1. FC Köln - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1970/1971 - 8. Spieltag
0:0
Termin: Sa 26.09.1970, 15:30 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Ferdinand Biwersi (Bliesransbach)
Tore: ./.
1. FC Köln | Eintracht Frankfurt |
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Köln scheitert an Lutz und Kunter Ein pfiffiges Lächeln machte die Runde. Es begann auf dem Spielfeld zu einer Zeit, in der die Eintracht mit allen Mannen, aber ohne Panik verteidigte. Nach jeder gelungenen Störaktion flog der Ball weit in die Kölner Hälfte zurück, und der Schütze rieb sich symbolisch die Hände, derweil die weit aufgerückten Gastgeber ihn hastig wieder heranschleppten. Als der Schlußpfiff ertönte, atmeten die Riederwälder einmal kräftig aus, und ihr Lächeln wurde noch tiefgründiger. Auf den Rängen ertönte ein lauter Gesang. Die Frankfurter Fans geleiteten ihre Abwehrkünstler vom Platz. Sie hatten Spaß daran, daß der Auswärtsplan Nr. 1, ein torloses Unentschieden, wieder bis ins Detail realisiert wurde. Zwei Eintrachtler waren die Schlüsselfiguren dieser Planung, und sie leisteten ein Pensum, vor dem selbst die bodenständigsten Kölner Anhänger den Hut zogen. Friedel Lutz, der Libero, der die Cleverneß eines alten Fuchses mit jugendlichem Temperament paarte, und Torhüter Dr. Peter Kunter, der wieder mit sagenhaften Reaktionen aufwartete. Rundherum schwangen sich die Eintrachtkollegen zu ebenfalls beachtlichen Taten auf. Kalla Wirth rupfte seinem Kontrahenten Rupp so kompromißlos die Federn, daß auf den Rängen schon frühzeitig Rupps Austausch gefordert wurde. Schämer ließ Kapellmann die gleiche Behandlung zukommen, und erst als der junge Lex sich Schämer entgegenstemmte, hatten die Kölner hier andeutungsweise Durchbruchchancen. Anfangsschwierigkeiten gab es bei Trinklein, der Parits nicht so recht in den Griff bekam. Auch diese Nahtstelle wurde später sicherer geschlossen. Kalb neutralisierte Flohe im Mittelfeld, und Hölzenbein schlug sich in diesen Bereichen zuerst erfolgreich mit Cullmann und dann mit Kapellmann herum. Funkensprühende Zweikämpfe lieferten sich Grabowski und sein Bewacher Simmet, der dem Frankfurter eine erwartungsgemäß harte Gangart präsentierte. In der 14. Minute mußte Grabowski erstmals zu Boden, und auch in der Folge blieb der Eintrachtler vor schmerzhaften Attacken nicht verschont. Dennoch wirbelte Grabowski die Kölner Abwehr mehrmals tüchtig durcheinander. Dies geschah freilich meist im Vorwarnbereich, wo Grabowski seine Aufgabe des Ballhaltens erfüllte. Die Konterversuche der Eintracht, weitaus wirkungsvoller und auch länger aktiviert als vor einer Woche in Oberhausen, hatten dann die größten Aussichten auf Erfolg, wenn Kalb, Hölzenbein, Schämer und Wirth mit nach vorne preschten. Wagner stand bei Hemmersbach auf verlorenem Posten, und Nickel feierte trotz Fleiß und Geschick nur wenig Triumphe über den herausragenden Kölner Thielen. Ohne Bindung zu seinen Nebenleuten und ohne jegliche Fortune als Stürmer, war Heese das schwächste Glied in der Kette. Sein Verdienst lag wieder einmal in der Position als Zusatzverteidiger, die er bereits zu Beginn der zweiten Halbzeit sporadisch einnahm. Was der 1. FC Köln ohne Overath wert ist, mußte sein Anhang schmerzvoll erkennen. Die Kölner waren ohne Kopf, ohne Spielrhythmus, ohne jeden Anflug von Faszination, kurz, eine ganz biedere Durchschnittsmannschaft. Thielen allein kurbelte als Offensivverteidiger in der letzten halben Stunde das Spiel seiner Elf an. Biskup war zwar als Libero im Abwehrbereich souverän, doch hatte er im Gegensatz zum ungleich mehr belasteten Lutz auf der Gegenseite nicht den Mut zu effektvollen Vorstößen. Nationalspieler Weber begnügte sich mit der Bewachung von Heese, und als es für die Gastgeber um den letzten energischen Ansturm ging, tauchte Weber unter. Torhüter Manglitz mußte erstmals in der 20. Minute gegen Kalb energisch eingreifen und kurz darauf einen strammen Schämer-Schuß entschärfen. Grabowski erarbeitete sich zwei gute Chancen, die er aber mit zu hoch angesetzten Schüssen vergab. Rohrbach, der für Wagner kam, brachte frischen Schwung mit, der aber in der Schlußphase im Angriff nicht mehr benötigt wurde. In der 60. Minute kam es zu einem nicht alltäglichen Zwischenfall. Während Kunter nach einem Zusammenprall am Boden behandelt wurde, sank auch einer der beiden Linienrichter ins Gras. Erst nach Minuten hatten ihn die Masseure und Sanitäter wieder flottgemacht. Mit einer dicken Bandage humpelte der Linienrichter fortan die Linie entlang. Wie in den letzten Spielen gegen Oberhausen und Schalke
half der Eintracht freilich auch das Glück etwas. Es personifizierte
sich wieder in Dr. Kunter, der an der 87. Minute mit toller Reflex-Reaktion
einen kaum haltbaren Parits-Schuß abwehrte. Das Resümee dieser
Partie ist nicht neu, aber brandaktuell. Die Eintracht hat eine Abwehr,
die topfit ist. Irgendwann aber wird der Angriff sich wieder intensiver
ums Toreschießen kümmern müssen, wenn die von der Abwehr
gesteckte Saat nicht ohne Ernte bleiben soll.
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