Eintracht Frankfurt - Hannover
96 |
Bundesliga 1970/1971 - 19. Spieltag
2:1 (1:0)
Termin: Sa 30.01.1971, 15:30 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Ferdinand Biwersi (Bliesransbach)
Tore: 1:0 Bernd Nickel (43.), 1:1 Horst Berg (64.), 2:1 Bernd Nickel (83.)
Eintracht Frankfurt | Hannover 96 |
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Trainer | Trainer
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Lindner kann's noch! Die beiden Punkte Frankfurts wurden hart erkämpft. Nicht die spielerische Linie überzeugte, sondern der kompromißlose Einsatz imponierte. Als Mannschaft waren die 96er stärker. Was die Norddeutschen mit einfachen Mitteln zustande brachten, mit Angriffen aus der Tiefe eines festgefügten Abwehrblocks heraus, dazu brauchte die Eintracht die Kampfkraft einzelner Leute. Das begann in der Abwehr, bei der der reaktivierte D. Lindner, der mit seiner Routine den gefährlichen Ferdinand Keller, bis auf ein kurzes Ausbrechen in den ersten Minuten, immer kurz am Zügel führte und so sicher war, daß Nebenmann Friedl Lutz bei den Außenverteidigern mithelfen konnte, von denen Reichel zu oft hinter seinem Linksaußen Reimann stand und Schämer eine halbe Stunde lang seine Not hatte mit dem ehrgeizigen Nafziger. Ribbecks Schachzug mit dem Einsatz von Heese im Mittelfeld war ein Gewinn für die Mannschaft, denn der Mann mit der Nr. 9 beschäftigte nicht nur den Strategen Siemensmeyer stärker als es für Hannovers Motor gut war, sondern er schickte auch manchen Paß nach vorn. Jedenfalls spielte Heese seine Rolle wirkungsvoller als Papies, der zwar wieder zu zaghaft war, aber immer noch besser als Kalb, der lieber neben seinem Gegner übers ganze Feld trabte, als ihn einmal anzugreifen. Trotzdem wäre Ribbecks 4-3-3-Plan beinahe in die Binsen gegangen, weil Hölzenbein, der am Ende mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte, sich gegen alle Direktive auch noch im Mittelfeld tummelte und die Zweierspitze Grabowski/Nickel Schwerstarbeit leisten mußte, um die beiden Tore zusammenzubekommen.
Freudenfeuer und Gesänge „Die wichtigste Etappe auf dem Marsch nach oben haben wir hinter uns", sagte Albert Zellekens, der amtierende Vorsitzende der Frankfurter Eintracht. Im ersten Rückrunden-Heimspiel errang die Eintracht einen mühevollen 2:1-Sieg über Hannover 96. Die Begeisterung auf, den Rängen kannte aber keine Grenzen. Die Fans brannten Freudenfeuer ab, und die Eintracht-Ecke neben dem Marathon-Tor sang zum erstenmal wieder nach vielen trostlosen Spieltagen die alten Eintracht-Lieder. Und mehrere Dutzend Feuerwerkskörper wurden abgefeuert. Eine Rakete mit grünen und roten Sternen ging nach dem zweiten Frankfurter Tor sogar mitten auf dem Spielfeld herunter, und Schiedsrichter Biwersi trug den glimmenden Raketenstab mit spitzen Fingern vom Rasen. Der Stadionsprecher forderte mehrmals die Zuschauer auf, das Abbrennen der Feuerwerkskörper zu unterlassen, und setzte schließlich sogar eine Hundertmarkprämie für denjenigen aus, der einen „Feuerwerker" namhaft machen würde. Biwersi: „Den Vorfall mit der Feuerwerksrakete muß ich natürlich melden. Wenn es schlimmer gekommen wäre, hätte ich sogar das Spiel abbrechen müssen." Das Spiel, das die Frankfurter als Start zur Schicksalsrunde ansahen, war nur in einer Beziehung eine Offenbarung: Die Frankfurer haben endlich den richtigen Kampfgeist gefunden. Was Heese, die kleine Gewalt Nickel und Grabowski schufteten, das war schon außerordentlich. Aber diese drei waren nur die Vorkämpfer einer Mannschaft, die endlich einmal das Phlegma und die Gelassenheit einer Truppe ablegte, die in all den vergangenen Jahren sich so viel auf ihre Technik und ihren Spielwitz eingebildet hatte. Von den Kombinationen her war es diesmal nur Mittelklasse. Das lag nicht nur daran, daß die Hannoveraner eine überaus scharfe, gut aufeinander abgestimmte Deckung hatten. Das lag auch daran, daß die Frankfurter mehr an den Kampf dachten. Hannover war nach der 1:2-Heimniederlage sehr vorsichtig in das Spiel gegangen. Trainer Johannsen: „Mein Wunschtraum ist es, hier einen Punkt zu holen, aber wir wissen, wie schwer das sein wird. Doch wir werden uns genauso anstrengen wie die Frankfurter." Und angestrengt haben sich die 96er wirklich. Wenn ihnen das Glück etwas zur Seite gestanden hätte, hätten sie den Ausgleich leicht erreichen können. Das Glück aber stand dem Frankfurter Bernd Nickel zur Seite. Der Amateur-Nationalspieler sah in der 43. Minute plötzlich das Hannoveraner Tor offen wie ein Scheunentor und setzte aus 30 Metern zum Schuß an. Ein Aufsetzer, nicht besonders scharf, aber gut plaziert. Es hieß 1:0. Ärgerte sich Hannovers Torwart Podlasly: „Ausgerechnet mir muß so etwas passieren. Der Ball war doch weit im Mittelfeld, und da lag unser Verteidiger Stiller an der Strafraumgrenze und krümmte sich. Ich wollte ihn trösten, da zog Nickel ab. Er hat meinen Fehler sicherlich gesehen." Auch das Gegentor war ein Weitschuß, aber der schien für Feghelm unhaltbar zu sein. Die beste Szene war das 2:1. Wieder war es Nickel, der einköpfte. Aber Grabowski hatte hier die große Vorarbeit geleistet, als er im Slalom vier Gegner überspielt und dann geflankt hatte. Strahlte Frankfurts Trainer Ribbeck: „Das war vielleicht unser wichtigster Sieg. Schade nur, daß wir wieder einen Verletzten mehr haben. Hölzenbein mußte wegen einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus. Er hat nicht mehr gewußt, wie der Spielstand war." Trainer Johannsen klagte: „Das ist doch jammerschade mit dem ersten Gegentor. Vielleicht wäre es ohne das anders gelaufen. Aber so muß ich zugeben: Die Frankfurter haben verdient gewonnen."
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