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Eintracht Frankfurt - Alemannia
Aachen |
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Bundesliga 1969/1970 - 29. Spieltag
6:2 (1:1)
Termin: Mo 30.03.1970, 20:00 Uhr
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Ferdinand Biwersi (Bliesransbach)
Tore: 0:1 Erwin Hermandung (37.), 1:1 Jürgen Grabowski (41., Foulelfmeter), 2:1 Jürgen Kalb (60)., 2:2 Erwin Hermandung (66.), 3:2 Bernd Nickel (67.), 4:2 Horst Heese (73.), 5:2 Jürgen Grabowski (85.), 6:2 Bernd Hölzenbein (87.)
Eintracht Frankfurt | Alemannia Aachen |
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Wechsel
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Trainer | Trainer
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Das Spiel Eintracht Frankfurt gegen Alemannia
Aachen wurde erst am Ostermontag um 15.30 Uhr im Frankfurter Waldstadion
angepfiffen, weil die Frankfurter noch am Gründonnerstag im
DFB-Pokalspiel gegen den VfL Osnabrück antreten mußten
(2:1 nach Verlängerung für Frankfurt). Ein halbes Dutzend Beim 5. Frankfurter Tor verließ das Pony „Schöppchen“ den Platz, jetzt hat es seine Funktion als Maskottchen der Frankfurter Eintracht erfüllt. Das Spiel lief endlich so, wie es laufen sollte, und dabei sah es anfangs gar nicht nach einem klaren 6:2-(1:1-)Sieg der Frankfurter über Alemannia Aachen aus. Über eine halbe Stunde lang gab es im Frankfurter Waldstadion vor 10.000 frierenden Zuschauern so was wie Sommerfußball im Spätwinter. Die Aachener schienen bemüht, das Spiel zu verlangsamen und sich in friedfertiger Haltung und mit einer knappen Niederlage — der achten in Reihenfolge — vom Frankfurter Bundesligaplatz zu verabschieden. Und wie es Frankfurts Trainer Ribbeck zu Anfang befürchtete: Die Eintracht ließ sich diesen Trott nicht nur gefallen, sondern sie scherbelte bis auf einzelne Gewaltakte genauso „freundschaftlich“ mit. Aber dann kam etwas Härte ins Spiel, dann kam das Aachener Führungstor, und allmählich bekam das Spiel mehr Fahrt und Tempo.
Bezeichnend übrigens, daß das Führungstor (und auch der zweite Aachener Treffer) von Aachens bestem Spieler Hermandung erzielt wurde. Hermandung spielte offiziell Vorstopper gegen Heese, aber auf diesem Posten war er selten zu finden, vielmehr da überall, wo sich plötzliche Lücken in der aufgerückten Frankfurter Abwehr auftaten. Und niemand war da, der es als seine Pflicht ansah, diesen Aachener zu decken. Der Frankfurter Torsegen begann mit einem Elfer, von dem man unter Brüdern so sagt, daß er so halbwegs geschenkt war. Ein Rempler von Thelen, der Grabowski über den Rasen fliegen ließ. Zürnte auch Aachens Trainer Weth: „Die wirren Entscheidungen des Schiedsrichters wie beim Elfmeter und bei Nickels zu hohem Bein bei seinem Fallrückzieher-Tor, haben unsere Moral zerbrochen.“ Dennoch gab's am Frankfurter Sieg nichts zu rütteln. Selbst Weth gab zu: „Es war eine klare Angelegenheit für die Frankfurter.“ Die Gastgeber hatten ihren besten Mann in Jürgen Grabowski, der vor den Augen des Bundestrainers Helmut Schön eine sehr gute Partie bot, energisch spielte, trickste wie ein Zauberkünstler und auch das weitaus schönste Tor beim 5:2 erzielte. Tore: 0:1 Hermandung (37.) der Trinklein und Torhüter Feghelm ausspielt und einschiebt. 1:1 Grabowski (41.) Foul-Elfmeter, Grabowski wurde von Thelen gerempelt. 2:1 Kalb (59.) Kopfball auf Flanke Heese. 2:2 Hermandung (66.) nach Alleingang. 3:2 Nickel (66.) mit Fallrückzieher auf Flanke Grabowski. 4:2 Heese (73.) Vorlage Nickel. 5:2 Grabowski (85.) nach Alleingang. 6:2 Hölzenbein (87.).
Spät aufgewacht! Es entwickelte sich bis zur Pause eine Partie, die die wenigen Zuschauer im schneidenden Wind auf die Palme brachte und zu Pfiffen veranlaßte. Denn die Gäste zogen, um mit heiler Haut davonzukommen, in der Regel sogar acht oder zehn Spieler in die eigene Hälfte zurück und überließen es vorn Werner Tenbruck, dem einzigen Stürmer im gestreiften Trikot, der diesen Namen verdiente, die Frankfurter Deckung nicht einschlafen zu lassen. Auf der anderen Seite ließ sich die Eintracht durch die Aachener Verzögerungstaktik bis auf Grabowski ihrer besten Waffe, der weitaus größeren Schnelligkeit, berauben. So war es kein Wunder, daß das Spiel zur Pause 1:1 stand, wobei die Alemannia noch in Führung gegangen war und die Frankfurter einen Elfmeter brauchten, um auszugleichen. Dieses Bild änderte sich erst nach dem Wechsel, als Nickel den bis dahin nur durch Fehlpässe und einige Fouls in Erscheinung getretenen Jusufi ablöste, aber auf den linken Flügel ging, während Grabowski nach rechts hinüberwechselte und Hölzenbein das Mittelfeld verstärkte. Jetzt kam mehr Druck in das Frankfurter Angriffsspiel, aber der böige und deshalb tückische Wind, vor allem aber Feghelms Unsicherheit zwischen den Pfosten bescherte den Aachenern noch ein 2:2, bevor Nickel mit einem herrlichen Fallrückzieher den Weg freimachte für den durch die Steigerung in der zweiten Halbzeit vollauf verdienten Eintrachtsieg, der gegen eine am Ende ganz und gar an die Wand gespielte Aachener Mannschaft noch auf ein halbes Dutzend Tore ausgedrückt wurde. (Kicker)
Sie zittern weiter um ihren Torwart Frankfurt wartet auf die Rückkehr Kunters Bis zum 7. März gab es im Torraum der Frankfurter Eintracht kein Problem. Nummer 1 war Peter Kunter, seit dem im vergangenen Dezember gebauten Dr. dent. in immer bessere Form gekommen, und dahinter stand Siegbert Feghelm, ein Ersatzmann, mit dem es keine Schwierigkeiten gab. Die Schwierigkeiten fingen an, als der zuverlässige Zahnarzt im Weser-Stadion verletzt ausscheiden und Feghelm einspringen mußte. Zwar trug der Reservist zwischen den Pfosten keine Schuld daran, daß die Bremer Partie für die Eintracht knapp verlorenging, und auch sonst stand er auf fremden Plätzen durchaus seinen Mann. Feghelms Problem und damit das seines Trainers aber sind die Heimspiele. Hier vibrieren die Nerven, und die Zuschauer spüren das. Der Mann im Eintrachttor aber wiederum spürt, daß man gerade ihn mit doppelter Spannung beobachtet: Wann greift er zum erstenmal daneben, wann läßt er den ersten Ball fallen? Und gerade weil man darauf wartet, geschieht es dann auch. Danach ist es ganz aus. So führt die gefährliche Wechselwirkung Spieler — Publikum dazu, daß der Spieler trotz aller guten Vorsätze vor dem eigenen Anhang immer wieder die Nerven verliert. Eigentlich schade. Trainer Erich Ribbeck sieht es so: „Der Feghelm zu Hause und der Feghelm draußen sind zwei verschiedene Menschen. Auf fremden Plätzen habe ich keine Bange um ihn. Hier im Waldstadion jedoch atme ich erst auf, wenn er den ersten Ball sicher gefangen hat. Vielleicht“, sinniert Ribbeck weiter, „müßte er in Frankfurt einmal so unter Druck stehen, daß er gar keine Zeit mehr hat zum Nachdenken. Vielleicht platzt dann der Knoten. Denn von der Veranlagung her ist er sicher ein guter Torhüter.“ So wird man also, bis der Peter Kunter wieder ins Tor zurückkehren kann, weiter um die Nummer 2 zwischen den Eintrachtpfosten zittern und bangen. Aber kann der Frankfurter Bundesligaverein sich das auch in der nächsten Saison noch leisten?
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