Teutonia Landsweiler-Reden - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1971/1972

1:3 (0:2)

Termin: 28.07.1971
Zuschauer: 1.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Horst Heese, 0:2 Peter Reichel, x:3 Paul-Werner Hofmann


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Teutonia Landsweiler-Reden Eintracht Frankfurt


 


 

Wechsel
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Trainer
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Teutonen und ein Türke

Die Eintracht hat keinen Türken gebaut, aber einen „gekauft“. Und nun, nach Wochen des Wartens, ist er da: Ender Konca. Am Montag traf der 23jährige türkische National-Linksaußen, mit dem Berti Vogts in den Europameisterschaftsspielen der DFB-Auswahl gegen die Türkei so viel Mühe hatte, in Frankfurt ein. Konca reiste sogleich nach Saarbrücken weiter, wo sich die Eintracht im Trainingslager befindet, um sich auf die neue Bundesligarunde vorzubereiten.

Das Ziel für die neue Saison hat Spielausschussvorsitzender Ernst Berger bereits veröffentlicht: „Wir erhoffen uns einen mittleren Platz.“ Vorsichtiger Optimismus also, die Stimmung am Riederwald ist jedoch eindeutig: „So schwer in Bedrängnis wie in der vergangenen Saison soll die Eintracht diesmal nicht kommen.“

Die letzte Spielzeit hat Fans, Funktionären und Spielern der Eintracht alles abverlangt. Bis zum letzten Spieltag waren nach einer katastrophalen Vorrunde die Nerven bis zum Anschlag gespannt, bevor die Gladbacher nach ihrem 4:1-Erfolg im Waldstadion die Meisterschaft und die Eintracht - nach der Niederlage des Absteigers aus Offenbach - den Klassenerhalt feiern konnte.

Eine solche Zittersaison will am Riederwald keiner mehr erleben, zumal man ja auch in Trainer Ribbecks erstem Amtsjahr 1968/69 bis kurz vor dem Ende der Saison um die Erstligazugehörigkeit bangen musste, bevor fünf Siege in den letzten sieben Spielen ohne Niederlage noch einen nicht mehr für möglich gehaltenen 8. Platz einbrachten. Ribbeck geht am Riederwald nun in seine vierte Amtszeit und will das in den letzten drei Jahren zweimal aufgetauchte Abstiegsgespenst endgültig vertreiben.

Dazu muss die Eintracht endlich auch auswärts öfter punkten, um nicht zu Hause dem Stress ausgesetzt zu sein, möglichst jedes Heimspiel gewinnen zu müssen. Dazu müssen aber mehr Tore erzielt werden als in der letzten Saison, die die Eintracht nach kläglichen 9 Treffern in der Vorrunde mit insgesamt 39 Toren abgeschlossen hat. Ein Drittel dieser Treffer erzielte Bernd Nickel, der aber zukünftig am liebsten im Mittelfeld spielen möchte.

Dort hat Ribbeck jedoch ein großes Angebot an Spielern, die er ebenso gut im Sturm einsetzen könnte. Bernd Hölzenbein ist ein solcher Kandidat und es ist auch Jürgen Grabowskis langgehegter Wunsch, sich vom Flügel ins zentrale Mittelfeld orientieren zu dürfen. Keine einfache Entscheidung für den Trainer. Für Bernd Nickel im Mittelfeld spricht, dass der Linksfuß besser und härter aus der zweiten Reihe zu schießen versteht als alle anderen in Ribbecks Kader. Zudem liefert Grabowski selbst das überzeugendste Argument für seinen Verbleib auf der Rechtsaußenposition: Er zieht dort mit seinen Dribblings oft zwei Mann auf sich und schafft damit Raum für seine Nebenspieler. Wer soll ihn dort ersetzen?

Wie Ribbeck sich auch entscheiden wird, mit dem Österreicher Thomas Parits, der in Köln nach gutem Beginn Start nicht mehr so recht überzeugen konnte, und dem türkischen Nationalspieler Ender Konca soll der Sturm durchschlagskräftiger werden. Parits soll als Mittelstürmer agieren, während Konca als Linksaußen für Furore sorgen soll. Berti Vogts jedenfalls hatte mit Konca in zwei Länderspielen ungewohnt große Schwierigkeiten. Allerdings kann Ender zum Trainingsbeginn noch nicht bei der Mannschaft sein, er muss in der Türkei noch seinen restlichen Militärdienst ableisten. Dieser läuft bis Ende September, doch die Eintracht hat die Hoffnung, dass der Stürmer, der in einer Woche gegen Ajax Amsterdam zum ersten Mal zum Einsatz kommen soll, danach gleich am Main bleiben darf.

Auch sonst glaubt Ribbeck, seine Mannschaft offensiv verstärkt zu haben. Mit den Stuttgartern Roland Weidle und Dieter Ungewitter wurden zwei Spieler verpflichtet, die nach vorn „marschieren“ können und sollen. Und mit dem vielseitigen Jürgen Kalb, der im Mittelfeld ebenso zu Hause ist wie auf vielen anderen Positionen, verfügen Frankfurter über einen Verteidiger moderner Prägung, der ebenfalls einen Drang zum gegnerischen Tor besitzt. Diesen Drang teilt er mit Peter Reichel, der sich in den letzten Monaten in den Vordergrund gespielt hat und sich einen Stammplatz als Verteidiger erworben hat.

In der Abwehr kann sich Ribbeck auf die beiden Routiniers Dr. Kunter und Friedel Lutz stützen. Gerade Torwart Dr. Kunter hatte mit seinen Paraden am Klassenerhalt der Riederwälder einen nicht zu unterschätzenden Anteil. In der Verteidigung soll auch Horst Heese eine wichtige Rolle spielen, der - obwohl in der letzten Spielzeit nach Nickel erfolgreichster Schütze - vom Torjäger zum Torverhinderer umfunktioniert wurde. Seine Kampfkraft, so meint der Trainer, sei in der Abwehr als Zerstörer am besten eingesetzt.

Verzichten muss Ribbeck dagegen auf Dieter Lindner, der dem Verein zukünftig als Funktionär dienen will. Ein weiteres Mal wird der Deutsche Meister von 1959 nicht mehr aus dem „Ruhestand“ auf den Platz zurückkehren. Aber auch so ist Ribbecks Auswahl größer geworden. Bei der Eintracht muss von nun an wieder um jeden Platz gekämpft werden. Konkurrenz belebt halt das Geschäft - auch im Bundesligafußball. Vielleicht liegt es auch an diesem Konkurrenzkampf, dass die Eintracht sich gegen den FC 08 Teutonia Landsweiler-Reden zumindest vom Ergebnis er für die Auftaktschlappe in Heilbronn rehabilitiert.

Heese und Reichel sorgen für Eintrachts 2:0-Führung. Heese hat die Chance, noch ein Tor zu erzielen. Er verschießt jedoch den Foulelfmeter, den ein Teutone an Heese verschuldet hatte. Hoffmann erzielt das dritte Eintrachttor, die Eintracht siegt mit 3:1.

In der zweiten Halbzeit macht sich jedoch das gewohnt harte Vorbereitungsprogramm Ribbecks bemerkbar: Der Eintracht geht die Puste aus, ohne Saft und Kraft quält sie sich über die Runde. Die Luft für 90 Minuten unter Volldampf hat die Eintracht noch nicht, aber das kann zu diesem frühen Zeitpunkt auch niemand ernsthaft überraschen.

Außerdem mussten die Hessen auf eine Reihe von Spielern verzichten: Manfred Diehl konnte wegen einer Oberschenkelzerrung ebenso nicht mit von der Partie sein wie Kalb und Nickel wegen Leistenbeschwerden bzw. Fußverletzung. Bei Schämer war es das lädierte Fußgelenk, das einen Einsatz verhinderte, bei Ungewitter eine Wadenprellung und bei Rohrbach der ebenfalls schmerzende Oberschenkel. Kurt Ritter spielte dagegen trotz seiner Knoten im Oberschenkel durch und auch Gert Trinklein ignorierte die Grippe der vergangenen Woche. Ob die beiden sich damit einen Gefallen getan haben, wird man sehen.

Das alles soll die Leistung der wackeren Teutonen, die sich sehr achtbar aus der Affäre gezogen haben, nicht schmälern. Doch ohne ihnen zu nahe treten zu wollen: Übermorgen wartet auf die Eintracht ein Gegner anderen Kalibers. Der Sieger im Europapokal der Landesmeister ist zu Gast im Waldstadion: Ajax Amsterdam! Und gegen die Niederländer soll auch Ender Konca zum ersten Mal für die Eintracht im Waldstadion auflaufen. (rs)


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