Eintracht Frankfurt - 1. FC Kaiserslautern

Bundesliga 1969/1970 - 23. Spieltag

2:1 (2:1)

Termin: Sa 14.02.1970, 15:30 Uhr
Zuschauer: 13.000
Schiedsrichter: Gerd Hennig (Duisburg)
Tore: 0:1 Josef Pirrung (4.), 1:1 Bernd Nickel (15.), 2:1 Bernd Nickel (45.)

 


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Eintracht Frankfurt 1. FC Kaiserslautern

 


  • Wolfgang Schnarr
  • Jürgen Rumor
  • Dietmar Schwager
  • Ernst Diehl
  • Fritz Fuchs
  • Gerhard Kentschke
  • Otto Rehhagel
  • Josef Pirrung
  • Otto Geisert
  • Jürgen Friedrich
  • Klaus Ackermann

 

Wechsel
Wechsel
  • Günther Rademacher für Klaus Ackermann (70.)
Trainer Trainer

 

 

Tönerne Füße

Eintracht ohne erwarteten Schwung

Es war ein Spiel ohne Glanz und Höhepunkte. Der Sieg fiel an die bessere Elf, die zu einer Steigerung vielleicht einen sicheren Vorsprung gebraucht hätte. Aber dazu kam es bei aller Überlegenheit und zahlreicher Möglichkeiten der Eintracht nicht. Ihre Abwehr stand auf tönernen Füßen, so daß Kaiserslautern immer auf Ausgleichsnähe blieb. Ein mutigerer und entschlossenerer Gegner hätte wahrscheinlich die Gunst der Stunde genutzt, aber die Lauterer befanden sich auf dem Rückzug, als in der 12. Minute Kentschke das sichere 2:0 verschenkte und vier Minuten später Nickel das Ausgleichstor schoß.

Die Pfälzer Abwehr konnte sich sehen lassen, doch dem Sturm fehlte der Nachschub. Ohne Friedrich und Geisert in Normalform kommt die Lauterer Sturmspitze nicht aus. Kentschke entfachte dort bis zum Schluß wenig Feuer, wo er auftauchte. Pirrung brannte nach gutem Start aus, und Ackermanns Grenzen wurden sichtbar, je mehr Schämer Boden unter den Füßen gewann.

Daß Friedrich und Geisert ihre gewohnte Rolle nicht spielen konnten, lag an der Order von Eintracht-Trainer Ribbeck. So mußte Trinklein sich in erster Linie um Friedrich, und Kalb sich um Geisert kümmern. Beide fielen aber für den Angriff des Eintracht-Spieles weitgehend aus. Immerhin konnte Kalb nach der Pause den Spieß umdrehen und zeitweise stürmen. Geisert wurde jetzt zu Deckungsaufgaben gezwungen und es zeigte sich klar, wo der Jüngere und wo der Ältere stand. Das Mittelfeldspiel bleib an diesem Tag hüben wie drüben ein Fragment. Bei den Lauterem war zudem Rehhagel auf Grabowski angesetzt und hatte mit dem Nationalspieler seine liebe Mühe.

Die besten Aktionen bei Frankfurt blieben ohne Lohn; ein 25-Meter-Schrägschuß von Hölzenbein an die Innenkante des Pfostens (29.), ein Kopfballtor Heeses nach Grabowski-Flanke (67.) das nicht zählte, weil der Schiedsrichter Grabowski den Vorteil nahm und pfiff. Dabei zeigte der anfangs sehr gute unparteiische Henning seine totale Schwäche, die er später oft wiederholte: Kein Gefühl für Vorteile.

Ein großer Tag seit vielen Wochen stellte sich für Nickel ein, der nach seinem ersten Tor eine gewaltige Steigerung zeigte und schußstärkster Stürmer der Partie war. Ihm kamen Hölzenbein und Grabowski in der Wirkung am nächsten. In der Abwehr der Eintracht aber tappste man eine Halbzeit lang völlig im Dunkeln.

Nach dem sicheren Schnarr, dem zuverlässigen Schwager und Kentschke, kam bei den Lautereren erst einmal ein tiefer Graben. Rumors Verdienste lagen mehr in der Offensive als in der Bewachung von Nickel. Fuchs und Diehl schlugen sich noch wacker.

Kaiserslautern war über das zweite Tor böse, das erst längst nach Ablauf der ersten 45 Minuten fiel. Aber SR Henning ließ nachspielen, da vorher die Lauterer bei Spielunterbrechungen die Partie mehrfach verzögert hatten.

Die Tore

0:1 (4:) Pirrung. Huberts ließ einen Abschlag von Schnarr zweimal aufspringen, Pirrung klemmte sich hinter den Ball und hob ihn über Dr. Kunter hinweg ins Tor; 1:1 (16.) Nickel, nach einer guten Kombination Hölzenbein-Heese (Kopfball) — Nickel mit Flachschuß ins lange Eck; 2:1 (45.) Nickel aus einem Torraumgedränge nach Flanke von Kalb.

Die Trainer

Erich Ribbeck (Eintracht Frankfurt): „Wir haben schwächer gespielt als in den letzten Wochen. Doch die Überlegenheit in der zweiten Halbzeit hätte zu mehr Toren führen müssen. Die Zuschauer wollten Trinklein heraushaben. Aber haben Sie seinen Gegner Friedrich gesehen? Auch Kalb hat Geisert restlos zugedeckt. Dadurch sind alle vier Mittelfeldspieler praktisch weg gewesen. Da konnte kein schönes Spiel mehr zustande kommen. Ich freue mich jedenfalls, daß Nickel und Hölzenbein sich wieder in aufsteigender Form befinden. Unsere Abwehr spielte schwach und hat in der ersten Halbzeit die Lauterer Sturmspitzen nicht unter Kontrolle gehabt. Überraschend die Unsicherheit von Huberts.“

Trainer Lorant (Kaiserslautern): „Der Sieg der Frankfurt war verdient. Darüber gibt es keinen Zweifel. Es war eine sehr schwache Partie, die nie Bundesligaformat hatte. Vielleicht wären wir nun Schluß noch zum Ausgleich gekommen, wenn die Mannschaft mehr Kraft besessen hätte. Wir hatten Pech mit den zweiten Tor. es fiel erst in der 47. Minute.“

 


Zwei Hämmer vom „Doktor Hammer“

Der neue Dreß wirkte keine Wunder, die Frankfurter im neuen frühlingsblauen Trikot gewannen zwar verdient 2:1 gegen Kaiserslautern, aber es war ein mühevoller, hart erkämpfter Erfolg. Die 12.000 Zuschauer hatten nach der großartigen West-Serie der Frankfurter viel mehr erwartet. Aber auf eigenem Platz kamen die Frankfurter gegen eine aufopfernd kämpfende Pfälzer Mannschaft. niemals so recht in Schwung.


Nickels Kopfball zum 2:1

Nur einer schien vom neuen Trikot zu profitieren. Es war der zweite Doktor in der Frankfurter Mannschaft, freilich derjenige, der nicht wie Torwart Dr. Kunter eine akademische Prüfung abgelegt hat, sondern dem der Anhang den Spitzname Dr. Hammer gegeben hat: Frankfurts schußstarker Linksaußen Bernd Nickel. Einige Zeit war's um ihn fast still geworden. Seine Schußstiefel hatten Ladehemmung. Gestern erzielte er beide Frankfurter Tore. Nickel selbst: „Heute flutschte es. Ich fühle mich so richtig wohl, aber ich hätte gar zu gern noch ein drittes Tor erzielt.“ Aber drei wuchtige Dinger gingen knapp vorbei.

Dafür bekam Nickel selbst einen schweren Schlag zu spüren: „Heute habe ich gespürt, was ein Hammer ist. Als ich zum zweiten Tor einköpfte, schlug mir Schnarr unbeabsichtigt mit der Faust auf den Kopf. Im ersten Moment spürte ich den Schmerz zwar nicht, denn ich sah den Ball im Tor. Aber dann brummte es ganz schön.“ Neben Grabowski spielte überraschend stark Bernd Hölzenbein, ein Mann, der mit „Fußspitzen-Fußball“ die überraschendsten Züge einleitet, aber auch unerwartet heftig abschießen kann. Spielerisch übertroffen wurde er allerdings von Rechtsaußen Grabowski, der allerdings von Rehhagel hart genommen wurde. Der Pfälzer mußte den Frankfurter Wirbelwind manchmal mit Ringergriffen festhalten.

Hinten spjelte die Eintracht, besonders in der ersten Halbzeit, „Freistoß-Fußball“: Erst das Leder halten, erst Überblick gewinnen und dann mit Ruhe aus dem Stand eine weite Vorlage geben. Das sah dann immer so aus, als hätte der Schiedsrichter Freistoß gepfiffen. Es wurde also viel zuwenig direkt gespielt. Erst gegen Spielende kam etwas mehr Fluß ins Spiel der Frankfurter, aber das war, als Kaiserslautern wie ein nach Punkten zurückliegender Boxer vorwärts marschierte und wenigstens noch das Unentschieden herausholen wollte.

Beide Trainer waren nach dem Schlußpfiff einer Meinung: „Es war kein gutes Spiel.“ Lorant: „Das war unter Bundesliganiveau. Unser Angriff hat zu primitiv gespielt.“ Kollege Ribbeck: „In der ersten Halbzeit hat es meine Abwehr überhaupt nicht verstanden, die Lauterer Spitzen zu halten, unsere beiden Mittelfeldspieler waren schwach und brachten keine Impulse. Aber immerhin: sie haben doch die gegnerischen Mittelfeldspieler schlecht aussehen lassen.“

Schiedsrichter Henning pfiff zwar gerecht, kannte aber keine Vorteilsregel, selbst als Heese (73.) auf Grabowskis Flanke ein drittes Tor erzielte, hatte er Sekunden vorher wegen eines Freistoßes für Frankfurt abgepfiffen.

Tore: 0:1 Pirrung (4.) nach Vorlage von Geisert. 1:1 Nickel (15.) nach Vorlage von Heese. 2:1 Nickel (45.) Kopfball nach Flanke von Kalb.

 


 

Zu viel für Grabowski

Kaiserslautern schien mit seinen Gedanken schon in der Kabine gewesen zu sein, als das entscheidende 2:1 fiel. Der Uhrzeiger lief auch schon seine 47. Umdrehung in der ersten Halbzeit. Dabei hatte es so gut für die Pfälzer begonnen. 1:0 nach nur vier Minuten, als Eintracht den Ball nicht aus dem Strafraum herausbekam. Und fast 2:0 acht Minuten später. Ackermann hätte nur ruhig zu zielen brauchen, als er im richtigen Winkel vor Kunter auftauchte. Doch der Mann, der bei Kaiserslautern zuviel rennt und zuwenig spielt, donnerte den Ball hastig wer weiß wohin.

Frankfurt, in den letzten Spielen darauf geeicht, unter Druck zu stehen (dreimal hintereinander auswärts, im Westen) wußte mit dem Raum nichts anzufangen, der sich der Mannschaft plötzlich bot. Frankfurts Spiel verknotete sich schon im Mittelfeld, weil keiner es mit langen Pässen zu öffnen versteht. Der einzige, der das Durcheinander entwirren konnte, war Grabowski. Aber das Eintracht-Spiel verlangt zuviel von ihm: Das Spiel zu gestalten, es nach vorn zu reißen, die Flanken zu schlagen. Eine Sturmspitze besaß Eintracht nicht — dazu ist Heese, der Kopfballkanonier, fußballerisch zu schwach geblieben. Kämpfen, rennen allein macht noch keinen Mittelstürmer!

Auch Kaiserslautern spielte praktisch ohne Spitze: Kentschke liegt es auch eher, von außen „zu kommen". Die Lauterer produzierten ein paar verblüffend klare Spielzüge, hatten dann aber immer einen Mann dazwischen, der alle verheißungsvollen Ansätze stoppte. Gute Schützen brachten beide nicht mit aufs Feld. Es hätte sonst öfter gekracht. Ein Spiel mit wichtigen Punkten für Eintracht. Ein Spiel aber auch, das man schnell vergißt. (Kicker)

 


 

Frankfurt macht es keinem leicht

Am längsten unbesiegt ist jetzt Eintracht Frankfurt: In sieben Spielen hintereinander holten die Frankfurter (stets in gleicher Formation spielend) folgende Ergebnisse heraus: 0:0, 1:1, 2:2, 0:0, 2:1, 1:1, 2:1. Das Toreschießen gegen Eintracht ist keine leichte Sache mehr.

 

Grabowski nach Valencia?

FRANKFURT: Jürgen Grabowski soll nach Spanien gelotst werden: Zwei Angebote wurden Frankfurts National-Flügelstürmer schon telefonisch unterbreitet: Vom FC Sevilla, den Max Merkel trainiert, und vom FC Valencia. Ehe Jürgen sich dazu äußert, will er erst einmal genau wissen, was die Spanier wirklich wollen und wie sie sich die Regelung der Dinge (auch finanziell) vorstellen. Heute und morgen kann Jürgen ohnehin nicht weg von der Eintracht, er ist an sie noch bis 1971 gebunden.

Jürgen plagt sich zur Zeit mit einer Verletzung herum, die er sich bei einem Zusammenprall mit Kaiserslauterns Torhüter Schnarr zuzog. Montag und Dienstag konnte er nicht trainieren. Auch gestern mußte es Jürgen leicht angehen lassen: „Ich kann mich noch nicht bücken, ohne daß ich unheimliche Schmerzen verspüre.“

 

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