SV Erzhausen - Eintracht Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1971/1972
0:6 (0:2)
Termin: 17.08.1971
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Thomas Rohrbach (4.), 0:2 Bernd Nickel (42.), 0:3 Bernd Nickel (60.), 0:4 Paul-Werner Hofmann (61.), 0:5 Thomas Parits (86.), 0:6 Bernd Nickel (87.)
SV Erzhausen | Eintracht Frankfurt |
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Saft-, kraft- und konzeptlos Nach dem 1:5-Debakel beim Hamburger SV stellt sich für Trainer Ribbeck die vordringliche Aufgabe, wie er seine leckgeschlagene Abwehr bis zum nächsten Spiel gegen den 1. FC Köln dicht bekommt. Am gestrigen Montag ließ sich jedoch noch nicht absehen, ob Routinier Friedel Lutz, dessen Darminfektion sich leicht gebessert hat, am kommenden Samstag wieder dabei sein, kann. "Ich hoffe es", sagte Ribbeck, "Friedel ist ein Schnellstarter. Er braucht nicht viel zu trainieren. Aber er muss natürlich körperlich in Ordnung sein!" Bereits wieder dabei ist Lothar Schämer, der gestern erstmals leicht trainierte und bei dem das Pensum nun langsam gesteigert werden muss. Sein Einsatz gegen Köln ist ebenfalls nicht gesichert, aber möglich. Bis dahin sollen auch Trinkleins Fußprellung sowie Reichels Zerrung auskuriert und beide einsatzfähig sein. Denkbar ist außerdem, dass "Kalla" Wirth von Anfang an seine Chance erhalten wird. Beim Gegner aus Köln ist der Einsatz des Mittelfeldstrategen Overath fraglich. Sollte er im Waldstadion auflaufen, wird er sich einer intensiven Betreuung erfreuen, wie Ribbeck deutlich macht: "Dann muss er einen Sonderbewacher kriegen." Aufschlüsse über die Standfestigkeit seiner Hintermannschaft erwartet der Eintrachttrainer vom Test bei Schämers Stammverein, dem SV Erzhausen, heute am späten Nachmittag nicht. Der Club aus der B-Klasse ist kein ernst zu nehmender Sparringspartner. Ribbeck dürfte allerdings kaum damit gerechnet haben, dass seine Elf derart umständlich und kraftlos agiert, wie sie es gegen den unterklassigen Gegner in der ersten Hälfte tut. Rohrbachs früher Führungstreffer scheint den Ehrgeiz der Gastgeber nur anzustacheln, während sich die Bemühungen der Profis in engen Grenzen halten. Eine Ausnahme bildet Ender Konca. Der türkische Nationalspieler spielt zu Beginn groß auf und provoziert mit seinen Aktionen mehrfach ein anerkennendes Raunen auf den Rängen. Dass seine Schüsse nicht erfolgreich sind, ist Pech, warum er nach einer halben Stunde seine Aktivitäten ohne erkennbaren Grund einstellt, dagegen ärgerlich. Nickels beide Tore – das eine kurz vor der Halbzeit, das andere eine Viertelstunde nach Wiederanpfiff – schrauben das Ergebnis auf 3:0, doch "Dr. Hammer" ist zu diesem Zeitpunkt der einzige Lichtblick in einer enttäuschenden Mannschaft. Immerhin kann der in der 53. Minute für Rohrbach eingewechselte Hoffmann nach einer Stunde auf 4:0 erhöhen. Doch nicht nur im saft-und kraftlosen Angriff, auch in der Abwehr ist mehr Schatten als Licht festzustellen. Ein Glück für die Gäste aus der höchsten deutschen Spielklasse, dass die Amateure die Angst vor der eigenen Courage überkommt, wenn sie in aussichtsreichen Positionen vor dem von Dr. Kunter gehüteten Tor auftauchen. Vier klare Torgelegenheiten erspielen sich die Erzhausener, doch ihre Nerven spielen ihnen jedes Mal einen Streich. Ihre Versuche sind nicht geeignet, das Können von Dr. Kunter auf die Probe zu stellen. Kunters Kollege auf der Seite der Einheimischen, Wolter, erhält dagegen mehrfach Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Wolter steigert sich in eine glänzende Form und sieht sich nach 72 Minuten der größten Herausforderung gegenüber: Die Eintracht erhält einen Foulelfmeter zugesprochen. Ender tritt an, aber unter dem verständlichen Jubel der 1.800 Zuschauer macht Wolter sein Meisterstück und pariert den Strafstoß. Es ist nur den nachlassenden Kräften der Amateure zu verdanken, dass die konzeptlose Eintracht in den letzten Minuten durch Parits und Nickel noch zu einem standesgemäßen Resultat kommt. Das halbe Dutzend Tore lässt wenigstens vom Ergebnis her erkenne, dass hier ein Amateurverein gegen einen Bundesligisten gespielt hat. Nach Eckbällen allerdings liegen die Erzhausener deutlich vorne – sie haben doppelt so viele erhalten wie die Frankfurter. Trainer Ribbeck kann mit der Leistung seiner Mannschaft
nicht einverstanden und das ist er auch nicht. Man darf vermuten, dass
er ihr das morgen nicht nur einmal sagen wird. Ausreichend Gelegenheit
dazu wird er haben, wie er mit seiner Ankündigung nach dem Freundschaftsspiel
deutlich macht: "Am Mittwoch wird zweimal trainiert." (rs) |