doch da boxt Heese in Vertretung seines Keepers den Ball mit der Faust aus dem Kasten. Schiedsrichter Fork tut, was er tun muss und deutet erneut auf den Elfmeterpunkt. Das muss der Neid der Eintracht lassen: Die vorderen Plätze in der Tabelle mögen ein gutes Stück entfernt sein, doch mit bereits zwei Feldverweisen und mit nun sieben Strafstößen gegen sich sind die Frankfurter wenigstens in anderer Hinsicht Ligaspitze. Der wie ausgewechselt spielende Ettmayer bleibt von diesen Zahlenspielen ebenso unbeeindruckt wie von den Protesten der Hessen. Er läuft an, Dr. Kunter ist auf dem Weg in die rechte Ecke seines Tores, doch der Ball fliegt in die linke. Es steht 3:2 für den VfB. Ettmayer ist immer noch nicht fertig. Beschimpft und verhöhnt als "dicklicher Österreicher", vom Trainer mit Reservistendasein bedroht, wirft er sein spielerisches Übergewicht in die Waagschale, die sich nun deutlich der Seite des VfB zuneigt. Sieben Minuten nach seinem ersten Treffer legt "Buffy" bei einem Freistoß aus 20 Metern in der 78. Minute noch einmal nach, wobei es sich sicher nicht für ihn nachteilig auswirkt, dass die konfuse Eintracht-Abwehr eine "Mauer" stellt, die allein aus Heese besteht: Ettmayer läuft aus halblinker Position an und trifft den Ball mit dem Außenrist, der die Kugel an dem sich auch noch abdrehenden Heese sowie am sich vergeblich streckenden Kunter vorbei in die lange Ecke schickt. Das Spiel scheint endgültig entschieden.
Trotz der schwachen und im wahrsten Sinne des Wortes einladenden Stuttgarter Defensive setzt keiner der 16.000 Zuschauer jetzt noch einen Pfifferling auf die seit 40 Minuten in Unterzahl spielenden Hessen. Dabei machen sie allerdings die Rechnung ohne den ehrgeizigen Youngster Jürgen Kalb, der wohl die Ereignisse der Vorsaison spiegelverkehrt wiederholen will. Es ist der entschlossene Kämpfer Heese, der nach einem Zuspiel von Parits im Zweikampf mit Zech den Boden dazu bereitet. Ob Zechs langes Bein auch den Ball getroffen hat oder Herr Fork auf eine Art ausgleichende Gerechtigkeit setzt, ist keine leichtere Entscheidung als die, die der Unparteiische hier zu treffen hat. Fork deutet auf den sattsam bekannten Punkt und Kalb tritt zu seinem 5. Elfmeter in dieser Hinrunde an. Heinze hat zwar geahnt, dass der Schütze die vom Torwart aus gesehen rechte Ecke wählen würde, doch an den scharf und platziert geschossenen Ball kommt er nicht mehr heran. Fünf Versuche, fünf Treffer ist Kalbs beeindruckende Elfmeterbilanz. Das Finale ist nun ein einziger Husarenritt der Riederwälder. Rohrbach hält es nicht länger an der Seite des ungefährlichen Köppel, Hölzenbein und Wirth entledigen sich ihrer defensiven Fesseln, Heese gibt längst Schulter an Schulter mit Parits die Doppelspitze. Und vier Minuten vor dem Ende gibt es eine weitere Ecke für die Eintracht. Parits schlägt sie von rechts in den Strafraum, Rohrbach behält auf der Höhe der Elfmeterpunktes im Kopfballduell die Oberhand und Hölzenbeins Beins ist im Zweikampf am Fünfmeterraum schneller als das seine Gegenspielers, so dass der Ball nach links zu Kalb kommt, der das Leder neben den linken Pfosten ins Netz knallt. Die Nummer 13 war wieder zur Stelle. 4:4! Unfassbar! Die mitgereisten eintausend Frankfurter Fans sind natürlich aus dem Häuschen. Dieses hochverdiente Unentschieden haben sich die Hessen mit einem wahren Kraftakt erkämpft und das lassen sie sich nicht mehr nehmen. Die Zuschauer haben am Ende eine spannende Partie gesehen, die in mancher Phase mehr einer verbissenen Schlacht glich als einem Fußballspiel und an Dramatik nichts zu wünschen übrig ließ. In der Tabelle nützt beiden Mannschaften das 4:4 indes vorerst wenig: Stuttgart bleibt auf dem 5. und die Eintracht auf den 9. Platz. Jürgen Grabowski steht nach einer erneut überragenden Leistung im Sportmagazin "Kicker" in der "Elf des Tages" - nun schon zum 6. Mal in dieser Hinrunde, Dr. Kunter wird diese Ehre zum 2. Mal zuteil. Außerdem ist Grabowski für den "Kicker" "Der Mann des Tages". "Nach 4:2 noch 4:4. Das liegt wahrscheinlich am mangelnden Kampfgeist. Was bei uns hinten passierte, ist mit dem menschlichen Verstand nicht mehr zu begreifen", zetert Zebec, um seine Abwehr unzweideutig zu schelten: "Wir haben niemanden, der decken kann!" In der Tat fehlte mit Libero Entenmann die ordnende Hand in Tohuwabohu der Schwabendefensive. Erich Ribbeck ist dagegen bester Laune, als er aus den Kabinen des Neckarstadions kommt. Er hat auch Grund dazu: "Meine Spieler haben doch großartig gekämpft!" Nicht nur die Laune des Trainers dürfte einen Tag
später gelitten haben: "Meine alte Knieverletzung hat sich durch
den Tritt gegen die Wade verschlimmert. Ich kann das Bein nicht ausstrecken",
berichtet Jürgen Grabowski am Sonntagnachmittag. Eine Röntgenaufnahme
soll Klarheit bringen. Bis dahin hofft die Eintracht. Gegen die seit 14
Spielen ungeschlagenen Münchner Bayern ohne Trinklein und Nickel
antreten zu müssen, ist bereits schwer genug, doch auch noch auf
den überragenden Kapitän verzichten zu müssen, würde
das Unternehmen schier aussichtslos erscheinen lassen, bevor es begonnen
hat … (rs)
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