Eintracht Frankfurt - Rot-Weiß Oberhausen

Bundesliga 1971/1972 - 9. Spieltag

3:0 (1:0)

Termin: Sa 02.10.1971, 15:30 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Peter Gabor (Berlin)
Tore: 1:0 Bernd Nickel (4.), 2:0 Thomas Parits (53.), 3:0 Jürgen Kalb 64., Foulelfmeter)

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Eintracht Frankfurt Rot-Weiß Oberhausen


  • Wolfgang Scheid
  • Hermann-Josef Wilbertz
  • Uwe Kliemann
  • Friedhelm Dick
  • Reiner Hollmann
  • Gerd Wörmer
  • Jupp Tenhagen
  • Bernd Hoffmann
  • Werner Ohm
  • Fred Hoff
  • Ludwig Denz
Wechsel Wechsel
  • Gert Fröhlich für Bernd Hoffmann (60.)
Trainer Trainer
  • Günter Brocker

Hammer-Schlag aus heiterem Himmel

Die Frankfurter Heimstärke soll heute der Tabellen-17. aus Oberhausen zu spüren bekommen. Die Eintracht benötigt auch dringend einen Heimsieg, um nicht weiter in die Niederungen der Tabelle abzurutschen. Oberhausen kommt da als Gegner gerade recht, sollte man meinen: Vor zwei Jahren feierte die Eintracht einen 5:1-Sieg und vor einem Jahr ein 5:0 gegen die Rot-Weißen.

Gästetrainer Brocker lässt sich jedoch von der Statistik nicht beeindrucken und verspricht: "Wir liefern eine offene Schlacht." Es sollte auch eine erfolgreiche sein, denn Brocker hat vier Punkte aus den Partien in Hamburg, gegen Köln und in Frankfurt gefordert, aber nur einer wurde bisher ergattert. "Ich habe neun Mittelfeldspieler, aber keine Stürmer", klagt er. In der Tat. Mit dem Torschützenkönig der Vorsaison, Lothar Kobluhn, kann Brocker seit Saisonbeginn nicht planen. Kobluhn wird nach seiner Knieoperation erst im Oktober wieder mit dem Training beginnen und voraussichtlich erst in der Rückrunde wieder einsatzfähig sein.

Aber es besteht auch Grund zur Hoffnung, Oberhausen hat auswärts schon drei Punkte geholt und in Hannover nur durch einen unberechtigten Elfmeter verloren. Das 0:3 von Hamburg lässt Brocker nicht als Maßstab gelten: "Unser erstes Regenspiel."

Nun in Frankfurt regnet es nicht und der Beginn ist ebenso vielversprechend wie das Wetter schön – über dem Waldstadion erstrahlt ein herrlich blauer Himmel. In der vierten Minute bekommt die Eintracht einen Freistoß zugesprochen. Bernd Nickel jagt das runde Leder aus 20 Metern einem Donnerschlag gleich Richtung Oberhausener Kasten und der Ball schlägt im Tordreieck ein. Der gute Oberhausener Torwart Scheid ist bei diesem Traumtor chancenlos.

Die Eintracht erspielt sich auch danach gute Chancen, versteht diese jedoch nicht zu nutzen. Hesse vergibt allein zwei glasklare Tormöglichkeiten, als er jeweils von Hölzenbein mit einem Rückpass mustergültig angespielt mutterseelenallein vor Torwart Scheid auftaucht, beide Male scheitert.

Auf der anderen Seite unterschätzt der Frankfurter Keeper Dr. Kunter in der 29. Minute beim Herauslaufen eine Flanke. Er erreicht den Ball nicht mehr und ist bereits geschlagen. Glück für ihn, dass Gert Trinklein auf der Linie steht und den Ausgleich verhindern kann.


Trinklein rettet für den geschlagenen Kunter

Bei Oberhausen macht sich immer mehr das Fehlen von vier Stammspielern bemerkbar: Sühnholz, Brozulat, Krauthausen und Kobluhn. Diese Ausfälle kann die Elf aus dem Ruhrpott nicht kompensieren. Nach der frühen Frankfurter Führung beschränken sich die Gäste deshalb darauf, das Spiel möglichst langsam zu machen. Diese Einschläferungstaktik geht auch auf.

Für Erheiterung auf den Rängen sorgt lediglich Gästeverteidiger Friedhelm Dick. Seine Hose hat in einem Zweikampf sehr gelitten und hängt in Fetzen an ihm herab. Dick eilt zum Spielfeldrand und lässt sich eine neue Hose geben. Er verliert keine unnötige Zeit und gibt sich auch keine Blöße - unter dem Gelächter der Zuschauer zieht er die neue Hose einfach über die alte.

Pech hat Jürgen Grabowski in der 45. Minute mit einem Schuss aus spitzem Winkel. Grabi hat gesehen, dass Scheid steht zu weit vor seinem Kasten steht und überlistet den RWO-Keeper, wie es scheint. Der kommt zwar im Sprung nach hinten noch an den Ball, kann aber das Leder erst hinter der Linie herausfischen. Schiedsrichter Gabor aus Berlin sucht den Blickkontakt mit seinem Linienrichter, findet ihn und … lässt weiterspielen.

Erich Ribbeck ist aus diesem Grund zur Pause nicht nur wegen der Leistung seiner Spieler bedient: "Meine Stürmer schworen gerade Stein und Bein, dass der Ball hinter der Linie gewesen war." Mit seinem Unmut ist der Trainer nicht allein, die Fans quittieren trotz der Führung das drucklose Spiel der Hausherren mit Pfiffen.

Oberhausens Trainer Brocker hat andere Probleme als ein attraktives Spiel. "Wir sehen deshalb nicht gut aus, weil wir keine schnellen Stürmer haben, die zudem die Frankfurter Verteidiger nicht binden können. Stellen Sie sich doch mal vor: Der Linksaußen Hoffmann ist gerade einen Schritt schneller als ich", jammert er nicht zu Unrecht. In der Tat schnellen die Frankfurter Verteidiger Kalb und Rohrbach immer wieder mit nach vorn, ehe sich ihre Oberhausener Gegenspieler Hoffmann und Denz auf ihre Abwehraufgaben besinnen können.

Neben Kalb und Rohrbach sorgen Hölzenbein und Grabowski für die Erhaltung der Schnelligkeit in den vorderen Regionen. Vor allem Hölzenbein stößt immer wieder vom Mittelkreis aus diagonal nach rechts vor und zieht dann seine wunderbaren Rückpässe vors Oberhausener Tor. Bislang nur leider ohne Erfolg, weil sich niemand gefunden hat, der aus der trefflichen Vorarbeit Zählbares gemacht hätte.

Auch deswegen bringt Ribbeck zur zweiten Halbzeit Dieter Ungewitter für den schwächsten Eintrachtler auf dem Rasen, Ender Konca. Konca konnte dem Angriffspiel der Frankfurter auf dem linken Flügel in keiner Phase Impulse geben. Zudem spielt Heese nun Sturmspitze. Heese hatte bisher auch nicht gerade seinen besten Tag, was auch daran lag, dass er im Mittelfeld fehl am Platz ist, wenn es nicht gilt, einen gegnerischen Spielmacher auszuschalten galt. Einen solchen hat Oberhausen aber heute nicht im Angebot.


Parits zum 2:0

Liegt es an der Auswechslung oder an der Umstellung, dass die Eintracht nun wieder energischer agiert? Oder liegt es an Bernd Hölzenbein, der zusammen mit Jürgen Grabowski über den rechten Flügel für ständige Gefahr sorgt? Wie dem auch sei: Die Leistung von "Holz" ist nicht hoch genug einzuschätzen, läuft er doch trotz eines in Braunschweig erlittenen Nasenbeinbruches auf.

Die Eintracht hat nun ihre beste Zeit. Nacheinander treffen Grabowski, Hölzenbein und Nickel die Querlatte, wobei Scheid manchmal die Hand dazwischen hat. Wenigstens ist Parits nach 53. Minuten erfolgreich. Er verwandelt eine Flanke Grabowskis unhaltbar mit dem Kopf zum 2:0.

Trainer Brocker handelt sofort: Er nimmt den schwachen Hoffmann vom Feld und schickt Fröhlich in den Sturm. Doch Frankfurt bleibt überlegen, auch wenn der unermüdliche Tenhagen rennt und verbissen kämpft. Die Gäste haben einfach zu wenig Spieler in Normalform und – an dieser Erkenntnis führt kein Weg vorbei - auf Bundesliganiveau. An diesen Spielern hat es aufseiten der Eintracht keinen Mangel, was zu dieser deutlichen Überlegenheit führt, die den Anschein erweckt, hier würde sich ein Bundesligist mit einer Regionalligamannschaft messen.


Kalbs Elfmeter zum 3:0

Darüber hinaus verdient sich heute neben dem überzeugenden Hölzenbein auch Kalb eine Auszeichnung. In der 64. Minute entscheidet Gabor nach einem Foul von Wilbertz an Ungewitter auf Strafstoß. Es ist der Vierte für die Eintracht in dieser Saison. Jürgen Kalb tritt zum vierten Mal für seine Mannschaft an und verwandelt zum vierten Mal sicher. Zum Vergleich: Gerd Müller, der sich heute beim 2:2 seiner Bayern gegen Stuttgart ebenfalls versucht, scheitert bei seinem dritten Elfmeter dieser Spielzeit zum dritten Mal! Auffällig ist, dass die Eintracht alle vier Elfmeter im heimischen Waldstadion zugesprochen bekam. Dabei werden Frankfurts Dribbelkönige Grabowski und Hölzenbein auswärts sicher nicht weniger oft gefoult als zu Hause.

Mit Kalb ist Trainer Ribbeck übrigens eine zweite "Umschulung" geglückt. Linksaußen Rohrbach muss bereits seit einiger Zeit als linker Verteidiger ran, nun hat Ribbeck auch den Mittelfeldmann zum Verteidiger umfunktioniert. Unverändert spielt Jürgen Grabowski und gehört wie so oft zu den auffälligsten und stärksten Spielern der Eintracht. Nicht von ungefähr wird er an diesem Spieltag mit seiner vierten Berufung in die "Elf des Tages" des Sportmagazins "Kicker" ausgezeichnet. Grabowski führt mit dem bedauernswerten Hollmann Duelle, die dem Oberhausener wie Schattenboxen vorkommen müssen. Jedes Mal, wenn Hollmann den Frankfurter Kapitän angreift, verfehlt der Fuß Ball und Gegner und trifft nur noch Grabowskis Schatten, während der leibhaftige Grabi enteilt ist.

Entlastung erfahren die Gäste nicht durch eigene Kraft, sondern durch eine Auswechslung der Eintracht. Grabowskis kongenialer Partner am heutigen Tag, Hölzenbein, wird in der 73. Minute mit viel Beifall verabschiedet. Fünf Tage musste er wegen des Nasenbeinbruchs im Krankenhaus verbringen, verständlich, dass die Kondition noch nicht wieder für 90 Minuten reichen kann. Hölzenbein macht Aust Platz. Und der hat die bislang größte Chance, das Ergebnis noch höher zu schrauben. Doch nachdem ihn Grabowski wunderbar freigespielt hat, trifft der 20jährige nicht – es wäre sein erstes Bundesligator gewesen.


Zeigt ein starkes Spiel: Jürgen Grabowski,
hier gebremst von Denz

Im Zuge des sicheren Sieges lassen die Gastgeber die Zügel nun wieder etwas schleifen. RWO kommt auf und zu einigen Schüssen aus der zweiten Reihe. Die verfehlen jedoch ihr Ziel oder werden die Beute des sicheren Dr. Kunter. Überhaupt scheint die Abwehr der Eintracht im Hessenland besser zu funktionieren als auswärts: In den letzten vier Heimspielen bekamen die Adler nur einen einzigen Gegentreffer.

Die Offensive ist es, die in der Schlussphase zu wünschen übrig lässt. Immerhin reift so die Erkenntnis, dass Parits – wie im ersten Durchgang - in der Mitte gefährlicher ist als am linken Flügel. Erfreulich ist, dass sich Bernd Nickel gegenüber der Niederlage in Braunschweig verbessert zeigt. Nur schade, dass ihm ein zweiter Treffer als Lohn für seine Leistung versagt bleibt, wobei ihm hierzu – wie Grabowski kurz vor der Pause – die Anerkennung durch Schiedsrichter Gabor fehlt. "Mein Kopfball kurz vor Schluss war drin. Scheid hielt den Ball hinter der Linie", beschwert sich Nickel.

Dass am Ende nicht mehr als ein 3:0-Sieg herausspringt, liegt jedoch eher in der Verantwortung der Gastgeber als in der des Unparteiischen. Eine große Anzahl bester Chancen ließ die Eintracht ungenutzt, wie die drei von Heese, die von Aust, je eine von Nickel, der Scheid anschoss, und Hölzenbein, der in der Eile übers verlassene Tor köpfte oder die von Scheid parierten Schüsse von Parits und Rohrbach.

Oberhausens Trainer Brocker findet aus diesem Grund am Spielergebnis nichts auszusetzen, an seiner Mannschaft dagegen schon: "Wenn es eine Bewertung Null gäbe, hätten wir sie heute verdient gehabt. Dass der physische Verschleiß bei uns so früh einsetzen würde, hatte ich nicht geglaubt. Auch die Abwehr, auf die sonst so Verlass war, bröckelt. Sie steht seit drei Spielen unter einem Bombardement und ist jetzt kraftlos." Als Beispiel nimmt Brocker seinen Verteidiger Hollmann: "Grabowski machte mit ihm, was er wollte."

Brockers Blick in die Zukunft ist nicht geeignet, den Spielern und Anhängern RWOs Mut für die nächsten Aufgaben zu machen: "Wenn ich die heutigen Ergebnisse höre, dann sieht es aus, als ob jetzt schon den künftigen Regionalliga-Mannschaften die Luft ausgeht. Uns, Bielefeld, Bochum, Düsseldorf." Die Verantwortung an der misslichen Situation schiebt Brocker von sich: "Was soll ich denn machen? Ich habe in meiner Mannschaft neun Mittelfeldspieler. Da ist es schwer für einen Trainer. Leute wie Krauthausen, Sühnholz und Brozulat sind nicht zu ersetzen."

Frankfurts Trainer Ribbeck bedauert seinen Kollegen Brocker: "Er hat es schwer mit dieser bunt zusammengewürfelten Truppe. Bei den Oberhausenern spielen ja einige mit, die kämen nicht einmal in unsere Amateurmannschaft." So lautet das Fazit von Eintracht-Trainer Ribbeck denn auch: "Es hätte auch 8:0 heißen können!" Das sieht auch Oberhausens Torwart "Yogi" Scheid so und fügt hinzu: "Ein eindrucksvoller und verdienter Sieg der Frankfurter."

In der Tat, 17:1 Ecken zählten die Statistiker für die Eintracht. Trainer Ribbeck ist angesichts der Schwächephasen seiner Elf dennoch nicht zufrieden: "Es gab an unserer Leistung einiges auszusetzen! Zeitweise ließen wir uns einschläfern! Es wurde zu spät und nicht energisch genug angegriffen!" Auch Neuzugang Ender ist in der Gunst Ribbecks nicht gestiegen: "In Braunschweig gefiel er mir besser, aber heute hat er ja rein gar nichts gebracht!" Der türkische Nationalspieler hat erneut eine Chance verpasst, sich dauerhaft in die erste Elf zu spielen. Dieter Ungewitters Bundesligaheimpremiere findet ebenfalls nicht den Beifall des Trainers: "Ich bin nicht enttäuscht, aber er hätte mehr arbeiten müssen in den 45 Minuten. Manchmal war er zu lässig." Für Nickel bricht Ribbeck dagegen eine Lanze. "Ihm wird oft Unrecht getan", findet der Trainer die Kritik an seinem Spieler überzogen.

Gegen die Pfiffe der Zuschauer verwahrt sich indes Horst Heese und nimmt Ribbeck in Schutz, mit dem er bekanntlich befreundet ist: "Dafür kann der Trainer doch nichts. Das ist doch Unsinn, dass uns Defensive eingeimpft werde. Aber die anderen können doch auch etwas, und da werden wir eben manchmal zurückgedrängt. So gut wie Bayern oder Gladbach sind wir eben nicht!" Das zeigt sich auch in der Tabelle, in der die Eintracht sich vom 12. auf den 10. Platz verbessert. Oberhausen verharrt auf dem 17. Rang.

Wenn auch die die Frankfurter Eintracht auf dem Platz ein Feuerwerk verpasst hat, gibt die Führungsriege abseits des grünen Rasens wieder einmal eine Vorstellung mit Knalleffekt. Ernst Berger, das für die Lizenzspieler verantwortliche Mitglied des Verwaltungsrates, tritt mitten in der Saison zurück! Offiziell führt er als Grund für seine Demission "berufliche Gründe" an, während bereits die "Spatzen vom Riederwald" in den Redaktionsstuben der hiesigen Blätter singen, was das Zeug hält. Hinter den Kulissen geht es wie immer um die Verteilung der Macht, in deren Folge Berger über Albert Zellekens, den aus dem Turnerlager stammenden Präsidenten, verärgert ist.

Doch Berger muss sich keine Sorgen machen, der erwünschte Effekt tritt alsbald ein: Öffentlich erhält er die erwartete Unterstützung aus der Profi-Abteilung: "Das kann doch nicht wahr sein!", wird Torwart Dr. Kunter alsbald zitiert, während Trainer Ribbeck sich öffentlich deutlich positioniert: "Das ist schlecht, sehr schlecht für die Mannschaft, auch für mich. Ich bedaure sehr, dass sich Herr Berger, mit dem ich in der schweren Rückrunde so gut zusammengearbeitet habe, gerade jetzt, wo sich ein Aufwärtstrend bemerkbar macht, von uns zurückzieht!"

Und siehe da, so schnell, wie das Problem aufgetreten ist, so rasch wird es aus der Welt geschafft. Zwei Tage nach dem Spiel gegen Oberhausen präsentiert Präsident Albert Zellekens die Lösung: "Nun haben wir es so geregelt, dass der Vertreter der Fußballer Sitz und Stimme im Präsidium erhält." Ernst Berger, mit dem Machtgewinn offensichtlich am Ziel seiner Wünsche angelangt, nimmt die "Rückgabe seiner Aufgabe ans Präsidium" wieder zurück. Das Amt ohne Namen, das in der Vereinssatzung nicht mehr vorgesehen ist, wird damit deutlich aufgewertet und die "beruflichen Gründe" des Herrn Berger spielen augenblicklich keine Rolle mehr. Es ist interessant, unweit der Dippemess am Ratsweg gibt es also einen weiteren Jahrmarkt: den Jahrmarkt der Eitelkeiten am Riederwald.


Nachtrag

RWO-Vereinspräsident Peter Maaßen hatte versichert, RWO habe sich im Abstiegskampf der Vorsaison stets sportlich fair verhalten und nichts mit Bestechungsversuchen zu tun. "Das Wort eines Mannes, der 25 Jahre Vorsitzender bei RWO ist, im Sport und in der Wirtschaft hohe Positionen innehat, gilt allein für den Verein und sonst gar nichts. Alles andere ist üble Brunnenvergiftung und schmutzige Lumperei", verkündete Vizepräsident Ewald Diel daraufhin bei der Saisoneröffnung Mitte Juli 1971 offiziell. Eine Woche später erhob der DFB-Kontrollausschuss Anklage gegen Peter Maaßen und Trainer Adi Preißler wegen des Spiels 1.FC Köln - RWO (2:4) am 22.5.1971.

Am 10. Oktober 1971 wird in einer Verhandlung vor dem Sportgericht die angebliche Bestechung behandelt, die Angeklagten RWO (Verein), Maaßen, Preißler und Kölns Torwart Manglitz. "Cassius" Manglitz, der von RWO 30.000 DM für die Niederlage erhalten haben soll, werden in dieser ersten Instanz aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

Am 22. Januar 1972 wird Maaßen beim DFB in Frankfurt vom Kontrollausschuss vernommen. Maaßen wird beschuldigt, vor den Vorjahres-Niederlagen in Offenbach (2:3) und Bielefeld (1:2) ein Unentschieden angeboten zu haben. Maaßen weißt die Anschuldigungen zurück: "Es handelt sich bei meinen Bemerkungen um eine seit zig Jahren auf allen Fußballplätzen übliche Redefloskel. Sie heißt: Wir wären heute mit einem Remis hier zufrieden." Am 19. März 1972 kommt es erneut zu einer Anklage.

Am 9. April 1972 wird über die Anklage wegen des angeblichen Bestechungsversuchs in nunmehr drei Fällen entschieden. RWO wird die Lizenz entzogen und Peter Maaßen lebenslang gesperrt.

Am 7. Mai 1972 wird in der Berufungsverhandlung vor dem DFB-Bundesgericht der im April verhängte Lizenzentzug aufgehoben und die Sperre gegen Maaßen zurückgenommen – wegen Mangels an Beweisen.

Am 7. Juli 1972 hebt das DFB-Bundesgericht den Freispruch für RWO wieder auf und bestraft den Verein in seinem Wiederaufnahmeverfahren mit einem Abzug von Punkten für die folgende Saison, Maaßen wird für zwei Jahre gesperrt.

1974 wird Maaßen, der von 1963 bis 1971 dem Ligaausschuss des DFB angehörte, vollständig rehabilitiert. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes sowie der DFB-Verdienstnadel stirbt 14 Jahre später, am 24. August 1988 in Oberhausen.

Günter Brocker wird im Zuge der Aufarbeitung des Bundesligaskandals angeklagt, er habe das Bundesliga-Aufstiegsspiel Tennis Borussia Berlin gegen Arminia Bielefeld (0:2) am 27. Juni 1970 für 40.000 DM manipuliert oder zumindest die Bereitschaft dazu gezeigt. Der DFB sperrt ihn vom 11. November 1972 bis 10. November 1974.

Brocker beteuert seine Unschuld. Vom Vorwurf des Meineides wird er von einem ordentlichen Gericht freigesprochen. Seine Trainerlizenz erhält er nach Ablauf der Sperre nicht zurück. Der DFB fordert vor der Herausgabe ca. 7.000 DM von Brocker – die Kosten des Sportgerichtsverfahrens, Brocker verweigert jedoch die Zahlung. Er wird Sportlehrer an einer Berufsschule in Duisburg und lebt heute als Pensionär in Duisburg-Buchholz. (rs)

 


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