Eintracht/Kickers - Feyenoord Rotterdam

Freundschaftsspiel 1970/1971

1:1 (1:0)

Termin: 13.10.1970
Zuschauer: 21.000
Schiedsrichter: Tschentscher (Mannheim)
Tore: 1:0 Gecks (6.), 1:1 Kindvall (90.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht/Kickers Feyenoord Rotterdam

  • Dr. Kunter
  • Wirth
  • Reich
  • Lutz
  • Schämer
  • Weida
  • H. Schmidt
  • Gecks
  • Hölzenbein
  • Grabowski
  • E. Kremers

 


  • Treytel
  • Schneider
  • Israel
  • Lazaroms
  • van Dujvenbode
  • Hasil
  • Jansen
  • Kindvall
  • van Dale
  • van Hanegem
  • Wery

 

Wechsel
  • Spinnler für Weida (32.)
  • Volz für Dr. Kunter (46.)
  • Bechtold für Wirth (46.)
  • Nickel für Grabowski (46.)
Wechsel
  • Boskam für van Hanegem (64.)
Trainer Trainer
  • Ernst Happel

 




Heute: Eintracht/Kickers gegen Feijenoord

Frankfurt, 13. Oktober - „Das Spiel des Jahres" — so nennt der Geldgeber, die Frankfurter Brauerei Henninger, das Freundschaftsspiel zwischen einer Kombination Eintracht Frankfurt/Kickers Offenbach und dem Weltpokalsieger Feijenoord Rotterdam (heute, 20 Uhr, Waldstadion Frankfurt).

Die hessische Bundesliga-Auswahl beginnt mit: Dr. Kunter; „Kalla" Wirth, Lutz, Schämer; Weida, Reich, Schäfer; Gecks, Grabowski, Hölzenbein, E. Kremers. Das Vorspiel besitzt hohen Traditionswert: Die Mannschaften des Endspieles um die deutsche Meisterschaft 1959 zwischen Eintracht und Kickers spielen gegeneinander.

 

 

Absurdes von den Trainern

In einem Fußball-Freundschaftsspiel bester Klasse zeigten Hessens Bundesligaspieler, was sie wirklich können. Gegen Weltpokalsieger Feijenoord Rotterdam erreichte eine Kombination Eintracht Frankfurt/Kickers Offenbach ein verdientes 1:1 (1:0). Für die erstmals zusammenspielende Auswahl, in der mehrfach ausgewechselt wurde, ein stolzes Ergebnis. 21.000 Zuschauer waren ebenso begeistert wie Offenbachs Trainer Rudi Gutendorf: „Schade, dreimal schade. Eine Mannschaft aus beiden Vereinen, das würde ein Superteam werden. Bei einem solchen Spiel merkt man, wieviel ausgezeichnete Spieler hier zu Hause sind." Und auch Frankfurts kühler Coach Erich Ribbeck meinte: „So was könnte jedes Jahr stattfinden, das hebt doch vor allem auch das gutnachbarliche Verhältnis."

Freilich, ohne einen großzügigen Mäzen wäre das Spiel kaum denkbar gewesen. Die Henninger-Bräu ließ sich das Spiel eine sechsstellige Summe kosten. Außer den Vereinen (Feijenoord kostete allein 60.000 Mark, doppelt soviel wie etwa beide hessische Klubs zusammen) erhält die Frankfurter Sportstiftung ein erkleckliches Sümmchen.

Es begann mit stürmischen Angriffen der Hessen. Das 1:0 schon in der 6. Minute durch einen Schuß von Gecks ins lange Eck schien ein Schützenfest anzukündigen. Aber mit zunehmender Spielzeit wurde Rotterdam stärker. Zur Pause meinte Fritz Walter noch: „Die Holländer überbrücken das Mittelfeld zu langsam." Doch in den letzten Minuten schafften sie durch ein enormes Kraftspiel doch noch den Ausgleich: Kindvall köpfte in der 90. Minute zum 1:1 ein.

Lutz, Reich, Erwin Kremers, Schämer, Gecks und Hölzenbein waren die herausragenden Spieler. Sie zeigten, daß man sich auch ohne „Anprobe" gleich gut verstehen kann.

Vorangegangen war ein Spiel voller Erinnerungen: Die Teams des deutschen Endspiels 1959 zwischen Eintracht und Kickers traten gegeneinander an, und wieder gewann die Eintracht, diesmal mit 3:1. Kreß, Lindner, Bäumler für die Eintracht und Nuber schossen die Tore. Nuber gestand neidlos: „Torwart Egon Loy war wieder der Größte."

 

 

Feyenoord will Grabowski

Feyenoord Rotterdam ist nachhaltig an der Verpflichtung des „besten Auswechselspielers der Welt" interessiert — und das schon im Dezember.

Wie ernst es den Holländern dabei ist, bezeugt die Aussage des Wiener Trainers von Feyenoord Ernst Happel: „Wir brauchen einen Klassestürmer wie Grabowski. Ihn und keinen anderen wollen wir haben, am Geld soll es jedenfalls nicht scheitern. Wir sind bereit, bis zu einer Million Gulden zu zahlen."

Eine Million Gulden sind knapp etwas mehr als eine Million DM. Dr. Knöpke, der Schatzmeister der tief in der Kreide stehenden Eintracht: „Egal, was von dem Geld uns zufiele, es wäre finanziell ein hochinteressanter Wechsel. Fragt sich nur, was unser Trainer dazu sagt."

Der Betroffene selbst, Jürgen Grabowski, scheint nicht abgeneigt: „Ehrlich, ich freue mich riesig. Man kriegt nicht alle Tage die Offerte eines Weltcup-Siegers. Die Holländer haben auch schon direkt mit mir Kontakt aufgenommen. Es wurde zwar noch nicht über Geld gesprochen, aber die Sache ist in jedem Falle reizvoll. Ich bin überzeugt, daß dort ein ausgezeichneter Fußball gespielt wird."

Aber Grabi bleibt Realist: „Ich halte es für unmöglich, daß man mich mitten in der Saison freigibt. Und ich werde auch meinen Vertrag hier hundertprozentig erfüllen." Am Ende der Saison ist Grabowski frei, sein Vertrag läuft aus. „Ich habe auch noch andere Angebote aus Deutschland", so Grabi. "Ich werde vielleicht aber auch bei der , Eintracht bleiben, weil es mir sehr gut gefällt, ich aus Wiesbaden stamme und dort wohne."

Zumindest kurzfristig beruhigen kann Frankfurts Präsident Albert Zellekens die Anhänger der Eintracht: „Wir haben den Wunsch unseres Trainers Ribbeck respektiert: Wir geben Grabowski nicht im Dezember frei." Erst wenn der Klassenerhalt gesichert sei, könne über einen Weggang von Grabi diskutiert werden.

 

 

Der Weltpokalsieger zu Gast

Im Stadion wartete alles auf den Schlußpfiff, als der Schwede Kindvall eine Flanke zum Ausgleich ins Frankfurt—Offenbacher Netz köpfte. Damit wurde aus dem Sieg der Kombination über den Weltpokalsieger nichts. Feyenoord blieb dank dieses späten Tores, das in der Nachspielzeit fiel, auch weiter in dieser Saison unbesiegt. Das frühe 1:0 der Kombinierten durch Gecks weckte viele Hoffnungen, und zuweilen spielte die Mannschaft von diesseits und jenseits des Mains mit brillanten Zügen auf. Die größeren Reserven jedoch lagen bei Feyenoord, dessen langgestreckter Endspurt schließlich noch zum verdienten Unentschieden führte, das die Abwehr der Hessen hinausgezögert hatte.

Es begann prächtig für die Frankfurt-Offenbacher Kombination, die nur eine Halbzeit mit Grabowski spielen konnte und Karl-Heinz Wirth ebenso auswechseln mußte. Für den vor der Pause mitwirkenden Dr. Kunter gab es im Tor nur wenig Probleme, wohl aber für seinen Nachfolger Volz, der besonders bei den angeschnittenen Eckbällen der Rotterdamer sich oft verrechnete. Am Ausgleich traf ihn keine Schuld.

Bis zur 83. Minute standen die Gastgeber oft genug vor einem zweiten Tor, besonders wenn der brillante Erwin Kremers spurtete oder Schämer seine sagenhaften Schüsse aus dem Hinterhalt abgab. Zum Schluß allerdings stürmten nur noch die Rotterdamer. Die sich prächtig ergänzenden Lutz und Reich im Deckungszentrum hätten den Sieg fast über die Zeit gerettet, doch das Ergebnis paßt zum Spiel, das bei Feyenoord auch dann noch lief, als van Hanegem, den Hölzenbein genau markierte, ausgestiegen war. Weitere Könner im Team des Weltpokalsiegers wie Israel und der Ex-Schalker Hasil hatten den Hauptanteil am Power Play der Gästeelf in der letzten Viertelstunde.

Die Marschrichtung der Frankfurt/Offenbacher Kombination war klar. Harte Manndeckung mit Hölzenbein gegen den Spielmacher van Hanegem. So blieben Dr. Kunter Schwierigkeiten erspart, bis ein Kopfball von Kindvall nach einer Ecke über ihn hin wegflog. Dahinter allerdings bereinigte Schämer die Angelegenheit noch auf der Torlinie. Das war allerdings schon in der 43. Minute. Steiler und gefährlicher hatten vorher die Frankfurt-Offenbacher ihre Angriffe angelegt. Aber es klappte längst nicht mehr wie in den Anfangsminuten. Hölzenbein löste sich manchesmal aus dem Bereich van Hanegems, doch seine Hauptaufgabe sah er in der Bewachung des Rotterdamers. Auf der rechten Seite blitzten zwischen Gecks, Grabowski und Hölzenbein die brillantesten Klein-Kombinationen auf, aber viele der Vorstöße endeten dann in der holländischen Deckung oder in der geschickt aufgezogenen Abseitsfalle. Mitunter schalteten sich auch wechselweise Lutz und Reich in den Angriff ein.

Der zündende Funke fehlte dem Spiel jedoch; so raffiniert auch einige Feyenoorder Leute im Mittelfeld ihre Vorlagen durch dichte Ansammlungen zu dirigieren verstanden — es blieb meistens bei dem Versuch, den Abwehrblock der Frankfurt-Offenbacher aufzureißen, der auch dann keine Risse zeigte, als Spinnler frühzeitig Weida ablöste.

Nach der Pause kamen drei weitere frische Männer, Volz und Bechtold von den Kickers und Nickel von der Eintracht, in die Kombination. Dr. Kunter, Grabowski und Wirth waren draußen geblieben. Auf die nächsten Höhepunkte mußte lange gewartet werden. Die Holländer spielten leicht überlegen, die Hessen konterten und erarbeiteten sich durch Erwin Kremers und Gecks die besseren Chancen. Eine tolle Kombination, die von Gecks begonnen, von Bechtold und Erwin Kiemers fortgeführt und schließlich von Gecks abgeschlossen wurde, hätte beinahe zum zweiten Treffer geführt; wieder wurde auf der Linie geklärt.

Die Männer mit dem Weltpokal blieben nach wie vor vieles schuldig. Franz Hasil stand im Hintergrund; auch van Hanegem, dem Hölzenbein nicht von der Seite wich, war als Mann mit internationalem Zuschnitt kaum auszumachen. Van Hanegem ging nach 64 Minuten; für ihn kam Boskam. Unterdessen sorgte Schiedsrichter Tschentscher mit einer Sonderschau, die weitgehend auf seine Bedürfnisse zugeschnitten war, für Abwechslung, indem er zwei Kombinationen der Frankfurt-Offenbacher Elf unterbrach, um indirekte Freistöße gegen die Holländer zu pfeifen, weil zwei ihrer Spieler gemeckert hatten.

Die Schwerpunkte verschoben sich zugunsten der Frankfurt-Offenbacher Elf, die mit einer Reihe schneidiger Angriffe dem 2:0 fortwährend näher war als der Gast dem Ausgleich. Zudem wirkten die Holländer allmählich immer derber. Erwin Kremers und Helmut Schmidt gingen schwer getroffen zu Boden, wurden behandelt und spielten weiter.

In der Schlußphase setzte Feyenoord alles auf eine Karte. Der Ausgleich fiel nach 91 Minuten, allerdings hatte der Schiedsrichter guten Grund, nachspielen zu lassen, denn vorher war es zu einigen Unterbrechungen gekommen. Das Tor erzielte Kindvall mit einem unhaltbaren Kopfball aus kürzester Entfernung nach einer Flanke von Jansen.



>> Spieldaten <<

 

 

© text, artwork & code by fg