Eintracht Frankfurt - FC Bari

Freundschaftsspiel 1969/1970

0:0

Termin: 09.05.1970 in Montreal
Zuschauer: 5.000
Schiedsrichter:
Tore: ./.

 


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Eintracht Frankfurt FC Bari

 

 

 

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer

 

 

"Ihr habt schon viereckige Augen"

Horst Heeses erster Bericht von der Amerika-Reise der Eintracht

Der erste Brief für die FR-Leser von der großen Reise der Frankfurter Eintracht zum anderen Kontinent ist da. Horst Heese, der Stürmer und Torjäger der Frankfurter, hat ihn geschrieben und dabei auch das erste Spiel in Montreal gegen AS Bari geschildert. Von der neuen Olympiastadt (1976) sind die Eintrachtler inzwischen nach San Francisco zum zweiten Spiel gegen Manchester United weitergereist.

Liebe Rundschau-Leser!

Nach einem siebeneinhalbstündigen Flug über den großen Teich, bei dem wir uns mit Lesen, Schlafen und Kartenspielen die Zeit vertrieben, landeten wir etwas müde in Montreal. Vom Flughafen wurden wir sofort ins Hotel gefahren, in dem vor uns schon Könige und Staatspräsidenten ihren Einzug gehalten haben. Während diese Verhältnisse für die meisten meiner Kameraden nichts Neues waren, zeigten sich einige wenige, u. a. auch ich, über den dortigen Komfort doch einigermaßen erstaunt.

Mein Zimmer teilte ich mit Bernd Nickel, der sich als Amateur-Fotograf groß in Szene setzte, und schon beim Abflug in Frankfurt die Lacher auf seiner Seite hatte, als er stolz verkündete: "Die Kamera erhielt mein Onkel als Zugabe, als er vier Filme getauft hat." In unserem Zimmer ist alles wunderbar eingerichtet. Natürlich darf auch der Fernsehapparat mit 13 verschiedenen Programmen nicht fehlen. Als wir das erste Mal „Television in America" ansehen wollten, erlebten wir gleich eine große Überraschung: es lief gerade die Wildwestfilm-Serie „High Chaparal". Im Anschluß daran erfreuten wir uns an einem Brigitte-Bardot-Film, bei dem wir jedoch vor lauter Müdigkeit einschliefen.

Am anderen Tag stand für uns schon das erste Spiel gegen AS Bari auf dem Programm. Nach einem kleinen Stadtbummel wies unser Präsident Gramlich auf die bevorstehenden Ereignisse unserer Reise hin, und nach einem köstlichen Mittagsmahl wurde bis 16 Uhr für alle Bettruhe verordnet. Da jedoch einige meiner Kameraden nicht schlafen konnten, ließen sie sich, wie könnte es anders sein, durchs Fernsehen unterhalten. Diese Tatsache veranlaßte unseren Trainer Erich Ribbeck zu der Bemerkung: „Ihr habt vom vielen Fernsehen schon viereckige Augen."

Als wir zum Spiel gegen Bari ins Stadion fuhren, galt unser erster Blick dem Platz, der nach den Worten von Bernd Hölzenbein „nicht viel schlechter als eine Festwiese aussah". Zum Spiel auf dem ehemaligen „American Football"-Platz kamen 5000 Zuschauer, darunter 4980 Italiener und 20 Deutsche, die wir lediglich beim Abspielen der deutschen Nationalhymne hörten. Das Spiel war überraschenderweise sehr hart, dennoch waren wir über weite Strecken überlegen, ohne jedoch aus den vielen Chancen Kapital schlagen zu können, so daß es beim 0:0 blieb. Unerfreulich für uns war die Fußverletzung von Lothar Schämer, der 15 Minuten vor dem Ende der Partie den Platz verlassen mußte. Unsere Mannschaftsaufstellung war: Kunter; Jusufi, Trinklein, Huberts, Schämer (ab 75. Min.: Hommrich), Kalb, Lindemann, Wachsmann (ab 75. Min.: Wagner), Hölzenbein, Heese, Nickel.

Auch beim anschließenden Bankett hielt die etwas unterkühlte Atmosphäre an, ohne jedoch unsere wie immer gute Stimmung nur im geringsten trüben zu können. Abgekämpft gingen wir danach ins Bett, und trotz aller Müdigkeit freuten wir uns schon auf den nächsten Tag,

Freundliche Grüße an alle FR-Leser

Ihr Horst Heese

('Frankfurter Rundschau' vom 14.05.1970)

 

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