Arminia Bielefeld - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1970/1971 - 20. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: Sa 06.02.1971, 15:30 Uhr
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Gerhard Schulenburg (Hamburg)
Tore: 1:0 Gerd Roggensack (84.)

 

 

>> Spielbericht <<

Arminia Bielefeld Eintracht Frankfurt

  • Gerd Siese
  • Horst Wenzel
  • Dieter Schulz
  • Waldemar Slomiany
  • Volker Klein
  • Ernst Kuster
  • Gerd Knoth
  • Norbert Leopoldseder
  • Ulrich Braun
  • Horst Stockhausen
  • Gerd Roggensack

 


 

Wechsel
  • Dieter Brei für Ernst Kuster (46.)
  • Karl-Heinz Brückenfür Volker Klein (68.)
Wechsel
Trainer
  • Egon Piechaczek
Trainer



"Anti-Fußball"

"Deichmeister" Ribbeck war mit pochendem Herzen bis zur 83. Minute voller Zuversicht, daß die nicht enden wollende Bielefelder Springflut keinen Schaden anrichten möge. Doch in der 84. Minute brach der Damm. Breis Schuß vermochte Feghelm zwar noch abzuwehren, doch Roggensack brachte dann den Ball doch ins Netz.

Es war das erste Saisontor des Arminen-Kapitäns, eines, von dem man in Bielefeld vielleicht noch in Jahren sprechen wird, weil es unter Umständen zum Verbleib in er Bundesliga beitragen kann. Was Frankfurt tat, war der Bau eines Walles von Menschenleibern. Lediglich Nickel stand in der Spielhälfte Arminias. Und wurde er dann von den intelligenten Trinklein und Papies angespielt, beweis er seine Brandgefährlichkeit. Allerdings mußte Papies nach der Pause längere Zeit Kondition tanken.

Arminias Abwehr war taktisch klug auf die zu erwartenden Konterstöße eingestellt. Libero Schulz organisierte sie so gut, daß Frankfurt vielfach in die Abseitsfalle lief. Was von dem Frankfurter „Ein-Mann-Angriff" herausgespielt wurde, waren selbst nach Ansicht von Trainer Ribbeck „eineinhalb Torchancen". Pech natürlich für ihn und seine Eintracht, daß der Abwehrwall in der 84. Minute überwunden wurde. Doch das geschah bei diesem ausgesprochenen Anti-Fußballs ganz recht. Das Rezept, ein torloses Unentschieden mit zehn Mann, einschließlich Grabowski, zu ermauern, ist zu trostlos. Ein junger Mann namens Brei, der zur Pause für Küster ins Spiel genommen wurde, brachte die Frankfurter Deckung entscheidend in Verlegenheit. Vorschußlorbeeren für ihn, der im vergangenen Jahr noch in der Kreisklasse(!) spielte, sind unangebracht. Aber: Von diesem Brei wird man noch hören. (Kicker)

 

Rückschlag im Abstiegskampf

Das Gesicht des Abstiegkampfes trägt harte Züge. Und manchmal gerät der nackte Existenzkampf zur Fratze. Auf der Bielefelder Alm droschen Arminia und Eintracht Frankfurt im „Abstiegschlager" aufeinander ein wie Berserker. Frankfurt hatte Punktvorteile im Foulspiel (gelbe Karte für Reichel und Nickel), Bielefeld bestimmte 90 Minuten hindurch das Spiel und schoß nach einem einzigartigen Sturmlauf in der 84. Minute das goldene Tor zum 1:0-Sieg. Roggensack knallte einen abgewehrten Kopfball von Stockhausen mit Vehemenz ins Netz.

Noch Minuten nach Schlußpfiff bevölkerten blauweiße Fahnen schwingende Jugendliche den Rasen. Und Bielefelds Vorsitzender Stute sah wieder Land. Vor dem Spiel hatte er erklärt: „Wenn wir heute nicht gewinnen, dann wird es dunkel über Bielefeld." Lange Zeit hatte es in der Tat finster ausgesehen für die Arminia. Von Beginn an igelten sich die Frankfurter in ihrem Strafraum ein und hatten meistens nur Nickel und Grabowski vorn plaziert. Die Bielefelder fanden gegen die elastische Mauer aus rotschwarzen Leibern nicht das richtige Rezept. Es wurde im Mittelfeld zuviel quergepaßt, und wenn dann der hohe Flankenball kam, stiegen die Frankfurter Abwehrspieler in den meisten Fällen höher. Da zudem die Außenstürmer Roggensack und Leopoldseder zu sehr nach innen drängten, dauerte es bis zur 30. Minute, ehe Frankfurts Schlußmann Feghelm seine ganze Kunst aufbieten mußte, um einen Gewaltschuß von der Strafraumgrenze zur Ecke zu lenken.

Bielefelds Trainer Egon Piechaczek tauschte zur Pause den abermals unbeweglichen Küster gegen den jungen Amateur Brei aus und haderte im übrigen mit dem Schicksal: „Zweimal wurde der Ball von der Frankfurter Torlinie befördert. Das ist doch einfach Pech. Dann mußte Schiedsrichter Schulenburg uns einen Elfmeter zusprechen. Außerdem ist es schwer, gegen eine so massierte Abwehr anzukommen. Da helfen nur Schüsse aus der zweiten Reihe."

Die Aktion, die die 20.000 Zuschauer und Bielefelds Trainer gern als Elfmeter gehabt hätten, hatte Schiedsrichter Schulenburg nicht als strafstoßreifes Vergehen gesehen. Der Frankfurter Mittelstürmer Heese, wie schon im Spiel gegen Hannover 96, zumeist in der eigenen Abwehr, hatte einen Schuß von Solmiany abgewehrt. Aus 20.000 Kehlen scholl es: „Hand!" Schiedsrichter Schulenburg jedoch stand in der Nähe und sagte: „Der Abdruck des Balles war deutlich auf dem Trikot von Heese zu sehen."

Nach dem Seitentausch versuchte es die Arminia mit der Brechstange, doch Frankfurts Abwehr hielt dicht — bis zur 84. Minute — die die Hessen wieder in größte Sorgen stürzte. Doch als Trost sei dieser Eintracht gesagt. In puncto Cleverness war sie dem „Mitkonkurrenten" im Kampf gegen den Abstieg um einiges voraus. Noch ist Frankfurt nicht verloren...

 

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