Eintracht Frankfurt - 1. FC
Köln |
Bundesliga 1970/1971 - 25. Spieltag
1:1 (1:1)
Termin: Sa 20.03.1971, 15:30 Uhr
Zuschauer: 23.000
Schiedsrichter: Jan Redelfs (Hannover)
Tore: 1:0 Jürgen Grabowski (4.), 1:1 Hennes Löhr (15.)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Köln |
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Wechsel
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Trainer | Trainer
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Eine seltsame Mannschaft Die Frankfurter sind und bleiben eine seltsame Mannschaft. Sie starteten gegen einen 1. FC Köln, von dem sie im Pokal vor wenigen Wochen im gleichen Waldstadion mit 4:1 überrollt worden waren, ohne jeden Respekt. Sie schossen schnell das Führungstor durch einen groß aufgelegten Grabowski, ließen dann die Zügel wieder schleifen und kassierten prompt den Ausgleichstreffer. Nach der Pause taten sie zunächst so, als ob es sie nichts mehr anginge und stürmten erst in den letzten zehn Minuten wieder, als wollten sie den Sieg doch aus dem wolkenverhangenen Frühlingshimmel reißen. Aber nun scheiterten sie an dem Riesen Manglitz und einigem Schußpech. So kam die Eintracht nicht nur mit einem blauen Auge davon, sondern der Kampfgeist am Ende verwischte auch den lahmen Eindruck davor. Dazu waren die Kölner an diesem Tag wirklich zu packen. Zwar hatten sie eine bärenstarke Abwehr und regierten im Mittelfeld dank eines von Trinklein völlig unbeeindruckten Overath, aber schon Flohe daneben war mit seinen Gedanken anscheinend schon beim Arsenalspiel am Dienstagabend. Und mit den beiden Außen, Parits und Lohr, war auch kein Staat zu machen. So konnte die Frankfurter Deckung, obwohl durchaus nicht sattelfest, im entscheidenden Augenblick immer wieder dazwischenfunken. „Kalla" Wirth, nach längerer Spielpause zum erstenmal wieder dabei, wich dem ständig rochierenden und verbissen einsteigenden Rupp keinen Schritt von der Seite. Die Ruhe, die Peter Kunter im Tor bei seinem Einstand nach viermonatiger Pause ausstrahlte, trug viel zur Stabilität der Abwehr bei. Allerdings beeindruckte im Angriff nur Grabowski, nach ihm Hölzenbein und schließlich Heese durch seinen Einsatz.
Immerhin ... Für die Frankfurter Eintracht sprach so viel: Zahnarzt Dr. Kunter stand wieder im Tor. Doch mit dem Selbstvertrauen sieht's nicht gut aus. „Köln ist ein schwerer Gegner", sagte aber Trainer Erich Ribbeck schon zur Pause, und Nervosität und Angst vor dem reiferen Gegner regierten die Mannschaft., Und so reichte es gegen den 1. FC Köln vor 25.000 Zuschauern nur zu einem 1:1. Mehr wäre drin gewesen — aber halt auch weniger. Kunter wieder im Eintracht-Tor — darauf haben die Frankfurter Fußballfreunde ihre große Hoffnung gesetzt. Kunter, das bedeutete für sie Sicherheit. Und auch der Zahnarzt im Fußballtor brannte darauf, endlich wieder ein Bundesligaspiel bestreiten zu können. Im November letzten Jahres warf ihn ein schwerer Unfall mit seinem Sportwagen aus dem Rennen. Seit Mitte Februar trainierte er wieder. Gestern war es endlich soweit. „Ich fühle mich völlig fit", strahlte er. „Dauernd träumte ich davon, den Bällen entgegenzufliegen, endlich darf ich es wieder tun." Gegen die Kölner tat es Dr. Kunter mit wahrem Feuereifer. Er sprang ins Getümmel, holte Flanken aus der Luft. Und trotzdem passierte das Unbegreifliche: Die Frankfurter Abwehr fand nicht zueinander. Sie war wieder nervös und zerfahren. Sie schaffte es nicht, den Ball unter Kontrolle zu bringen, sondern bolzte planlos, wie von der Angst gejagt, das Leder nach vorn. Dabei war Dr. Kunter nicht die einzige „Beruhigungspille" in diesem Spiel. Die zweite verabreichte Nationalspieler Grabowski seinen Kameraden nach fünf Minuten: Mit einem Aufsetzer setzte er Kölns Torwart Manglitz schachmatt — 1:0. Aber selbst dieses Mittel half nicht. Die Eintracht-Abwehr schwamm weiter. Ihr Glück, daß auch die Kölner nicht zu ihrem Spiel fanden. So schaffte die Eintracht wenigstens eine optische Überlegenheit. Und Kölns Nationalspieler Wolfgang Overath knurrte erbost: „Wir haben zu Anfang reichlich dumm gespielt und vor allem schlecht gedeckt." Trotzdem waren die Kölner ihre größten Sorgen schon nach 20 Minuten los: Löhr legte sich 25 Meter vor Kunters Tor den Ball zu einem Freistoß zurecht. Statt eine Mauer zu bilden, standen die Frankfurter Abwehrspieler ratlos in der Gegend herum — und schon war's passiert. Löhr schoß, Kunter flog in die linke Ecke, aber vom Bein von Reichel prallte der Ball in die entgegengesetzte Richtung zum 1:1 ins Netz. Nach der Pause versuchten die Frankfurter, das Ruder
durch eine Energieleistung herumzureißen. Aber da zeigte der 1.
FC Köln, was den Gastgebern fehlte: Sicherheit, Selbstvertrauen und
Kaltschnäuzigkeit. Mit diesen Mitteln wurden die anstürmenden
Frankfurter in Schach gehalten. Was dann noch gefährlich wurde, meisterte
der überragende Manglitz im Kölner Tor. Ob Papies bombte oder
ob ihn Heese mit Kopfbällen auf die Probe stellte — „Cassius"
war nicht mehr zu schlagen.
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